Anfang Woche ging die Love-Story von Pierin Vincenz und Beat Wittmann zu Ende. Der Assetmanager geht von Bord, der Raiffeisen-Boss regiert allein.
Wittmanns Gastspiel, das allein Vincenz ermöglicht hatte, kommt die Raiffeisen-Genossenschafter teuer zu stehen.
Insgesamt erhält der ebenso bekannte wie umstrittene Finanzmann 1,4 Millionen (nicht über 10 Millionen, wie zuerst berichtet *) für Aktien an einer Firma, die ursprünglich auf ihn zurückgeht.
Das Geld stammt aus der grossen Schatulle der Raiffeisen Schweiz, der Obergesellschaft der 300 Raiffeisen-Genossenschaften in der Schweiz. Am Ende geht es um Kapital der kleinen Leute.
Bekommen haben die Raiffeisen-Besitzer für den Millionenbetrag einen Minibetrieb mit 20 bis 30 Millionen Kundenassets, der es nie in die schwarzen Zahlen geschafft hat.
Zum Abschied leert Vincenz nochmals das Füllhorn über Wittmann aus. Dieser erhält 6 Monate Lohn mit Bonusanteil für seinen Chefjob einer zusammengeschusterten Assetmanagement-Gruppe unter dem Dach der Raiffeisen-Gruppe.
Bei einem geschätzten Jahreslohn inklusive Bonus von gut 300’000 würde das weitere 150’000 Franken für den Finanzcrack machen, der trotz bescheidener Performance seiner Fonds stets viel Rampenlicht kriegte.
Die Raiffeisen wollte sich offiziell nicht zum Fall äussern. Beat Wittmann liess gestern einen Anruf unbeantwortet.
Die Geschichte dreht sich um Wittmanns Assetmanagementfirma Dynapartners AG mit Sitz in Zollikon, einem Nobelvorort von Zürich am rechten Seeufer.
Wittmann gründete die Dynapartners zusammen mit langjährigen Kollegen im Sommer vor 5 Jahren, nachdem er Ende 2008 bei Julius Bär von einem Tag auf den anderen abgesetzt worden war.
Was Wittmann sagte und was er mit der Dynapartners dann tatsächlich unternahm, war 180 Grad verkehrt.
Er wolle nur noch das machen, was er am liebsten tue und auch gut könne, nämlich Assets von Profi-Anlegern professionell und erfolgreich managen.
Back to the roots, meinte Wittmann, ein Ex-UBS-Analyst und Ex-Fondschef der Clariden, damals in Gesprächen.
Statt klein und fein trieb es Wittmann mit seinem notorischen Hang zu Macht und Grösse ins Gegenteil: zum Aufbau einer Kingsize-Assetmanagement-Gruppe.
Ob dies geschah, weil er mit seiner Dynapartners-Boutique nicht ab Boden kam oder weil er einfach so funktioniert, bleibt offen.
[simple-google-ads-ad-tag id=“ip_content_middle“]
Tatsache ist, dass Wittmann rasch schwerreiche Investoren an Bord holte.
Rumen Hranov, ein Schweiz-Bulgare mit Vergangenheit im Swissfirst-Skandal und Schuldspruch im grossen BVK-Prozess, und der deutsche Roland Berger von der gleichnamigen Beratungsfirma kauften Wittmann je 10 Prozent von dessen Dynapartners ab.
Der Rest blieb bei Wittmann und bei seinem Partner Daniel Kornmann. Mit den neuen Minderheitsaktionären wurde das Kapital etappenweise von 500’000 auf über 1 Million im Sommer 2011 erhöht.
In ihren ersten zwei Betriebsjahren entwickelte sich die Dynapartners nicht zur Freude ihrer Besitzer.
Der Assetmanager stellte zwar viele teure Leute an, fand aber wenig Nachfrage im Markt. In der Folge liefen die Kosten aus dem Ruder.
Statt zu sanieren, setzte Wittmann zum grossen Sprung an.
Im Sommer 2011 sagte er Hranov und Roland Berger, dass er mit der Raiffeisen über einen viel grösseren Setup am Verhandeln sei. Seine Dynapartners würde zum Nukleus einer zukünftigen Boutiquen-Gruppe mit Top-Assetmanagern.
Hranov und Berger wollten beim Vorhaben mit dabei sein. Doch Wittmann lehnte dies ab. Da beharrten sie auf einer Auszahlung ihres ursprünglichen Investments, und Berger wollte obendrauf noch einen Zins.
Aufgrund der unbefriedigenden Entwicklung der Dynapartners muss man von Nominalwerten ausgehen. Damals hatte die Firma ein Aktienkapital von einer Million Franken.
Hranov und Berger erhielten ihre 20 Prozent zum Einstiegspreis zurück.
Wenig später tauchte die Raiffeisen mit ihrem CEO Pierin Vincenz an der Spitze als neue Grossinvestorin von Wittmanns Dynapartners auf.
