Der Kapitän ist aufgetaucht. Urs Rohner meldete sich heute kurz vor sieben in der Früh nach mehrwöchiger Havarie seiner „Costa Credit Suisse“ auf der Brücke zurück.
Rohners Botschaft: Wir sind stark, wir sind auf Kurs, uns kann nichts passieren.
Die Mannschaft reibt sich die Augen. Was Rohner verkündet, passt nicht zu den beschlossenen Massnahmen.
Neue Strategie? Fehlanzeige. Neue Köpfe? Denkste. Neue Business-Initiativen? Nicht in Sicht.
In einem Wort: Rohner bringt „More of the same“.
Statt das Steuer herumzureissen und die schlingernde, Marktanteile verlierende Finanzgruppe neu auszurichten, treibt der Wirtschaftsanwalt den Ausverkauf ans Ausland voran.
Nach den Arabern holt Rohner Singapur an Bord. Mit ihrem Temasek-Staatsfonds als neuen CS-Grossaktionär kapern die Chinesen nach der UBS auch die 2. Schweizer Grossbank.
Für Rohner erstaunlicherweise ein Grund zum Jubeln. Er wolle „die unangefochtene Kapitalstärke“ behaupten.
Damit setzen sich Rohner und sein CEO Brady Dougan in die Nesseln. Als die SNB vor Monatsfrist auf den Putz haute und ultimativ mehr Kapital forderte, ging das CS-Spitzenduo auf Konfrontationskurs. Die Kritik der SNB bezeichnete Dougan damals als „schwer nachvollziehbar“.
Jetzt ist alles anders. Insgesamt 15 Milliarden Franken neues Kapital organisieren die beiden CS-Oberchefs, ein massiver Sprung im Vergleich zu heute.
Dadurch verdoppelt sich zwar die CS-Kapitalquote nach den neuen Basel-Standards. Gleichzeitig rasselt die Glaubwürdigkeit der CS-Chefs in den Keller. Sie gehen vor der SNB in die Knie.
Nichts Neues bringt Rohner beim wichtigsten Thema, der Besetzung auf der Brücke seines CS-Tankers. Der 52-jährige fällte keinen einzigen wichtigen Führungsentscheid – und das trotz einem einzigartigen Aktienkurszerfall in den letzten Wochen.
Für die Credit-Suisse-Belegschaft im Maschinenraum des Riesenschiffs bedeutet das nichts Gutes. Ihr Schicksal liegt in den Händen eines Kapitäns, der selbst bei Alarmstufe Rot einfach geradeaus weiterfahren lässt.
Brady Dougan, Rohners erster Steuermann, darf weitermachen, als wäre nichts geschehen; obwohl Dougan nach seinem Fight mit der Notenbank sein Kapital in der Schweizer Öffentlichkeit weitgehend aufgebraucht hat.
Der CS-CEO entpuppt sich in der Krise als Lotse ohne Plan. Dougan bringt keinen neuen Vorschlag, was Kunden und Geschäft angeht. Sondern er zwingt die Crew einfach zu mehr Einsatz. Viel Kreativität ist dafür nicht nötig.
Die jährlich 2 Milliarden Kosten-Einsparungen, die bisher gegolten haben, schraubt Dougan kurzerhand auf 3 Milliarden hoch.
Bluten müssen die Matrosen. Für sie heisst eine Milliarde Zusatzreduktion noch mehr Abbau, noch mehr Entlassungen, noch mehr Auslagerungen ins Billigausland.
In der Summe wird klar: Die CS und ihr oberster Kopf Rohner haben keinen Befreiungsschlag lanciert, sondern eine Nebelpetarde gezündet.
Rohners umfangreiche Kapitalmassnahmen und die vielen Kosteninitiativen seiner operativen Spitze vernebeln den Blick auf die Kernfragen: Wohin will Rohner das CS-Schiff steuern? Wer soll seinen Kurs umsetzen?
Darauf gibt der Kapitän heute ebenso wenig eine Antwort wie zuvor. Das verschafft jenen Stimmen Auftrieb, die im Wirtschaftsanwalt mit Medienkarriere und steilem Aufstieg im Swiss Banking den falschen Mann für den schwierigen Job sehen.
Dabei wäre die Aufgabe weder komplex noch unlösbar.
Seit Monaten ist klar, dass die CS unter Investmentbanker Brady Dougan keine echte Kursänderung vornehmen kann. Dougan kann seine Herkunft nicht leugnen, ihm liegt das Investmentbanking nah.
Das Festhalten an der Bonus-Kultur spricht Bände.
Zwei Zahlen bringen dies auf den Punkt. Im 2. Quartal sank der Vorsteuergewinn der CS-Investmentbank um 62 Prozent gegenüber den ersten 3 Monaten des Jahres. Der Personalaufwand nahm jedoch in Dougans Paradedisziplin nur halb so stark ab, nämlich um 30 Prozent.
