Mr. McGuire: lch sag dir nur ein Wort, nur ein einziges Wort.
Benjamin: Ja, Sir?
Mr. McGuire: Hörst du zu?
Benjamin: Ja, ich höre zu.
Mr. McGuire: Plastik!
Benjamin: Wie meinen Sie das?
Mr. McGuire: Plastik, das ist die Zukunft. Denk darüber nach. Machst du das?
Benjamin: Mach ich.
Mr. McGuire: Genug gesagt. Das ist abgemacht.
Dieser Dialog stammt aus dem berühmten Filmklassiker „Die Reifeprüfung / The Graduate“ aus dem Jahr 1967, wo Mr. McGuire, ein älterer Freund der Familie, dem jungen Benjamin Braddock, gespielt von Dustin Hoffman, einen gutgemeinten Ratschlag gibt, seine Zukunft auf Plastik zu setzen.
Gemäss diesem Vorbild für die Zukunft schlage ich die Effizienz-Bank (Efficient Banking) vor, ein neues Finanzinstitut mit einem innovativen Geschäftsmodell.
Dieses kann fast alle Bank- und Versicherungsbedürfnisse für eine Mehrheit der Kunden lösen, und dies mit weniger Mitarbeitern, externen Best-in-Class-Dienstleistern und dafür mehr wirtschaftlichen Erfolg.
Das Cost-Income-Ratio des Finanzinstitutes wird dementsprechend sehr niedrig liegen und somit weit unter bekannten Industriestandards. Damit wird auch im Zeitablauf eine höhere Unternehmensbewertung erzielt.
Eine Partnerschaft mit vielen Best-in-Class-Dienstleistern ermöglicht auch ein Cross-Selling-Geschäft, das allen Beteiligten eine Win-Win-Situation bescheren wird.
Für den Kunden bedeuten Kostenersparnisse des Instituts, insbesondere auf dem Feld der Infrastruktur und Gemeinkosten, optimale Konditionen und höhere Renditen.
Es wird keine Investmentbank und kein eigenes Filialnetz angeboten. Zudem wird es keine traditionelle, aber eine Telefon- und Online-Beratung geben.
Dies ist ein Trend, der schon lange im Kommen ist, wie bereits an den Geschäftsmodellen Direktbank, auch Onlinebank oder Internetbank genannt, zu sehen ist.
Wie unterscheidet sich die hier vorgeschlagene Effizienzbank von den Direktbanken?
1. Durch eine Crowdsourcing-Plattform für Investitions-Ideenfindung und -Evaluierung.
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2. Durch die Rückvergütung für jegliche Kundendaten-Verwertung an Dritte, zumindest bei Kunden, die dem zustimmen.
3. Durch die Beteiligung der Kunden am Gesamterfolg des Geschäftsmodells.
Die wesentlichen Dienstleistungen des neuen Finanzinstitutes werden dem ähnlich sein, was von Direktbanken erwartet wird, aber natürlich immer mit dem Ziel, die Konkurrenz zu übertreffen.
Für Bankbedürfnisse werden Depot-, Verwaltungs-, Kredit-/Hypotheken-, Zahlungsverkehr- sowie Brokerdienstleistungen und für die Versicherungsbedürfnisse Vorsorge- und Versicherungs-Dienstleistungen angeboten.
Nicht allen Kunden wird diese internetbezogene Finanz-Dienstleistung behagen. Die Kunden finden wie bei den Direktbanken keine festen Ansprechpartner und müssen zum Teil auch autonom entscheiden.
Klassische Ansprechpartnerbeziehungen, wie man sie von traditionellen Banken- und Versicherungs-Partnern gewohnt ist, haben natürlich den Vorteil, dass man sich kennt und somit unter Umständen bessere persönliche Konditionen und Services erhält. Auch können oft komplexe Transaktionen abgewickelt werden, die mehr als einen Ansprechpartner benötigen.
