Die Schweizer UBS legt eine der sensitivsten Aufgaben in die Hände eines Manns, der von der amerikanischen Grossbank JPMorgan stammt.
Matthew Small heisst der neue Topshot, der ab 1. April als „Global Head of Reward“ bei der UBS agiert, wie die Bank vor 2 Wochen intern mitgeteilt hat.
Ausgerechnet die umstrittenen Bonus-Programme der Schweizer werden somit in Zukunft von einem Manager geleitet, der an Wall Street gross geworden ist.
Der Name „Small“ im Zusammenhang mit den hohen Vergütungen für das Topmanagement ist dabei nur die oberflächliche Ironie.
Wichtiger ist der Filz, der bei der Besetzung offenbar gewirkt hat. Der neue Mr. Vergütung der UBS war 14 Jahre lang bei der gleichen Bank, bei der auch sein Chef jahrelang gewirkt hatte.
John Bradley war von 1983 bis zu seinem Wechsel im Herbst vor 4 Jahren an die Spitze von Human Resources bei der New Yorker JP Morgan tätig, der grössten Bank weltweit. Bradley und Small wirkten somit zur selben Zeit bei den Amerikanern.
Nun macht Bradley, der das einstige Vorzeige-HR der UBS mit dem Holzhammer zerschlagen hat, seinen Buddy zum Bonus-Direktor.
Er freue sich, „Matt bei UBS willkommen zu heissen und von seiner weitreichenden Erfahrung auf den Gebieten Reward und HR insgesamt profitieren zu können“, schreibt der Personalchef.
Unter der Bonus-Kreativität des zukünftigen UBS-Vergütungschefs sind die „Compensations“ bei der amerikanischen JPMorgan in stratosphärische Höhen gestiegen.
JPMorgan-Chef Jamie Dimon erhielt für 2013 total 20 Millionen Dollar. Im 2011 waren es sogar 23 Millionen.
Selbst 2012, dem Jahr des Londoner „Wals“ mit Milliarden-Verlusten für den Finanzmulti, musste Dimon nicht darben. Sein Bonus wurde zwar halbiert, machte aber immer noch 10 Millionen aus.
Die horrenden Vergütungen möglich machen die Bonus-Programme. Diese halten auch die UBS-Chefs bei Laune. Neu stammen sie aus der Küche eines absoluten Spezialisten mit Welterfahrung.
Den UBS-Cracks an der Spitze ist das recht. Sergio Ermotti, sein Italo-Freund und Investmentbankchef Andrea Orcel und US-CEO Bob McCann sind bonusgetrieben. Alle stammen von Merrill Lynch, einer einst besonders aggressiven Wallstreet-Bank.
Die Annahme, dass Präsident Axel Weber gegensteuern würden, hat sich als Illusion entpuppt. Weber, ein Ex-Notenbanker aus Deutschland, hat sich selbst zu hohen Boni verleiten lassen.
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Für das letzte Jahr sackte Weber 6,1 Millionen ein, rund das Vierfache dessen, was sein Vorgänger Kaspar Villiger erhalten hatte.
Weber ist damit Teil der Clique um Ermotti und seine Ex-Merrill-Investmentbanker geworden. Webers vermeintlich staatsmännische Auftritte auf der Weltbühne entpuppen sich als scheinheilig.
Als ob Weber wüsste, dass seine eigene Vergütung als anrüchig empfunden werden könnte, ging er im Intranet der UBS in die Offensive.
Unter dem Titel „Axel Weber spricht über die Vergütung für die Konzernleitung“ beantwortete der UBS-Präsident scheinbar kritische Fragen.
Darin entpuppt sich Weber, dem der Ruf eines kritischen und vernünftigen Geists vorauseilte, als Phrasendrescher. Es entsteht der Eindruck, dass sich Weber mit ein paar Millionen kaufen liess.
Die „Probleme der Vergangenheit“ hätten sich im Vorjahr auf den Bonuspool ausgewirkt, nun würde die Bank „sehr solide und erfreuliche Ergebnisse“ ausweisen, meint Weber.
Dass 3 Milliarden Gewinn schwach sind und weitere Abschreiber wegen Rechtsfällen drohen, lässt Weber unerwähnt.
Dafür betont er, dass im Schnitt 84 Prozent der Boni „schrittweise in drei bis fünf Jahren ausbezahlt“ würden.
