Sal. Oppenheim gehört zu den ältesten Namen im deutschen Bankgeschäft. Als Tochter des Finanzmultis Deutsche Bank wird sie nun Geschichte.
In der Schweiz verschwindet Sal. Oppenheim gänzlich. Im Dezember wurde die Integration ins Mutterhaus verkündet.
Im Heimmarkt Deutschland überlebt nur ein kleiner Teil unter dem eigenen Namen. Rund 500 von knapp 800 Mitarbeitern verlieren ihren Job.
In Zürich wird der markante Standort in der City aufgegeben. Den 130 Schweizer Mitarbeitern von Sal. Oppenheim wurden bereits die neuen Büros im Prime Tower im Zürcher Kreis 5 gezeigt, wo die Deutsche Bank zuhause ist.
„Dort hat es Platz für etwa 30 Leute“, sagt ein Insider. Die Quelle rechnet damit, dass am Ende des Integrationsprozesses nur so viele Mitarbeiter der alten Sal. Oppenheim bleiben können.
Als Nächstes würden viele Kundenassets verloren gehen, vermutet der Gesprächspartner. „Die Deutsche Bank hofft einfach, dass die Abflüsse durch die Einsparung von Kosten überkompensiert würden.“
Ein zweiter Gesprächspartner berichtet von „Deals“ zwischen Sal.-Oppenheim-Beratern und deren Kunden. „Zuerst geht man gemeinsam zur Deutschen Bank, um dann später zusammen zu einem Konkurrenten oder externen Vermögensverwalter zu wechseln.“
Hintergrund sei der Bonus. Die Sal.-Oppenheim-Leute würden erst nach Auszahlung ihrer variablen Vergütung von Bord gehen.
Auf dem Spiel stehen rund 10 Milliarden Kundenassets. Diese gilt es aus Sicht der Deutschen Bank zu verteidigen.
Gefordert ist Marco Bizzozero, der junge Chef der Deutschen Bank Schweiz.
Bizzozero steht mit der Integration von Sal. Oppenheim vor seinem Gesellenstück als aufstrebende Kraft beim deutschen Finanzmulti.
Der Anfang der Übung ist missglückt. Die Ankündigung der Integration geschah unter Druck.
Zeitungen in Deutschland hatten im November von einem „Kahlschlag“ bei der Traditionsbank berichtet. Die Artikel zwangen die Deutsche-Bank-Chefs zu raschem Handeln.
Im Dezember liess Jungmanager Bizzozero die Katze aus dem Sack. In einem Communiqué, das mit „Deutsche Bank bündelt Stärken ihrer Vermögensverwaltung in der Schweiz“ überschrieben war, sagte er: „Das ist ein klares Bekenntnis der Deutschen Bank zum Standort Schweiz.“
Der Niedergang von Sal. Oppenheim ist die Folge von Fehlspekulationen mit Immobiliengeschäften. Es kam zu Strafverfahren gegen wichtige Geschäftspartner der Bank.
Ende 2009 kam für Sal. Oppenheim nach 220 Jahren das Aus. Die Deutsche Bank übernahm das Institut.
Unter Josef Ackermann und Pierre de Weck, den beiden Schweizern Spitzenleuten innerhalb der Deutschen Bank, blieb Sal. Oppenheim weitgehend unabhängig.
Mit dem Führungswechsel im letzten Jahr veränderte sich die Machtkonstellation. Die neue Garde unter dem Inder Anshu Jain, der in der Frankfurter Zentrale der Deutschen Bank den Ton angibt, nimmt keine Rücksicht auf alte Zöpfe.
Die Entscheide folgen sich Schlag auf Schlag.
Eine Sparübung letzten Herbst führte zu rund 50 Entlassungen in Zürich und Genf. „Es traf Leute querbeet“, sagte damals eine Quelle. „Selbst hochrangige Manager blieben nicht verschont.“ Das sei bei den Schweizer Grossbanken oft anders.
Die Integration von Sal. Oppenheim dürfte einseitiger verlaufen. Die Mitarbeiter der kleinen Privatbank gelten als Auswärtige und geniessen wenig Schutz durch einflussreiche Konzern-Manager.
