„Ich kann mich an den Fall nicht erinnern, das liegt weit zurück“, sagte Oswald J. Grübel der NZZ am Sonntag. Die Transaktionen zwischen 2000 und 2003 mit der Beamtenversicherungskasse (BVK) als PK des Kantons Zürich hätten weit weg von ihm gelegen.
Eine Ausrede, meint ein hoher CS-Manager. „Wir machten damals einen internen Audit, dessen Bericht bis hinauf an die Spitze der Bank ging.“ Dass Grübel nichts davon gewusst habe, sei „unwahrscheinlich“.
OJG, wie Grübel von vielen kurz genannt wird, war bis Ende 2001 Chef des Private Bankings der CS und nach einer kurzen Auszeit ab Mitte 2002 Co-CEO und Leiter der gesamten Vermögensverwaltung inklusive Schweizer Handelsgeschäft.
Sollte Grübel den Revisionsbericht lediglich nicht gelesen habe, dann werfe das ebenfalls kein gutes Licht auf ihn, meint die Quelle. „Dann hat er als oberster Verantwortlicher ein wichtiges Dokument nicht zur Kenntnis genommen.“
Ein zweiter CS-Spitzenmann zweifelt an Grübels Aussage, sich nicht an den Fall erinnern zu können. „Grübel war bekannt für seine Detailversessenheit“, sagt dieser Manager.
Das habe insbesondere für sein Steckenpferd, den Handel, gegolten. „Ossie war bekannt dafür, übers Wochenende dicke Ordner zu studieren, um danach den Leuten direkte Direktiven zu erteilen.“
Gestern wurde bekannt, dass die CS dem Kanton knapp 19 Millionen für sogenannte Kursschnitte bei Aktiengeschäften überwies. Zum Schaden von über 10 Millionen kamen aufgelaufene Zinsen.
Einige der involvierten Banker arbeiten nach wie vor bei der Grossbank, wie Kreise der CS bestätigen. Ihnen droht ein Gerichtsverfahren. Dieses stellt die zweite Welle im laufenden Monsterprozess um die Korruptionsvorwürfe bei der BVK dar.
Die Geschichte in der NZZ mit Grübels „Dementi“ schlug keine hohen Wellen in der Öffentlichkeit. Mit einem Satz hatte der letzte Big Banker von Swiss Banking das Thema vom Tisch gewischt.
Am Tag nach der Story war Grübel Gast in der TV-Sendung von Roger Schawinski. Dort kam seine Rolle in der BVK-Geschichte, die als besonders gravierender Korruptionsfall auf dem Zürcher Finanzplatz in die Annalen eingehen dürfte, mit keinem Wort zur Sprache.
Dafür konnte sich das Banken-Schlachtross mit kurzen, prägnanten Antworten in Szene setzen.
Das kam bei den Medienkritikern gut an. Radio DRS brachte gestern bereits früh am Morgen eine wohlwollende Zusammenfassung der Sendung, die grossen Online-Medien zogen im Verlauf des Tags nach.
Wer Grübels Meinungen bereits kannte, erfuhr nicht viel Neues. Aber mit seinem Bariton, den zurückgekämmten, schwarzen Haaren, dem verschmitzten Lächeln aus zugekniffenen Augen und den träfen Sprüchen sticht Grübel aus dem Meer der Berufslangweiler am Fernsehen heraus.
Trotzdem sind Ossies Auftritte in Funk und Zeitungen umstritten. „Er hat seine Zeit gehabt, jetzt soll er abtreten“, meint beispielsweise ein Grossbanker.
Daran denkt Grübel keine Sekunde. Im Gegenteil, er sieht sich nach wie vor als wichtige Figur des Finanzplatzes.
Wie er den heutigen Tag verbracht habe, wollte Schawinski am Montag Abend in seiner Sendung „Schawinski“ wissen.
Die Frage war ein Steilpass. Ossie konnte von sich das Bild eines nach wie vor gefragten und vielbeschäftigten Finanzmanns zeichnen.
Nachdem er wie jeden Tag in seinem Büro angekommen sei, habe er mit 10 (!) Analysten gesprochen, meinte Grübel.
Das tönte für den Durchschnittszuschauer nach einer Beschäftigung wie zu den intensivsten Zeiten, als Grübel zuerst die CS auf Kurs gebracht hatte und danach die UBS aus der Intensivstation holte.
Grübel tritt gern und häufig auf, er sorgte für Lacher bei Viktor Giacobbo und schreibt wöchentlich für den „Sonntag“.