Dem gegenüber stehen die Effizienzbank oder die Onlinebanken, die trotz der erwähnten Mankos aufgrund ihrer erheblichen Ersparnisse bessere Konditionen und deshalb auch bessere Gesamtrenditen den Kunden bieten können.
Für die Situationen, in denen ein Ansprechpartner gefragt ist, werden die Helpcenter des Finanzinstituts oder die Crowdsourcing-Plattformen oder der Partner-Dienstleister zur Seite stehen, welche dem Kunden die jeweiligen Fragen beantworten.
Für die Kunden, die sich mit solch einem Finanzinstitut und dessen internet-bezogenen Dienstleistungen anfreunden können, öffnen sich grosse Vorteile auf verschiedenen Ebenen:
1. Zugang zu der Crowdsourcing-Plattform, mit Kostenvorteilen, wahre „Best-in-Class“-Angebote und Services und die offene Angebotsarchitektur von Dienstleistungspartnern.
Für die Kunden, die sich ihre Beratung auch durch die Crowdsourcing-Plattform des neuen Finanzinstituts holen wollen, bietet die Plattform speziell auch ein Rating-System, welches die Qualität der Empfehlungen der Mitglieder objektiv evaluiert.
Die Crowdsourcing-Plattform wird neben der Investitions-Ideenfindung und -Evaluierung auch eine Quelle für die Weiterentwicklung von gewünschten Dienstleistungen werden. Mit anderen Worten: Das Finanzinstitut kann schneller und persönlicher auf Kundenwünsche eingehen.
Für die Neu- oder Weiterentwicklung von Dienstleistungen kann sich ein Finanzinstitut auch der IdeaVault.ch bedienen, eine Crowdsourcing-Innovationsplattform des Instituts für Finanzen der Hochschule für Wirtschaft Freiburg (Schweiz).
Es gibt die Möglichkeit, die IdeaVault-Plattform auf individuelle Firmenbedürfnisse zuzuschneiden (White-Label-Lösung). Dieser durch Erfahrung und Know-how der Hochschule geprägte Lösungsansatz käme dem Charakter der Effizienzbank mit der Best-in-Class-Partnerlösung entgegen.
2. Mit der Option, Informationen und Daten von damit einverstandenen Kunden mit Rückvergütung anonym zu verkaufen, entsteht ebenfalls ein neuer und innovativer Ansatz in der Finanzindustrie.
3. Zudem bietet sich für die Kunden auch die Möglichkeit der Beteiligung am Erfolg dieses Finanzinstitutes an. Allein schon, dass sie am Erfolg Teil haben können, ohne dass sie Aktionäre sind, ist eine zusätzliche Innovation in sich und eine Rendite-Optimierung.
Die Vorteile für die Banken und Versicherungen, ein solches Finanzinstitut zu gründen, liegen auf der Hand. Sie sammeln früh Erfahrungen und können Know-how aufbauen für eine Zukunft der Finanzindustrie, die kommen wird, ob man sie herbeisehnt oder nicht.
Man denke nur an das Internet und die Technologien, die bereits die Abwicklung von Bankgeschäften unabhängig von personellen Eingriffen gemacht und damit revolutioniert haben.
Know-how- und Innovations-Vorsprung ist alles. Das sieht man sehr gut, wenn man sich das momentan überlegene Team von Mercedes in der Formel-1 anschaut, das in diesem Jahr die Konstruktionswertung gewinnen dürfte.
Was beide Topteams – Mercedes und Red Bull Racing – gemeinsam haben, ist, dass sie mit grossen Investitionen in Forschung und Entwicklung ihre Dominanz in der Formel-1 erarbeitet haben.
In gleicher Weise sollten sich die Banken und Versicherungen, wenn sie an die Zukunft und an neue Geschäftsmodelle denken, ständig vor Augen halten, dass Forschung, Entwicklung und Visionen sich auszahlen.
