Weil die Schweiz mit Johann Schneider-Ammann keinen Wirtschaftsminister hat, der die Stimmung vorgeben kann, und mit Eveline Widmer-Schlumpf eine Finanzministerin erträgt, die nicht nur den Finanzplatz preisgibt, sondern jeden gut verdienenden Schweizer zum Steuerbetrüger machen will, lassen die meisten Finanzmanager den Kopf hängen. Warum soll man noch etwas sagen oder schreiben, wenn der Eindruck vorherrscht, die reiche Schweiz habe ihr gesundes Selbstvertrauen verloren?
Als ich an einem MBA-Seminar an der Uni St. Gallen den Teilnehmern sagte, mit den hohen Salären sei es wohl für die meisten vorbei, sprang ein Dreissigjähriger auf, raufte sich die Haare und rief: „Aber ich will eine halbe Kiste verdienen, wenn ich den Kurs hinter mir habe.“
Seit der Winterkrise 2008 hat sich der Finanzplatz Schweiz nicht wirklich verändert, auf keinen Fall zum Besseren, wenn wir die Kundenarbeit betrachten. Die Infokanäle sind voller Makroanalysen, worin die Stagnation der nationalen Märkte, auch der Schweiz, bitter beklagt wird. Was nützen solche Analysen, wie sie routinemässig seit fünfzig Jahren geschrieben werden? Nichts.
Was der erfahrene Privatkunde will und der weniger erfahrene um so mehr braucht, sind Mikroanalysen, für welche die empfehlende Bank auch die Verantwortung übernehmen muss. Wer vor zehn Jahren Gold kaufen wollte, als es am billigsten war, wurde von den Bankberatern der Geistesschwäche beschuldigt. Erst als die Rallye in der letzten Runde war, empfahlen die Grossbanken den Einstieg und blieben auch dabei, als der Goldpreis schon wieder im Sinken war.
Die depressive Stimmung über dem Zürcher Paradeplatz hat zur Folge, dass dann früher der Ausstieg empfohlen wird, wenn die Kurse erst richtig explodieren. Viele hätten mit Swatch, Richmond und SGS viel Geld verdienen können, wären ihre Berater nur etwas mutiger gewesen.
Alle sprechen von verbesserter Dienstleistung, aber ausser Papier, e-mails und allgemein gehaltenen Kundenvorträgen hört man wenig. Lese ich dieses Material und höre ich den Chefökonomen zu, beherrschen sie perfekt die bekannte jüdische Rhetorik: „Das ist der richtige Trend, dem Sie folgen sollten. Anderseits …“
Wenn die selber denkenden Privatkunden im besten Fall ungeschoren davonkommen, gilt dies weniger für die im engen Regulierungskorsett steckenden institutionellen Kunden. Sie haben tatsächlich kaum eine Chance, einen guten Gewinn zu machen, weil dies unorthodoxes Denken und Handeln voraussetzt. Wer will dieses Risiko auf sich nehmen?
Nach dem letzten Wochenende steckt die Schweiz mehr denn je in einer politischen Falle. Eine selbstbewusste Mehrheit hat denjenigen, die grosses Geld verdienen wollen, einen Riegel vorgeschoben. Das macht keinen Spass mehr! Warum soll die alte Bankiergeneration von Rainer E. Gut, Marcel Ospel und Oswald J. Grübel hunderte von Millionen verdient haben, wenn dies dem talentierten Nachwuchs verweigert wird? Tausende von Bankern haben während zwanzig Jahren Kasse gemacht, und jetzt?
Schon Alfred Sarasin, der letzte legendäre Sarasin aus Basel, dessen Erben die Bank nach Brasilien verkauften, sagte mir: „Geld geht immer aus schwachen in starke Hände.“ Wie wahr, daran ändert keine Gesetzgebung etwas. Alfred Isler, der nicht minder legendäre Gründer der Finanzzeitung „Finanz und Wirtschaft“, hat schon vor vierzig Jahren das Unwissen der Anleger beklagt, die Geld verdienten, es aber nicht bewahren konnten. Wer das Geldverdienen politisch einschränkt, wer das Risiko eines freien Marktes nicht zu ertragen vermag, der soll seine Finger weglassen von der Geldanlage. Aber Staatsschutz für kleine und grössere Spekulanten? Das macht keinen Sinn.
Die Schwäche unserer Bankiers ist es, dass sie grössere Rechts- als Marketingabteilungen haben. Spitzenanwälte, über deren Einkommen wir noch gar nicht gesprochen haben, sind von der Ausbildung her Verteidiger. Die Banker von heute verstecken sich hinter ihren Hausanwälten und externen Kanzleien, Ueli Bremis Warnung im Hinterkopf „Jedes Wort ist eine Fehlerquelle“. Wo bleiben die intelligenten Feuerköpfe, die den Finanzplatz Schweiz neu aufblühen lassen? Das ist der eigentliche „Shitstorm“ des Paradeplatzes, dass man die klugen Geister dort so wenig findet wie im Vatikan oder bei der Economiesuisse.
Ich habe viele Menschen kennen gelernt, die in ihrem Leben zwischen 200 Millionen bis zu fünf Milliarden Franken Vermögen aus eigener Kraft aufgebaut haben. Sie waren ohne Ausnahme Aussenseiter. An einige erinnern wir uns: Otto Beisheim, Nicolas G. Hayek, Branco Weiss, Karl Schweri, die Swarowskis. Sie arbeiteten alle hart, gingen aber ihre eigenen Wege.
