Eros Fregonas ist ein UBS-Highflyer. Innert einem Jahr hat es der Newcomer in den Rang eines Group Managing Directors der Grossbank gebracht.
Damit gehört Fregonas, ein Ex-Swisscom-Topshot, zum Inner Circle des Finanzmultis. Dass er seinen Aufstieg herausragender Leistung zu verdanken hätte, davon ist UBS-intern nichts bekannt.
Viele Beobachter fragen sich vielmehr, wo Fregonas Spuren hinterlassen haben soll. Seine „Industrialisierung“, für die er 2012 angeheuert worden war, komme nicht vom Fleck, heisst es.
Das Megaprojekt wurde gross angekündigt. Die UBS, hiess es, orientiere sich an der Autoindustrie, wo sich die Grossen vor Jahrzehnten durch revolutionäre Prozesse neu erfunden hätten.
Für Fregonas würde das bedeuten, aus der UBS eine grundlegend andere Grossbank zu machen. Der Tessiner müsste die Abläufe hinter der Front analysieren, zerlegen, überprüfen und neu aufgleisen.
Alles, was ausserhalb der Bank günstiger produziert werden könnte, müsste Fregonas abstossen. Es würde zu flächendeckendem Offshoring, Outsourcing und Spinoffs kommen.
Eine Herkulesaufgabe. Dafür steht dem 49-jährigen Manager aber nur ein kleiner Stab mit ein paar wenigen Leuten zur Verfügung, um Powerpoint-Folien und Strategiepapiere anzufertigen.
Mehr ist denn auch nicht aus dem Fregonas-Lager gekommen. Es gab keinen Paukenschlag mit Bekanntgabe eines Projekt-Owners und eines Plans, wie die Industrialisierung umgesetzt würde.
„Ein oder zwei E-Mails wurden zum Thema verschickt, mehr war da nicht“, sagt ein UBS-Insider. Es habe nie ein „Change“-Programm gegeben, wie das bei anderen Grossprojekten der Fall sei.
Die Bank wollte sich nicht zu Fregonas und dessen Grossprojekt äussern.
Ein Vertrauter und enger Begleiter von Fregonas meint, dass Hunderte von Massnahmen definiert und in die Budgets der Fachabteilungen eingeflossen seien. Das sei sicher kein Flopp.
Im Herbst wird Fregonas anderthalb Jahre auf seinem UBS-Chefsessel sitzen. Nach einer solchen Zeitspanne sollte erfahrungsgemäss die Handschrift eines neuen Topmanns spürbar sein.
Bei Fregonas ist das bisher nicht der Fall. Seine Industrialisierung droht zum Geisterprojekt zu werden.
Verantwortlich dafür ist nicht der Betroffene. Sich in Szene zu setzen und so die Karriereleiter hochzusteigen, bringt zwar dem Unternehmen nichts, ist aber aus persönlicher Sicht verständlich.
Anders fällt das Urteil für Ulrich Körner aus. Die Nummer Zwei in der Konzernleitung der UBS ist Fregonas‘ Vorgesetzter. Der Tessiner rapportiert direkt an Körner.
Körner ist somit dafür verantwortlich, dass Fregonas mit seiner Industrialisierung auf Touren kommt. Falls dies nicht zutrifft, so müsste Körner ein Machtwort sprechen.
Das könnte ein Übungsabbruch sein, oder es könnten Köpfe rollen. Ebenfalls möglich wäre eine genaue Definition, was mit „Industrialisierung“ gemeint ist.
All das tut Chief Operating Officer Körner nicht. Aus einem einfachen Grund: Es entspricht nicht dem Führungsstil des Ex-McKinsey-Manns.
Körner gilt als herausragender Analytiker, der die Mechanik von Finanzmultis in- und auswendig kennt. Er war schon bei Konkurrentin Credit Suisse ein Supermanager, seit 2009 prägt er die UBS.
Was Körner hingegen nicht ist: Er ist kein Leader. Sein Führungsstil ähnelt jenem eines Gutsverwalters, der administriert statt dirigiert.
Körner will Macht und ein grosses Reich. Und er will zwischen sich und seinen wichtigsten Umsetzern genügend Pufferzone, um im Notfall unbeschadet die Reissleine ziehen zu können.
Wie das geht, zeigt das Beispiel der langjährigen IT-Chefin. Diese wurde von Körner auf die zentrale Position in der weltweiten Informatik gehievt, obwohl ihr das Fachwissen dafür fehlte.
Jedoch galt die Managerin als gnadenlos im Umgang mit gewachsenen Strukturen. Sie zerlegte die IT der UBS, verschob Prozesse in Billigländer, entmachtete gestandene Chefs.
