Oder: Welche Blüten der verzweifelte Kampf um die Erhaltung der Beteiligungs-Milchkühe der Banken treibt. In den 90er Jahren war ihre Blütezeit. Nach dem Vorbild von Martin Ebners Visionen schossen sie wie Pilze aus dem Boden. Die börsennotierten Beteiligungsgesellschaften. Mit üppigen Gebühren-Modellen versehen wurden Themen abgebildet in Gefässen, die zunächst den Pensionskassen und danach auch den Retail-Investoren Zugang zu Anlagen bieten sollten, die ihnen sonst verschlossen blieben.
Inzwischen sind die meisten dieser Vehikel wieder verschwunden. Die Themen erwiesen sich als wenig nachhaltig, den Versprechungen folgten Pleiten. Das Paradebeispiel BT&T kostete den Zürcher Steuerzahler Hunderte von Millionen Franken. Zahlreiche Investoren wanderten ab. Es entstanden grosse Abschläge (Discounts) der Aktienkurse zu den inneren Werten (NAVs) der jeweiligen Portfolios. Käufer wurden immer rarer, und der Aktionär stand vor der Wahl, einen Franken inneren Wert für 70 Rappen oder noch weniger zu verkaufen oder auf bessere Zeiten zu hoffen.
Einige Banken sahen ein, dass eine Fortführung dieser Gefässe zu irreparablen Reputationsschäden führen würde. Die Visionen wurden in Fonds umgewandelt, auch BB Medtech und Microvalue gingen diesen Weg. (Bei der Bellevue Gruppe war ich einst fürs Marketing von BB Biotech und BB Medtech zuständig.) Mach Hitech wurde liquidiert, die Absolute Gefässe der CS wurden vorbildlich über konsequente Rückkäufe verkleinert. Den Banken entgingen zwar Fees, aber dafür erhielten sie den Applaus der Bankkunden und Aktionäre. Manchmal ist weniger eben doch mehr.
Bei einigen Banken brauchte es den Druck der Aktionäre. Castle Private Equity wird nach einer vor einem Jahr öffentlich ausgetragenen Schlacht liquidiert, der Rufschaden für die LGT war beträchtlich. Vor der gleichen Situation steht jetzt Altin (www.altin.ch), der von der Banque Syz aufgelegte und gemanagte Fund of Hedge Funds.
Seit die Finanzkrise 2008 den Aktionären schmerzhaft vor Augen führte, dass Hedge Funds eben auch nicht vor Kursverlusten schützen – die Beteiligungsgesellschaft verlor innerhalb von wenigen Monaten über 50 Prozent ihres Werts und handelt immer noch 40 Prozent unter dem Wert vom Mai 2008 –, kauft kaum einer mehr Altin-Aktien aufgrund der ursprünglichen Anlageidee.
Seit vier Jahren handelt die wenig gehandelte Aktie durchschnittlich 30 Prozent unter ihrem inneren Wert, welcher der Summe der in ihr enthaltenden Hedge Funds entspricht.
Gleichzeitig müssen mindestens 4 bis 5 Prozent Performance erzielt werden, um alleine die horrenden Kosten der Hedge Funds Manager und die darüber gestülpte Management Fee und weitere Kosten der Bank Syz-Tochter zu bezahlen. Ein No-go für alle Profis im Markt.
Aber anstatt die gefangenen Aktionäre über aggressive Rückzahlungen und Aktienrückkäufe zu befreien, kleben die Syz-Leute am Erhalt ihrer Fee-Maschine. Mit dürftigen Argumenten versucht man ein Produkt, das schon lange nicht mehr den Marktbedürfnissen entspricht, zu retten. Gleichzeitig schreckt man nicht einmal davor zurück, die Aktionäre in der Ausübung ihrer Stimmrechte zu behindern. (Quelle: www.change-altin.ch, ich bin selber Aktionär und wir haben ein Mandat einer betroffenen Aktionärsgruppe.)
Was beruhigt: Auch Altin wird es einmal so ergehen wie der alten DDR – es liegt zum Glück in der Natur der Finanzwelt, dass Ineffizienzen nach einer gewissen Leidenszeit verschwinden. Warum Eric Syz die Reputation seiner Bank, die immerhin 25 Milliarden verwaltet (Altin mit ihren 250 Millionen entspricht gerade mal 1 Prozent davon) dafür aufs Spiel setzt, bleibt allerdings schleierhaft.
