(Der erste Teil dieses Artikels basiert auf der Annahme, dass Hypotheken-Risiken durch eine Verpfändung an die Pfandbriefzentralen übergehen. Das ist falsch. Mit der Verbriefung von Hypotheken hingegen, die weiter unten im Text thematisiert wird, können Risiken tatsächlich ausgelagert werden.)
Die Zürcher Kantonalbank hat gestern einen kleinen UBS-Direktor in ihr Aufsichtsgremium gewählt. Dort müsste der neue Oberaufseher die grösste Staatsbank des Landes kontrollieren.
Kann er das? Eine starke Persönlichkeit, Überzeugungskraft und profundes Wissen wären nötig, um der eigenmächtigen Geschäftsleitung der ZKB Paroli zu bieten.
Der Job im Kontrollgremium wird immer wichtiger. Die ZKB ist die dritte Bank, die von den Behörden als so wichtig eingestuft wird, dass sie immer gerettet werden muss.
Als Too-Big-To-Fail-Bank muss die ZKB damit mehr Kapital und Liquidität ausweisen. Oder sie schränkt sich ein und wird kleiner.
Das wollen ihre Manager nicht. Nun zeigt sich, wie die ZKB ihre behördlich verordnete Wachstumsgrenze durchbrechen will.
Mit dem Pfandbrieftrick. Sie übergibt ihre gigantischen Risiken im Zürcher Hypothekenmarkt dem Gemeinschaftswerk der Kantonalbank.
Die Pfandbriefzentrale der Staatsbanken gibt „ein mit besonderen grundpfandrechtlichen und gesetzlichen Sicherheiten ausgestattetes, obligationenähnliches Wertpapier“ heraus.
Die so „beschafften Mittel“ werden den „Mitgliedbanken“ weitergegeben. Im Gegenzug erhält die Pfandbriefzentrale „als Deckung für die Pfandbriefdarlehen erstklassige Hypothekarforderungen verpfändet“.
Das Resultat der Übung: Die Risiken in den eigenen Büchern haben eine neue Form angenommen.
Die Verpfändung von Hypokrediten an die Pfandbriefzentrale ist nichts Neues. Was neu ist, ist das Ausmass.
Das zeigt das Beispiel der ZKB. Diese hat die Verpfändungen an die Pfandbriefzentrale der Kantonalbanken in den letzten 18 Monaten massiv ausgeweitet.
Im Geschäftsjahr 2013 stieg die Position „Pfandbriefdarlehen“ auf der Passivseite der ZKB von 5,1 auf 6,2 Milliarden. Das entsprach einer Explosion um 22,2 Prozent.
Es war die mit Abstand grösste Veränderung nach oben in der Bilanz der ZKB. Diese wurde insgesamt leicht kleiner: Die Aktiven und Passiven sanken um 0,7 Prozent.
Die zeitliche Nähe zum Entscheid der Behörden, die ZKB zu Too Big To Fail zu machen, sticht ins Auge.
Dieser fiel offiziell im November 2013. Damals wurde die ZKB von der Nationalbank zur systemrelevanten Bank erklärt.
Schon in den Monaten zuvor war der ZKB-Führung klar, dass ihr der neue Status drohte. Entsprechend dürfte sie sich darauf vorbereitet haben.
Der Trend hin zur Auslagerung von Hypothekenrisiken im grossen Stil an das Gemeinschaftsrecht ging in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres weiter.
Die ZKB erhöhte ihre Pfandbriefausleihungen an die Pfandbriefzentrale von Januar bis Juni um fast 10 Prozent auf knapp 7 Milliarden.
Die Bilanz wuchs deutlich schwächer, nämlich nur um gut 3 Prozent.
[simple-google-ads-ad-tag id=“ip_content_middle“]
Ende 2008, als der Sturm an den Finanzmärkten richtig stark tobte und die ZKB zusammen mit anderen Inlandbanken Hyporisiken von der UBS übernahm, waren die Pfandbriefdarlehen halb so gross.
