Wir leben in einer Zeit der Superlative, alles muss schneller, besser und vor allem viel grösser sein. Die Politik, die Wirtschaft und im Besonderen die Finanzbranche haben sich diesem Trend bereits so stark hingegeben, dass ein Unterscheiden zwischen Sinn und Unsinn immer schwieriger wird. Edward Abbey (1927-1989) hat es treffend beschrieben: „Wachstum um des Wachstums willen ist die Ideologie der Krebszelle.“
Einige Bereiche sind von diesem überbordenden Grössenwahn besonders betroffen.
Bei den Staatsschulden ist dieser Trend am offensichtlichsten. Der mediale Fokus liegt bei den expliziten Schulden, also den sichtbaren. Das sind jene, die heute über Staatsanleihen finanziert werden. Die EU-Konvergenzkriterien „erlauben“ Staatsschulden von 60 Prozent des BIP. Die grossen Volkswirtschaften in Europa haben diesen Wert schon lange überschritten, der EU Durchschnitt (2011) liegt bei 88 Prozent.
Seit den 1970er Jahren hat man neben den expliziten Schulden ein wahres Monster geschaffen – die impliziten Staatsschulden. Das sind Versprechungen des Staates gegenüber seinen Bürgern. Im Zentrum steht das staatliche Gesundheitswesen oder die staatliche Altersvorsorge.
Die Politik hat dem Bürger immer mehr Sozialleistungen versprochen, ohne für die nötige Finanzierung zu sorgen.
Je nach Quelle liegen diese Verpflichtungen im Verhältnis zum BIP bei rund 400 Prozent (Deutschland), 500 Prozent (Frankreich), 450 Prozent (EU-Schnitt) oder für die USA bei 1’500 Prozent.
Neben der Unfähigkeit, die bereits gemachten Schulden jemals zurück zahlen zu können, zeigen die zusätzlichen impliziten Schulden deutlich, wie bankrott das westliche System ist. Leistungen, die versprochen, aber nie finanziert wurden, müssen irgendwann ersatzlos gestrichen oder stark reduziert werden. Enorme soziale Unruhen sind vorprogrammiert.
Unübertreffbar in Sachen Grössenwahn sind jedoch die Derivat-Bestände der Banken. Mit Derivaten kann man Waren oder Sachen versichern oder diese abbilden. Man müsste meinen, dass die Realwirtschaft dafür gross genug sei. Doch bei genauerem Hinschauen muss man feststellen, dass beispielsweise schon nur die US Bank JP Morgan ausstehende Derivate in der Grössenordnung der globalen jährlichen Wirtschaftsleistung hat. In Zahlen sprechen wir hier von 70‘000 Milliarden Dollar. Die gesamten globalen Derivate sind mit rund 700‘000 Milliarden Dollar 10 Mal grösser als die jährliche Wirtschaftsleistung. Sprich, wenn nur 10 Prozent der Bestände Probleme verursachen, wird die globale Wirtschaftsleistung eines Jahres vernichtet. Zu Recht muss man sich hier grosse Sorgen machen. Umso mehr, wenn man weiss, wie schlecht das Risikomanagement der Banken funktioniert und wie schwach ihre Bilanzen sind.
Nur schon die Derivat-Positionen zeigen auf, dass die Banken zu gross sind für die reale Wirtschaft. Die Finanzbranche wird in den nächsten Jahren drastisch schrumpfen. Die Realwirtschaft braucht keine Zombie-Banken, auch keine Banken, die den Libor Zinssatz nach ihrem Gutdünken manipulieren. Wir brauchen Banken, die Produkte für die reale Wirtschaft anbieten.
Das Verlangen der Politik nach kleineren Banken wurde unter dem Modewort „Too big to fail“ subsummiert. Doch bis jetzt ist genau das Gegenteil passiert. Vor allem im Ausland wurden die Finanz-Konstrukte durch ständige Übernahmen nur noch grösser und unüberschaubarer. Aber auch in der Schweiz sollten wir uns Sorgen machen, haben die Bilanzen der CS und der UBS gemeinsam eine Grösse, die 4.2 Mal dem BIP des Landes entspricht. Nicht in dieser Bilanz enthalten sind die Derivate, denn diese werden bekanntlich ausserhalb der Bilanz geführt.
