2008 sah die ZKB die grosse Chance gekommen. Mit Pauken und Trompeten positionierte sich die Staatsbank als neue Kraft im Swiss Private Banking.
Heute zeigt sich: Das Vorhaben ist gescheitert. Zwar spülte es der Bank rund 30 Milliarden neue Assets ins Haus. Doch viele Gelder blieben im Cash und drohen jetzt wieder abzufliessen.
Vor allem die wiedererstarkte UBS vermeldet hohe Zuflüsse. Auch bei der CS scheint es Net New Money zu geben.
Die ZKB hingegen könnte unter dem fehlenden Stallgeruch für Private Banking leiden.
Das Hauptproblem sind aber hausgemachte Fehler. Die Bank hat sich überschätzt, zeigt wenig Stehvermögen und leidet möglicherweise unter dem falschen Führungspersonal.
Sinnbildlich für die Schwierigkeiten der grössten Kantonalbank des Landes, im Geschäft mit den Reichen eine wichtige Rolle zu spielen, steht das Family Office.
Dort wollte es die ZKB den beiden Grossbanken nachmachen. Die haben unter dem Begriff eigene Elite-Abteilungen gegründet, die mit hohem Personalaufwand sämtliche Wünsche von Superreichen befriedigen sollen.
Das ZKB-Family-Office ging 2008 an den Start, als die UBS und später auch die CS massiv an Vertrauen einbüssten und die Kunden in Scharen flüchteten.
5 Jahre später, Ende 2012, begrub die ZKB ihr Aushängeschild still und leise. Der Chef des Family Office, ein früherer Kreditspezialist, ist verschwunden.
Die ehemaligen Kunden des ZKB-Familiy-Office, die jahrelang Angebote aus einer Hand heraus erhalten hatten, sind wieder in die normale Organisation zurückgeführt worden.
Die Abteilung sei nicht auf Touren gekommen, heisst es bei der ZKB zum Ende des Family Office.
Von Niederlage will man nichts wissen. Es gebe nun eine andere Eliteeinheit namens „Key Clients“.
Ihre neue Reichen-Initiative hatte die ZKB letzten Herbst grossspurig angekündigt, um den „anspruchsvollen Bedürfnissen nach einer ganzheitlichen Betreuung und integrierten Leistungserbringung in diesem Segment gerecht“ zu werden.
Die Probleme der ZKB mit ihrem Family Office passen ins Bild einer Bank, die auf viele Gebiete vorstösst, die nicht zu ihrem traditionellen Geschäft passt.
Im Offshore-Privatebanking versuchte die Kantonalbank, rasch auf Touren zu kommen. Dazu nahm sie bereitwillig US-Kunden mit toxischen Vermögen bei sich auf, die von der UBS auf die Strasse gestellt wurden.
Fürs europäische Private Banking kaufte die ZKB eine Skandalbank in Österreich. Für Dutzende von Millionen musste sie diese säubern. Heute hat sie im Nachbarland noch ein Rumpfgebilde, dessen Nutzen niemand genau kennt.
Neben der Vermögensverwaltung gibt die ZKB auch im Investment- und Kommerzbanking Vollgas. Sie nimmt dafür teure Handels- und Kreditfinanzierungsteams von der UBS und der CS unter Vertrag.
Die Folgen sind nicht nur höhere Risiken, sondern auch eine Verwässerung der Kultur. Die ZKB weiss heute selbst nicht mehr, für was sie steht.
Der Fisch stinkt vom Kopf her. Dort sitzt CEO Martin Scholl, ein ehemaliger Lehrling der ZKB, der es durch ruhiges, unauffälliges Verhalten immer weiter nach oben geschafft hatte.
Als es in der Sulzer-Affäre von 2007 drunter und drüber ging, schien Scholl dem politisch zusammengesetzten Bankrat genau die richtige Wahl.
Doch nun zeigt sich, dass Scholls lange Leine zum Problem für die ZKB werden könnte.
Intern wird Scholl der „U-Boot“-CEO genannt. Gemeint ist damit sein sprichwörtliches Abtauchen, wenn es heiss zu und her geht.
Aussitzen statt die Probleme anpacken, lautet demnach Scholls Devise. Damit haben er und seine Freunde steile Karrieren gemacht.
Als einfache Bankfachleute in die Konzernleitung der grössten Kantonalbank mit Salären von über 1 Million gelangen – das ist mehr, als sich die meisten erträumen konnten.
Mit dem US-Steuerproblem könnte es nun für Scholl & Friends heikel werden. Die Politik haut plötzlich auf den Tisch.