Doch ausgerechnet beim nächsten Skandal, jenem um die Manipulation der Devisenkurse, hält die UBS-Spitze keine Boni zurück, wie dies andere involvierte Grossbanken tun.
Zudem sind 3 bis 5 Jahre Bonus-Rückbehalt inzwischen kurz. Die englische Notenbank forderte kürzlich die Ausdehnung auf 6 Jahre.
Schliesslich legt Weber eine Platte auf, die längstens bekannt ist und deren Melodie abgedroschen klingt.
Der Verwaltungsrat der UBS habe die Boni aufgrund der „Leistungen“ festgelegt und dabei „die externen Marktentwicklungen im Bereich der Vergütung“ berücksichtigt.
Es handelt sich um den alten Trick: Man lässt sich von spezialisierten Beratern Vergleiche mit der Konkurrenz anfertigen, und schon kann man die eigenen Top-Entschädigungen rechtfertigen.
Zum Schluss stimmt Weber die UBS-Belegschaft, deren Basis in der Schweiz von hohen Boni seit langem nur noch träumen darf, auf weiterhin sprudelnde Entschädigungen ein.
„Für unseren langfristigen Erfolg müssen wir individuelle Leistungen und gute Ergebnisse auch in Zukunft belohnen“, meint Axel Weber im internen UBS-Interview.
Ausgerechnet Weber, der bei Stellenantritt die hehren Werte der Schweiz mit ihrer direkten Demokratie und dem daraus folgenden Ausgleich lobte, erteilt dem angelsächsischen Bonus-Treiben seinen Segen von der Präsidenten-Kanzel herunter.
Das führt dazu, dass Wortmeldungen der UBS-Kapitäne zur Gesellschaftspolitik nicht zum Nennwert genommen werden können.
Webers CEO Ermotti schreibt heute in einem NZZ-Gastbeitrag über die SVP-Masseneinwanderung. Persönlich habe er diese abgelehnt, meint Ermotti, doch man müsse das Zeichen ernst nehmen.
„Die Annahme der Initiative sollte als Impuls verstanden werden, die vielen offenen Themen, die die Schweiz mit der EU hat, gesamtheitlich anzugehen.“
Ermotti schliesst mit dem Satz: „Es ist unsere Verantwortung, für die nächsten Generationen alles daranzusetzen, die Zukunft unseres Landes als offene, innovative Volkswirtschaft zu sichern.“
Kein Wort verliert der Spitzenbanker über die sozialen Spannungen, die er und seine Kollegen im UBS-Olymp mit ihrem ungezügelten Bonus-Appetit provozieren.
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Die beliebtesten Kommentare
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Viele Presseerzeugnisse sind teilw. gleichgeschaltet – leider! Umso wertvoller sind Plattformen wie „Inside Paradeplatz“!
Was die Banken und Versicherungen angeht: die Managers sind allzu weit vom breiten Fussvolk entfernt als dass sie deren Ticken erfahren könnten. Kein Wunder wenn jeweils das harte Erwachen z.B. nach Abstimmungen kommt.
Und die leidige Bonidiskussion: es ist ein Raubrittertum, ein legalisierter Diebstahl der sogenannten Topshots. Dieses Verhalten könnte man dazu als krankhaft bezeichnen.-
Ich denke auch, dass die meilenweit vom Fussvolk entfernt sind. Die lesen auch kein IP, sondern allen NYT oder so. Und daher wissen sie auch nicht wie es den kleinen wirklich geht.
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Erich Fromm hat es kommen sehen, dass die Zukunft einem Wirtschaftssystem gehoert, das von Gier getrieben ist und frei ist von persoenlicher Verantwortung. In einer Wirtschaft, die auf der allzumenschlichem Eigenschaft der Gier beruht, geht es nicht mehr um den kreativen Prozess der Produktion, sondern um die schnelle Aneignung von deren Fruechten.Dies ist nicht nur ungerecht gegenueber den Geschaedigten, sondern unterdrueckt auch die produktiven, kreativen und wertschaffenden Faehigkeiten, die in jedem Menschen vorhanden sind.
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Allein schon die Tatsache, dass es die Funktion eines „Global Head of Reward“ gibt, ist bezeichnend. Man zockt nach bewährtem Muster weiter, ab und für die Fehler dieser Leute stehen dann die Aktionäre und am Schluss die Steuerzahler ein.