In der Politik sieht man ebenfalls einen beängstigenden Trend. Sie reagiert in Krisen immer gleich – noch mehr Gesetze, noch mehr Verordnungen und noch mehr Regulierungen. Gleichzeitig findet auch eine Machtkonzentration statt, die vor allem in Europa gut sichtbar ist. In Brüssel wird immer mehr Macht konzentriert, und der Grössenwahn kennt keine Grenzen. Man meint, dass die Politik mit (fremdem) Geld jedes Problem lösen kann. Das ist Planwirtschaft in Reinkultur und sollte auf alle Arten bekämpft werden.
Unsere Gesellschaft flüchtet immer wieder in die gleiche Richtung. Wir suchen Schutz im „Grösseren“, anstatt uns auf die eigenen Stärken und auf das Überschaubare zu konzentrieren. Die Geschichte lehrt uns, dass grosse Gebilde meistens nicht lange Bestand haben und in sich zusammen fallen. Das wird auch dieses Mal nicht anders sein. Eine gesunde Wirtschaft muss ohne Stimulierungen auskommen können. Wir müssen zurück zur freien Marktwirtschaft und weg von der Planwirtschaft. Das Muster bei den überforderten „Rettern“ ist der Grössenwahn in der Geldschwemme, den Regulierungen und falschen Versprechungen. Dass diese „Hilfe“ nicht nachhaltig funktioniert, sollte man inzwischen erkannt haben. Weder in Japan, noch in den USA oder in Europa hat man mit immensen Summen die Wirtschaft stimulieren können. Durch die ausufernden Schulden wurde ein Pakt mit dem Teufel geschlossen – und dieser wird schon bald seinen Tribut einfordern.
Wir brauchen eine Depression, die uns von diesen Lastern befreit. Die heutigen Schulden/Verpflichtungen können nicht mehr durch redliche Arbeit abbezahlt werden. Lasst die Depression ihr Werk vollenden – nur sie kann die immensen Verwerfungen bereinigen. Wie nach einem Waldbrand kann danach wieder neues (wirtschaftliches) Leben spriessen. Haben wir den Mut, es zuzulassen – es ist der einzige Ausweg.
Stimmt. Leider. Zur Zeit wird der „Patient“ mit Schmerzmitteln vollgestopft, aber nicht geheilt. Man ist in einer selbstverschuldeten Sackgasse. Es ist doch so, dass man von Leuten, die bereits arbeitslos, ausgesteuert oder wegen des Alters in ausssichtsloser Situation sind, nicht Einschränkungen verlangen kann. Leider spricht man in Europa kaum von „mehr Leistung in einem längeren Arbeitsleben erbringen“.
Die Globalisierung ist keine Einbahnstrasse. Die Konkurrenz von aussereuropäischen Ländern wird von der Politik ingnoriert. Ignoriert wird zudem, dass uns die Arbeit infolge der Automatisierung immer mehr ausgehen wird. Dies betrifft nicht nur die Grossindustrie. Trotzdem lassen wir Massen von ungeschulten Leuten mit europafremden Kulturen nach Europa/Schweiz. Der Anstieg der Sozialkosten spricht Bände. Die Multikulti-Gesellschaft birgt sozialen Sprengstoff. Die Politik ingnoriert’s. Die Personenfreizügigkeit erzeugt, obwohl von der Politik geleugnet, tiefere Löhne in der freien Wirtschaft. Flankierende Massnahmen tragen den Stempel der Staatswirtschaft. Wird ignoriert.
Natürlich gilt das nicht bei den Angestellten im öffentlichen Dienst. Diese bedienen sich weiter, denn die Macht der Verwaltung ist auch bei uns immer grösser geworden. Die Zuverlässigkeit (Beachtung von Treu und Glauben) in der Politik und bei den Gerichten ist stark im Schwinden begriffen. Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf macht’s vor.
So ist das obige Szenario nicht unrealistisch. Eine Rosskur, die wirken kann. Nur, wer bezahlt die dabei entstehenden Verluste? Wie immer, der kleine Mann… Und hier könnten Ereignisse stattfinden, wie damals im Libanon oder sonstwo auf der Welt von gestern.
just for info
fyi