Der Tages-Anzeiger berichtet heute vom Rücktritt des IT-Chefs des Zürcher Unispitals. Grund ist ein gekaufter Doktortitel.
Weniger krass, dafür umso verbreiteter ist das Aufpeppen des eigenen Lebenslaufs im Internet. Solcherlei liegt im Trend, wie der besondere Fall eines Bankers namens Marco Bartolucci zeigt.
Der junge Bartolucci war in den 2000er Jahren ein Shootingstar der früheren Clariden Leu. Bei der Privatbank stieg er dank guten Resultaten mit strukturierten Produkten die Karriereleiter hoch.
Als im Frühling 2011 eine neue Truppe das Clariden-Boot auf Kurs bringen sollte, gelang Bartolucci der grosse Sprung zum Chef Produkte und Services und Mitglied der Konzernleitung.
Die Freude währte nur kurz. Bereits wenige Monate später zog die Clariden-Mutterbank Credit Suisse ihrer Tochter den Stecker und liess die Traditionsbank im eigenen Grossreich aufgehen.
Bartolucci und seine frisch gekürten Kollegen der Clariden-Teppichetage konnten wieder abzotteln und sich etwas Neues suchen. Sie taten dies unterschiedlich erfolgreich.
Bartolucci gehörte zu jenen Ex-Clariden-Chefs, von denen man lange nichts mehr hörte. Diesen Frühling schliesslich tauchte der Zürcher als Managing Director und später als Partner einer Private-Equity-Firma mit dem wenig aussagekräftigen Kürzel BCO und einem Sitz in Monaco wieder auf.
Mit seiner neuen Aufgabe datierte Bartolucci auch sein Profil auf der Karriereplattform LinkedIn auf. Mit über 500 Kontakten und sympathischem Lächeln kam der Banker frisch und munter rüber.
Unter Berufserfahrung listete Bartolucci seine verschiedenen Stationen auf. An vierter Stelle von oben folgte die Zeit bei der Clariden Leu, die mit Abstand die längste am gleichen Ort war.
Seine Funktion bei der Clariden-Bank bezeichnete Bartolucci wie folgt: „Head Products & Services (ExB)“. Darunter folgte die Dauer: „März 2003 – März 2013 (10 Jahre 1 Monat)“.
Für den durchschnittlichen Leser des Profils musste Bartolucci damit ein Top-Bankmanager sein.
Während Jahren die Division einer renommierten Privatbank leiten und in dieser Funktion auch noch die ganze Zeit im Executive Board sitzen – das macht Eindruck.
Aus ein paar Monaten „ExB“ hatte Bartolucci auf der globalen Social-Media-Plattform LinkedIn somit kurzerhand 10 Jahre Konzernleitungs-Einsitznahme gemacht.
Pimping my C.V., wie es schöner fast nicht geht.
Am Telefon krebste Bartolucci vor ein paar Wochen rasch zurück.
„Das mit dem Hinweis auf die Geschäftsleitung war tatsächlich verwirrend“, meinte er. „Deshalb habe ich diesen Teil in meinem LinkedIn-Profil jetzt gelöscht.“
Eine Täuschungsabsicht habe nie bestanden, betonte der Ex-Clariden-Chef. „Wer mich kennt, der weiss, dass ich mich nicht mit fremden Federn schmücke und mir nicht irgendwelche Titel zuschanze, die ich nie gehabt habe.“
Auf dem gleichen LinkedIn-Profil findet sich weiter unten unter „Ausbildung“ ein weiterer interessanter Eintrag.
Bartolucci führt dort an erster Stelle einen tollen Abschluss an der „London Business School“ auf, eine der renommiertesten Management-Kaderschmieden der englischen Finanzhochburg.
Dort hat Bartolucci einen „Masters in Finance (MiF)“ absolviert, und zwar von „2010 – 2012“.
