Die Aktie der Struki-Anbieterin Leonteq fiel gestern ins Bodenlose. Minus 14 Prozent war die Folge einer massiven Kapitalerhöhung mit entsprechender Verwässerung der Aktionäre.
Damit gerät Leonteq-Chef Jan Schoch unter Druck. Der Shooting-Star von Swiss Banking musste sich in der Finanz und Wirtschaft rechtfertigen.
„Wir erhöhen das Aktienkapital um rund 20%, eine Kurskorrektur um 10% ist so gesehen nicht völlig überraschend“, meinte Schoch.
Für Schoch vielleicht nicht. Für seine Partnerin, die grosse Raiffeisen, und deren Privatbankentochter Notenstein muss der Crash hingegen völlig unerwartet gewesen sein.
Sonst hätte Notenstein niemals so viel Geld für einen Ausbau der Beteiligung an Leonteq auf den Tisch geblättert, wie die Raiffeisen-Tochter dies getan hat.
Aus publizierten Transaktionen der Börse Six geht nämlich hervor, dass die Leonteq-Gründer, allen voran ihr Aushängeschild Jan Schoch, ihre Bezugsrechte für die neuen Aktien bereits an das Sankt-Galler Genossenschaftsimperium verkauft haben.
Die Six weist für gestern, also den Tag der Ankündigung der überraschenden Kapitalerhöhung von Leonteq, mehrere Verkäufe von Wandelrechten durch sogenannte Insider aus: Mitglieder des Verwaltungsrats respektive der Geschäftsleitung von Leonteq.
Aus diesen Publikationen geht hervor, dass Schoch & Co. ihre Bezugsrechte für 13,27 Franken an Notenstein respektive deren Mutter, die Raiffeisen Schweiz, verkaufen konnten.
Damit ergibt sich ein sogenannter Referenzpreis für die Leonteq-Aktie von 222 Franken. Diese schloss gestern Abend nach ihrem Absturz auf 180 Franken.
Mit anderen Worten: Hätten die Raiffeisen-Notensteinler sich nicht im Voraus verpflichtet, die Bezugspreise am Tag der Ankündigung der Transaktion zu einem fixen Preis zu erwerben, dann wären sie viel günstiger zu den Anrechten gekommen.
Diese benötigen sie für die geplante Aufstockung ihres Anteils an Leonteq auf über einen Viertel.
Offenbar hatten sie keine andere Wahl. Leonteq-Chef Schoch wollte seinen Genossenschafts-Partnern den grösseren Anteil an seiner Firma wohl nur zu einem festen Preis geben.
Für Schoch & Co. führt das zu einem wahren Geldregen. Im Vorfeld zur Kapitalerhöhung führte Leonteq Roadshows durch. Die CS und die Bank MainFirst brachten darauf Leonteq-Empfehlungen.
Den Eindruck, Kasse gemacht zu haben, versucht der clevere Investmentbanker zu vermeiden, wie aus dem gestrigen Interview in der Finanz und Wirtschaft hervorgeht.
„Die übrigen Bezugsrechte werden wir jedoch übernehmen und ausüben und investieren so 3,4 Mio. Fr. neu ins Unternehmen. Unser Anteil wird von 25,3 auf rund 21,5% fallen, während der Anteil von Notenstein von 22,8 auf rund 26,6% steigen wird. Dies ist im Sinne der Sache.“
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Vor allem ist das in Schochs Sinne. Denn tasächlich kriegen er und seine Leonteq-Mitstreiter rund sechs Mal mehr Cash, als sie bereit sind, in Form der Kapitalerhöhung in ihr Baby zu reinvestieren.
Über 20 Millionen kassieren Schoch und die übrigen Leonteq-Gründungspartner für den Verkauf ihrer Bezugsrechte an Raiffeisen-Notenstein. Davon fliessen lediglich die erwähnten 3,4 Millionen zurück in die Leonteq.
Dass er Geld statt Aktien wolle, sei „eine falsche Interpretation der Sachlage“, konterte Schoch forsch.