Damals hiess es noch, dass Roland Berger am 30-Prozent-Minderheitsanteil zusammen mit Raiffeisen beteiligt sei. Tatsächlich übernahm Vincenz Schritt für Schritt die Kontrolle – zumindest was das Geld betraf.
Operativ setzte der Bündner Grossbanker mit seiner Genossenschaftsbank voll und ganz auf Wittmann, seinen Vertrauten aus der gemeinsamen Bergler-Heimat.
Der ging auf Shoppingtour. Mit dem Geld der Raiffeisen-Genossenschafter kaufte er mehrere Assetmanagement-Boutiquen.
Wittmann wedelte bei Gesprächen immer mit dem dicken Checkbuch, heisst es in der Branche. Er könne viel zahlen für eine bestimmende Beteiligung, habe er potenzielle Assetmanager gelockt, sagt eine Quelle.
Doch viele gute Leute und deren Boutiquen gewann Wittmann nicht. Diese waren offenbar nicht bereit, sich unter Wittmanns Kommando zu begeben.
Dessen Konstrukt trug inzwischen den hochtrabenden Namen The Capital Management Group (TCMG) und hatte nach mehreren Erhöhungen ein stolzes Aktienkapital von 43 Millionen.
Das viele Geld war von der Raiffeisen gekommen. Genützt hat es bis dahin wenig.
In der Erfolgsrechnung herrschte nämlich immer noch gähnende Leere. Die Mehrheit von Wittmanns Boutiquen schrieb Verluste.
Allen voran seine Eigenkreation Dynapartners, mit der er Vincenz damals angelockt hatte. Die war nie auf einen grünen Zweig gekommen.
Diesen Sommer brachte Wittmann, nie verlegen um grosse Worte, einen Börsengang der TCMG aufs Tapet.
Nur zwei Monate später ist er weg. Dynapartners und TCMG werden aufgelöst und zur neuen Notenstein Asset Management AG umfirmiert.
Wittmann hatte für diesen Fall eine Abmachung mit Vincenz. Dieser würde ihm jene Anteile an der TCMG, die Wittmann beim Verkauf seiner Dynapartners an die Raiffeisen als Entgelt erhalten hatte, zu einem bestimmten Preis abkaufen.
Der Wert von Wittmanns Paket liegt nun bei 1,4 Millionen. Soviel also hat Vincenz für eine Firma auf den Tisch geblättert, die keinen Franken Gewinn geschrieben und kaum Kunden an Land gezogen hat.
Am Bonus für Vincenz ändert das wohl nichts. Bezahlt wird von den Genossenschaftern.
* Die 10 Millionen entstanden aufgrund der im Raiffeisen-Geschäftsbericht 2013 an der Dynapartners und der The Capital Management Group ausgewiesenen Minderheitsanteile, die mehrheitlich Wittmann gehören. Aus Raiffeisen-Kreisen hiess es zunächst, dass dies der übrig gebliebene Rest von Wittmanns ursprünglich eingebrachten Anteilen sei, wofür Wittmann nun über 1 Million erhalten würde. Hochgerechnet auf 100 Prozent hätte dies insgesamt gut 10 Millionen ergeben. Nun teilt die Raiffeisen mit, dass es sich um den Wert sämtlicher von Wittmann eingebrachten Aktien handle. Dafür bezahle ihm die Raiffeisen total 1,4 Millionen.
Kommentare
Kommentieren
Die beliebtesten Kommentare
-
“In Schweizer Verwaltungsräten gibt es die weltweit höchsten Vergütungen”, sagt Bjorn Johansson, Headhunter in Zürich. “Die hohen Vergütungen sind gerechtfertigt, wenn man die besten Leute haben will. Mit Peanuts kann man nur Affen locken.”
Dies ist eine Aussage von einem bekanntesten Headhunter. Aussage in CASH 31.10.2014, 20:05h, VR-Mandate: In der Schweiz vergoldet. Es geht nicht nur um bescheidene 1 Million investiertes Geld sondern um die Honorare, Bonis etc. Ein Betrug an den normalen Sparern und Pensionskassengeldern etc. Wann wird die Staatsanwalt und die Staatsregierung ihre Arbeit für das Volk aufnehmen und nicht Komplize und Strippenzieher sein von Geldhaien?-
Diese Aussage kann ja nur von Berufsdummschwätzer Johansson kommen.
-
Deshalb hat Björn ja auch den grössten zum Schwiegersohn. (Der schnappt sich allerdings die „Peanuts“ jeweils.)
-
-
Allen die da alles glauben was aus der Feder des lieben Herrn Hässig, warum er auch immer weider gegen Pierin Vincenz schiesst (wahrscheinlich purer Neid, oder er wurde an einem Apero von ihm links liegen gelassen, was auch einem normal Sterblicher durchaus einleuchtet, wenn man lh’s frühere Artikel im Tagi gelesen hat) sei gesagt: Die Bilanz von Raiffeisen ist kerngesund und weitere Investements der Gruppe (Bsp. Leonteq, welcher hier auch schon schlecht geredet wurden) entwickeln sich prächtig.
