Der Finma-Bericht zum Adoboli-Crash klingt martialisch. „Starke Eingriffe der Aufsichtsbehörde“ urteilt die NZZ heute.
Tatsächlich fasst der Watchdog die Grossbank mit Samthandschuhen an.
Finma-Banken-Chef Mark Branson, der für die Adoboli-Untersuchung verantwortlich ist, entzieht keinem einzigen seiner früheren UBS-Kollegen Gewähr für einwandfreies Banking.
Dank Branson rollt kein Kopf im Aufsehen erregenden Milliarden-Fall, der die UBS in ihrem Bemühen um einen Neuanfang um Jahre zurückwirft.
UBS-CEO Sergio Ermotti kann frohlocken. „Wir sind zufrieden, dass dieses Kapitel nun abgeschlossen ist“, verkündete der Konzernchef der Grossbank gestern.
Statt rigoros und ohne Rücksicht auf Namen und Position durchzugreifen, legt der Tessiner die Akte Adoboli rasch zur Seite.
Aus „Sergio Brutale“, wie ihn die „Bilanz“ kürzlich nannte, wird „Softie Sergio“. Während er die wehrlose IT zerlegt, belässt Ermotti im Risk-Management alles beim Alten.
So herrscht in Zürich und Bern Hollywood, die lang erwartete Aufarbeitung des Adoboli-Crashs verkommt zur Showtime. Daran ändert auch der Finma-Aufpasser für die UBS-Oberen nichts: Man wird sich kaum wehtun.
Nur ein paar Aktienchefs und einige subalterne Kontrolleure hat Ermotti sanktioniert. Der Rücktritt seines Vorgängers Oswald Grübel erfüllte einen anderen Zweck: die Beruhigung der aufgebrachten Öffentlichkeit.
Die wahren Verantwortlichen für das Kontrollversagen belässt Ermotti im Amt. Sie bilden ein enges Netz von seit Jahren und Jahrzehnten für die Bank tätigen Hintermänner.
Mehrheitlich sind es hoch studierte Engländer und ein paar Schweizer Verbündete. Sie schieben sich die zentralen Positionen in der Risikokontrolle gegenseitig zu und nutzen Outsider als Puffer für den Notfall.
Kommt es wie bei Adoboli oder 2009 im Londoner Private Banking zum Crash, erhalten die Drahzieher neue Positionen mit hohem Salär in der Zentrale in Zürich.
Die Spinne im Risknetz der UBS heisst Walter Stürzinger. Als langjähriger oberster Chef der globalen Risikoüberwachung trägt der Schweizer die Verantwortung für das Versagen des Internen Kontrollsystems (IKS) der Bank.
Dass das IKS nicht funktionierte, geht aus den Berichten der Finma und der englischen Finanzaufsicht hervor.
„UBS’s systems and controls were seriously defective“, halten die Londoner Behörden unmissverständlich fest.
Statt Risikochef Stürzinger zur Rechenschaft zu ziehen, beauftragte ihn sein Chef, Chief Operating Officer Ulrich Körner, mit den Massnahmen, die es nach dem Adoboli-Milliardenverlust zu ergreifen gilt.
Der Verantwortliche wird zum Aufklärer.
Stürzinger wurde zum operativen Leiter von UTIR bestimmt. Das Kürzel steht für „Unauthorized Trading Incident Remediation“ der Bank. Ziel des Programms ist es, einen nächsten Crash zu verhindern.
Das Vorhaben zielt zu kurz. Das Versagen geht nicht auf einen Einzelfall zurück. Vielmehr wurde eine falsche Kultur herangezüchtet.
„There was an understanding amongst personnel supporting the Desk that the Operations Division’s main role was that of facilitation“, urteilt denn auch die Londoner Aufsicht.
Helfen statt überwachen – so interpretierten die UBS-Kontrolleure ihren Job.
Stürzinger war von 2001 bis 2007 Chief Risk Officer der ganzen UBS-Gruppe. In dieser Funktion war der Schweizer verantwortlich für den Aufbau des IKS.
Dass das IKS der UBS schwere Mängel hat, zeigte sich zum ersten Mal im Subprime-Debakel.
„Senior risk control did not seek to undertake a comprehensive risk assessment of UBS’s Subprime exposure“, gab die Bank in ihrem Shareholder Report von Frühling 2008 eigenes Kontrollversagen zu.
Statt Stürzinger zur Rechenschaft zu ziehen, nahm ihn die Bank aus der Schusslinie. Im Backoffice wurde er hoher Stabschef, heute ist er die rechte Hand von Topshot Ulrich Körner.
Zweiter im Bund ist der Brite Phil Lofts.
Lofts ist Chief Risk Officer der Bank. Die gleiche Funktion hatte er bereits von 2008 bis 2010. Zuvor gehörte Lofts zu den obersten Riskchefs der UBS-Investmenbank.
Lofts musste möglicherweise die Mängel im Internen Kontrollsystem ausbaden. Weil er in der Phase der ersten Adoboli-Betrügereien im Amt war, trägt er eine grosse Mitverantwortung.
Lofts Kollege aus dem Briten-Netzwerk ist Richard Metcalf, der lange die oberste Risikoverantwortung in der Investmentbank trug.
