Die letzten Wochen waren für Hans-Ulrich Meister ein Martyrium. Von seinem Chef, CS-CEO Brady Dougan, hörte er kein Wort. Dass Meister sein Imperium teilen muss, erfuhr er erst ganz spät.
Die Funkstille auf der Brücke der Credit Suisse zeigt die Machtverschiebung: Meister, der letzte wichtige Schweizer, ist auf dem absteigenden Ast, Dougans Investmentbanker haben Oberwasser.
Bis gestern war Meister Herr über 1000 Milliarden Kundenvermögen. Neu muss er den Amerikaner Robert Shafir fragen, wenn es in der Vermögensverwaltung Wichtiges zu beschliessen gibt.
Mit neuer Struktur und Befehlslinie wird neben der Investmentbank auch das Private Banking der CS zur Grossbaustelle. Statt in Ruhe zu geschäften gerät auch die Kernsparte in den Totalumbau.
Für viele Schweizer CS-Mitarbeiter passt Meisters Teil-Entmachtung ins Bild. Sie sind von ihrem Chef enttäuscht.
Ihre Hoffnung, dass der hemdsärmlige, bodenständige Zürcher die Schweiz als Bollwerk gegen Ansprüche der Dougan-Boys verteidigen würde, hat sich in ihren Augen nicht erfüllt.
Was sie in der Ära Meister erlebt haben, zeigt für Kritiker nur in eine Richtung: nach unten. Kosten, Kosten, Kosten, würde das Motto von Meister lauten.
Selbst dafür braucht es viel Geduld, noch stimmen die Zahlen nicht.
Wenig Erspriessliches wollen langjährige CS-Beobachter bezüglich Topline erkennen, also bei neuen Erträgen und Initiativen.
Wie Meister die Vermögensverwaltung beleben wolle, sei unklar, sagen diese Stimmen.
Der entscheidende CS-Schweizer habe keine Vision und würde allein auf seine Vertrauten setzen, die wie Meister selbst ausschliesslich auf Zahlen achten würden.
Genannt wird insbesondere Rolf Bögli, der von Ex-UBS-Topmann Meister von der alten Arbeitgeberin zur CS geholt worden war.
Bögli würde wie sein Chef Meister zu wenig vom Private Banking verstehen. Trotz ausbleibender Resultate würde Bögli befördert, sagen die Stimmen. Bögli wird neuer Chef der CS-Superreichen.
Weitere UBS-Weggefährten von Meister erhielten neue Positionen innerhalb der Schweizer Organisation. Gestandene CS-Banker gingen hingegen von Bord.
Meister ist von Haus aus kein Private Banker. Der Mann, der in der Zürcher Agglomeration aufwuchs und nach einer Lehre ein 3-jähriges Studium an der damaligen Höheren Wirtschafts- und Verwaltungsschule HWV absolvierte, machte seinen Weg auf der Kreditseite bei der UBS.
Dort stieg Meister als Betreuer von Firmenkunden die Karriereleiter hoch. Erst Mitte der 2000er Jahre, als Meister längst ein hoher UBS-Manager war, kamen erstmals auch Privatkunden hinzu.
Im 2007 griff Meister nach der Krone. Er wollte Chef der UBS-Paradesparte Schweiz werden, wurde aber von der Führung ausgebremst. Das Rennen machte ein anderer UBS-Spitzenmann.
Von vielen hochgelobt verschwand Meister für ein paar Monate in der Versenkung, um im Herbst 2008 bei der CS aufzutauchen. Dort erhielt Meister, was ihm bei der UBS verwehrt geblieben war.
Als frisch gekürter Schweiz-Chef der CS machte sich Meister an „Tenero“. Das Projekt hatte die klare Zuordnung von Kundengruppen an spezialisierte „Desks“ und die Vergrösserung von Kundenvermögen pro Mitarbeiter zum Ziel.