Es gehe um Anderes. „Wir Gründerpartner verfügen nicht über die notwendigen flüssigen Mittel, um die Kapitalerhöhung vollumfänglich mitzutragen, und verkaufen deshalb die Mehrheit der Bezugsrechte der Notenstein Privatbank.“
Ist dem wirklich so?
Schoch und seine drei Leonteq-Urpartner brachten ihr Unternehmen unter dem alten Namen EFG Financial Partners im Herbst 2012 an die Börse. Damals hatte die Raiffeisen erst einen kleinen Anteil.
Im Frühling 2013 kaufte dann Raiffeisen-Chef Vincenz massiv zu. Er erhöhte seine Beteiligung an Leonteq auf fast 23 Prozent und legte sie in seine Notenstein Privatbank.
Beim Börsengang von 2012 und dem Paketdeal mit Raiffeisen-Notenstein von 2013 verkaufte vor allem die frühere Grossaktionärin, die Privatbank EFG – aus heutiger Sicht zu sehr tiefen Preisen.
Doch Schoch hat auch ohne bisherige Verkäufe genug Flüssiges. Jedenfalls reichte sein Vermögen, um in Appenzell ins Hotelgeschäft einzusteigen. Zudem betreibt er seine eigene Jan Schoch Immobilien AG.
Dass nun auch die Gründerväter um Schoch herum im grossen Stil zu verkaufen beginnen, dürfte mit dem Modell von Leonteq zusammenhängen. Dieses stösst möglicherweise an seine Grenzen.
Schoch wollte sein Unternehmen stets als Technologiefirma verstanden haben – und nicht als Investmentbank. Damit erreichte er eine höhere Bewertung an der Börse als die von Einzelfiguren abhängigen Tradinghäuser.
Er nannte sein Unternehmen „Swiss Investment Engine“. Power-Maschine statt Trading-Stars, strahlte Schoch damit aus.
Basis dafür war, dass die Risiken der von Leonteq am Fliessband emittierten Struki-Produkte nicht in der eigenen Bilanz landeten, sondern von Partnern wie der Credit Suisse übernommen wurden.
Nun könnten die CS – die über ihre Tochter CS Funds an der Leonteq beteiligt ist – und andere das Gegenpartei-Risiko Leonteq nicht weiter erhöhen wollen.
Damit würde die scheinbar unbegrenzte Skalierbarkeit des Leonteq-Geschäftsmodells, also der Ausbau des Business ohne zusätzliches Eigenkapital, unvermittelt ins Stocken geraten.
Die Kapitalerhöhung wäre somit für Leonteq nötig, um Risiken vermehrt auf die eigenen Bücher nehmen zu können. Damit ginge Schochs schöne Story mit der „Investment Engine“ plötzlich nicht mehr auf.
Die Leonteq würde als das entlarvt, was sie im Kern schon immer war: eine riskante Investmentbank mit hohen Ausschlägen. Oder profaner: eine Derivate-Handelsplattform.
Den Anschein eines seriösen Bankhauses konnten sich Schoch und Kollegen dank einem Mann von untadeligem Ruf an der Spitze geben.
Sie installierten Peter Forstmoser als ihren Präsidenten. Forstmoser war früher Swiss-Re-Präsident und ist bekannter Aktienrechtler.
Forstmosers Anwaltskanzlei Niederer Kraft & Frey ist mitten in den US-Steuerdisput geraten. Nun könnten Forstmoser auch wegen der Leonteq-Kapitalerhöhung Fragen gestellt werden.
Warum hat der Aktienrechtler den Vorab-Verkauf der Bezugsrechte an die Raiffeisen-Notenstein bewilligt?
Noch gravierender wäre, wenn das ganze Konstrukt angezweifelt würde. Dann hätte nicht nur Forstmoser ein Problem, sondern auch Pierin Vincenz als Leonteq-Vize.