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Gier kennt keine Grenzen und sie beginnt schon bei viel kleineren Beträgen. Es ist auch nicht so, dass das ein paar Wenige sind. Die Banken sind grösstenteils durchdringt von dieser Denke. Und wenn die Kleinen den Grossem die fetten Boni missgönnen, so nehmen sie doch selber viel hin um ein paar Brosamen zu ergattern und träumen davon, selber am Topf zu landen. Schlussendlich gibt es nur etwas: Steuern rauf für systemrelevante Banken! Um dem Rest sollen sich die Aktionäre kümmern. Ich habe den Eindruck, viele Top Mgr in den CH Grossbanken haben den Glauben verloren, dass sie eine bessere Bewertung der Aktien hinkriegen. Also muss man halt direkt mehr rausholen für sich.
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Meine Millionen habe ich mir redlich verdient! Ich trage schliesslich die ganze Verantwortung für den Laden. Ohne mich hätte sich der Aktienkurs der UBS niemals so gut entwickelt wie in den letzten Jahren. Meiner Persönlichkeit, meinem Wissen und meiner Erfahrung schenkt man weltweit Vertrauen. Ich bin jeden Rappen restlos wert!
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Das einzige, was sie wohl tatsächlich tragen, sind wohl Ihre Unterhosen, Herr Weber. Verantwortung tragen? Wie und wann denn? – Im übrigen dürften Sie, bezahlt von der UBS, auch ein Directors und Executives Liability Insurance Package abgeschlossen haben, nicht wahr?
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Und ich erst!
ich habe meine Bank aus einer Pole Position geschickt ins international Mittelfeld bugsiert. Jetzt noch bisschen die Belegschaft frustrieren, die selbstverschuldeten Skandälchen aussitzen, ein paar Auftritte vor amerikanischen Gerichten und Untersuchungsausschüssen, fertig ist das nächste Bonus Jahr.
Wenn nur dieser dämliche Liborskandal nicht wäre. Ich schätze da werden wir nochmals zahlen müssen. aber ich werde den Bonus wieder zeitnah abkassieren, und dann nix wie weg, bis die in dieser dummen Alpenrepublik schnallen, dass ich ein Stück Finanztradition zerstört habe, bin ich längst über alle Berge.
Habe ich doch toll alles hingekriegt oder?
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Man kann es nicht genug wiederholen: ‚Alles sehr unappetitlich und immer mehr zum Kotzen!‘
Die alten sind die neuen Seilschaften;
im Mega-Kasino von Zocker-Mannschaften! -
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Das Amigo-Kartell spielt sich wieder die Boni zu und greift gnadenloser denn jemals zuvor ab.
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Machen Sie unser Tag – Hr. Klein. 1:12 ging baden. Heissluft Boni expandieren weiterhin oder wieder bis zum Knall. Weiterhin frohes Zocken, Gentlemen.
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Und die Minder-Initiative können wir auch gleich vergessen. Die neuen Feudalherren haben ihre „Kompensationen“ schon längst hieb- und stichfest abgesichert.
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(D) Filz = (ital) Mafia, so einfach ist das…
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6 Jahre Wartefrist für den Bonus? Das ist eindeutig zu wenig.
Die CREDIT-SUISSE hat kürzlich 825 Millionen CHF Strafzahlung geleistet, wegen ihrer Verwicklungen in den Finanzskandal 2008.
Die Fehler sind also vor 2008 passiert, vermutlich zwischen 2005 und 2007 durch unlautere Geschäfte mit Fannie Mae und Freddie Mac. Der Verlust wurde aber auf das Jahr 2013 eingebucht. Der Bonus wurde kassiert, der Schaden ist erst später entstanden, und diejenigen der der
CREDIT-SUISSE massiv geschadet haben, können nicht mehr belangt werden. Auf die Anzahl der Mitarbeiter umgelegt, sind das rund 14 000 CHF. Geld, dass manche gebrauchen könnten.Schimmer ist jedoch, dass der Aktienkurs der CREDIT-SUISSE im Keller ist, und dieser kann sich nicht nach oben entwickeln, solange die CREDIT-SUISSE immer wieder durch fehlerbares Verhalten auffällt und von den Aufsichtsbehörden dafür bestraft wird.
