Im Januar will Bradley Birkenfeld, der Whistleblower mit neuerdings 104 Millionen Dollar auf dem Konto, nach langer Zeit in den USA erstmals wieder nach Europa zurückkehren.
Er sei auf der Suche nach einem Schloss in Bayern oder in Frankreich, sagt ein Freund aus alten Tagen.
Als eine Art neuzeitlicher Krösus möchte der Amerikaner offenbar ein eigenes „Königreich“ mitten in Europa aufbauen, mit viel Platz für sich und seine Freunde. Eine Finanzboutique soll ebenfalls angedacht sein.
In ein paar Wochen könnte es soweit sein. Bis Ende November muss Birkenfeld mit anderen Ex-Häftlingen in einer überwachten „Wohngemeinschaft“ im Bundesstaat New Hampshire ausharren, zwar in zivilen Kleidern, aber mit elektrischer Fussfessel.
Anfang des nächsten Jahres sollte Birkenfeld dann seinen Reisepass zurückerhalten und jenem Land, das sich für ihn als eines mit unbegrenzten Möglichkeiten herausgestellt hatte, den Rücken kehren.
Es wäre eine Reise zurück auf den alten Kontinent, wie ihn sich ausser Birkenfeld und einer Handvoll Vertrauter kaum jemand vorgestellt hat: als unfassbar reicher Mann mit dem Status des weltweit bekanntesten Whistleblowers.
Unter seine E-Mails schreibt Birkenfeld neuerdings augenzwinkernd: „Your friendly neighbourhood whistleblower“, Ihr netter Wistleblower von nebenan.
Mit der kürzlich erfolgten Zahlung von 104 Millionen Dollar für seine Dienste zugunsten des US-Fiskus ist die Geschichte des Ex-UBS-Kundenberaters definitiv reif für Hollywood.
Dort, in diesem Drama um das Ende des alten Schweizer Finanzplatzes, spielt der untypischste Kundenberater, den die Schweiz vermutlich je hatte, eine zentrale Rolle.
Am Anfang stand ein scheinbar harmloser Entscheid, wie ihn Birkenfelds einstiger Boss Martin Liechti schon hundertfach mit Leuten gefällt hatte, die ihren Zweck scheinbar erfüllt hatten.
Liechti entzog Birkenfeld das Vertrauen und strich ihm obendrauf auch den letzten Bonus. Das liess sich Birkenfeld nicht bieten und schwor Rache.
Rückblickend war der Konflikt zwischen den zwei Alphatieren – auf der einen Seite der knallharte UBS-Generaldirektor Liechti, auf der anderen der kompromisslose und sture Birkenfeld – der Funke, der das Steuerhinterziehungs-Pulverfass von Swiss Banking zur Explosion brachte.
Birkenfeld, der von seinem Umfeld als Lebemann mit Dreitagesbart, lauter Stimme und Showtalent geschildert wird, machte sich auf zur Gegenattacke.
Der Kampf vor einem Genfer Arbeitsgericht im Frühling 2006 war nur der Anfang. Dort wurden Birkenfeld 700’000 Franken von der UBS zugesprochen.
Nun denn, sagte sich wohl Liechti, zwar verloren, dafür war die Sache vom Tisch.
Aus Sicht der UBS und des ganzen Finanzplatzes könnte dies als Fehleinschätzung des Jahrhunderts in die Annalen eingehen. Denn Birkenfeld war noch lange nicht fertig mit seinem Ex-Chef.
„I’m gonna get Liechti down“, hörten Vertraute Birkenfeld in jener Zeit verschiedentlich sagen.
Aus dem Rachefeldzug gegen einen Manager, den er offenbar bis aufs Blut hasste, wurde eine zerstörerischer Krieg, in dem selbst Birkenfeld Tribut zollen musste.
2007 flog der Sohn eines Chirurgen in seine Heimatstadt Boston, getrieben von der Wut auf seinen Ex-Vorgesetzten. Aus dem geplanten Kurzaufenthalt wurde eine Odyssee.
2 Jahre später, kurz nachdem die Schweiz im Steuerstreit kapitulierte und 4’450 US-Kunden offenlegte, wurde Birklenfeld zu über 3 Jahren Gefängnis verurteilt.
Er hatte zwar das Steuerhinterziehungs-System der UBS verraten, nicht aber seine wichtigen Kunden. Deren Geld wollte er weiter vor dem US-Fiskus versteckt halten.
Birkenfeld vermutete hinter seiner Verurteilung eine Verschwörung zwischen US-Justizamt und UBS-Chefetage und erhob in einer bekannten TV-Show zu bester Sendezeit entsprechende Vorwürfe.
Ein Desperado, dachten viele; einer, der andere ins Elend reitet, während er seine eigenen Taten ausblendet.
Anfang 2010 verschwand Birkenfeld in einer Haftanstalt irgendwo im amerikanischen Niemandsland von der Bildfläche. Die Schweiz begann den Banker, der wie die böse Fee in Schneewittchen das ganze Finanzreich verwünscht hatte, zu vergessen.