Faktisch macht die 27-Prozent-Beteiligung von Raiffeisen-Notenstein an Leonteq nur dann Sinn, wenn Raiffeisen sich an den hohen Struki-Gewinnen der Derivate-Bank beteiligen will.
Dann wäre klar, dass Leonteq ihren Kunden, allen voran jenen von Notenstein und Raiffeisen, saftige Preise für „Kick-in“ und andere Produkte verrechnet.
Vincenz holt sich mit dem Ausbau seiner Leonteq-Beteiligung in dem Fall einen Teil der von seinen Kunden berappten Preise in Form von Dividenden und Kurssteigerungen der Leonteq-Aktien zurück.
Profitieren kann die Raiffeisen-Gruppe mit höheren Beteiligungsgewinnen. Für Vincenz gäbe es mehr Bonus.
Die Dummen sind die Kunden der Genossenschaftsbank. Sie bezahlen die fragwürdige Beteiligung ihrer Bank an der Struki-Bude.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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„IP – Finanznews aus Zürich“ müsste eigentlich „IP – NEGATIV-Finanznews aus Zürich“ heissen…
Schreibt IP eigentlich auch mal positive News? Selbst seltene Erfolgsstories wie z.B. die von Leonteq werden hier in negative Schlagzeilen umgemünzt…
So langsam schadet dies der Glaubwürdigkeit von IP…
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Hier wird einfach Rufmord betrieben und zwar auf Basis von Lügen und Falschaussagen. Ich finde es kriminell was Herr Hässig sich hier erlaubt. Das sollte rechtliche Konsequenzen haben. Ich kenne Herrn Schoch nicht, finde es aber unterste Schublade, dass er hier in den Dreck gezogen wird. Wenn ein junger, cleverer Unternehmer in der Schweiz Dank seiner Innovation und Risikobereitschaft erfolgreich wird, fangen die Neider an zu brodeln.
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Aus den Six Börsentransaktionen (siehe Link im Beitrag) lässt sich Folgendes entnehmen:
Das/die Exekutive Verwaltungsratsmitglied(er), Mitglied(er) der Geschäftsleitung hat:
Bezugsrechte veräussert für insgesamt 14.53 Mio, d.h. es muss im Besitz von 1.095 Mio Aktien sein wenn man vom Bezugsrecht von CHF 13.27 CHF / Aktie ausgeht. Geht man vom aktuellen Börsenkurs von ca. 180 CHF aus erhält man somit 197 Mio. Hätte nicht gedacht dass man als Struki-Bastler soviel Kohle machen kann.
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1) Schoch und die Mitgründer haben beim Börsengang keine Aktien verkauft, also kein Geld eingenommen.
2) Schoch und die Mitbegründer haben beim Verkauf an Notenstein kein Geld erhalten, die Transaktion fand zwischen EFG International und Raiffeisen statt – die Gründer haben keine Aktien abgestossen.
3) Der im Artikel theoretische Preis ist falsch berechnet. Die Raiffeisen hat auch falsch gerechnet. Der theoretische Preis ist nicht 208 Franken sondern gar über 220 Franken (wie kann man so doof sein). Formel googeln! 🙂
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Der Aktienkurs, der bezahlt wurde, beträgt nicht CHF 208 sondern CHF 222.
Bezugsrecht=(Börsenkurs der alten Aktien-Emissionskurs neue Aktien)/(Bezugsverhältnis+1)
13.27 = (Börsenkurs der alten Aktien – 140.25)/(36/7+1)
13.27*(36/7+1)+140.25 = Börsenkurs der alten Aktien
221.77 = Börsenkurs der alten Aktien
Der Referenzpreis beträgt als nicht CHF 208 wie im Artikel erwähnt (dies wäre, wenn Bezugsrecht bereits abgezogen wäre, was momentan noch nicht der Fall ist), sondern sogar fast CHF 222!
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Dermassen viele Falschaussagen wie in diesem Bericht hab ich noch selten gelesen.
Bitte teilen Sie uns noch den korrekten Bezugspreis der neuen Leonteq Aktien mit und rechnen Sie danach den wirklich bezahlten Preis von Notenstein.