„Tenero war ein Erfolg“, meint heute ein Schweizer CS-Manager. Damit habe Meister den Grundstein für seinen Aufstieg in der CS gelegt.
Seinen Chefs gefiel die zupackende Art. Sie kürten Meister im August 2011 zum mächtigen Leiter der gesamten Vermögensverwaltung der Grossbank. Vorgänger Walter Berchtold landete im Abseits.
Der Auftrag war klar: Meister musste den schleichenden Niedergang der Paradedivision stoppen. Diese war nicht mehr so rentabel wie zuvor, die wiedererstarkte UBS sass einem im Nacken.
Meister lancierte „Future PB“. Das Revitalisierungsprogramm liess keinen Stein auf dem anderen: Das Top-Management wurde mit Meisters Leuten besetzt, die CS-Tochter Clariden Leu ins Mutterhaus integriert, die Onshore-Strategie in Europa auf den Prüfstand gelegt.
Ziel war eine Ergebnisverbesserung um 800 Millionen im Jahr. Zustande kommen sollte sie durch Massnahmen auf beiden Seiten der Erfolgsrechnung, also weniger Kosten und mehr Erträge.
Nach bald anderthalb Jahren unter Chef Meister ist vieles Stückwerk. Gute Leute der Clariden Leu sind abgesprungen, wichtige Kunden drohen verloren zu gehen. In Europa ist nicht klar, welche Märke für Meister absolute Kerngebiete sind und auf welche er verzichten will.
Meister selbst würde wohl auf die vielen Baustellen verweisen, die er von seinem Vorgänger geerbt hat. Seine Fürsprecher loben seinen Mut und Tatendrang. „Wenigstens macht er etwas“, sagen sie.
Vor Monatsfrist wurde Meister von seinem Vorgesetzten Dougan implizit ermahnt. Die Resultate in Meisters Private Banking liessen zu wünschen übrig, sagte der CEO mehr oder weniger deutlich.
Die Rechnung folgte auf dem Fuss. Vier Wochen nach dem Nasenstüber wurde Meister zum Co-Pilot degradiert.
Kommentare
Kommentieren
Die beliebtesten Kommentare
-
Stopp. In meinen Augen passiert hier das Gegenteil von dem, was insideparadeplatz schreibt: Meister wird durch diese Reorg gestärkt. Weil: 1. die Matrix-Organisation aufgegeben wird (Regional CEO EMEA Kyriakos-Saad und Regional CEO APAC Abbasi müssen die Bank verlassen) und damit niemand mehr dem Private Banking Chef Meister „matrix-mässig“ mehr reinredet und 2. Meister im Wealth Management für die Kunden (das Wesentliche) verantworlich ist und Shafir als co-Head nur für das Produktemanagement (siehe internes Memo).
-
Tolle Kommentare über diese Zunft der Banker!
Ist einer von euch Banker oder hat er wirklich eine Ahnung? Ihr alle zusammen plaudert einfach drauf los…in einem Fluss übertriebener Emotionen. Lasst mal die Banker Banker sein! Das Gros aller Banker macht einen guten Job und verdient vielleicht 100k!
Eure Aussagen disqualifizieren euch als aussenstehende. Ähnlich wie wenn ihr den Charakter eines Hollywoodschauspielers anhand der Presseartikel beurteilen würdet!-
bei 100k bist du kein banker, sondern allenfalls ein ops gehilfe, der einen guten job für einen sehr guten pay macht.
-
ein durchschnittlicher RM verdient 120-140k…
-
-
Bei McDonalds müssen viele Manager zuerst einmal einige Wochen Burger braten und Kindersitze reinigen – Viellicht mit ein Grund wieso dieses Management in den letzten 50 Jahren einige Fehler – und Richtungswechsel – weniger gemacht hat als unsere geliebten Management-„Banker“.