Wer hier mit der Einführung einer Effizienz-Bank frühzeitig und mutig die richtigen Weichen stellt, wird in Zukunft eher ganz vorne mitspielen können. Kein Management sollte versuchen, dies vom Tisch zu wischen. Die neue Welt kommt, entweder mit den alten Playern oder eben mit neuen.
„Ich sage nur ein Wort, nur ein einziges Wort: Effizienz-Bank!“
Weniger ist mehr. (Mies van der Rohe)
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Ich sage auch nur ein Wort: Kundenzentrierung, dann der Rest.
Gute Bücher, die sich intensiv mit den Auswirkungen des digitalen Wandels auf die Bankenbranche beschäftigen, sind erstaunlich rar gesät. Diesen Lückenschluss versucht das Buch Client Value Generation. Das Zürcher Modell der kundenzentrierten Bankarchitektur der Autoren Stefanie Auge-Dickhut, Bernhard Koye, Charlotte Götz und Axel Liebetrau zu vollziehen.
Mehr erfahren Sie hier:
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Ich sage nur eins: Eine Effizienzbank braucht Masse. Die 7 Millionen in der Schweiz lebenden reichen nicht mal für eine einzige Effizienz Bank. Nehmen wir mal Faktor 10 als Ausgangslage: Wie wird der Zielmarkt definiert? Die Deutschen können es, aber können wir Schweizer in den Deutschen Markt eindringen? Oder wie will UBS gegen Citi diesbezüglich in den USA bestehen.?Citi ist eine hochkarätige Effizienz Bank. Lean, agil, SAP-mässig aufgestellt. Unsere Banken werden es evtl nie dorthin schaffen. Ich sehe eher UBS oder CS als Take-over Target, von einem Player, der die Skaleneffekte einer Effizienz Bank spielen lässt.
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Ich ärgere mich immer, dass das ehemals kostengünstige und risikolose Postcheckkonto verschwunden ist.
Nach meiner veralteten Ansicht wäre es eine vornehme Aufgabe eines solchen staatlichen Instituts, die von JederFrau benötigten Dienstleistungen des Zahlungsverkehrs rasch, kostengünstig und flächendeckend anzubieten.
Dass Postfinance dann begann, Hypotheken anzubieten,war der Anfang vom Ende des Pfades der Tugend.
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Interessenten sollten sich dazu einmal FIDOR.de ansehen. Die haben bereits einige Punkte aus diesem Vorschlag umgesetzt und bieten ihre eigene Platform auch für White-Labeling an. Damit stünde einem ernsten Versuch dieses Gewchäftsmodells in der Schweiz nur noch die etablierte Konkurrenz im Wege.
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Ich denke es wird einigen Druck geben im Banking, insbesondere bezüglich unabhängiger Beratung, Preis- und Kostentransparenz sowie flexibler Zusammenstellung massgeschneiderter Servicepakete.
Je tiefer die Wechselbarrieren werden (und das werden sie, alleine schon der Technologie wegen), desto freier werden sich Kunden im Bankenmarkt bewegen. Und dann spielt Kundenbindung und -orientierung mittels Crowdsourcingplattformen eine entscheidende Rolle.
IdeaVault ist ein Beispiel, wie so etwas aussehen könnte, wenn auch die Möglichkeiten nicht allzu breit sind. Eine aus meiner Sicht geeignetere Lösung sind breit aufgestellte Plattformen wie omanet.org, die nicht nur eine eigene Community mitbringen sondern auch verschiedene Formen der Zusammenarbeit direkt auf der Plattform ermöglichen.
Aber es werden in der Zukunft sowieso noch ein paar Anbieter dazukommen…
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Grüezi Herr Hermann!
