Im Frühling 2012 war Dan Sagui ganz oben. Julius Bär wolle zu Israels „bedeutenden Vermögensverwaltern“ gehören, meinte der Marktchef anlässlich der Tel-Aviv-Bankeröffnung.
Dazu hätte Sagui einen entscheidenden Beitrag leisten sollen. Nur 16 Monate später ist der Topmanager Geschichte. Er wurde vor kurzem von seiner Position enthoben. Das bestätigen 2 Quellen.
Offiziell hält sich die Bank bedeckt. Man kommentiere keine personellen Mutationen.
Dan Sagui stand bei Bär im Range eines Managing Directors. Am Freitag war Sagui immer noch als Mitarbeiter der Bank aufgeführt.
„Es gibt eine grosse Geheimnistuerei um den Fall Sagui“, meinte ein Bär-Manager. Nur im obersten Führungskreis der Zürcher Privatbank sei man im Bild, was vorgefallen sei.
Die Gerüchte über die Gründe, die zur Absetzung von Sagui in dessen zentraler Funktion für einen zentralen Wachstumsmarkt geführt haben, schiessen ins Kraut.
Dan Sagui war für eine Stellungnahme nicht auffindbar.
Die Personalie hat zwei Implikationen.
Sie zeigt das Risiko von Spitzen-Transfers im Private Banking, und sie führt zur Frage, wie stark Bär beim Ausbau ihres Israel-Geschäfts getroffen wird.
Sagui war im Herbst 2011 vom Schweizer Ableger von HSBC zur Konkurrentin in der Limmatstadt gezogen. Dahinter stand der Plan, das Israel-Geschäft zu forcieren.
Sagui übernahm die Gesamtleitung des Israel-Marktgebiets von Julius Bär. Dieses wir von den vier Standorten Zürich, Genf, Tel Aviv und Singapur aus bearbeitet.
Im März 2012 durfte Sagui zusammen mit dem damaligen Bankpräsidenten Raymond Bär den physischen Ableger in der israelischen Geschäftsmetropole Tel Aviv kommunikativ ausschlachten.
Anlässlich der Eröffnungsfeier betonte Raymond Bär, heute noch Ehrenpräsident von Julius Bär, die Wichtigkeit der israelischen Kundschaft für die Zürcher Traditionsbank.
„Die Eröffnung der Vertretung in Tel Aviv ist ein Indiz für die Bedeutung, welche die Bank dem Wirtschaftsstandort Israel beimisst und die Chancen, die sie dort für Wachstum und Weiterentwicklung in der Zukunft erkennt“, meinte Bär in seiner Präsidialrede.
Dann kam der operative Mann Sagui an die Reihe. Der liess sich nicht lumpen.
„Wir sind davon überzeugt, dass der israelische Markt ein hervorragendes Potenzial besitzt, und wir wollen zu den bedeutenden Vermögensverwaltern in diesem Land gehören, die einer ständig wachsenden Zahl von israelischen Kunden exzellente Dienstleistungen in diesem Bereich anbieten“, setzte der Chef des ganzen Israel-Geschäfts der Bären-Bank die Latte hoch.
Julius Bär sollte ein immer grösseres Kuchenstück eines Marktes halten, der wächst – so die Absicht von Sagui und Raymond Bär.
Das lag in der Tradition der Bank. Die Gründerväter von Julius Bär waren jüdische Bankiers. Ein wichtiger Teil der Kunden und lange auch der Aktionäre stammte aus jüdischen Kreisen.
Dass Bär Gelder von Israel-Kunden an vier Standorten verbucht, ist ein weiteres Indiz dafür, dass es sich um eine wichtige Klientel handelt.
Mit der Übernahme von Merrill Lynch International verstärkt sich das Business. Gemäss Halbjahresbericht wurden Israel-Kundenassets von Merrill auf die Bär-Plattformen transferiert.
Der Fall Sagui wirft ein Schlaglicht auf das Söldnerwesen von Swiss Private Banking. Julius Bär spielt dabei seit Jahren eine führende Rolle.