-
Gratulation! genau so sehe ich das auch. Das ist wohl auch der Grund, weshalb so viele Familienunternehmen so erfolgreich sind. Aber lieber nehmen all die selbsternannten Manager (eine durchaus geläufige Bezeichnung für alles und jenes: Floor Manager, Facility Manager, Family Manager, etc.), den einfachsten Weg. Statt Probleme zu lösen, werden dies bloss umgelagert… tja das würde wohl nicht passieren, wenn die auch mal hätten müssen Burger braten.
-
Hey hey hey!!!: Ich hoffe, dass die Bamker das nicht machen müssen, da ich ab und an auch mal einen Burger esse und dann keine veraltete und hochgejubelte Sch… will 😀
-
-
Liebe Schweizer Private-Banker, hört doch auf zu jammern über die „ausländische Invasion“. Man muss einfach mal festhalten, dass die Schweizer Private Banker mit einem 9-5 Arbeitsrythmmus nicht für einen Managementjob geiignet sind.
-
Ueli, keine Ahnung wo du das her hast aber ich habe 8-6 auch ohne Managementfunktion.
-
Ueli, Sie sollten nicht von sich auf andere schliessen.
Für mich sind die besten Unternehmer (zT auch Manager) die, welche die Firma im Griff haben und von 9-5 arbeiten!
-
-
Seit ich Kunde bei der Credit Suisse bin (1974!), ist die Bank eine Baustelle. Reorganisation folgt auf Reorganisation.
Der Aktienkurs steht heute auf der Höhe, als Lukas Mühlemann (Doppelfunktion VRP und CEO) den Hut nehmen musste. Unter Ossi Grübel ging’s dann flott voran, ehe mit Dougan wieder der Tauchgang eingeschaltet wurde. Wie schon gestern geschrieben: Ich benütze die CS nur noch als Retailbank, die Vermögensbewirtschaftung läuft über Online-Broker.
Ich bin überzeugt: Die CS hat nicht ein Organisationsproblem, sondern massive Führungsprobleme. Und dies nicht erst seit heute. -
-
Wir haben ein klares Ueberhandnehmen der Anglosachen und der Deutschen bei Credit Suisse – neu Credit Americana resp. Germany
Credit Suisse hat heute nichts mehr mit einer Schweizer Bank zu tun.
Lediglich die Politik in der Schweiz oder der Verwaltungsrat kann hier allenfalls Gegensteuer geben.
-
Politik? Ach ich bitte Sie. Nach der europäischen Frauenquote nun eine schweizer Schweizerquote? Damit ist keinem gedient – Mal abgesehen davon, dass dies einer freien Marktwirtschaft nicht würdig ist. Ich verkaufe lieber meine Aktien und hoffe, dass mir die Jungs aus Katar wenigstens noch ein paar Kamele dafür geben..
-
-
Wie beinahe immer bei den Ami-Managern wird es so kommen, wie es kommen muss: ohne Rücksicht auf Verluste wird die gesamte Organisation auf den Kopf gestellt. Vor allem darum, um dem Ganzen seinen eigenen Stempel aufzudrücken. Dann wird das alles während ca. 2 Jahren auf alle Seiten schöngeredet und damit eine wunderbare Kompensation eingefahren. Und dann? Ja dann verschwinden diese Söldner wieder so schnell, wie sie reingekommen sind und fabrizieren das gleiche Spiel beim nächsten Brötchengeber. Oder hören gleich ganz auf, weil sie bis dann schon so viel Kohle kassierten, und sie dann weitere Arbeit gar nicht nötig haben. Schöne neue Welt!
-
Kein Wunder fehlen „gestandene Private Banker“ im Top-Management vieler Banken. Wer seinen Job als Betreuer gerne macht und erfolgreich ist will keine Kunden abgeben um mehr Management-Arbeit zu erledigen. Zudem ist ein grosses (und lukratives) Kundenbuch quasi eine Job-Garantie. Das führt dazu, dass auf CEO-Ebene oder auch eine, zwei Stufen drunter es von Investment Banker (oder Kreditlern) nur so wimmelt, die keine Schimmer vom Geschäft haben.