Der Verwaltungsrat ist gefordert, diesem unseriösen Geschäftsgebaren Einhalt zu gebieten. Und wenn dieser sich auch nicht mehr dazu in der Lage sieht, das sein Verstand durch zu hohe Bonuszahlungen eingelullt wurde (siehe UBS), ist die Politik gefragt,dieser Selbstbedienungsmentalität einiger weniger zu Lasten der Allgemeinheit Einhalt zu gebieten.Damit meine ich die Aktionäre, die teileweise über Ihre Pensionskassen ein verständliches Interesse daran haben, dass in Grossanken solide und nachhaltig gewirtschaftet wird.
Es ist nicht zu viel verlangt, wenn man wirtschaftliche Nachhaltigkeit einfordert. Ich sehe jedoch niemanden, ausser der Legislative, der da noch Einfluss nehmen könnte. Dies ist keine politische, linke Forderung, sondern eine Sache der Vernunft und des Anstandes.
GL und VR versagen.-
VR und GL versagen! nun für das Salär darf man nicht mehr erwarten? Alle „motzen“ wegen den Bezügen der Banken GL und VRs. Da frage ich mich was denn ein wirklich guter VR und GL verdienen müssten, wenn die wo nichts bringen schon so viel Kosten? Da müsste ja ein Könner 1 Mrd. verdienen, Marktbedingt natürlich.
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Weber ist doch der Prototyp des vordergründig intellektuell-staatsmännisch verbrämten Dummschwätzers. Wer das nicht schon vorher gewusst hat ist ein Trottel. – Würde mich noch interessieren, welcher Headhunter Herrn Weber damals portiert hat. Sorry, wenn ich einen solchen Herrn bei wichtigen Verhandlungen auf der Gegenseite am Verhandlungstisch auftauchen sähe, dann würde ich zusätzlich doppelt vorsichtig bzw. skeptisch oder gleich die Verhandlungen abbrechen. – Immer wieder ein Wunder, wie Leute, die eigentlich keine Pfadigruppe glaubwürdig führen könnten, in solche Positionen gehievt werden. – Das sind dann wohl die Hochqualifizierten, die wir dringend aus dem Ausland zum Wohl der Schweizer Wirtschaft und Gesellschaft benötigen… Wann schicken wir diese Dummschwätzer, die sich in den letzten 15 Jahren hier extrem breit machen konnten, endlich ins Pfefferland?
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Das Problem des oben Geschilderten heisst: Filz. Und dies ist leider eine dicke Knkacknuss. Vielleicht ändert das Cyber, Internet, Cloud – Zeitalter etwas daran.
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Wie sagt man eben so schön?: Gelegenheit macht Diebe. – Und wenn man das alles schön unter Gleichgesinnten und alles noch gegenseitig abgesegnet und völlig im legalen Rahmen tun darf, dann macht das Selbstbedienen umso mehr Freude. – Und die PR-Abteilung darf dann wieder den üblichen Beschwichtigungs-Mist über die Köpfe der Zukurzgekommenen, die Aktionäre und die restliche Bevölkerung ausschütten. – Nur leider glaubt diesen Mist bald niemand mehr.
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@Level5: Die Ernennung Webers war vernüftiger Weise einzig und allein vor dem Hintergrund der a) Wahlen (Peer) und b) Abstimmung Abgeltungssteuer zu sehen.
Da nun beides vorbei ist, ….?
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wir wissen doch alle das Verstand,Vernunft und Anstand, also die Dinge die nach den Tugenden Glaube,Liebe,Hoffnung das Leben schön machen, sich nicht unbedingt dann ausbreiten, wenn hohe Saläre ausbezahlt werden. Im Gegenteil, bei Menschen, die an de Geldsuchtkrankheit leidet, finden sich meist auch Symptome wie Tunnelblick und Verstand-Vernebelung und dadurch tun sie sich schwer, vernünftige Entscheidungen zu treffen.
Die Frage ist, wie lange sie ihre Krankheit noch verbergen können.
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Weber ist doch der Prototyp des vordergründig intellektuell-staatsmännisch verbrämten Dummschwätzers. Wer das nicht schon vorher gewusst hat ist ein Trottel.…
Das Problem des oben Geschilderten heisst: Filz. Und dies ist leider eine dicke Knkacknuss. Vielleicht ändert das Cyber, Internet, Cloud…
Wie sagt man eben so schön?: Gelegenheit macht Diebe. - Und wenn man das alles schön unter Gleichgesinnten und alles…