Im Januar schlugen die Ermittler aus Bern zu. Im Auftrag der Bundesanwaltschaft, die Kriminalfälle auf nationaler Ebene verfolgt, wurden Dutzende von Devisenhändler verhört.
Dies schrieb die SonntagsZeitung vor ein paar Wochen. Nun wird klar, wer hinter der Aufsehen erregenden Aktion steht, die immer noch Rätsel aufgibt.
Es ist die Grossbank UBS, die im Devisenskandal – so wie beim Libor, bei Subprime, beim US-Steuerfall und bei Derivatverlusten – im Fokus der weltweiten Ermittlungen steht.
Es war die UBS, welche die Bundesanwaltschaft in Bewegung gesetzt hatte. Die Bank hatte Strafanzeige gegen Devisentrader eingereicht, die sie im Verdacht hat, Kurse zu manipulieren.
Das strafrechtliche Vorpreschen der UBS gegen eigene Manager und Mitarbeiter sowie gegen weitere bekannte und unbekannte Personen hat in Bern zu Stirnrunzeln geführt.
Eine Strafanzeige der Grossbank konnte die Bundesanwaltschaft nicht auf die lange Bank schieben. Entsprechend nahm sie den Ball auf und initiierte ein Verfahren.
Doch was genau sie suchte und welcher strafrechtliche Vorwurf den Ermittlungen zugrunde liegt, das ist bis heute nicht klar.
Es gibt zwar die Insidernorm, die seit einem Jahr von den nationalen Fahndern verfolgt wird. Doch ob diese bei den Devisen-Betrugsvorwürfen genug hergibt, ist bei der Bundesanwaltschaft offenbar umstritten.
Also einfach mal loschlagen – so die Übungsanlage von Michael Lauber, des obersten Strafverfolgers des Landes.
Die Devisenhändler, darunter auch einer von der Zürcher Kantonalbank, wurden quasi im Pyjama überrascht und auf Polizeiposten geführt. Nach stundenlangen Einvernahmen liess man sie springen.
Die überrumpelten Trader und anderen Verdächtigten, darunter hohe Manager, mussten die strafrechtliche Zwangsaktion gegen sich ihren Arbeitgebern melden.
Etwas anderes blieb ihnen nicht übrig: Ihre Abwesenheit am Arbeitsplatz hatte sich rasch herumgesprochen.
Bis jetzt scheint die Bundesanwaltschaft nicht weitergekommen zu sein bei der Frage, was genau sie den Bankern vorwirft.
Auf Anfrage sagt die Behörde, es gebe nichts Neues zu kommunizieren.
Als die SonntagsZeitung die Razzien Anfang April enthüllt hatte, meinte die Behörde: „Bezüglich Manipulationen im Devisenhandel steht die Bundesanwaltschaft mit der Finma und der Wettbewerbskommission in Kontakt.“ Mehr könne man derzeit nicht mitteilen.
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Die UBS nimmt keine Stellung. Die ZKB will zur Zwangsbefragung ihres Mitarbeiters nichts sagen.
Die Julius Bär, die ebenfalls in den Fokus der Ermittlungen geraten ist, gibt sich selbstbewusst. „Wir haben keine Indizien dafür, dass irgendjemand etwas falsch gemacht hat“, meinte CEO Boris Collardi vor 4 Wochen in der Zeitung „Schweiz am Sonntag“.
Die CS, die in diversen Rechtsverfahren steckt und zuletzt hohe Bussen zahlen respektive Rückstellungen für solche tätigen musste, reagierte scharf auf die Wettbewerbskommission.
Man habe „mit Befremden zur Kenntnis genommen“, dass die Berner Behörde wegen Preisabsprachen gegen die Bank ermitteln würde. Die erhobenen „Vorwürfe zum jetzigen Zeitpunk“ seien „unangebracht und rufschädigend“.