Kompensiert Grübel damit die grösste Niederlage seines Berufslebens? Vor einem Jahr trat er im Zuge des 2-Milliarden-Derivateverlustes in London innerhalb von wenigen Tagen von der grossen Bühne ab.
Grübel hatte immer betont, die Risiken im Handel im Griff zu haben. Crash-Trader Kweku Adoboli stürzte Grübel von diesem Sockel.
Zu Schawinski meinte Grübel am Ende der Sendung, dass er sich ein Comeback vorstellen könne.
Die Ankündigung löste auf dem Finanzplatz vorerst keinen Sturm der Begeisterung aus.
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Die beliebtesten Kommentare
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Nun, er hat ja sicher in dieser Zeit etwa husch eine halbe Milliarde eingenommen, also wird er die Bankangestellten weiterhin als Kunde tyrannisieren-
Armes Mitarbeiter-Desk… dann hat er vermutlich auch noch Sonderkonditionen, so dass die Bank fraufzahlen muss! -
Das Verlaufsmuster ist immer dasselbe: Wenn jemand aus irgend einem Small-Cap-Netzwerk z.B. bei einer PK/Fondsgesellschaft/Anlagestiftung „ausplaudert“ oder eine Untersuchung bevorsteht, dann geben sich die betreffenden Netzwerk-Akteure unwissend und vor allem scheinheilig. Eine aktive Abwehrstrategie ist dann noch auf andere mit dem Finger zu zeigen (siehe Affäre Hildebarand), um von den eigenen – wie auch immer – an der Börse „erwirtschafteten“ (meist risikolosen) Gewinnen abzulenken. Die Devise war doch: Geld zu verdienen, und zwar gleich wie. Meist treten sie dann noch in Politik und Wirtschaft als Saubermänner auf und verurteilen jegliche Art von Steuerhinterziehung und Insider-Geschäften. Das war früher so, das ist möglicherweise noch heute so und das ist auch in der Finanzmafia und in gewissen „Small-Cap-Fonds-Milieus“ (noch) so..
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mir hatte ossi auf dem flug nach malaga 10/11 noch gesagt, dass er sich eine erneute bankenposition nicht vorstellen könne. Danach fuhr er in seine finca in La Zagaletta, Marbella.
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Es geht doch nicht um einen Schaden von 10 oder 19 Mio. Das ist lachhaft und die CS weiss das und bezahlt sofort. Fakt: Ein Kreis von Angestellten der CS und anderer Banken unterstützten mit den hier beschriebenen und bewiesenen Machenschaften WISSENTLICH eine überaus korrupte Seilschaft in und um die BVK. Der Schaden bei der BVK, welcher eine direkte Folge aufgrund solch eigennützigen Gebahrens ist, beläuft sich auf mehrere Milliarden. Statt dass die Banken Alarm schlugen, machten sie einfach mit. Regulator und Staatsanwaltschaft sind unwillens oder unfähig die Verantwortlichen anzuklagen (im Dutzend-Pack). Grübel weiss, dass die Devise schon immer hiess: unter den Teppich kehren. Kein Wunder sagt er einfach mal nichts…
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Sein Auftritt bei Scharadewinski war top…
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Diese Kursschnitte sind gewerbsmässiger Betrug!
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Seitdem Herr Grübel richtig Rentner ist, ist mir sympathisch geworden! Er kann sich leisten über Schweizer Wirtschaft zu äußern und meistens hat er auch recht.
Ich habe leider oder zum Glück nicht mit Ihm oder unter Ihm gearbeitet: in nachhinein muss ich doch zugeben, es ist schade man hätte von Ihm doch noch etwas lernen können. Niemanden ist Perfekt und “ without risk, no fun“. Wer etwas bewegen will, muss auch Risiken eingehen und somit Fehlern machen.
Das hat auch der Engländer Tim Harford in sein Buch gut gezeigt: „Adapt – Why success Starts with failure“, 2011!-
Nur hat er nicht wirklich etwas bewegt und trotzdem Fehler gemacht…
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without risk no fun….
hahaha sehr lustig, welcher Angestellte hat persönliche Risiken wenn er nicht mit seinem eigenen Vermögen haftet?