Ein ähnliches Bild liefert die Raiffeisen. Diese wurde etwas später als die ZKB, nämlich vor Monatsfrist, von der Nationalbank zum Grossrisiko für das Land gekürt.
Auch die Raiffeisen weist in ihren Büchern einen massiven Anstieg der Pfandbriefausleihungen aus. Diese ist in der Bilanz unter der Position „Anleihen und Pfandbriefdarlehen“ auf der Passivseite zusammengefasst.
Im letzten Geschäftsjahr stiegen die „Anleihen und Pfandbriefdarlehen“ der Raiffeisen-Gruppe von 15,2 auf 17,8 Milliarden: plus 17,5 Prozent.
2014 ging der Höhenflug weiter. Bis Juni nahmen die „Anleihen und Pfandbriefdarlehen“ um über 9 Prozent auf fast 20 Milliarden zu.
Ende 2008 lag die Zahl erst bei knapp 8 Milliarden.
Die Raiffeisen weist ihre „Pfandbriefdarlehen“ zusätzlich gesondert aus. Dabei zeigt sich, dass auch bei der Genossenschaftsbank das Wachstum im 2013 mit knapp 20 Prozent besonders ausgeprägt war.
Es war das Jahr, in dem bei der Raiffeisen erstmals von Too Big To Fail gesprochen wurde.
Die zeitliche Koinzidenz von massiver Auslagerung der Hyporisiken an Gemeinschaftswerke und der Debatte rund um die Systemrelevanz ist auffallend.
Ein nächster „Trick“ könnte die Verbriefung von Hyporisiken sein. Dabei würden Hypokredite gebündelt und in Wertpapiere der ZKB und der Raiffeisen verpackt.
Die Zerstückelung und Verbriefung amerikanischer Subprime-Kredite brachte ab 2007 das Finanzsystem an den Abgrund.
Voraussetzung für eine Hypo-Verbriefung ist, dass die Kunden fremde Gegenparteien für ihre Haus- und Wohnungskredite akzeptieren.
Die ZKB will dafür freie Hand haben. Sie liess ihre Kunden entsprechende Änderungen in den Geschäftsbedingungen unterschreiben.
Das Vorhaben stiess auf Widerstand. Das hielt die ZKB bisher nicht von ihrer Offensive ab.
Bei der Raiffeisen heisst es auf Anfrage, dass ein solcher Schritt derzeit nicht geplant sei.
Kommentare
Kommentieren
Die beliebtesten Kommentare
-
Da sag ich nur:“Peinlitsch“
-
Lieber Herr Hässig
Ihnen ist aber schon bewusst, dass eine Bank über Pfandbriefe lediglich Fremdkapital aufnimmt und dafür der Pfandbriefzentrale erstklassige Schuldbriefe als Deckung übergibt? Dies ist KEIN Risikotransfer, d.h. die ZKB trägt nach wie vor das ganze Risiko aus den Hypotheken.
-
Offenbar hat der Autor wenig bis gar keine Ahnung des Themas seines Artikels. Dies hindert ihn jedoch nicht daran, mit beeindruckender Selbstverständlichkeit Zeilen wie die folgenden zu produzieren:
„Der Trend hin zur Auslagerung von Hypothekenrisiken im grossen Stil an das Gemeinschaftsrecht ging in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres weiter.“
–>Falsch, es werden keine Risiken ausgelagert.
–>Falsch, das Gemeinschaftsrecht – was auch immer damit gemeint ist – ist nicht betroffen. Pfandbriefanleihen werden öffentlich gehandelt.„Die ZKB erhöhte ihre Pfandbriefausleihungen an die Pfandbriefzentrale von Januar bis Juni um fast 10 Prozent auf knapp 7 Milliarden.“
–>Falsch, Banken leihen nichts an die Pfandbriefzentrale/Pfandbriefbank, sie nehmen Geld auf. Pfandbriefdarlehen sind ein Refinanzierungsinstrument. Auch hier versteht der Autor nicht, wie das Geschäft funktioniert.Im Kreise der Insider, welche diesen Blog jeweils mit Informationen versorgen, wird sich doch bestimmt jemand finden, der dem Autor diese und andere Mechanismen erklärt. Nicht?