Während in der Domäne der Angelsachsen relativ gesehen weiter gut verdient wird, müssen die mehrheitlich in der Schweiz angesiedelten Vermögensverwalter inklusive Support die Zeche zahlen. Der Vorsteuergewinn im Private Banking nahm um 28 Prozent zu, die Löhne und Boni sanken hingegen um 7 Prozent.
Auch hier gilt: „The same old story“. Bei der CS profitieren die Angelsachsen und zahlen die Schweizer die Zeche.
Das ist Dougan, das weiss man. Das Problem ist Rohner. Er lässt es zu.
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Die beliebtesten Kommentare
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Urs Rohner soll doch Werbung für Tom Ford Kleider machen – hier wäre es wohl erfolgreicher als bei Credit Suisse. Er passt auch besser z.B. zu einer Werbefirma als zu einer Schweizer Bank.
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Die versteigern sogar meine Höhle an der Uetlibergstrasse:
http://www.sonntagszeitung.ch/wirtschaft/artikel-detailseite/?newsid=224792-
Die CS könnte auch mal 200 bis 300 ihrer Topkader (D/MD) „streamlinen“. Da sparen sie auf einer „annual recurring basis“ locker das gleiche wie sie als „one-off“ für die UH reinholen.
Irendwie etwas scary..
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Grosses Interview mit Urs Schettino in der NZZ. Wer das liest, braucht auch gleich einen air sickness bag dazu:
http://www.nzz.ch/aktuell/wirtschaft/wirtschaftsnachrichten/es-wird-einen-kulturwandel-geben-muessen-1.17383435
Weg mit diesem Mann! WEG! -
Der Fernsehmann und der Läufer laufen wie manchmal ein OL-Sportler in die falsche Richtung und werden verlieren. Hoffentlich !!!
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Das Q2 12 kommt ganz OK daher und die EK Quote wird nun doch noch erhöht. Nur, wer glaubt B. Dougan et al. den Turn-Around?
Denn „Old Habits Die Hard“. Ein Beispiel dafür ist Seite 37 der heutigen Q2 Power-Point Präsentation: Freundlicherweise macht CS für die im 2010 und 2011 gesprochenen, aber erst zukünftig auszuzahlenden Cash-Boni ein Angebot diesen Betrag in Aktien zu Fr. 16.29 zu konvertieren. Was ist daran falsch?
Antwort: Der Bonusplan unterliegt einer Performance-Entwicklung, es steht sogar auf dem Slide! Ein Parameter sei der ROE der CS. Earnings per Share sinken laufend und dazu ist die Bank noch unterkapitalisiert. Hallo! Der ROE ist im Steilflug nach unten. Statt dass diese Bonusversprechen um 4/5 gekürzt werden, kann der ganze Betrag zu einem sehr attraktiven Preis in Aktien umgetauscht werden!!! Sie verkaufen es der „Welt“ einfach unter dem Deckmantel der Kapitalbeschaffung.Das CS Management macht dieses Spiel laufend. Zuerst setzten sie die Kohle in den Sand und danach teilen sich die gleichen Leute zu unterirdischen Preisen die abgeschriebenen Papiere wieder zu. Die „Dougan-Gamblers“ spielen mit gezinkten Karten = Spielverbot.
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Interessanter Aspekt. Dann darf man sich natürlich fragen, wie Herr Rohner gerechnet hat, als er meinte, 80% der Kapitalmassnahmen seien nicht verwässernd…
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Ich denke da gibt es noch eine bessere Variante (leider bei unseren Füdlibundesräten nicht durchsetzbar vlg. analog dazu die Debatte über zuviele Deutsche). Kontingente bei UK und insbesondere USA Manager / Mitarbeiter einführen. Ach ja die USA sind bekanntlich nicht EU-Mitglied.. und die UK ist nur der 15-te Bundesstaat der es endlich gilt in der Flagge der USA als weiteren Stern hinzuzufügen.