Unter ihrem Ex-Chef Alex Widmer wurden ganze Teams von dessen Ex-Arbeitgeberin Credit Suisse zur Bank Bär geholt. Vor allem der rasante Aufbau des Asien-Geschäfts wurde mit CS-Teams und solchen von weiteren Konkurrenten geleistet.
Wie immer ist die Idee solcher Transfers, dass die neuen Leute ihre alten Kunden und deren Vermögen mit an den neuen Ort nehmen.
Bei Bär hat das zu einem steten Wachstum der Kundenassets geführt, das über dem Branchenschnitt liegt.
Die Kehrseite der aggressiven Transferpolitik sind neue Risiken und hohe Kosten. Bär kämpfte im ersten Halbjahr mit sinkendem Reingewinn.
Wenn es zudem wie beim jetzt abgesetzten Dan Sagui zum Eklat kommt, geht die Rechnung für die Bank und deren Aktionäre nicht auf.
Je nach Vertrag und Gründe für die Absetzung muss Julius Bär noch monatelang den Lohn zahlen und allfällig versprochene Boni leisten.
Kommentare
Kommentieren
Die beliebtesten Kommentare
-
nach diesem Interview vom Juni 2012 ein Wunder, dass er sich so lange halten konnte. Google Translator reicht um das wichtige zu verstehen:
http://www.globes.co.il/news/article.aspx?did=1000754830 -
Der vorliegende Artikel ist ein weiteres Indiz dafür, dass wieder einmal zu kurzfristig und mit zu hohen Erwartungen vorgegangen wurde. Solange Banken-Manager mit dem Abwerben von Beratern auch einen wesentlichen Teil der Kundengelder mitziehen (oder zumindest dieses hoffen), kann der Reifegrad der Branche lediglich auf Stufe Kunsthandwerk eingeordnet werden. Damit verbunden sind zum einen stark schwankende Produktqualitäten und Ungewissheiten für die Kunden als auch hohe Prämien und Löhne für die Topstars der Szene.
-
Wer Dan Sagui kennt, hat erfahren, dass man Geld nie einem Choleriker und kampferprobten Fallschirmjäger der Israelischen Armee anvertrauen sollte.
Die aggresive Führungskultur hat by the way B. Collardi vorgegeben.
-
Der Markt wird sich grundlegend ändern. Mit dem Wegfall von Bankgeheimnis und ähnlichen unnötigen Schutzmechanismen werden diese Söldner, welche meist mehr Selbstdarsteller als wirkliche Profis sind, brutal tief fallen. Der Kunde erwartet in Zukunft vermehrt Performance seiner assets (was eine stabile, langfristige Anlagestrategie voraussetz und nicht das Befriedigen der finanziellen Bedürfnisse des Beraters) und er will – wie früher – einen Menschen vis-à-vis, einen Menschen, dem er trauen und vertrauen kann. Diese Söldner bringen keine der Kompetenzen mit, welche die künftigen Kundenbedürfnisse befriedigen
-
… und das Ganze natürlich gratis !!!
-
-
Israelis sind total „messy“, halten sich aber gleichzeitig für die Oberschlausten. Sehr zeit- und nervenaufreibende Kundschaft. Viele Time-Wasters. Sehr schwierig, mit denen erfolgreich Geschäfte zu machen. – Sorry, ist leider meine Erfahrung. Und viele meiner jüdischen Bekannten in UK vermeiden es ebenfalls, mit Israelis zu geschäften.
-
Israelis sind total "messy", halten sich aber gleichzeitig für die Oberschlausten. Sehr zeit- und nervenaufreibende Kundschaft. Viele Time-Wasters. Sehr schwierig,…
Der Markt wird sich grundlegend ändern. Mit dem Wegfall von Bankgeheimnis und ähnlichen unnötigen Schutzmechanismen werden diese Söldner, welche meist…
Wer Dan Sagui kennt, hat erfahren, dass man Geld nie einem Choleriker und kampferprobten Fallschirmjäger der Israelischen Armee anvertrauen sollte.…