-
Lukratives Kundenbuch als Jobgarantie….!! Das ist eben das Problem des Private Banker. Diese Banker haben leider das Gefuehl, die Kunden waeren fuer da, um fuer den ueberdurchschnittlichen Lebensstil der Banker zu sorgen, anstatt dass sich der Banker fuer das Wohl seiner Kunden primaer einsetzt….traurige Ansicht und nicht nachhaltige Ansicht!!
-
-
Die Segmentierungsübung Tenero als Erfolg zu bezeichnen finde ich recht mutig. Ich habe damals Kunden mit ca. 150m abgeben müssen, von denen nach 6 Monaten 75% saldiert hatten. Andere Kollegen machten ähnliche Erfahrungen. Die CL Integration war ähnlich erfolgreich.
-
Tenero als Erfolg zu bezeichnen ist eine Frechheit! Erfolg für das Management? Leider haben diese Leute vergessen, dass eine Bank immer noch von den Kunden lebt…
-
Die CS ist schon immer mit sich selbst beschäftigt, und nicht mit den Kunden. Das war schon bei der Leu sowie bei der CL Integration so. Das Kunden abspringen!! ist einkalkuliert und Hauptsache das Mgmt kriegt genug Boni. Da braucht die „Credit Amerigerman“ das IB um sich mit den Salären gut messen zu können. Auch U.R hat doch keine Ahnung was da so läuft ( siehe interview ECO ) So wird noch eine verdammt schwere Zeit auf die CS zu kommen, nur mit denn laut schreier an Amis und den Germann Gummihälsen läufts nicht da es auch noch fähige und fleissige MA braucht aber die werden entlassen. ha was für ein hohn !!!!
-
-
Ach, das war doch nur eine Frage der Zeit, bis auch in diesem letzten Bollwerk ein Ami ans Ruder kommt. Ob HUM nun gut oder schlecht gewirtschaftet hat ist sekundär, höchstens elegant für die Art und Weise, wie es geschehen ist.
Grundsätzlich ist es halt schon spannend zu sehen, wie Top-Positionen mit „Top-Shots“ besetzt werden, die zuvor ausser taktieren und politisieren, nicht wirkllich viele Leistungsausweise haben.
Aber es ist auch der Vorteil von Grossorganisationen – gut politisiert ist die halbe Karriere und für die andere Hälfte sind die anderen Schuld, die man dann absägt.
Neidlos stelle ich fest, dass es Menschen gibt, die politisieren können und andere, die arbeiten und gute Resultate liefern. Und, es gibt auch einige, die beides können. Das sind dann wohl die erfolgreichen KMUs und Familienbetriebe. Die können sich solche Eskapaden und überteuerten Leute gar nicht leisten.
-
Amen!
-
Die moderne Dr. Dr. MBA lic. oec. etc.-Managementkultur scheint mir den Südeuropäische Politikern immer ähnlicher. Man investiert viel in Wahl(kampf) resp. CV und Networking aber wenig in in die Erfüllung der Erwartungen und eigenen Versprechen. Erfahrung im Business? Für was auch, man könnte ja 2 Jahre später in einer anderen Branche arbeiten. UR hats vorgemacht.
-
-
… immer wieder erstaunlich, wie Konzernchefs die Realitäten verzerrt wahrnehmen. – Wie stand und wie steht es schon wieder um die Resultate im IB und im Asset-Management? Gecko-Face Brady, kauf Dir eine Brille!
-
Bei den Alternativen wird mir jedoch ebenfalls schlecht… :-/
Bei den Alternativen wird mir jedoch ebenfalls schlecht... :-/
... immer wieder erstaunlich, wie Konzernchefs die Realitäten verzerrt wahrnehmen. - Wie stand und wie steht es schon wieder um…
Ach, das war doch nur eine Frage der Zeit, bis auch in diesem letzten Bollwerk ein Ami ans Ruder kommt.…