Die Fondsbranche ist mächtig und wichtig für den Finanzplatz Schweiz. Sie hat auch ein erfolgreiches Produkt, das einem Anleger grundsätzlich Mehrwerte bietet. Doch hat die Fondsbranche den Schritt ins 21. Jahrhundert wirklich geschafft?
Hierzulande sind tausende Fondsprodukte zugelassen. Es gibt sozusagen kaum ein Marktsegment, das nicht abgebildet wird. Und seit rund 10 Jahren gesellen sich noch börsengehandelte Indexfonds (Exchange Traded Funds) dazu. Diese haben sich bei den Anlegern etabliert, das zeigen allein die weltweiten Nettozuflüsse in diese Vehikel.
In der „klassischen“ Fondsindustrie werden sie öfters noch ausgeblendet. Hinter vorgehaltener Hand sagen aber einige: „Es ist unsere Konkurrenz“ oder „Sie bringen nicht viel“. Dies, obwohl ETF das Wort „Funds“ im Namen tragen, ebenso reguliert sind und die gleichen Vorzüge (Diversifikation, Sondervermögen etc.) geniessen. Und doch kaufen aktive Fondsmanager ETF für ihre Fonds, also ganz so schlimm scheint es nicht zu sein.
Denn beide Fondsarten haben ihre Daseinsberechtigung, und am Ende zählt das, was der Kunde will. Er entscheidet und wird künftig verstärkt den Entscheidungsprozess intensiver mitbestimmen. Deswegen ist es wünschenswert, wenn eine sachliche Diskussion stattfindet. Alles andere bringt nichts, denn es geht nicht um „entweder oder“, sondern um „sowohl als auch“.
ETF sind keine Wunderkinder, sie sind einfach nur nützlich. Denn sobald ein Anleger an der Prognosefähigkeiten von aktiv-orientierten Verwaltern zweifelt, heisst die Lösung, auf einen passiven Ansatz zu setzen. Diese Zweifel sind durchaus berechtigt, denn trotz der enormen Zahl an Fonds gelingt es nur einer Minderheit auf lange Sicht, ihren Vergleichsindex zu schlagen.
Für den Anleger ist es aufgrund der Vielfalt eine Herkulesaufgabe, den talentierten Fondsmanager zu finden. Aber es gibt ihn, zweifelsfrei. Die guten und talentierten Manager sollten sich nicht fürchten, vielmehr sollten sie sich zeigen, auch in der Breite.
Was wünscht sich ein Investor? In Märkten in denen er glaubt, ein talentierter Manager könne Alpha generieren, investiert er mit einem traditionellen Fonds. Für diese Qualität ist er auch bereit, einen höheren Preis zu bezahlen, denn ohne Preis kein Preis. Hingegen in Segmenten, in denen die Alphasuche äussert anspruchsvoll und teuer ist oder um taktische Massnahmen kostengünstig umzusetzen, spielen Indexfonds ihre Trumpfkarte aus.
Und natürlich bei all jenen, die nicht an erfolgreiches aktives Management glauben. Diese Gruppe wird von Dutzenden wissenschaftlichen Untersuchungen bestärkt, die mehr oder weniger immer zu einem ähnlichen Ergebnis kommen: Die Mehrheit der aktiven Fonds schlagen den Markt nicht. Das bedeutet, dass nach Berücksichtigung der Kosten der Fonds keinen Anlegernutzen gebracht hat.
So darf man dies natürlich nicht stehen lassen, sondern muss die Frage stellen, warum dies denn so ist? Eine kürzlich veröffentlichte Studie vom deutschen Wirtschaftsmagazin „Capital“ und dem Analysehaus Greiff Capital Management hat 3’500 Fonds in 17 Kategorien untersucht. Die Mehrheit der Fondsmanager erzielt keine Outperformance, so das Ergebnis.
Das wirklich Interessante ist aber folgende Studienaussage: „Besonders gut abgeschnitten haben inhabergeführte Fonds-Boutiquen.“ Et voila, wir sind beim Kern des Problems. Diese Fonds-Boutiquen sind mutiger, und sie geben ihren Fondsmanagern mehr Freiheiten.
Man kann es drehen und wenden, wie man will, letztendlich ist man nur mit einem wirklich aktiven Managementansatz – sprich ein Fondsmanager muss sich vom Benchmark lösen – besser als der Markt. Die Ursache für diesen fehlenden Mut liegt meist in der Grundphilosophie des Asset-Management-Hauses. Wer zuwenig Mumm hat, gehört zum Durchschnitt und hat für eine schlechte Performance stehts eine Ausrede: „Der Markt war ebenso schlecht.“ Die Fondshäuser müssen wieder mehr Mut fassen.