Aufgrund des starken Engagements im Beruf mit steilem Aufstieg ins oberste Gremium der Bank ist klar, dass Bartolucci seinen Masters nicht im Vollzeitstudium machte.
Vielmehr hat er die Wochenend-Variante gewählt. Gemäss Webseite der London Business School ist dieser Weg geeignet „for people who want to study while continuing to be fully employed“.
Und fährt fort: „Participants live within commuting distance of London.“
Bartolucci lässt auf seinem LinkedIn-Eintrag die Teilzeit-Präzisierung offen. Das ist OK, hilft aber, dass ein Schnell-Betrachter von einem Vollzeit-Masters ausgehen dürfte.
Bartoluccis Basis-Studium war ein 3-jähriges Betriebswirtschaftspensum an einer Höheren Wirtschafts- und Verwaltungsschule.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Ich sehe hier bei den akademischen Titeln absolut keine Täuschung. Vielmehr scheint sich der Autor nicht so recht auszukennen im Titelwesen und im Bologna Framework. Wenn die London Business School jemanden den Master verleiht ist das Sache der entsprechenden Universität die mit ihrem Namen für die Qualität haftet. Wie und wo das Wissen erworben wurde geht Herrn Hässig definitiv nichts an. Der Dual-Abschluss von Rochester und der Uni Bern ist sehr bekannt und auch weitherum angesehen. Wenn er Probleme damit hat soll er an der Universität in Bern vorsprechen. MBAs werden übrigens ausschliesslich nebenberuflich angeboten. Vielleicht würde ein Master in Journalismus dem Herrn Hässig mal gut anstehen, nicht wegen dem Titel sondern vielleicht werden dann seine Artikel etwas besser. Scheinbar hat der Autor ein Problem mit Leuten die viel Leisten und sich auch stetig weiterbilden!
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Was für ein peinlicher Artikel, interessiert echt niemanden und einfach nur Boulevard Journi poor!
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Was fuer ein toller Artikel. LH, sie machen Ihre Sache wirklich gut. Der Herr Bartolucci sowie Herr Baur waren beide grosse Favoriten von Herr Jaquet. Alle 3 hat es nun erwischt. Wie das Leben halt so spielt, die Wahrheit kommt eben doch an das Tageslicht. Es freuen sich alle ex-Kollegen der Clariden Bank, dass diese Manager nun offengelegt wurden.
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Politiker und Möchtegern CEO’s schmücken sich gerne mit fremden Federn….ein Affront für alle, die Ihren Grad mittels Leistung an einer richtigen Universität oder Fachhochschule erlangt haben. Hinzu kommt, dass oftmals Personalabteilungen und Headhunter aus Bequemlichkeit und um ihren Favoriten zu pushen ihren Job nicht machen und keine Originalzeugnisse einsehen, sondern sich mit mündlichen Hinweisen begnügen, die sie dann auf Hochglanzpapier präsentieren. Im Dickicht der CH-Bildungslandschaft ist es für nicht-Kenner kaum sichtbar, ob jemand einen sog. Weiterbildungsmaster „erworben“ hat oder einen richtigen, bzw. ob er einen Master an einer ausländischen oder inländischen Pseudo-Anstalt gekauft hat. Daher: immer feststellen wo der Abschluss gemacht wurde (Name der Universität oder Fachhochschule) und nur Master, Doktorate entsprechend werten, die an einer gesetzlich geregelten CH-Universität oder Fachhochschule erlangt wurden oder an einer ausländischen Universität mit gesetzlichem Promotionsrecht. Alles andere sind Fakes.
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Ich befürchte, diese Vorgehensweise macht das Problem nur noch schlimmer. Abschlüsse sind nichts anderes als Brands und Labels und können (gerade in Finanzindustrie und Verkauf) keine vollständige Aussage über soziale Kompetenzen und Leadership eines Kandidaten machen. Aber jedem seine persönliche Einschätzung..