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Die CS wird (auch wenn dies nicht so an die Oeffentlichkeit gedrungen ist) weitere Stellen outsourcen und Kündigungen im Zentralen Service (Operations, IT, ect) vornehmen Die anglo-amerikanische Manager Kultur (vlg UBS) hat scheint wohl trend zu sein. Die wissen sich zu helfen – Ihren stolzen Lohn und Bonus zu erhalten. Dafür werden 1250 CH-Ma auf die Strasse gestellt. Der Steuerzahler kann blechen. Rohner der einfache Wirtschaftsanwalt (wäre wohl besser mit seiner Dame Regisseur geworden) und Dougan der seine Seilschaften anlog-amerika IB und sonstige Streuner immer noch die Stange hält ganz nach dem Motto: IB wird wiederkommen, deshalb braucht es die Leute und wenn es 50 Jahren dauert (ach ja dann bin ich ja weg – Geld abgezockt habe ich genug). Nocheinmal VR Rohner muss ersetzt werden, Dougang ebenfalls und wieder eine Kapazität her, der den Anglo-und Amis die Grenzen zeigen resp. aus der Unternehmung hemmungslos rausschmeissen. Die zahllosen gescheiterten in UK/USA Unternehmungen (insbesondere Banken) mit den ihren Selfmade Manager sind ja zwischenzeitlich bekannt. Lasst die CS nicht kaputtmachen !
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Aber wer? Den CH-Kräften wurde aus den eigenen Reihen jahrelang der Schw. und die Ei. „abgebissen“. Nun haben wir nur noch Schönwetterkapitäne die im A. der Angelsachsen „leben“; das macht mich nicht zuversichtlich!
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H-U Meister (et al.) wird ganz oben mitmischeln. Sein Unit ist die Stabilitätsperle B. Dougan et al. (inkl. W. Berchtold) kennen die Spielregeln aus dem (Investment-) Banking: Wer am meisten Geld macht, hat das sagen. No matter what. Da Dougan nun das Ende kommen sieht, präpariert er seinen golden Fallschirm. Er wäre ein schlechter Trader wenn er dies nicht täte. Ebenso gehört W. Kielholz nun definitv weg. Seine Visionen des Turbo Kapitalismus haben bei CH-Unternehmen genug Schaden angerichtet. Sein „Netzwerk“-Gedanke kann man auch als Schweizer Filz bezeichnen.
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Ich finde der Kielholz gehört nicht nur weg, sondern für immer weggesperrt. Der ist gemeingefährlich für alle Kleinaktionäre. Somit könnte er diese nicht mehr mit gestört hohen Kapitalerhöhungen bis auf null verwässern.
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Es ist nur noch eine Schande was hier abgeht. Es gibt keine Worte mehr.
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„…“
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Singaporeaner als Chinesen zu bezeichnen ist nur peinlich. Das waere als wuerde man Schweizer als Deutsche bezeichnen (oder umgekehrt).
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Ich denke nicht, dass es bei diesem Thema hierum geht…
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Wenn lh nicht mal die Nationalität der Investoren richtig bezeichnen kann, wie kann man den Rest des Artikels Ernst nehmen ?
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Die Schiffsmetaphorik gefällt mir. Für meine Ex-Kollegen in der Wertekrise empfehle ich «Der Untergang der Titanic» von H.M. Enzensberger sowie «Schiffbruch mit Zuschauern» von Hans Blumenberg. Und zu Rohner passen die vielen Szenen aus den Titanic-Filmen: Iceberg dead ahead.
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…“Das Boot“ wäre hier auch zu erwähnen… …und allenfalls „Unheimliche Begegnung der Ditten Art“…
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Endlich hab ich’s durchschaut: LH wollte gerne, konnte aber nie bei Banken arbeiten, deshalb sein plakativer und hetzerischer Hass gegen eben diese.
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Sie haben es voll durchschaut!
Bob Woodward wollte US Präsident werden.
Niklaus Meienberger wäre gerne Armeegeneral und Roberto Saviano Chef der Camorra geworden.
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Wie soll dies nur weitergehen mit diesem Credit Suisse Management?
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Nicht.
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Bitte keine so saudummen Aussagen.
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Auch InsideParadeplatz sollte exakt arbeiten: Temasek = Singapore und nicht China
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Korrekt! Beim zweiten Sing-Fonds „GIC“ steht allerdings bloss „Singapore“ ‚drauf, aber es ist Abu Dhabi drin. Alles klar?
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Schwache Leistuing von Inside Paradeplatz mit dem Schreierischen Titel, dass nun die Chinesen kommen ! Solche Artikel kann ich nicht ernst nehmen und stärkt nicht den Ruf von IP !
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– The manager administers; the leader innovates.
– The manager is a copy; the leader is an original.
– The manager maintains; the leader develops.
– The manager focuses on systems and structure; the leader focuses on people.
– The manager relies on control; the leader inspires trust.
– The manager has a short-range view; the leader has a long-range perspective.
– The manager asks how and when; the leader asks what and why.
– The manager has his or her eye always on the bottom line; the leader’s eye is on the horizon.
– The manager imitates; the leader originates.
– The manager accepts the status quo; the leader challenges it.
– The manager is the classic good soldier; the leader is his or her own person.
– The manager does things right; the leader does the right thing.