Bin voll Deiner Meinung, dass ein neuer VRP oder CEO einer Bank mit seinem Privatvermögen haften sollte. Dann hiesse es anders, nämlich no risk no loss! -
Es wird schwer sein, einen CEO für eine grössere Bank zu finden, der auch mit seinem Privatvermögen haftet. Die Risiken auf einer Grossbank können schon nur aufgrund der Grösse und verschachtelten Organisation nie 100% ausgeschlossen werden. Daneben käme die private Haftung ja erst im Konkursfall zum tragen. Herr Grübel hätte also für die 2 Mrd. gar nicht aufkommen müssen…
Aber zum Glück gibt es immer noch Banken (auch in Zürich), welche privat haftende Partner haben. Und diese stellen sich auch nie ins Rampenlicht. Jeder Kunde hat somit die freie Wahl! -
Eigentlich bin ich ein Vertreter der „no loss policy“, und Sie haben alle recht. Aber es gibt immer ein „Business risk“, der zu tragen ist. Das Leben ist riskant per se!
Zudem, wir sollte uns nicht die Freiheit geben, die Vergangenheit so pauschal zu beurteilen: das ist Aufgabe der Historiker, Juristen und vielleicht Politiker.
Wichtig ist, dass wir von unseren und anderen Fehler lernen können. Deswegen ist die Debatte doch noch nützlich. Fortschritt entsteht durch Fehler.
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Viele, die seine Wege kreuzten, wollen die verkniffene Fratze nicht mehr sehen müßen. Es ist jetzt die Zeit zu schweigen.
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kursschnitte, spreads, price shavings waren während jahren gang und gäbe und finden in vielen bereichen leider noch immer anwendung, insbesondere fixed income, fx, fonds, usw. von wegen best execution. eigentlich sollte diese praxis schon längst ein ende gefunden haben, doch wo kommen denn die hohen erträge der handelsbereiche der banken her. das hat nichts mit eigentlichem market trading zu tun. auf eigene position handeln die schon längst nicht mehr, sondern bedienen sich einfach am flow, also auf dem umsatz bei der platzierung und ausführung von kundenaufträgen am markt. wundert sich eigentlich niemand, dass man stets zu tagestiefstkursen verkauft und zu tageshöchstkursen kauft? die ganz unverschämten rechnen gar ausserhalb der tagespreisspannen ab, wie dies wohl im vorliegenden fall gewesen sein dürfte. denke dass diese praxis noch einigen staub aufwirbeln dürfte wenn man denn etwas genauer hinschauen würde und wohl nicht nur die eine bank betreffen.
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MIFID lässt grüssen.
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Der Ossi Grübel berät u.A. prominente Vertreter der SVP und dies
alleine ist doch schon ein halber Vollzeit-Job.Seine grossen Sprüche wirken mit den Jahren etwas angestaubt. Fraglich ist, ob die
CS-Kursmanipulationen bei der BVK und der Gebäude-Versicherung des Kantons Zürich wirklich die einzigen waren? Hier könnte eine Untersuchung möglicherweise Ueberraschungen erzeugen? Warum soll dies nur bei diesen beiden
Kunden angewandt worden sein?-
…Sie haben es begriffen. Es wurden (allerdings bei UBS-Ospel) noch ganz andere Kniffe angewandt (z.B. Nostro-Verlustpositionen zu höherem Preis in Kundendepots mit Verwaltungsauftrag buchen; die mitmachenden bzw. mitwissenden Banker wurden mit Cash zur Omertà verpflichtet).
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Die von Ihnen erwähnten Machenschaften sind gewerbsmässiger Betrug!
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Dass der Kanton Zürich diese Betrügereien aussergerichtlich löst statt eine saftige Busse zu fordern, zeigt, dass die Mauscheleien weitergehen. Die Finma muss jetzt die Transaktionen genau überprüfen. Aber auch hier nimmt der Staat seine Aufgabe nicht wahr.
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Und wie soll die Finma aufräumen, wenn die gleichen Nasen jetzt dort sitzen?
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Kursmanipulationen? Sind die nicht das alltägliche Brot der sogenannten Analysten, die zusammen mit den Investmentbänklern unter demselben Dach arbeiten? Die schreiben Aktien schlecht, definieren „Kursziele“ damit die Kollegen billig(er) einkaufen können und ein paar Wochen später . . . na, der geneigte Leser kann selber merken, was dann passiert!
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Beschiss gehört zur soliden Schweizer Bankenplatz Tradition
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-53135561.html
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Der Ossi Grübel berät u.A. prominente Vertreter der SVP und dies alleine ist doch schon ein halber Vollzeit-Job. Seine grossen…
kursschnitte, spreads, price shavings waren während jahren gang und gäbe und finden in vielen bereichen leider noch immer anwendung, insbesondere…
...Sie haben es begriffen. Es wurden (allerdings bei UBS-Ospel) noch ganz andere Kniffe angewandt (z.B. Nostro-Verlustpositionen zu höherem Preis in…