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Ein Zehnjähriger ist meines Wissens noch gar nie und nirgends Konzernleitungsmitglied gewesen.
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Guter Witz, ob ihn alle hier verstanden haben…?
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Bartoluccis CV täuscht versteckt etwas vor. Im Fachjargon heisst das ‚resume inflation‘, ein Trick, mit dem sich Kandidaten grösser und wichtiger machen wollen. Die Behauptungen sind oft nicht gänzlich falsch, aber eben auch nicht wirklich wahr. Deshalb sind sie nicht auf den ersten Blick erkennbar. Dieses Phänomen ist leider sehr verbreitet. Für uns Headhunter und alle Recruiter ist das zunehmend ein Problem.
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Schaumschläger, Wichtigtuer, Grosskotze, gute Retoriker mit oder ohne Doktortitel u/o MBA Abschluss kenne ich genügend auf meiner Bank.
Dieses und mehr sein zu wollen als man ist sind Grundvoraussetzungen um in der Finanz-Industrie ganz oben Fuss fassen zu können.
Die beiden Gross-Banken verdanken alle ihre Miseren ihren Führungscrews die genau nach diesem Schema funktionieren. Ein normaler vertrauensvoller Banker wie Robert Jeker, Robert Holzach sind heute nicht mehr gefragt.
Es lebe der grosse Bluff !
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Der Artikel hat durchaus seine Berechtigung, da das Aufpeppen von CVs leider weit verbreitet geworden ist. Wohlklingende Abschlüsse und ein grossspurig formulierter „track record“ sind schon mal gute Voraussetzungen, um in die engere Auswahl zu kommen. Dabei müsste der Selektionsprozess bei den konkreten praktischen Fähigkeiten und Leistungen ansetzen. Aber das ist so viel anstrengender und setzt wirkliche HR-Profis voraus.
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Sie sagen es. Das Problem sind nicht die aufgepeppten CV’s sondern die HR Roboter die nach dem ‚Tick-the-Box‘ Prinzip verfahren. Bedauerlich; aber wer sich dieser Realität entzieht und seinen Lebenslauf rein sachlich gestaltet kommt nicht weit. Die Finanzindustrie ist eine Bühne für Selbstdarsteller.
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… und ich hatte erwartet, dass LH dem Gerücht in Deutschland nachgeht, dass die CS die Bank in Deutschland schliesst. Das ist doch ein wirklich spannendes Thema.
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Den Kommentar zum Masters versteh ich nicht. Ich habe viel mehr Respekt vor jemanden der neben einem vollen Arbeitspensum noch ein Mastersprogram durchzieht – und LBS steht nicht im Ruf Abschlüsse zu verschenken – als sich auf Pappas Brieftasche Vollzeit in St Gallen sponsorn zu lassen.
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Argumentativ sehe ich das gleich. Wenn wir nun aber in der etwas verkruxten HR-Welt sind, könnte ein Teilzeitstudium auch als Schwäche gesehen werden. In die Arbeit oder das ins Studium wird nicht genügendzu Zeit und Energie investiert. Wenn dann plausible erklärt werden kann, dass das Sozial etwas kürzer kam, kann das als unausgeglichene Work-Life-Balance angesehen werden und ein mögliches Burn-Out wird in die Runde geworfen…
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Wirklich nichts anderes am Freitag zu berichten? Sommerflaute?
Hat dieser Langzeitarbeitlose jemanden geschädigt oder ist er kriminell? NEIN. Sie schaden jemanden ohne Grund.
Man kann dieses Problem des CV Pimps sicher anders erklären – ist ja nicht nur auf LinkedIN ein Problem.
Aber eine seriöse und professionelle HR Abteilung wird das ja vorgängig überprüfen und gezielt nachfragen. Ansonsten selber Schuld….! -
Naja, lieber LH, sie nennen sich unabhängiger Wirtschaftsexperte, dieser Artikel beweist jedoch: sie sind doch eher ein einfacher, agressiver Boulevardjournalist…..gibts nichts Wichtigeres heute ?