Metcalf wurde nach dem Subprime-Debakel zuständig für das Operational Risk. Dieses hat bei Adoboli versagt.
Dann gibt es noch Ruwan Weerasekera, auch er hat britische Wurzeln. Der Mann, der schon in den 1990er Jahren in einem UBS-Derivatedebakel eine führende Rolle gespielt hatte, hat nun untersucht, wie einfach Adoboli das Kontrollsystem austricksen konnte.
Der Kreis schliesst sich. Die Angelsachsen Lofts & Co. können die Taten untersuchen, die sie hätten verhindern sollen.
Derweil stellt der Schweizer Stürzinger in der Zentrale sicher, dass keine unliebsamen Fragen auf oberster Stufe aufkommen.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Der eigentliche Skandal bei der UBS ist, dass sie zwar Lehren gezogen haben will, dass aber Walter Stürzinger und Phil Lofts noch immer in wichtigen Funktionen bei der Bank tätig sind. Die beiden haben bei der Kontrolle über die Sub-Prime Exposures, die Student Loans, den Adeboli Betrug etc. geschlafen – bzw. sie sind einfach zu inkompetent und zu wenig bereit auch einmal NEIN zu sagen. Ihnen ist die interne Popularität und der Bonus wichtiger, als der Ruf der UBS. Dass die beiden jetzt auch den LIBOR Skandal überleben ist skandalös. Sergio – es ist jetzt Zeit zum Handeln und klare Zeichen zu setzten. Setz sie vor die Tör !
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….wo genau schon wieder war Mark Branson vorher in welcher Rolle tätig? Hach welch Zufall…
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Der CEO Posten bei UBS ist schlichtweg eine Schuhnummer zu gross für Sergio Ermotti.
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Zu gross, zu klein… das hat doch keinen Einfluss. Es war schon immer so, dass der CEO gar nicht genau weiss, wass in diesem Betrieb passiert – das ist seit 10 Jahren so.
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Habe kurz nach der Fusion Phil Lofts als Risk Manager erlebt – CNN und Rating Agenturen waren seine wichtigsten Anhaltspunkte und Helfer. Bin nicht überrascht dass er auch hier involviert war…….
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Nun, ja: Bei der UBS London gab es rund um Adoboli – wie man lesen konnte – bis zu 40 Entlassene. Und CEO Ossi Grübel nahm freiwillig den Hut.
Trotzdem: Seien wir über Inside Paradeplatz froh, auch wenn es nicht jeden Tag einen Primeur gibt.
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Selbstregulierung d.h. durch die Finma mit ehemaligen UBS-Chefen ist eine zahnlose Aufsichts-behörde. Die Strafen sind lächerlich mild und werden von der UBS aus der Porto-Kassa beglichen. Persönliche Verantwortung kennt die Schweiz. Bankenwelt nicht, das ist ein TABU! Eine Wahrheit, die den schweizerischen Finanzplatz unglaubwürdig macht und Kunden ihr Vertrauen in die Schweiz. Bankenwelt verlieren bzw. bereits verloren haben.
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Dies sagt alles! Die Filzgenossenschaft UBS
mit dem Zuschanzen von Posten und Pfründen hat Tradition. Hunderte haben davon profitiert, während der Aktionär Jahr über Jahr weniger bis gar nichts mehr zu erwarten hatte.Dieser Günstlings-Virus ist unausrottbar bei der UBS, Finma hin oder her!
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Es steht auch jedem Aktionär frei, die Aktien zu verkaufen. Alle jammern immer nur herum, wir Aktionäre sind sooooo arm, aber kaufen und behalten wollen sie dann die Aktien doch alle. Komisch nicht?
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Gibt es ein SMI-ähnlichen ETF der ohne CS und UBS auskommt? Ich denke nicht, obwohl jedem diversifizierten Anleger von Bankenaktien abzuraten ist.
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Sind Anleger gezwungen, ETFs zu kaufen? Ich glaube nicht, dass nur annähernd 50 % der Aktien von ETFs gehalten werden.
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Der Günstlings-Virus grassiert nicht nur bei der UBS. In jedem (Finanz-)Unternehmen hat es männliche und weibliche Günstlinge. Wer nicht zum „Clan“ gehört, der/die ist auf dem Abstellgleis.
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Wenn Sie jeden Titel einzeln kaufen müssten, wären die Spesen zu hoch. Ein Fund würde mit rund 1% Mgmt Gebühr plus Transaktionskosten ziemlich teuer sein. Einfache ETFs mit „geringem“ Tracking Error und tiefen Kosten sind ein gangbarer Weg.
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<> Dies sagt alles! Die Filzgenossenschaft UBS mit dem Zuschanzen von Posten und Pfründen hat Tradition. Hunderte haben davon profitiert,…
Selbstregulierung d.h. durch die Finma mit ehemaligen UBS-Chefen ist eine zahnlose Aufsichts-behörde. Die Strafen sind lächerlich mild und werden von…
Es steht auch jedem Aktionär frei, die Aktien zu verkaufen. Alle jammern immer nur herum, wir Aktionäre sind sooooo arm,…