Das unzimperliche Vorgehen sorgte rasch für Aufruhr. Mitarbeiter und Manager in der Informatik wendeten sich direkt an Oberchef Körner mit der Bitte, ihre Vorgesetzte zu stoppen.
Doch Körner tat lange nichts dergleichen. Statt die Zügel in die Hand zu nehmen und der Sache auf den Grund zu gehen, leitete er die Protestschreiben weiter – an die IT-Chefin, um die es ging.
Das war typisch Körner. Erst als ein Crash in der IT drohte, beendete er das Trauerspiel und installierte einen neuen Mann.
Während das Problem IT fürs Erste gelöst ist, bleiben andernorts in Körners Reich offene Fragen.
Im Personal hat Chef John Bradley seinen Kredit durch „Forced Rankings“ und Callcenters in weiten Teilen der 60’000-köpfigen Belegschaft verspielt. Trotzdem hält Körner am Amerikaner fest.
Dabei käme dem obersten Personalchef eine zentrale Rolle zu. Er ist nicht nur für den Aufbau zukünftiger Kräfte verantwortlich, sondern müsste auch Chef-Rekrutierer der Konzernleitung sein.
Wegen der Inaktivität von Körner und Bradley werden die Jobs in der obersten Führung anders besetzt; nicht mit einem sauberen Prozess, sondern handverlesen durch CEO Sergio Ermotti.
In der Kommunikation hat ein neuer Leiter aus Deutschland nach fast einem Jahr noch nicht richtig Tritt gefasst. Jedenfalls bleibt der oberste Sprecher der Bank öffentlich unsichtbar.
In der Ausbildung wurde eine UBS University gegründet. Auch um sie wurde es still.
Nach aussen gibt die UBS das Bild eines wiedererstarkten Riesen ab. Das befeuert den Aktienkurs und hilft dem Image der Führungscrew.
Im Innern herrscht Planlosigkeit und Lähmung, wie das Beispiel der „Industrialisierung“ zeigt. Wohin die Reise der UBS geht, bleibt damit offen.
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Die beliebtesten Kommentare
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Dear Editor and staff,
Every day I read with great interest your publication on line. It is really a great reflection of what is going on in banking circles in Switzerland in a down to earth manner.
I enjoy it very much and have referred it also to many of my colleagues and banking friends outside of Switzerland.
Good luck and continue the good work.
Kind regards
Roland Bandelier
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der banker ist sich selbst am nächsten. kollegen, kunden, aktionäre, mitmenschen werden gerade solange erduldet wie sie monetär, nur monetär, dienlich sind. sogesehen kann man vom coo schon was lernen.
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Dieser Kommentar ist so was von bedeutungslos. Ich bin selber Kunde bei der UBS und bin mit den Dienstleistungen und dem Service sehr zufrieden im Gegensatz zu einigen anderen Banken. Was interessiert mich da ein Körner & co?
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Ignorance is bliss!
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Erzählen Sie uns doch bitte mal, mit welcher Bank Sie nicht so zufrieden waren wie mit der UBS?
Meine Bank hat rund 1000 Bankstellen in der ganzen Schweiz verteilt, ich kann auch ohne 100 Mio. Anteil mitbestimmen und ich kriege tolle Dienstleistungen angeboten –> handelt sich NICHT um die UBS.
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Im Gegenteil… wahrscheinlich sollten sie sich glücklich schätzen wenn das so stimmen würde… sonst hätten sie längst den gleichen Schrott Service wie bei allen Banken die schon ausgelagert haben.
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@Yvonne Z:
Und da fängt es schon an mit der Unkenntnis der Bankenlandschaft. Welche Ihr genannte Zahl 1000 verteilt sich auf 316 eigenständige Institute… das mag für den Barbezug am Geldautomat keine Rolle spielen. Für den Rest aber schon.
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18h00: wenn ich all diese Kommentare lese, dann frage ich: Sind dies alles Gescheiterte?
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Genau, so wie vermutlich Sie, der auch noch einen solchen Kommentar hinterlassen musste. :-()
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Ob Körner (noch) an der richtigen Stelle ist, oder ob er vielleicht seine Körner besser anderswo suchen bzw. picken sollte?
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Dieser Artikel ist Schrott.
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Warum?
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L’etat c’est moi …
Selbstbedienung für jene die können,
Segen für all jene die profitieren,
Fluch für die Meisten und
Strafe für die Kleinen.Die UBS hat ein systematisches Problem (Führungslosigkeit, Entscheidungslosigkeit, persönliche Eitelkeiten), in dem falsche Werte des Top Managements vorgelebt werden und Nachahmer des mittleren Managements auch noch ihre eigene Interpretation haben.