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Wie ich auch an meiner 1. August Rede auf dem Theaterplatz in Baden ausführte, sind wir Schweizer in den letzten Jahren ein Volch von Abzockern und Betrügern geworden. Wobei Bartolucci nicht gerade sehr Eidgenössisch tönt.
Deshalb erstaunt es auch nicht, dass Schummeleien wie hier beschrieben höchstens Reaktionen wie „Gähn“, „Sommerloch“ usw. hervorrufen.
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Voll Ihrer Meinung! Aber Bartolucci (durfte ihn als CL-Kunde erleben) hat nun wirklich nicht das Schiesspulver erfunden… – Völlig unbedeutend in der „Szene“, deshalb muss er wohl auch „Pimpen“.
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Als Informationsbeschaffer erarbeiten wir unter anderem Background- und Reputationschecks für Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen.
Dem oben beschriebenen Phänomen begegnen wir häufig – und mehrheitlich in der Bankenwelt. Von daher stellt der LinkedIn-Eintrag von Herrn Bartolucci (leider) keine Besonderheit dar.
Diese unpräzisen Selbstdarstellungen (ganz gleich ob mit Absicht oder nicht) sind irreführend und widersprechen dem Anspruch der Sorgfalt und Transparenz.
Getäuscht werden Kunden und zukünftige Arbeitnehmer. -
Ich hoffe sehr, dass das Sommerloch nun bald vorüber ist, ich kann diesen inhaltslosen Käse nicht mehr lesen. Es ist doch klar, dass jeder auf seinen Titel – ob er sich den nun in Teilzeit oder Vollzeit Manier ergattert hat – mit recht darauf stolz sein kann. Ich kann Ihre Polemik um dieses Thema deshalb absolut nicht nachvollziehen, einfach nur banal und äusserst peinlich. Da merkt man wieder, dass ihr Schreiberlinge euch nicht gegen aussen verkaufen müsst. Man merke: Alles im Leben ist Verkauf und jeder von uns ist irgendwo immer Käufer oder Verkäufer. Also rauf mit der Schreiberling Qualität bitte sehr.
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@ Lukas Hässig
Bei ClaridenLeu von einem „Konzern“ zu sprechen:
Ist dies nicht etwas übertrieben?
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Sommerloch….
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…oder Branchenproblem: übertrieben grossspurig, unsauber arbeiten und viel blabla über die eigene Person.
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Gähn, Bartolucci ist nun wirklich keine Zeile geschweige denn einen ganzen Artikel wert. (Uebrigens: Echte Top-Cracks wichsen auch nicht auf Plattformen wie LinkedIn oder Xing herum.)
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@BdN: Wieso nicht?
Innovative Personen versuchen alles möglich!
Sie unterschätzen auch die Wirkung solche naive Artikel: das ist gratis Werbung!
Es ist schon so, dass echte Leader eher nicht in Erscheinung treten. Trotzdem benutzen viele „Stars“ solche Netzwerke.
Zudem bin ich gegen solche Personifizierung von gut und böse: echte Fortschritte entstehen durch Mitwirkung eine Gemeinsamkeit. Weder S. Jobs, noch B. Gates und auch nicht W. Buffett hätten etwas allein erreicht!
Anders gesagt: „If I have seen further it is by standing on the shoulders of giants“ I. Newton -
Genau Herr de Nice. Top-Cracks wichsen offensichtlich lieber auf Insideparadeplatz herum.
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@Arnold Meyer: Möglich, Sie scheinen ja einer dieser Top-Cracks zu sein… 🙂
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Guter Witz, ob ihn alle hier verstanden haben...?
Gähn, Bartolucci ist nun wirklich keine Zeile geschweige denn einen ganzen Artikel wert. (Uebrigens: Echte Top-Cracks wichsen auch nicht auf…
Sommerloch....