Die Behörden zeigten sich vom emotionalen Ausbruch der CS-Chefs unbeeindruckt. Neben der Bundesanwaltschaft und der Wettbewerbskommission ist auch die Finanzmarktaufsicht Finma am Ermitteln.
Weltweit sind neben dem amerikanischen Justizministerium zahlreiche weitere Aufsichtsämter und Strafbehörden daran, möglichen Devisen-Manipulationen im grossen Stil auf die Spur zu kommen.
Die UBS spielt dabei eine zentrale Rolle. Unter ihrem CEO Sergio Ermotti, der gleich nach seinem Amtsantritt im Herbst 2011 die Parole „Zero tolerance“ herausgegeben hatte, kooperiert die Bank vollumfänglich mit den Ermittlern.
Dazu gehört, dass der Finanzmulti seine Konkurrenten und allfälligen Mittäter bei den Behörden verpfeift. Dank dem „Whistleblower“-Status konnte die UBS im Libor-Fall 2,5 Milliarden Euro Busse der Europäischen Wettbewerbskommission verhindern.
Das Anschwärzen der möglichen Konspiratoren hat sich unter dem UBS-Führungsduo Ermotti und Axel Weber, dem Präsidenten, zum scheinbar erfolgreichen Modell zur Altlasten-Bereinigung entwickelt.
Bei den Vorwürfen um Absprachen in sogenannten Chat-Räumen von Bloomberg und Reuters bezüglich Devisen-Grossaufträgen hat die UBS-Spitze sofort in den Schuld-Modus geschaltet.
Die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtete im Juni letztes Jahr erstmals über mögliche Devisen-Manipulationen, bei denen in Auftrag gegebene riesige Deals im voraus unter den Händlern ausgetauscht werden, die sich danach mit Eigenwetten und entsprechender Bonus-Aussicht positionieren können.
Kaum war das Vorgehen enthüllt, leitete die UBS auf Kommando Ermottis eine interne Untersuchung ein.
Diese führte zu raschen Sanktionen. Im Oktober wurde bekannt, dass die Bank zwei hochrangige Devisenhändler und Manager suspendierte. Einer davon war ein Chef im UBS-Devisenzentrum in Zürich-Opfikon.
Seither hat die Bank weitere Devisenleute beurlaubt oder anderweitig sanktioniert. In ihrem Geschäftsbericht hielt die Bank fest, dass sie nach den Devisen-Manipulationen nun auch solchen in ihrem Edelmetallgeschäft nachgehe.
Die scheinbar unerbittliche Haltung der UBS-Spitze kommt nicht von ungefähr. Die Bank war zuvor prominent in praktisch jeden Grossskandal involviert und musste mehrere Milliarden Bussen bezahlen.
Nun ist sie offenbar derart geschwächt – zumindest imagemässig –, dass sie jeweils die Flucht nach vorn antritt, wenn neue Vorwürfe lautwerden.
Die Behörden freuts. Die Wettbewerbskommissionen sind auf Verräter aus der Branche angewiesen, sonst sind sie chancenlos beim Aufspüren möglicher Absprachen.
Die UBS ist nicht mehr einfach garantiert drin in Skandalen. Heute ist garantiert, dass sie kooperiert.
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Die beliebtesten Kommentare
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bereitet sich die UBS darauf vor, sich auch bei der Devisenmauscheleien in die Poolposition für eine Kronzeugenreglung vorzuarbeiten. Die anderen Banken, gegen die auch Untersuchungen laufen, sind natürlich nicht begeistert, wenn das der UBS zweimal gelingt.
Auf jeden Fall ist das das Ende einer Ära.Es scheint, als hätte die UBS Führung kapiert, dass die Zukunft anders ausschaut als die Vergangenheit. Ob das auch andere Banken mitbekommen?