Herr Hässig möchte uns wohl für dumm verkaufen…
Sommerflaute lässt Grüssen…
Raiffeisen stieg bei rund 60 Franken bei Leonteq ein: http://www.cash.ch/boerse/kursinfo/charts/Leonteq/19089118/4/1
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Hoffentlich zahlt der Franz ordentlich für ihr Geschreibsel…
Jeder in der Branche weiss, dass Leonteq – um es vorsichtig auszudrücken – „nicht unproblematisch“ ist. Vermutlich weiss das auch Vincenz. Die spannende Frage ist nur: Warum investiert er trotzdem? -
@Greg Eisenschrot: Was meinen Sie genau mit „nicht unproblematisch“? Verstehen Sie das Geschäft mit strukturierten Produkten nicht ganz?
Zur Veranschaulichung:
http://www.fuw.ch/article/wie-ein-strukturiertes-produkt-entsteht-2/
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Schwierig nachzuvollziehen dieser Jan Schoch…
Zuerst sagt er noch, er sei wieder in der Bodenständigkeit angekommen. Dabei probiert der steinreiche Mann nochmals alles, um noch mehr Geld herauszuholen.
Von wegen keine flüssige Mittel! -
Der umtriebige Jan Schoch scheint noch etwas smarter und unverschämter als der vermeintliche Visionär Pierin Vincenz zu sein. Ich weiss aber nicht, ob ich mich darüber freuen soll. Hier wird doch auf dem Buckel Dritter Kasse ohne Ende gemacht. Die Dummen sind die Kunden. Auch die von Notenstein und Raiffeisen.
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Erklären Sie uns doch bitte mal, warum die Kunden von Notenstein und Raiffeisen die Dummen sein sollen – vielen Dank…
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@Peter Frei: Für einen bezahlten PR-Büttel mag das nicht offensichtlich sein. Die unvoreingenommenen Marktbeobachter hingegen dürften durchaus verstehen, wie das gemeint ist. Schönes Wochenende to all of you.
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Herr Gerber; steh ich auf dem Schlauch oder können sie die Frage von Herrn Frei nicht beantworten, weil sie einfach mal wieder irgend einen sinnlosen Mist und Anti-Banken Kommentar verfassen wollten?
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@Philip Gerber: Scheint wohl zu schwierig zu sein für sie 😉 Ich habe es nämlich auch nicht rausgefunden was Sie meinen… Tschüssi und schönes Wochenende
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@Ralph B: Ja, Sie stehen auf dem Schlauch, scheinen dabei aber schmerzfrei zu sein. Insofern alles halb so schlimm. Dennoch gute Besserung.
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Schoch findet nicht jeden Tag einen Super-Strategen‘ welcher gewillt ist und das Kleingeld hat, ihm die Boutique zu Höchstkursen abzukaufen. Auch hier ist die vorlaute Raiffeisen, bzw. ihr Boss, wieder dabei ein Exempel zu statuieren.
Aus der Vergangenheit wissen wir, dass das Timing bei Pierin Vincenz nicht seine Stärke ist: siehe Wittmann, Notenstein usw.Eine Strukki-Boutique auf der Schwelle eines
Trendwechsels an den Märkten zu erwerben, bzw. anteilsmässig zu erhöhen, ist gelinde gesagt: ein Sprung ins wasserlose Bassin.
Der Aktienkurs, der bezahlt wurde, beträgt nicht CHF 208 sondern CHF 222. Bezugsrecht=(Börsenkurs der alten Aktien-Emissionskurs neue Aktien)/(Bezugsverhältnis+1) 13.27 =…
Hier wird einfach Rufmord betrieben und zwar auf Basis von Lügen und Falschaussagen. Ich finde es kriminell was Herr Hässig…
"IP - Finanznews aus Zürich" müsste eigentlich "IP - NEGATIV-Finanznews aus Zürich" heissen... Schreibt IP eigentlich auch mal positive News?…