Die Zürcher SP-Nationalrätin Jacqueline Badran regte sich auf über den Verkauf von Geschäftsliegenschaften, Altersresidenzen und Sportanlagen. Dafür, dass die ZKB ihr Tafelsilber verhökere, habe sie sich nicht in Bern für eine US-Lösung eingesetzt.
Im Kantonsrat stellte die zuständige Kommission die Anträge der ZKB zurück, mehr Kapital und höhere Honorare für ihre Bankräte zu erhalten.
Das ist ein deutliches Zeichen, dass die Politik die ZKB im Visier hat. Sie traut der heutigen Führung nur noch beschränkt.
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Und noch einmal meine alte Leier, ewiges lamentieren:
https://insideparadeplatz.ch/2013/05/03/wer-wird-herr-ueber-die-explosiven-zkb-derivate/#comment-8138 -
Absolute sehenswert:
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Leider gibt es viele Kaderleute, die nach der Strategie Scholl Karriere machen: Vor Problemen wegtauchen, ausweichen, sie aussitzen, keine Stellung beziehen, den Wichtigen nach dem Mund reden, also Opportunist sein. Das kann lange gut gehen, aber meist nicht immer. Irgendwann wird die Schwäche einer solchen Nicht-Führungsfigur sichtbar – siehe ZKB.
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Warum sollen es nicht auch einmal Eidg. Dipl. Bankfachleute ganz nach oben schaffen?
Ihnen, Herr Hässig, und dem Schreibenden ist dies jedenfalls (noch) nicht gelungen!
„Verdienen“ denn die Kollegen bei der kleinen Schwester am Rheinknie, wo v. a. studierte Juristen rudern, ihre Millionensaläre und Boni eher?
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Nicht erwähnt ist hier der erfolgte Aufbau des Algol / Quant Trading Teams. Hauptsache überall dabei sein! Ich empfehle noch den OTC-Handel und CFDs ..
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Aufbau des ETF-Bereichs mit 20 CS-Leuten ist schon geschehen. Bislang stellen sie jedoch vor allem ein Kostenblock dar. CHF 400’000 pro Mitarbeiter wird gemunkelt, bei äusserst bescheidenen Erträgen, da die ZKB für ihre Dumping Preise in diesem Segment bekannt ist!
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Oh weh, alles Scholl und Rauch bei der ZKBe!
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Ganz viel heisse Luft und wenig Substanz in der Führungsetage. Grundvoraussetzung um Karriere zu machen:
-verwandt mit U-Boot Scholl
-Götti eines seiner Kinder
-oder Mitstift anno 19..
Nun will diese Bank überall mitmischen! Und alles zu Dumping-Preisen, weil ja nur das Neugeld zählt und ZKB ja irgendwie den andern Marktanteile abjagen will. Ertragseinbussen vorprogrammiert. Liebe Steuerzahler von ZH stellt euch schon mal auf höhere Steuern ein. Ich bin schon auf der Suche nach einem neuen Wohnkanton.-
Warum nicht auf und davon in’s Rüebliland, wo noch echte Eidgenossen leben?
Hier wurde soeben, Knall auf Fall, die einzige Bankrätin abgewählt, da sie sich erdreistete, entgegen den Empfehlungen der CVP und der Kantonalbank, der Lex USA im NR nicht zuzustimmen.
Ganz im Gegensatz dazu die beiden AG-Ständerätinnen: Die wissen noch, was sich gehört.
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Humbel: Dass die Politiker die erwähnte Frau abgewählt haben, nur weil sie den Mut hatte, nicht mit dem Filz zu stimmen ist bedenklich.
Aber die Clique Politic funktioniert. Leider.
Heil Dir Helvetia – Quo Vadis?
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Auch der „Oberstift“ von Martin Scholl (R.S.) hat es durch ruhiges und seriöses Schaffen weit nach oben gebracht.
Am Sechseläuten-Umzug gibt er Jahr für Jahr, im Beduinen-Look und mit geschultertem Sousaphon, eine imposante Figur ab.
Ob sie auch zu den vielen ZKB-MA gehören, welche gemäss interner Weisung schon seit Jahren nicht mehr in die USA reisen dürfen?
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„Mit Pauken und Trompeten“, schön gesagt…
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Der Flugzeugträger und sein U-Boot,
im Wellengang: ‚Alles ist im Lot?‘
Warum sollen es nicht auch einmal Eidg. Dipl. Bankfachleute ganz nach oben schaffen? Ihnen, Herr Hässig, und dem Schreibenden ist…
Der Flugzeugträger und sein U-Boot, im Wellengang: 'Alles ist im Lot?'
Auch der "Oberstift" von Martin Scholl (R.S.) hat es durch ruhiges und seriöses Schaffen weit nach oben gebracht. Am Sechseläuten-Umzug…