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Um so schneller wir unseren Finanzplatz demontieren desto schneller geht uns alle gleich.
Ungerechtfertigten Bereicherungen aus dem Vergangenheit müssten natürlich auch bereinigt werden, so wäre Gerechtigkeit für alle und nicht nur für die Hinterbliebenen
Nino Ilardo -
In die gleiche Richtung geht der verzweifelte Kampf um „Scheinüberleben“ gewisser Absolute Return Produkte. Der Absolute Return Fund der UBS z.B. wurde z.B. 24.06.2005 bei 100 ausgegeben. Das Anlageziel wurde damals wie folgt umschrieben: “Das Anlageziel besteht darin, unabhängig vom aktuellen Zinsumfeld eine positive absolute Rendite zu erzielen, die über dem Geldmarktsatz in CHF liegt.“ Gemäss Produkteinformation vom 27.12.2007 betrug das Fonds-Vermögen CHF 1‘406.43 Mio. und der NAV war CHF 95.45. Der Fonds war zu diesem Zeitpunkt u.a. zu 20.29% in Mortgage Backed Sec., zu 6.97% in CDO und zu 4.24% in nicht näher definierte Vehikel („Vario“ plus „übrige“) investiert. Die grössten Positionen waren: Freddie Mac (6.99%) und Fannie Mae (5.26%).
Der UBS Absolute Return notiert heute bei CHF 82.02 ; das Fondsvermögen beträgt noch CHF 146 Mio. (22.01.2013), dies bei unveränderten 1.62% p.a. All-in-Fee. Es handelt sich dabei um ein Hedge-Fund-ähnliches Gebilde (sog. nicht korrelierender Ansatz), das den Ausgabekurs aufgrund der unsystematischen „Zufalls-Konstruktion“ kaum je erreichen wird. Das Ehrlichste wäre auch hier den Fonds zu liquidieren, da das Konzept gescheitert ist und den Anlegern reinen Wein einzuschenken, statt noch munter weiter 1.62% p.a. zu vereinnahmen bei offensichtlicher Aussichtslosigkeit den Ausgabekurs je wieder zu erreichen!http://www.finanzen.ch/fonds/preischart/UBS-Lux-Key-Selection-Sicav—Abs–Return-Medium-CHF-P-acc
http://www.nzz.ch/aktuell/startseite/absolute-verluste-statt-absolute-return-1.798258
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Lieber Beobachter
Der Unterschied ist der: Bei ihrem UBS-Fonds konnte alle, die wollten, zu NAV raus. Dadurch hat sich das Volumen des Fonds (und damit die Fees für den Manager) um 90% verkleinert. Bei einer Beteiligungsgesellschaft Altin geht das nicht, solange die Gesellschaft nicht selber systematisch und konsequent Aktien zurückkauft und vernichtet. Heute muss ein Aussteigewilliger bei Altin noch 1 Franken zu 70 Rappen verkaufen…..oder ausharren und hoffen. Oder etwas unternehmen: Knapp 35% (!) der anwesenden Aktionärsstimmen stimmten am letzten Montag dem Antrag eines 1.5%-Aktionärs zu, ein entsprechendes Programm zu starten. Bei der nächsten ordentlichen oder ausserordentlichen GV werden es mehr sein.
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…was aber keine Entschuldigung dafür ist, dass der UBS Absolute Return den Laien-Kunden als sog. sichere Anlage „verkauft wurde“. Sehen Sie sich die diesbezügliche Presse und auch TV-Berichte an wie dort Rentner zu Hauf falsch beraten wurden. Im übrigen ist auch noch ein Verfahren eines grösseren Institutionellen aus prominenter Uhrenindustrie hängig; dort es genau um dieses Thema der „Falschberatung“.
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In die gleiche Richtung geht der verzweifelte Kampf um „Scheinüberleben“ gewisser Absolute Return Produkte. Der Absolute Return Fund der UBS…
Lieber Beobachter Der Unterschied ist der: Bei ihrem UBS-Fonds konnte alle, die wollten, zu NAV raus. Dadurch hat sich das…
...was aber keine Entschuldigung dafür ist, dass der UBS Absolute Return den Laien-Kunden als sog. sichere Anlage "verkauft wurde". Sehen…