Nun kehrt Birkenfeld, der sein Berufsleben lang reiche Leute beraten hatte, als eigener Ultra high net worth individual an den Ort seiner Träume zurück.
Die Kritiker in der Schweiz müssen mit Erstaunen und zum Teil Entsetzen zur Kenntnis nehmen, dass nicht Birkenfeld der grosse Verlierer ist, sondern die Schweiz und ihre Banken.
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Die beliebtesten Kommentare
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Habe dazu noch einen interessanten Artikel gelesen: http://www.finews.ch/news/banken/9526-bradley-birkenfeld-ubs-whistleblower
Wenn er sich da nur nicht zu früh gefreut hat! -
Können sie lesen? Wie dumm sind Schweizer Bankers? Wie oft muss man es noch wiederholen? Sogar Al Capone hat es begriffen was eigentlich in Lektion Nummer eins, erstes Kapitel, in einem dieser Banken Seminar Zentren à la Wolfsberg eingebläut werden sollte:
Don’t mess with the IRS
(google ‚IRS Whistleblower – Informant Award‘ sowie ‚Wolfsberg Principles‘)
Oder wurde an diesem Ort, wie von bösen Zungen kolportiert wird, zu später Stunde, alle guten Vorsätze des Tages über Bord geworfen und lieber ‘non-es-Pröschtli’ zelebriert? Weil man nicht anders kann, nichts anderes gelernt hat, als vom Kunden zu leben?
Der Rest ist ‘you screw me – I screw you’. Und da haben die US nun mal den härteren und grösseren und längern. Diese Sprache versteht ihr doch, oder?Also Schluss mit diesem jämmerlichen Gejammer und peniblen, selbstgerechten Selbstmitleid und liest dem im Alter sehr weise gewordenen Hans J. Bär seine Memoiren: Das Bankgeheimnis mache ‚fett‘, aber auch ‚impotent‘. Verdient Geld mit echten Dienstleistungen. Wie hiess es einmal? Make money the old fashioned way – earn it!
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Ich darf doch davon ausgehen, dass die führende Weissgeldbank mit den 3 Buchstaben ein Desk eingerichtet hat, um den Kunden BB standesgemäss betreuen zu können. J. Zeltner kann dann somit seinem Credo, alles nur und ausschliesslich für die Kunden zu machen, bilder- und lehrbuchmässig, nachleben.
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Eigentlich sollte sich jede Bank um ihn reissen: das ist nämlich für einmal mit Sicherheit Weissgeld!
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Birkenfeld täte nun gut daran, ein Gespräch mit Christoph Meili zu suchen. Der könnte ihm schildern, wie schnell 30 Silberlinge verzockt sind …
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Bradley Birkenfeld erhielt die 104 Mio $ vom amerikanischen Staat nicht dafür, dass er die Steuerhinterziehung bei der UBS entdeckt hatte. Im Gegenteil, er war einer der Hauptinitianten der illegalen Praktiken, nicht ein Beobachter oder Mitläufer. Ein glaubwürdiger Whistleblower hätte sich geweigert, bei den unerlaubten Praktiken mitzumachen.
Birkenfield hat Whistleblowing zu einem schmutzigen Geschäft entwickelt. Übrigens sagte er einmal zu einem Bloomberg Reporter: „Ich vertraue der amerikanischen Regierung nicht. Deshalb habe ich 15 Jahre in der Schweiz gelebt.“ Netter Gastarbeiter! -
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Das ist blanker Hohn auf die Schweizer. Natürlich muss ein internationaler Haftbefehl ausgesprochen werden. Der wird aber nutzlos sein, da Deutschland oder auch andere Staaten, die hinter Steuerhinterziehern her sind, den BB niemals ausliefern werden. Ebenso wird er überall von den Amis geschützt werden. Die 2 Jahre Haft waren pro forma, dass vordergründig die US Rechte eingehalten werden. Die vorzeitige Haftentlassung und die 104 Mio. Zahlung zeigen klar was die Amis von Whistleblowern halten. Die Amis geben ebenso Signalwirkung an andere mögliche Whistleblower aus anderen Staaten.
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Der „False Claims Act“(Lincoln Law) wurde 1863 vom US Kongress erlassen. Gemäss diesem Gesetz haben Personen, welche Betrug am Staat anzeigen, Anspruch auf einen Teil der eingebrachten Summe.
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Könnt ihr eigentlich lesen? Wie dumm sind eigentlich Schweizer Bankers? Wie oft muss man es noch wiederholen? Sogar Al Capone hat es begriffen was eigentlich Lektion Nummer eins, erste Stunde, in einem dieser Banken Seminar Zentren à la Wolfsberg eingebläut werden sollte:
Don’t mess with the IRS
http://www.irs.gov/uac/Whistleblower—Informant-Award
http://www.wolfsberg-principles.com/Oder wurde an diesem Ort, wie von bösen Zungen kolportiert wird, zu später Stunde, alle guten Vorsätze des Tages über Bord geworfen? Weil man nicht anders kann, nichts anderes gelernt hat, als vom Kunden zu leben?