Der CS Führung geht die Düse, wenn die CS in den USA tatsächlich angeklagt wird. Am liebsten würden die auch in vorauseilendem Gehorsam mithilfe einer Notstandsregelung alle amerikanischen Kundendaten ausliefern. Ob der Bundesrat da auch mitmacht? -
Es geht hier um Handlungen der UBS-Händler im Forex-Markt. Was sich seit Jahrzehnten im Forexhandel für Bankkunden innerhalb der Bank abspielte, wird heute immer noch totgeschwiegen bzw. abgewiegelt, nach der Devise: Nichts sehen, nichts hören, nichts sagen. Revision der Bank und Staatsanwaltschaft der Schweiz scheinen von Blindheit geschlagen oder von missverstandenem Schutzbedürfnis zu Lasten von UBS-Kunden.
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Ich glaube dass die amerikanischen Behoerden darauf warten und hoffen, dass sie ein GL Mitglied vor Gericht stellen koennen.
Deswegen auch die Ueberlegung die CS zu verklagen. Bei der CS koennte es allerdings noch schlimmer kommen, sie versuchen seit Monaten zu einer Einigung kommen und wuerden wahrscheinlich liebend gerne ein DPA unterschreiben. Vermutlich warten die Amis noch zu in der Hoffnung, dass noch ein Kronzeuge auftaucht.
Insgesamt wird allerdings ein Wirtschaftsmodell ausgerollt, dass mehr amerikanisch ist und eine Umverteilung der Einkommen von unten nach oben favorisiert. Oben ein paar wenige, die eigentlich zu viel verdienen, und unten Heerscharen vom Billigloehnern,am liebsten aus Niedriglohnlaendern und unter 25. Einheimische muessen dann mit diesen konkurrieren.Die Frage ist ob dies gesellschaftlich erwuenscht und sinnvoll ist. Die USA geben gerade ihre wirtschaftliche Fuehrungsfunktion ab, die Infrastruktur verfaellt zunehmend in diesen Land.Die Verschuldung uebertrifft alle historische Rekorde,und dies nicht nur absolut, sondern auch im Hinblick auf die Neuverschuldung. Der Mittelstand wurde erfolgreich versklavt. Die demokratische Beteiligung weiter Kreise der Bevoelkerung ist jenseits der Nachweisgrenze, Kurz, das Versprechen der persoenlichen Freiheit und wirtschaftlichen Prosperitaet kann nur fuer einen kleinen Teil der Bevoelkerung eingeloest werden. Mit Sicherheit ist der prozentuale Anteil kleiner als in der Schweiz.
Fuer meinen Teil wuerde ich die USA nicht als Vorbild ansehen, es ist nicht erstrebenswert, so zu leben.Zumindest nicht, wenn man kein „Raffergen“ hat, und daher gewisse Skrupel hat, sich hemmungslos zu bereichern.
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UBS zuerst jede schweinerei machen, die geld bringt und dann alle und alles verpfeifen, wenn man auffliegt ! die ubs hat heute sehr wenig freunde und warum wohl ?
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Wer singt kriegt Geld (oder die Schuld wird ihm erlassen)
Es ist doch interessant wie sich die UBS benimmt, man verpfeift sich und die andern und geht straffrei aus, d.h. man hat Milliarden (Dollars/Euros/CHF) an Bussen gespart und kann mit diesen Einsparungen die Boni-Töpfe alimentieren. Sind wir hier im Zirkus oder bei David Copperfield? Wohin führen uns die heutigen Wirtschaftsführer? zusammen mit unserer führungsschwaren Politikerkaste nur noch ins Verderben. Rückgrat und Verantwortung ist definitiv bei beiden Lagern verloren gegangen!!! -
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Es ist schon interessant zu lesen, dass sich die selber anzeigen. In diesem Fall ist es die UBS Geschäftsleitung, die wie immer nicht gewusst haben soll. Hätten die UBS Manager auch nur einen Hauch Anstand, dann würden sie die Verantwortung selber übernehmen und zurücktreten. Aber nein, man zeigt die eigenen Angestellten an, die zuvor die Bonustöpfe der GL gefüllt haben. Noch schlimmer, mit diesem Verfahren kann die UBS auch inskünftig mit milderen Bussen rechnen, die sich wiederum positiv auf die Gesamtbezüge der Manager auswirken. Die Gier ist grenzenlos. Leadership im 21. Jahrhundert?
