Wir Schweizer sind heimlich stolz auf unsere erfolgreichen globalen Unternehmen wie Nestlé, Roche, Swatch.
Früher waren wir auch stolz auf unsere Grossbanken. Heute hält sich das in Grenzen. Denn die Grossbanken sind nicht mehr erfolgreich, vor allem aber sind sie ein doppeltes Risiko für die Schweiz.
Einerseits tragen wir Steuerzahler im schlimmsten Fall in der Form „staatlicher Beihilfen“ das Ausfallrisiko, andererseits sind die Grossbanken erpressbar durch fremde Staaten.
Beides hat die UBS Ende 2008 und Anfang 2009 im Zusammenhang mit den USA vorgeführt. Dies macht auch die Schweiz als Land erpressbar.
Neu ist die Idee nicht. Genau vor 15 Jahren hatte Seiler als Generaldirektor seinem Chef das Diskussionspapier „Autonome Regionale UBS-Banken“ vorgelegt, das in einer Schublade landete.
Stattdessen hatte die Schweizerische Bankgesellschaft (SBG) finanziell den Schweizerischen Bankverein (SBV) übernommen beziehungsweise wurde von diesem führungsmässig absorbiert. Neu hat Seiler seinem Vorstoss nur einen Satz beigefügt: „Letzte Konsequenz wäre die Börsenkotierung neugeschaffener Gesellschaften; jeder UBS-Aktionär würde dann Anteile daran erhalten.“
Auch dieses Konzept ist nicht ganz neu. So wurde die CS-Holding anfänglich genau nach diesem Modell gebaut. Die Idee, die einzelnen Teile risikomässig voneinander abzugrenzen, erhielt aber von der Bankenaufsicht und dem Bundesgericht den Todesstoss in der Form des „faktischen Beistandszwangs“.
Nach Seilers Vorschlag würden die vier autonomen regionalen Einheiten mit Eigenkapital ausgestattet. Sie müssten einzeln die entsprechenden regulatorischen Auflagen erfüllen und könnten je ein eigenes Geschäftsgebaren entwickeln.
Das wäre auch für die Aktionäre attraktiv. Ihr Kapital ist nämlich heute bei den Grossbanken äusserst unproduktiv investiert.
Bei der UBS und der CS ist ein Franken ausgewiesenes Eigenkapital an der Börse nur 60 bis 70 Rappen wert, viel weniger als bei Kantonal- und Vermögensverwaltungsbanken.
Die Verantwortung für das eigene Kapital würde vor allem die Investmentbank vor existenzielle Fragen stellen. Bei der UBS und der CS ver(sch)wendet der Bereich über 60 Prozent des im Geschäft gebundenen Eigenkapitals und deckt die eigenen Kapitalkosten bei weitem nicht.
Seiler schreibt zu Recht, das „reduzierte Investment Banking wäre […] im Extremfall aufzugeben“.
Das Modell Seiler hätte auch unter dem Aspekt der Eigenmittelvorschriften Vorteile für die zwei Grossbanken.
Bei der Festlegung der Eigenmittelanforderungen der „systemrelevanten Banken“ – das sind UBS und CS – „gewährt die Finma Erleichterungen, soweit die Bank ihre Sanier- und Liquidierbarkeit im In- und Ausland über die Anforderungen […] verbessert“. So steht es seit diesem Frühjahr im schweizerischen Bankengesetz.
Der Vorschlag von Seiler würde ohne Zweifel sowohl für die Schweiz als auch für die Aktionäre der zwei Grossbanken substanzielle Vorteile bringen.
Die Chancen auf Unterstützung bei den operativen Chefs der beiden Banken sind allerdings wohl eher gering. Beide sind Investmentbanker.
Rechtlich liegt die Verantwortung für die Struktur der Banken jedoch nicht beim Management, sondern bei den Verwaltungsräten. Was passiert dort mit Seilers Ideen?
Sie haben Interesse geweckt, ausser bei der UBS. Dort scheint der Vorschlag in der gleichen Schublade gelandet zu sein wie vor 15 Jahren.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Hier auch noch etwas für die Schublade:
Also wenn die UBS das IB floated, das Asset Mgmt verkauft und sich als Leading Global Wealth Manager positioniert, dann wird ohne gross zu rechnen 10 Milliarden EK frei. Das macht dann eine Kapitalrückzahlung von fast 3 Franken pro Aktie sowie „predictable Earnings“ von sicher 5 Milliarden pro Jahr. Die Aktie wäre dann nicht 12 Franken sondern eher bei 24 Franken oder höher.
Wenn Ermotti die Schublade öffnet und noch Optionen lädt, just go with it.
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Gar keine schlechte Idee – es würde mir als Aktionär ermöglichen die neuen Aktien USA / EU zu verkaufen und den Erlös in Aktien Asien zu investieren.
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Ohne die Details zu kennen, finde ich den hier skizzierten lösungsorientierten Vorschlag nicht realitätsfremd. – Dass sich der VR gelegentlich mit Planspielen für Neu-und Umstrukturierung des immmer noch faktisch „zentralistisch“ geführten Gebildes befasste, wäre nicht nur ein kreativer Akt, sondern auch ein Signal an die Aktionäre, dass dort heute wieder unkonventionelle Ideen angedacht und evaluiert werden. Die UBS hat in Sachen Übernahmen und Fusionen in der Vergangenheit viel Kreativität und Power bewiesen, jedoch diese in der Frage der De-Strukturierung des nun „träge“ gewordenen Schiffes vermissen lassen – zumindest gegen aussen. Möglich, dass sich so durchaus positive Optionen eröffnen (in betrieblicher wie auch rechtlicher Hinsicht). Hiefür würde ich eine separate Schublade reservieren…). All the best!
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…Darauf würde ich nicht wetten.
Sie wollen sich möglicherweise nur einfach selbst mit dieser grossartigen Idee profilieren und warten nun, bis die Diskussion abgeflacht ist, um dann selbst mit genau diesem Vorstoss zu kommen.
...Darauf würde ich nicht wetten. Sie wollen sich möglicherweise nur einfach selbst mit dieser grossartigen Idee profilieren und warten nun,…
Ohne die Details zu kennen, finde ich den hier skizzierten lösungsorientierten Vorschlag nicht realitätsfremd. - Dass sich der VR gelegentlich…
Gar keine schlechte Idee - es würde mir als Aktionär ermöglichen die neuen Aktien USA / EU zu verkaufen und…