-
Der „kleine“ Herr Hässig zeigt einmal mehr, dass er keine Ahnung von einer Bankbilanz hat. Er soll in seiner Berichterstattung besser bei den Gerüchten bleiben. Es ist sonst wie in diesem Bericht und beim EK Bericht Raiffeisen sehr peinlich,etwas fachliches berichten zu wollen, obwohl man von der Materie keine Ahnung hat. Nichts für ungut „kleiner“ Herr Hässig.
-
Schön zu lesen, dass die ersten 3 Kommentare alle gleich denken. Ich werde mich diesen anschliessen:
1. Die weiter steigende Nachfrage nach Hypotheken in der Schweiz führt logischerweise zu höheren Ausleihungen bei den entsprechenden Banken. Die einzige legale und transparente Art und Weise, den Forderungen der FINMA/SNB nachzukommen liegt nun mal darin, Teile davon an die PBZ auszulagern. Dafür wurden diese ja schon vor Urzeiten geschaffen.
2. Der Vergleich mit USA, den Herr Hässig ja immer gern bemüht, ist an den Haaren herbeigezogen: so sind die Leitplanken bei den CH-Banken zur Vergabe von Hypotheken viel restriktiver als sie damals in USA waren. Wir erinnern uns: in USA war KEIN Eigenkapital zum Kauf von Immobilien nötig.
3. Wie gross ist denn der UBS Direktor? 1,60 Meter? Hat Herr Hässig ihn gemessen? Wen interessiert seine Grösse überhaupt? Oder bezieht sich Herr Hässig auf seinen Rang?
Schauen Sie lieber mal auf sein Fachwissen. Lieber ein Banker als ein Gärtner im Bankrat.In diesem Sinne freuen wir uns alle auf einen nächsten fundierteren Bericht.
-
-
Der Artikel beleuchtet die Pfandbriefpolitik der ZKB, aber zuoberst wird der neue Bankrat als Aufhänger benutzt „kleiner UBS Direktor“. Mir ist ehrlich gesagt ein „kleiner UBS Direktor“ der über eine profunde Ausbildung verfügt lieber als ein von Demagogie verformter Politiker der vom Bankwesen nichts versteht. Lassen Sie doch den „kleinen UBS Direktor“ erst die Stelle antreten bevor man ihn beurteilt. Dieser Blog driftet mehr und mehr ins Seichte ab und liegt kurz davor die bekannte Ringier-Zeitung zu konkurrenzieren.
Bitte in Zukunft wieder mehr seriös recherchierte und faire Denkanstösse. -
Werter Herr Hässig, ich befürchte Ihr Artikel macht einen wesentlichen Denkfehler. Die Hypos, die als Deckung fuer ein Darlehen der Pfandbriefbank dienen, bleiben in den Büchern der Bank. Die Pfandbriefbank ist kein SPV wie man das vom US-amerikanischen System der Securtization kennt.
-
Absolut richtig, Beritz. Pfandbriefe sind reine Refinanzierungsvehikel ähnlich wie Obligationen.
LH, das war wohl nichts. Fürs Raiffeisen-ZKB-Bashing muss schon etwas mehr her 😉
-
Werter Herr Hässig, ich befürchte Ihr Artikel macht einen wesentlichen Denkfehler. Die Hypos, die als Deckung fuer ein Darlehen der…
Absolut richtig, Beritz. Pfandbriefe sind reine Refinanzierungsvehikel ähnlich wie Obligationen. LH, das war wohl nichts. Fürs Raiffeisen-ZKB-Bashing muss schon etwas…
Der Artikel beleuchtet die Pfandbriefpolitik der ZKB, aber zuoberst wird der neue Bankrat als Aufhänger benutzt "kleiner UBS Direktor". Mir…