In der NZZ taucht ein Gespenst aus der Vergangenheit auf. Urs Seiler, einst bei der Bankgesellschaft (SBG) eine grosse Nummer, schlägt eine neue UBS vor.
Seiler ist nicht irgendein Banker. Er gehörte bei der Grossfusion von 1998 mit dem Bankverein zur operativen SBG-Spitze.
Der Schweizer war der einzige SBGler, der einen Sitz in der neuen Konzernleitung unter Marcel Ospel ausschlug und eigene Wege ging, unter anderem als Berater beim Verkauf der Republic-Bank von Edmond Safra an die HSBC.
Seiler gilt als Topmann, sein Wort hat in der Finanzszene Gewicht.
Umso brisanter ist, was Seiler vorschlägt. Er will die UBS revolutionieren.
Der nicht aus der Krise findende Moloch, der kaum mehr zu steuern ist, soll wie die alte SBG entlang den grossen Welt-Regionen ausgerichtet werden.
Seiler Who?, mag UBS-CEO Sergio Ermotti heute morgen bei der Lektüre seine Berater fragen. Der Name dürfte dem Chef der Grossbank nichts sagen.
Den Vorschlag zur Seite wischen sollte der Ticino-Grossbanker aber nicht. Seilers Bigbang könnte Ermottis Erlösung werden.
Nach 12 Monaten an der Spitze hat der kaum präsente UBS-Chef immer noch kein Mittel gegen die Krise gefunden. Die Orientierungslosigkeit seiner Bank droht zum lähmenden Dauerzustand zu werden.
Der Aktienkurs dümpelt zwischen 10 und 11 Franken, ein Schatten einstiger Grösse. Im 1. Ermotti-Jahr liegt die Performance praktisch bei Null.
Der Vorschlag von Seiler, der mit Kollegen die Zürcher BSS Capital Partners führt, ist bahnbrechend. Er erinnert ältere Semester an das berühmte interne Telefonbuch der SBG.
Dieses bestand aus 4 Farben, welche die jeweiligen Sparten abbildeten. Ein Teil repräsentierte das Ausland, einer die Schweiz.
Darauf baut Seilers Idee für eine neue UBS als Universalbank mit grosser Vermögensverwaltung und integriertem Investmentbanking auf.
Seiler schlägt die Aufteilung der Grossbank in vier Regionen vor: Schweiz, Asien, Amerika und Europa. Über diesen gäbe es ein Corporate Center mit Holding-Funktionen.
Die UBS-Aktie könnte laut Seiler in einer zweiten Phase entlang dieser Regionen in vier Titel gesplittet werden. Jeder Aktionär erhielte somit vier Baby-UBS.
Bei Seiles Wurf handelt es sich um den ersten ausgereiften Plan eines Insiders, der die Geschichte der Bank bis zurück in die 1990er Jahre aus eigener Erfahrung kennt und weiss, dass die UBS mit der Fusion und der Kommandoübernahme durch die Ospel-Boys auf Abwege geriet.
Dort liegt für viele Kenner der Bank der Ursprung ihrer never ending Krise. Dort setzt Seiler den Hebel an.
Das Geniale an seinem Wurf ist dessen Schlankheit und das Einfache. Ist etwas einfach, ist es meistens gut.
Vor allem im Vergleich zur heutigen Matrixorganisation der Bank, die laut Seilers NZZ-Artikel per se „nicht optimal sein kann“.
Aufsehen erregend ist, dass Seiler die UBS nicht einfach zu einem „fetten“ Vermögensverwaltungs-Sparschwein zurechtstutzen will.
Vielmehr skizziert er einen Weg, wie das grosse Investmentbanking in eine neue, zukunftsträchtige Organisation überführt werden kann
Die Paradedisziplin, das globale Private Banking, würde neu Teil der Schweizer UBS. Diese würde wie einst zum wichtigsten Bereich aufgewertet.
Die übrigen Regionen wären ebenfalls stark in der Vermögensverwaltung, aber auch Kommerzgeschäfte wären möglich.
Der Vermögensverwaltung zugeordnet würden jene Geschäfte der Investmentbank, die es für ein Weltklasse-Wealth-Management braucht: Handel mit Aktien, Obligationen und Devisen.