Wer sich in die Fallen eines Staates begibt oder auch nur in diejenigen eines Bankenapparats, kann die Hoffnung auf ein grosses Einkommen vergessen. Der Schweizer Aktienmarkt, wie der europäische auch, liegt zurück. Jetzt kommen die Amerikaner und die Asiaten und kaufen sich billig ein. Unser Wirtschaftsminister schweigt zu den Chancen, die sich mutigen Investoren bieten, und die Finanzministerin macht SP-Politik.
Beides ist in hohem Masse unschweizerisch; jedenfalls entspricht es nicht dem Gründerwillen, der unsere Vorgänger auszeichnete und unseren Wohlstand begründete. Deshalb ist altes Schweizer Kapital längst in die USA, nach Lateinamerika und nach Asien geflohen. Unsere grössten Banken und Konzerne sind unter ausländischer Führung und Kontrolle. Dort wird man dem Schweizer Kunden keine Träne nachweinen, es sei denn, er bringe sein Geld. Auf eigenes Risiko.
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Come on Joe, bleib cool.
Herr Stölker hat uns immer wieder den Spiegel „vor den Grind“ gehalten und meist hatte er recht!
Ich denke, wir haben Grund über unsere BR zu klagen, aber, wir haben noch viel mehr Grund uns über uns selbst zu beklagen:
In diesem Land fehlt Aufbruchstimmung! (Anm.: Da hilft keine Volkswahl des BRs…)
Und noch was: Vieles was wir heute als wirtschaftliches Gemeingut betrachten, war in der Tat früher aus dem Ausland gekommen und gedieh hier weil die Verbots- und Neidkultur anderswo grösser war. -
Hallo? Woher kommt denn der hetzerische Kommentar des Herr Stoehlker, komplett aus dem Nichts und ohne jeden Kontext? Und, wieso gibt ‚man‘ das überhaupt wieder?
Sollten da nicht die Alarmglocken schrillen – bei mir tun sie es, und hoffentlich bei manch anderem auch!
Ein Hang zu diffamierenden Äusserungen scheint da in der Familie zu liegen.-
@ Joe Cool. Guter Kommentar. Die Alarmglocken schrillen auch bei mir. Schönen Tag!
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Hallo Herr Stöhlker
So sehen wir wieder – auf der gleichen, wie ich meine gut gemachten Internet-Plattform von Zürich.
Wie recht Sie haben mit unseren Bundesräten! Mich würde interessieren, wie Sie sich zum Bundesrats-Wahl-Prozedere stellen würden. Die Volkwahl hat seine Tücken, die Intrigen der Parlamentarier sind aber auch ekelhaft und abzulehnen. Was sollen wir tun?
Herzlich
Hanspeter Bühler
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Hanspeter Bühler,
Im heutigen Berufsleben geht vieles über Kennzahlen und persönliche KPIs.
Das sollte auch für den Bundesrat, NR & SR gelten. Echte Performance vs. Medienpräsenz.
Entwurf: Bundesversammlung wählt weiterhin den BR. Aber wir – der Souverän – haben nach 2 Jahren die Option die Gewählten zu bestätigen oder abzuwählen. Gilt auch für die SR & NR. Kriterien: Die Umsetzung des in der Wahlpropaganda angekündigten Themas als Leistungsausweis der deswegen Gewählten.
Frage: Per DEZ.2011 fand quasi eine Gesamterneuerung im BR statt. Welche und welcher BR würde im DEZ.2013 nun bestätigt oder quittiert – anhand seines Leistungsausweis zu Gunsten der Schweiz und dessen Bürger?
MfG
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Das übliche leere besserwisserische Stöhlker Geschwätz mit dem larmoyanten Möchtegern-Guru-Grundton „früher war alles besser“
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100 Prozent einverstanden.
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guten Tag Herr Stoehlker
dieser Tag ist auch eine Chance für Sie.
die Chance im Heute anzukommen!
alles Gute auf diesem für Sie so beschwerlichen Weg.
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naja, der Herr stoehlker!
gibt’s den überhaupt noch?
wie lange muss man seine Ansichten noch lesen?
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haha seh ich auch so.
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Lieber Herr Stöhlker
Sie haben vollkommen Recht!
Auch ich stamme noch aus der Zeit der kantigen Persönlichkeiten in den Unternehmen, die patronal führen konnten (und mussten!).
Leider haben sich die Rahmenbedingungen rund um die Schweiz – wie Sie selbst darlegen – massiv verändert.
Oder möchten Sie mit Steinbück, Hollande etc. etc. als Einzelkämpfer so verhandeln, dass diese Ihre Argumente Ernst nehmen?? Suchen Sie den Winkelried, der Megatrends im Alleingang umlenken kann??Freundliche Grüsse
Ihr Mephistopheles
Lieber Herr Stöhlker Sie haben vollkommen Recht! Auch ich stamme noch aus der Zeit der kantigen Persönlichkeiten in den Unternehmen,…
naja, der Herr stoehlker! gibt's den überhaupt noch? wie lange muss man seine Ansichten noch lesen?
guten Tag Herr Stoehlker dieser Tag ist auch eine Chance für Sie. die Chance im Heute anzukommen! alles Gute auf…