-
waere doch mal interessant wer, wann, wieviele anteile an der firma hatte und davon profitiert. eine gute uebung fuer die finma fuer markttransparenz.
ich wuerde wetten abschliessen, dass etliche interessenskonflikte etc. ans licht kommen wuerden.-
Was? Wie? Wo? Können Sie Ihre Vermutung etwas genauer erläutern?
-
-
Einfach nur unglaublich, was sich PV so alles erlauben kann, sofern die Geschichte stimmt.
Tut sie es, werde ich meine Geschäftsbeziehung mit Raiffeisen aufkünden.
-
Was ist falsch an der Transaktion? Also an einem halben Jahresgehalt gibt es nichts auszusetzen, das bezahlen Sie Ihren Mitarbeitern ja auch bei einer Freistellung (je nach Kündigungsfrist)!
Woher die Zahl der 30 Mio. Assets kommt frage ich mich wirklich. Hat Herr Hässig einfach die Volumina der Anlagefonds von Dynapartners zusammengezählt!?
Also bitte…
-
-
…. und verdient da etwa jemand bei Raiffeisen mit? Wäre das rein theorethisch möglich? 😉
-
-
Echt Vertrauen-bildend in den Schweizer Finanzplatz und insbesondere in die Führungsqualitäten der Raiffeisen Oberen.
-
meine persönliche Meinung: Vater und Sohn Wittmann produzieren grossmehrheitlich heisse Luft, aber können sich brilliant verkaufen.
-
Zum guten Glück kommen die kleinen Raiffeisenkunden nicht draus und keiner wehrt sich gegen das was dort läuft. Solange alle noch zum Jahresend-Essen mit Jassplausch eingeladen werden sind sie doch happy. Bei keiner anderen Bank würde dies goutiert. Gut für Pierin…
-
Nur komisch, dass die Zinsen für Kredite immer noch so hoch sind? und das sogar jetzt noch ein Private Banking aufgebaut wird bei der grössten Genossenschaftsbank in Tägerwilen!!! Wenn das alles nur gut kommt? Wir werden sehen….die Verantwortlichen sind dann schon lange Pensioniert und lachen sich ins Fäustchen und wie der Vorredner schon saget – zahlen tun’s dann die normalen Raiffeisenkunden… ja Bravo!
-
-
@LH: Und was läuft bei der New Gen? Eine Weitere Baustelle von vinp
-
PV: „Genossenschaft?….La Raiffeisen c’est moi und somit verteile ich mein Geld wie ich es will“.
-
10 Mio. Abfindung gegen 30 Mio. Kunden-Assets kann schlichtweg kaum möglich sein? Fehlt da eine Null oder sogar zwei ?
In Zürich und Umland alleine sind zur Zeit 20 Bank-Institute zu verkaufen. Dabei sind das Höchste aller Gefühle ein maximal erzielbarer Verkaufpreis von 00.50 % auf den NAV der verwalteten Vermögen. Nur, es fehlen die Käufer, selbst zu diesen Konditionen.
Hat Pierin Vinzenz für die Wittmann Assets dermassen hoch gepokert und nun einen Steilpass verpasst bekommen?
-
Richtigstellung: 1.4 Mio. und nicht 10 Mio.!
-
-
Ja, ja dä Beat: dä chunnt ebe druus….
Freuen wir uns schon darauf, was er als nächstes im Schilde führt!
Zusammen mit Alex Hofmann das Matterhorn zu besteigen? Oder bei Bernhard François Stalder in der Banque Heritage anhäuern?
-
Einfach Wahnsinn, was bei Notenstein immer wieder abgeht. Pierin Vinzenz hat das Notenstein Gebilde definitiv nicht mehr im Griff. Da nützt auch die schöne Berglandschaft in der Werbung nichts mehr. Mit schweizerischen Tugenden, Qualität und Seriosität hat das alles leider nichts mehr zu tun.
-
Statt nur in die Luft zu gucken, wäre auf dem Boden der Tatsachen zu bleiben und die (Berg)Welt etwas differenzierter zu betrachten auch kein schlechter Ansatz in Bezug auf CH Tugenden und Seriosität…
http://www.raiffeisen.ch/raiffeisen/internet/db_news.nsf/vAllNewsDocs/CE0EC4B9030BF449C1257D7B0040197E -
Es handelte sich hier nicht um Notenstein, sondern TCMG!
An Ihrem Kommentar sieht man gut, dass die meisten Kommentatoren keine Ahnung haben, aber trotzdem mal rumnörgeln!
-
Einfach Wahnsinn, was bei Notenstein immer wieder abgeht. Pierin Vinzenz hat das Notenstein Gebilde definitiv nicht mehr im Griff. Da…
Ja, ja dä Beat: dä chunnt ebe druus.... Freuen wir uns schon darauf, was er als nächstes im Schilde führt!…
Statt nur in die Luft zu gucken, wäre auf dem Boden der Tatsachen zu bleiben und die (Berg)Welt etwas differenzierter…