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Richtig analysiert.
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Also ich finde’s lustig, wie sich die Banken und Mitarbeiter selbst zugrunde richten.
Weiter so! -
Guten Tag
Zitat-Anfang.
Die Behörden freuts. Die Wettbewerbskommissionen sind auf Verräter aus der Branche angewiesen, sonst sind sie chancenlos beim Aufspüren möglicher Absprachen.
Zitat Ende.
Der Artikel ist eine Nebelbombe!Eine Lachnummer!
Seit Jahrzehnten wetten Banken gegen eigene Kunden, um durch Kursmanipulationen und interne Absprachen Milliarden Gewinne einzufahren.
Nach zuletzt Libor und Gold kommen nun Devisenmanipulationen zu Tage. Die Schweizer Finanzmarktaufsicht ermittelt gegen mehrere Schweizer Banken, darunter UBS und Credit Suisse, für deren Schieflage Steuerzahler bereit stehen.
Die Banken haben ein massives Bonitätsproblem, sie sind nicht mehr kreditwürdig. Mit aller Macht verhindern die verantwortlichen Politiker, dass die Öffentlichkeit die Hintergründe zu den üppigen Staatsbeihilfen für die Gläubigerbanken erfährt.
Auch bei potenziell heftiger Strafzahlungen dürfte im übrigen bei den betroffenen Banken kaum für schlaflose Nächte sorgen.
Da -, auch Strafzahlungen „finanziert“ werden durch den Steuerzahler über die Rettungspakete. Betrug wird nicht mit Freiheitsentzug geahndet. Niemand von diesen Personen ist bislang ins Gefängnis gegangen, für das was sie getan haben.
Die Geldkonzerne zu zersplittern, um die Risiken auf viele kleine Gesellschaften zu verteilen, die man bei Bedarf abschalten kann wäre einer der Lösung. Eine Trennung von Geschäfts- und Investmentbanken ist ebenfalls elementar wichtig.
Die Credit Suisse und die UBS haben aus meiner Sicht in ihrem Größenwahn der Schweiz schwere Risiken zugefügt, die sich dramatisch konkretisieren könnten, nämlich dann, wenn eine dieser Banken vor einem Kollaps (wieder) gerettet werden müsste. Dann könnte plötzlich ein Land wie Singapur oder Honkong als Retter auftreten, weil die Schweiz selbst es nicht mehr schaffen kann. Was dieses Szenario für uns bedeutet, kann sich jeder selbst ausmalen.
MfG
Zerschlagung!-
Was genau will dieser Text Aussagen ausser schwarz malen und auf die Verantwortlichen schiessen? Aber Frust ablassen ist auch ok wenn man in einem dieser Institute arbeitet und wegen fehlender Alternativen seinen Job nicht verlassen will!
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@Zuber,
ich kann Sie beruhigen. Ich habe nie in der Zinswirtschaft gearbeitet.
Wie auch immer, auch für Sie, wenn Sie stichhaltige Argumente haben die meine Aussagen widerlegen reden wir weiter.
MfG
Zerschlagung!
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Guten Tag Zitat-Anfang. Die Behörden freuts. Die Wettbewerbskommissionen sind auf Verräter aus der Branche angewiesen, sonst sind sie chancenlos beim…
Also ich finde's lustig, wie sich die Banken und Mitarbeiter selbst zugrunde richten. Weiter so!
Es ist schon interessant zu lesen, dass sich die selber anzeigen. In diesem Fall ist es die UBS Geschäftsleitung, die…