„Gegebenenfalls notwendige Personalmassnahmen werden frühzeitig kommuniziert und rücksichtsvoll umgesetzt“, schwächt eine Sprecherin der Deutschen Bank Schweiz ab.
Es stimme nicht, dass Kunden abspringen würden. „Bei den Kundenvermögen verzeichnet Sal. Oppenheim Zunahmen seit der Ankündigung der Integration“, sagt Tanja Kocher.
Kommentare
Kommentieren
Die beliebtesten Kommentare
-
ein off topic hinweis an den webmaster: via rss reader (bei mir google reader) sehe ich den namen des autors, auf der website nicht. da ist noch luft nach oben 😉
ansonsten: danke für die vielen interessanten einschätzungen und hintergrundinfos zum allg. finanzwahnsinn. ich habe hier schon viel gelernt.
-
Bekanntes Schema. Mutterkonzern wirtschaftet schlecht bis kriminell und als Konsequenz wird zwecks kurzfristiger Kostenoptimierung entschieden eine zum Konzern gehörende Bank plattzumachen die über 200 Jahre existierte und Gewinn abwarf.
(Vergleiche Credit Suisse >> Clariden Leu)
-
Absolut korrekt. Das Schema ist immer das gleiche. Die am ranghöchsten Manager (im geschilderten Fall der CEO der DB Schweiz sowie seine nächsten DU’s) managen die „Bottom Line“ ihres Befehlsreiches. Die Manövriermasse auf der Income Seite sind die AuM’s und auf der Kostenseite das Personal. Die Bottom Line in seinem Befehlsbereich steigt nun auf zwei Arten: Entweder das Einkommen steigt schneller als die Kosten oder die Kosten sinken schneller als das Einkommen. Grösstenteils heutzutage ist es der zweite Fall. Das ist auch viel einfacher für den Befehlshaber. Er/Sie entlässt einfach immer mehr Leute um die Kostenseite schneller zu reduzieren als die Einkommensseite. Für das Personal heisst es Entlassungen, ständige Reorganisationen und natürlich Bonuskürzungen wegen des schwierigen Umfeldes. Für den CEO, C-Level und Freunde deren heisst es aber: Ziel erreicht. Gewinn (Bottom Line) gehalten/gesteigert. Sie „belohnen“ sich dafür mit üppigen Boni / Perks / Interwiuus etc. Natürlich ist es dann mal logischerweise zu Ende weil man ja nie ins Geschäft investierte. Siehe Clariden Leu, S.Opp? Man könnte es fast so meinen.
-
-
Mit dem soeben bekannt gewordenen Resultat f.d. G.J. 2012 der Deutschen Bank Frankfurt erklärt sich alles Weitere.
Deutsche Bank im Prime Tower bleibt nichts anderes als eine Irrlichter verstrahlende Zukunft: Die Positionen sind eingenommen.Die gegenwärtige Zeitenwende im Finanz-Business erlaubt keine nostalgischen Gefühle für “alt“ und “eingesesssen“.
-
…außer man hätte eine Strategie. Aber im Finanzsektor ist das bis jetzt noch immer ein Fremdwort.
-
@Scott Bostitch. Aber, aber Strategie light hat man: Sal. Opp‘ spielt beim St.Moritz Polo als Team um den Preis der Deutschen Bank… passt doch?! (s. polostmoritz.com)
NB: Sal.Oppenheim Team-Shirts hat’s noch.
-
Bekanntes Schema. Mutterkonzern wirtschaftet schlecht bis kriminell und als Konsequenz wird zwecks kurzfristiger Kostenoptimierung entschieden eine zum Konzern gehörende Bank…
@Scott Bostitch. Aber, aber Strategie light hat man: Sal. Opp' spielt beim St.Moritz Polo als Team um den Preis der…
Mit dem soeben bekannt gewordenen Resultat f.d. G.J. 2012 der Deutschen Bank Frankfurt erklärt sich alles Weitere. Deutsche Bank im…