Miss- und Unverständnis (und natürlich Unkenntnis) der Industrialisierung in der UBS haben dazu geführt dass die Prozessorientierung zum Kerninhalt wird und das eigentliche Ergebnis (bspw. das Produkt) dabei auf der Strecke bleibt. Schenkelklopf wenn der Prozess nach Vorgabe erfüllt wurde. Erstaunlicherweise interessiert es aber keinen, dass IT Projekte unter dem Strich das doppelte bis 3-fache gekostet haben, dafür ist aber dann wenigstens die Qualität schlechter.
Mal abwarten was der nächste Hype mit sich bringt.
Geld ist etwas emotionales. Die UBS sollte sich zur Abwechslung mal wieder um die Kunden kümmern. Die Kunden-Bankbeziehung ist keine Massenware wie ein Auto. -
UBS kann gar nicht auslagern. Sogar FINMA und Politik machen alles, um UBS und CS das Monopol zu sichern. Da kann man keine Aufgaben auslagern. Das passt nicht ins Konzept.
Es wären ausserhalb viele kleine und professionelle Anbieter als Zulieferer der Grossen bereits vorhanden. Aber die werden gerade durch FINMA und Politik zerpflückt.
Also was soll die Anlehnung an die Automobilindustrie?-
Wie bitte?
Und wie nennen Sie das, was die CS gerade macht, indem sie alles nach Polen auslagert?
Und wie nennen Sie das, was die UBS vor Jahren schon gemacht hat, indem sie alles nach Indien ausgelagert hat?
Entschuldigung, ich nenne das Auslagern.
Das ist aber auch Jobs hier abbauen, die Bank bei den Mitarbeitern aber vor allem bei den Kunden in Verruf bringen und vor allem, Angst bei den Mitarbeitern säen.
Ausgelagert wird Heute längst nicht mehr innerhalb des eigenen Landes sondern man geht ins Ausland, da ist es nämlich einiges billiger. Ob es auch besser ist, das steht auf einer anderen Seite geschrieben.
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Interessant. Das Know-How ist nach wie vor vorhanden dort. Frage mich nur, ob es nicht gehört werden will. To be followed.
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Das Schweizer Bankwesen ist zu einer Spielwiese für mittelmässige Schweizer und zweitklassige Ausländer verkommen die in London keinen Job bekommen.
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So ist es wohl. Sehen Sie aber die Dinge nicht so negativ! – Im Kassieren und BS-Absondern sind sie doch erstklassig, einverstanden?
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Also bitte ja, das ist eine Beleidigung für alle hart Arbeitenden, ich sage Arbeitenden, und nicht Führenden Mitarbeiter einer Bank.
Ich selber, I-CH, ausgebildete Bankfachfrau, denke nicht, dass ich dazu beigetragen habe, dass die Bankenwelt so verkommen ist.
Also, aufpassen mit solchen Äusserungen, dass mittelmässige Schweizer und zweitklassige Ausländer Schuld am Ehlend der Banken sind. Weil es sind die Mitarbeiter, die die Banken aufrecht erhalten. Ich gehe damit einig, dass gewisse Führungspersonen nicht in die Bankenwelt und schon gar nicht in die Schweizer gehören, aber das alles so zu verallgemeinern ist schlichtweg eine Zumutung. -
… die in London keinen Job finden…
NAJA, ist jetzt nicht so, dass alles was aus London kommt perfekt ist… toent zwar geschliffen aber mehr ist da auch nicht, im Gegenteil.
Wir Schweizer sind besser als wir uns selber machen… wir sollten uns einfach wieder auf Basics besinnen.
Zum Artikel: Industrialisierung toent etwas mechanisch, das gebe ich zu, aber ich denke dass niemand etwas gegen verbesserte Prozesse haben kann solange der Kunde es nicht merkt oder wenn dann nur positiv. Das Argument, Bankkunden sind nicht Autos sondern Persoenlichkeiten greifft nicht, ich arbeite selber in der Hotelbranche und wir sind extrem Prozess Orientiert, natuerlich zum Wohl des Kunden… oder zumindest der Stakeholders…
… aber von Power Point zur Umsetzung ist es ein sehr langer Weg und ja, wie im Artikel erwaehnt, braucht es schon ein aktives Changemanagement sonst geht da gar nichts… ist ja nicht neu aber irgendwie scheitern solche Projekte immer an den Basics.
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In einem riesigen Krebsgeschwür ist nun mal die gesunde Zelle ein Fremdkörper. Dies wird sich wohl nicht so schnell ändern.
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Tessiner Clique …
Tessiner Clique ...
In einem riesigen Krebsgeschwür ist nun mal die gesunde Zelle ein Fremdkörper. Dies wird sich wohl nicht so schnell ändern.
Das Schweizer Bankwesen ist zu einer Spielwiese für mittelmässige Schweizer und zweitklassige Ausländer verkommen die in London keinen Job bekommen.