Und für alle jene, die nicht an Alpha glauben, gibts das reine Beta in Form von Indexfonds, doch das hatten wir schon. Auch bei den ETF trennt sich die Spreu vom Weizen. Einfach den erstbesten ETF auf Index XYZ zu ordern, greift zu kurz. Denn nicht jeder Indexfonds trackt den Basiswert gleich gut. Allein ein Blick auf die diversen ETF auf den S&P-500-Index zeigen, dass sich die Renditen frappant unterscheiden können.
Und jetzt kommt eine antiquierte Kruste, die aufgebrochen werden muss: Total-Expense-Ratio (TER). Immer noch achten viele Anleger (übrigens auch professionelle Investoren) auf diese Marketing-Ratio. Total-Expense-Ratio heisst auf Deutsch: Gesamtkostenquote. Also alle Kosten sind darin enthalten.
Falsch. Es fehlen einige Aufwendungen. So gleicht diese Kennzahl eher einer Mogelpackung. Damit ist klar, die TER taugt, zumindest für die Selektion, nicht viel. Was zählt, ist eine Analyse der Entwicklung des Nettoinventarwerts, denn schliesslich sind da alle Kosten berücksichtigt. Und diese Zahl sollte man in Relation zum Vergleichsmassstab setzen. Erst dann hat man eine ernstzunehmende Aussage.
Zum Schluss noch zum Reporting, schliesslich leben wir in einer Zeit, in der die ganze Industrie von Transparenz spricht. Es ist grundsätzlich nichts Falsches, wenn ein Anbieter einen ETF synthetisch abbildet. Es ist auch nicht schlecht, wenn ein aktiver oder passiver Fondsanbieter Wertpapierleihe betreibt. Ein Anleger muss nur alle Risikofaktoren kennen und wissen wohin die Gebühren und Erträge fliessen.
Hier ist das nächste Problem: Für mich ist bis heute nicht klar, warum viele (nicht alle!) Anbieter nicht in der Lage sind, all diese Infos auf tagesaktueller Basis darzustellen. Wir sind im Zeitalter der Digitalsierung, Transparenz ist Trumpf. Die heutigen Jungen wachsen mit diesen Werten auf – sie sind die Käufer von morgen.
Kommentare
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Ich teile Ihre Auffassung, dass beide Fondsarten ihre Daseinsberechtigung haben und am Ende der Kunde entscheidet, was er will. Solange jedoch in der Anlageberatung nur aktive Produkte empfohlen werden, meistens noch aus der „hauseigenen Küche“ der Bank, sind die Spiesse ungleich verteilt. Zudem kann der Anleger mit den Begriffen TER und Gesamtkostenquote aus meiner Erfahrung nicht viel anfangen. Es ist daher wie mit den Retrozessionen. Wenn ich nicht weiss, wie hoch die Kosten für das aktive Management gegenüber der passiven Variante sind und ich nicht neutral beraten werde bezüglich Entwicklung des Fonds im Vergleich zum Benchmark, kann ich als Kunde auch nicht entscheiden, ob mir die aktive oder passive Variante besser zusagt! Der Anleger ist daher angehalten, die Empfehlungen der Banken kritisch zu hinterfragen und eventuell eine Zweitmeinung einzuholen.
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Es gibt nur eine Lösung und die heisst Indexfonds. Der Markt hat immer Recht und dies gibts kostengünstig. Auf mehrere Jahre zahlt sich dies aus. Der Pictet SPI Indexfonds kostet nur ein paar Basispunkte. Meine Kunden sind zufrieden. Kosten kann ein Anleger steuern, die Rendite nicht.
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Marcel – absolut richtig!
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Treffend. Seit 5 Jahren habe ich einen Aktienfonds auf US-Aktien und der brachte ausser Spesen nichts. Damals war ein Kaufargument das grosse Volumen des Fonds. Die Ausreden meines Berater waren immer diesselben: Die Märkte waren anspruchsvoll. Doch genau deswegen brachte ich mein Vermögen dem Banker. Die Vermögensverwalter sollten Spezialisten sein und zumindest das Kapital erhalten können. Es ist doch wie beim Arzt: Bei „anspruchsvollen“ Krankheiten vertraue ich dem Spezialisten. Die Ärzte können es, Banker meist nicht. Enttäuschend.
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Fonds: die Banken kochen auch nur mit Wasser. Die Banken verlieren nie (Kosten). Die Kunden
haben was übrig bleibt – Verlust oder Gewinn!
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Treffend. Seit 5 Jahren habe ich einen Aktienfonds auf US-Aktien und der brachte ausser Spesen nichts. Damals war ein Kaufargument…
Es gibt nur eine Lösung und die heisst Indexfonds. Der Markt hat immer Recht und dies gibts kostengünstig. Auf mehrere…
Ich teile Ihre Auffassung, dass beide Fondsarten ihre Daseinsberechtigung haben und am Ende der Kunde entscheidet, was er will. Solange…