Vielen Dank für Ihren Kommentar! Unser Research-Projekt, welches IdeaVault.ch hervorgebracht hat, beschäftigt sich mit der Frage, warum Open Innovation in der Banken- und Finanzbranche so selten angewendet wird. Welche Funktionalitäten betrachten Sie als notwendig, damit Banken, Wealth Manager, Versicherer etc. diesen Ansatz verwenden und warum? Nach Möglichkeit würden wir IdeaVault.ch entsprechend anpassen. Allerdings werden auch Omanet oder Atizo im Indistrievergleich relativ wenig von Finanzdienstleistern verwendet. Für jegliches Feedback wären wir jedenfalls dankbar: patrick.schueffel@hefr.ch
Dr. Patrick Schüffel
Professor
Director Institute of Finance
Haute école de gestion Fribourg
Chemin du Musée 4
CH-1700 Fribourg (Suisse)
http://www.heg-fr.ch -
Sehr geehrter Herr Schüffel
Warum muss eine solche Plattform in english betrieben werden? Die Endung .ch lässt mich auf ein Schweizer-Projekt schliessen.
Da beobachte ich lieber das neue Projekt von Avaloq/Raiffeisen http://www.arizon.ch/.
Bin auf das Resultat gespannt!
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Grüezi Herr/Frau Clude!
Danke für Ihre Frage! Die Plattform muss nicht auf Englisch betrieben werden. Als Fribourger Hochschule hatten wir in der Tat zunächst beabsichtigt, sie auf Französisch zu lancieren. Aber wir hatten befürchtet, dass wir dann möglicherweise zuviele Ideengeber, die nicht des Französischen mächtig sind, ausschliessen. Das analoge Problem hatten wir dann mit dem Deutschen. Somit sind wir beim „modernen Esperanto“, dem Englischen, gelandet. Aber selbstverständlich können Ideen-Wettbewerbe in jeder Landessprache ausgeschrieben werden. Wir streben es auch an, die Plattform selbst multisprachfähig zu gestalten. Aber dies ist – wie so oft (leider) – eine Budgetfrage.
Mit besten Grüssen aus dem Üechtland,
Patrick Schüffel
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Innovativ, erfrischend und zukunftsgerichtet.
Ein hervorragender Artikel und eine innovative Weiterentwicklung des Geschäftsmodells der Direktbanken.
Onlinebanken sind weltweit im Vormarsch.
https://de.nachrichten.yahoo.com/roland-berger-studie-die-zukunft-des-retail-bankings-000000739.html
Gruß aus Frankfurt am Main
S. Schneider -
Der Artikel klingt schön und gut. Leider wird das aber alles nicht passieren, aus zwei Gründen: 1. die bestehenden Banken, die Kunden haben, werden sich hüten, den Ast abzuschneiden, auf dem sie sitzen. Sie sind gar nicht manövrierfähig. 2. Neue Banklösungen haben keine Kunden und werden diese auch nicht in nennenswerter Anzahl bekommen. Effizienz genügt nicht für einen erfolgreichen Vertrieb. Damit spreche ich nur ein paar Technologie-Verrückte an und ein paar andere Nerds, die sich mit dem Thema beschäftigen. Keiner hat es bisher geschafft, eine neue effiziente Lösung mit erfolgreichem Vertrieb zu verbinden, weil sich das grundsätzlich widerspricht. Vertrieb ist nicht effizient, sondern teuer. AWD und co. sind die einzigen, die nennenswert eine neue Kundenbasis aufbauen konnten – mit einem Vertriebsansatz, der aus dem Mittelalter kommt. Die Kunden wechseln aber nur durch massive Vertriebsanstrengungen, den Homo Oeconomicus gibt es nicht – d.h. keiner wechselt nur weil es anderswo angeblich effizienter ist.
Alles ein schöner Gedanke, aber nutzlos und sinnlos. Wird so nicht passieren.
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Sehr schön, und wo ist jetzt diese Plastikbank?
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Sehr schön, und wo ist jetzt diese Plastikbank?
Der Artikel klingt schön und gut. Leider wird das aber alles nicht passieren, aus zwei Gründen: 1. die bestehenden Banken,…