Seilers Vorschlag trifft zwei Fliegen auf einen Schlag. Die Organisation würde wieder lenkbar. Und die Integration zentraler Teile der Investmentbank in die Schweizer UBS-Einheit würde sicherstellen, dass die Bank tatsächlich nur noch Kunden- statt Eigenhandel betreibt.
Seiler spricht vom „Profitcenter-Ansatz“. Die Bank könnte sich dadurch „besser auf das je nach Region unterschiedliche Geschäftsgebaren („way of doing business“) einstellen“, meint der Vordenker einer neuen UBS.
Kleiner, dezentraler, eigenständiger und vor allem: selbst verantwortlich. Dann würde die schöne neue UBS-Welt auch viel weniger Risiken für das Ganze bergen, meint Seiler.
„Mit der Zuteilung von Eigenkapital an jede Geschäftseinheit – und damit verbundenen regulatorischen Auflagen – müsste verhindert werden können, dass eine einzelne Geschäftseinheit die Gesamtbank kontaminiert“, schreibt er in der NZZ. Die Schweizer Steuerzahler wären dankbar.
Alle würden profitieren. Eine dezentrale Organisation verspreche im Gegensatz zu einer zentralen eine „höhere Identifikation und Motivation der Mitarbeiter in den Regionen“.
Gerechnet werden könne auch mit einer „erheblichen Effizienzsteigerung“, meint Seiler, was eine „höhere Bewertung der lokalen Einheiten und damit der gesamten Bank“ zur Folge haben dürfte.
Dagegen sträuben könnte sich eigentlich nur eine Gruppe: die Manager der oberen Stufen. Erstens bräuchte es ohne komplizierte Matrix mit viel Koordinationsaufwand viel weniger davon.
Zweitens wären die Chefs der kleineren regionalen UBS-Einheiten weniger mächtig als die grossen Manager der heutigen Gruppen-Konzernleitung. Entsprechend würde das Salär sinken.
Interessanterweise brachte Ermotti-Vorgänger Oswald Grübel als Erster die Idee von mehreren geographisch ausgerichteten Mini-UBS mit eigenem Kapital und eigener Börsenkotierung ins Spiel.
Wie so vieles, das Grübel anpackte, versandete auch diese Initiative im Sand.
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Die beliebtesten Kommentare
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Macht sehr viel Sinn. Aber die teuren Berater (Mc Kinsey etc.) fahren derzeit eine andere Linie. ‚Line-of-Sight Management‘, Matrix etc. sind das Gebot der Stunde obwohl jeder, der wirklich im Business war, die Entscheidungen besser Nahe beim Kunden gefällt werden. Bleibt zu hoffen, dass Regionale- und Länderstrukturen wieder mehr an Gewicht gewinnen.
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Die Strategie der Grossbanken in der Schweiz muss überdenkt werden, das ist klar. Aber, leider, leider regulatorische- und Kapitalanforderungen geben den Ton an!
Ich bin sicher, dass VR-Präsidenten mit CEO’s der UBS und CS werden alle mögliche und effiziente Optionen – berücksichtigen und dann diese asap implementieren. Es braucht vielleicht 3 bis 5 Jahre bis wann die Erfolge dann zu tragen kommen. Es ist ein lange aber sehr interessante Prozess.
Lassen wir uns überraschen und die Schweiz wird Dankbar sein.
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Urs lets do it, I will be on board!
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sja
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let’s do it, bin sofort dabei, die Umsetzung an die Hand zu nehmen! just call me!
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Tönt gut, aber hat man die Kraft und den Mut, das Schiff auf neuen Kurs zu bringen. Will man überhaupt auf „alte Hasen“ hören?
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Urs leider geht die bank in eine andere richtung, schau dir bloss WM europe an, Stott will gerade das gegenteil.
Das WM ist voll mit idioten und mit überbezahlten uhnw leuten die dem neugeld hinterher rennen welches dann 15bps abwirft.
Ubs mitarbeiter sind leider alles angsthasen und machen sich in die hosen vor dem nächsten corecycle! Traurig.
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Urs packen wirs an ich bin dabei ein alter Kamerad 1999-2002
Urs packen wirs an ich bin dabei ein alter Kamerad 1999-2002
Urs leider geht die bank in eine andere richtung, schau dir bloss WM europe an, Stott will gerade das gegenteil.…
Tönt gut, aber hat man die Kraft und den Mut, das Schiff auf neuen Kurs zu bringen. Will man überhaupt…