Aus dem Buch „On Becoming a Leader” – Warren BennisFür mich ist die Einschätzung von Brady und Rohner glassklar. Leider heisse ich weder Kielholz noch Lee, kann daher nur zuschauen, Kopf schütteln, und Geld wegzügeln…
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Wahrlich, Leader haben Sie bei der CS keinen zuoberst. Schaut sie Euch bloss ‚mal an! Die meisten könnten keine Pfadigruppe erfolgreich, das heisst auch verantwortlich, führen. Alles Struktur- und System-Zombies!
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Schweizer erwacht endlich! Die schönen Zeiten von „Krediti“ „Bankgesell“ „Verein“ etc. sind vorbei. Gehört alles den Arabern, Asiaten, Amerikanern, Russen etc. Wer hat sie verkauft? Eigentlich ist die Frage zu stellen, wieso dasrf eine ausländisch beherrschte Gesellschaft (z.B. CS) derart massiven Grundbesitz in der Schweiz haben?
Dass in den Banken alles auf dem Buckel der Kleinen ausgefochten wird ist wohl klar. Die neuen Besitzer sind nicht interessiert, im alten Stil Bankgeschäfte zu machen, die wollen Milliardengewinne und die sind nur mit Investmentbanking (sprich Casion Betrieb) zu machen (von verdienen sollten wir nicht reden). Willfährige Manager haben die Banken immer gehabt (die Zeiten Niklaus Senn sind schon lange vorbei). Diese Manager wollen nur ihren persönlichen Reichtum, die normalen Bankgeschäfte, die Aufsicht und die Mitarbeiter sind nur notwendige Übel.
Der Chef der MunichRe (sicher kein Antikapitalist) hat recht, wenn er fordert, dass keine Bank so gros sein darf, dass sie nicht problemlos Konkurs gehen kann, und dass das Investmentbanking abgetrennt werden muss.
Aber genau das wollen die Banker und die neuen Eigentümer nicht, denn dann sind die Milliardengewinne a priori unmöglich.-
Interessanter Aspekt, das mit dem Grundeigentum. Die CS ist tatsächlich bereits heute mehrheitlich ausländisch beherrscht, wohl auch nach der Definition der Lex Koller. Wäre hier nicht das EJPD in der Pflicht?
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Es gibt zum Glück noch Banken in der Schweiz, dessen Gesellschaftsform eine Übernahme verunmöglicht – da bin ich absolut froh darüber!
Nicht ohne Grund wurde das Jahr 2012 von der UNO zum Jahr der Genossenschaften.
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@josef i. fischer: Sehe ich ähnlich wie Sie. Solange unsere Bundesregierung so naiv ist und im Worst Case gewisse marode, offenbar „systemrelevante“ Banken mit Geld aus der Staatskasse und somit auf dem Buckel der Steuerzahler und nicht der Aktionäre saniert, d.h. ohne dass der Aktionär und das Management ihre Risiken selbst tragen müssen, werden immer mehr grosse Fonds solche Investments tätigen und die Investment Banker mit ihrem Casino weitermachen. Das sind doch nach wie vor total verkehrte Anreize. Diese Investoren erhalten für ihre Anlage in „systemrelevante“ Bankaktien faktisch eine Schweizer Staatsgarantie und auch in einer Verlustphase wäre es einer Bank wie der CS noch erlaubt, Boni auszubezahlen. Der Bund würde es bei der CS nicht anders machen wie damals bei der UBS. Egal ob Angelsachsen oder nicht, die Lobby der Banker ist immer noch viel zu gross.
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LH beschreibt die Lage recht gut! Die 125 MIO
Einsparungen für die Beerdigung der CL reicht vermutlich nicht einmal für die IB Boni.
Dafür muss in der CH weiter gespart werden.
Mit dem aktuellen Führungsduo wird die CS nie mehr auf Touren kommen, schade, dass der VR das nicht endlich realisiert.
Das Klima in der Belegschaft ist so schlecht wie nie zuvor. Abgesehen von ein paar Schmarotzer zittern Tausende um ihre Stelle! -
So wie Sie die da oben den Untergang der Clariden Leu still hinnahmen so still nehmen Sie den UNTERGANG der CS hin und niemand reagiert! Bravo Schweiz wie visonär war doch die Austellung in Spanien „SUIZA NON EXISTE“
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Outsch!
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So wie Sie die da oben den Untergang der Clariden Leu still hinnahmen so still nehmen Sie den UNTERGANG der…
LH beschreibt die Lage recht gut! Die 125 MIO Einsparungen für die Beerdigung der CL reicht vermutlich nicht einmal für…
Schweizer erwacht endlich! Die schönen Zeiten von "Krediti" "Bankgesell" "Verein" etc. sind vorbei. Gehört alles den Arabern, Asiaten, Amerikanern, Russen…