Der Rest ist ‚you screw me – I screw you‘. Und da haben die US nun mal den härteren und grösseren und längern. Diese Sprache versteht ihr doch, oder?
Also Schluss mit diesem jämmerlichen Gejammer und peniblen selbstgerechten Selbstmitleid und liest wieder einmal dem im Alter sehr weise gewordenen Hans J. Bär seine Memoiren: Das Bankgeheimnis mache „fett“, aber auch „impotent“.
Verdient wieder einmal Geld mit echten Dienstleistungen. Wie hiess es einmal? Make money the old fashioned way – earn it!
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Ja, wir Schweizer sind ja eh selber schuld an dieser Misere weil wir „Kuscher“ sind! Eigentlich hat Birkenfeld seinen früheren Chefs von der UBS danke zu sagen – falls die noch da sind! Es sind ja auch diese Herren, welche Ausländer bei den Banken eingestellt haben.
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Wir Schweizer sind opportunistische Feiglinge und Schlaumeier mit einer sehr selektiv angewandten Ethik. Birkenfeld hat uns letztlich mit unseren eigenen Waffen geschlagen.
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Wenn zu viele Arschlöcher im selben Laden sitzen – dann verlieren alle… Danke UBS
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Ist denn Bankgeheimnis-Verrat in der Schweiz nicht ein Offizialdelikt – und lässt denn die Schweizer Justiz denn „Saubermann“ Birkenfeld einfach so springen?? Ein internationaler Haftbefehl hätte mindestens (auch) noch die Wirkung, weitere, von purem Gerechtigkeitssinn getriebene „Datenträger“ von ihrem altruistischen Gehabe bzw. vom Kauf eines Schlosses in einem Nachbarland zwecks Verhöhung der Schweiz abzuhalten!
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Richtig, die Schweiz muss einen internationalen Haftbefehl erlassen! Aus „verhandlungstaktischen“ Gründen werden sich dies die Politiker aber leider nicht getrauen, um das in Aussicht gestellte Abkommen mit den USA ja nicht zu gefährden. Das ist sehr schade, nicht nur weil sich die Schweiz einmal mehr international vorführen lässt, sondern auch weil somit ein typischer amerikanischer, selbstgerechter, arroganter Opportunist belohnt wird (wer BB kennt, weiss, dass dieses Statement nicht vom Hörensagen kommt).
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Gemäss UBS und Martin Liechti war doch der Kuendigungsgrund für den Herren Birkenfeld, dass er gar keine Kunden hatte und das Schlusslicht des Genfer US-Teams war. Und den einzigen Kunden den er hatte hat er aktenkundig nicht preisgegeben wofür er interniert worden ist. Mit welcher juristischen Begründung sollten man denn nun einen Haftbefehl erlassen, ohne dieses Land vollkommen der internationalen Lächerlichkeit preiszugeben? Wir verhaften einen der systematische Beihilfe zum Steuerbetrug offengelegt hat (Branson im US Senatsausschuss) ? Super Idee.
Guten Morgen liebe Bänkler und Ewiggestrige, jammern nach verlorenen Zeiten ist unproduktiv, amn sollte lieber dem Standort mit der Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen helfen sich durch wahre Leistung an der Spitze zu behaupten. Die hier Jammernden sollten sich abfinden, dass nun richtiges Arbeiten angesagt ist und wer das nicht ertragen kann, kann sich sehr bald auf der Strasse – in guter Gesellschaft – befinden und den Antrag auf Umschulung stellen.
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Vielleicht kann ihm Thomas Borer, Ex-Dipl.,
Berlin, behilflich sein ein adequates Domizil zu finden.=:)Die IRS wird dafür besorgt bleiben, dass Birkenfeld bis zu seinem Ableben die technischen Hilfsmittel für das weitere
‚Ausforschen‘ zur Verfügung stehen. Die OECD
soll ihn angeblich bereits unter Vertrag haben?“Neue Zeiten braucht findige Typen!“
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Gescheit geschwatzt, adäquat bitte!!!
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Na dieser Mann hat es wenigstens verdient: Kein anderer Banker hat mehr bewegt. Er könnte sich als Nebenbeschäftigung als Change-Agent für Grossbanken beschäftigen.
Na dieser Mann hat es wenigstens verdient: Kein anderer Banker hat mehr bewegt. Er könnte sich als Nebenbeschäftigung als Change-Agent…
Vielleicht kann ihm Thomas Borer, Ex-Dipl., Berlin, behilflich sein ein adequates Domizil zu finden.=:) Die IRS wird dafür besorgt bleiben,…
Ist denn Bankgeheimnis-Verrat in der Schweiz nicht ein Offizialdelikt - und lässt denn die Schweizer Justiz denn "Saubermann" Birkenfeld einfach…