Die Schweiz soll glauben, dass die wahren Abkassierer in New York und London sitzen.
Das stimmt. Allerdings sitzen sie dort in den Chefetagen der beiden Schweizer Riesen UBS und CS.
Die höchsten Boni pro Direktionsmitglied zahlen nämlich nicht Goldman Sachs, Barclays oder JP Morgan, sondern die UBS und die CS.
Das hat eine Auflistung der englischen Firma Emolument ergeben, die sich Online-Lohnvergleiche auf die Fahne geschrieben hat.
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Unter dem Titel „Do you work for the fairest firm“ analysierte Emolument die Boni von 1’077 „Directors“ bei Grossbanken in London.
Das Resultat ist erstaunlich. Wie es zustande gekommen ist, das ist schnell erklärt.
Die Leute von Emolument nahmen die gesamten Erträge der Abteilung Merger & Acquisitions (M&A), also des eigentlichen Investmentbankings der Grossbanken, und teilten diese durch den durchschnittlichen Bonus von Direktoren, die für diesen Bereich bei den jeweiligen Häusern tätig sind.
Und siehe da: Die UBS landet auf Platz 1, die CS auf Platz 2, dahinter folgen die Bank Rothschild, die Deutsche Bank, die amerikanische Citigroup, der US-Multi JP Morgan, die englische Barclays, die US-Investmentbank Morgan Stanley, die Bank of America Merrill Lynch.
Erst auf Platz 10 findet sich die Ikone von Wallstreet, die Goldman Sachs.
How comes? Die UBS betont doch bei jeder Gelegenheit, dass sie ihre Boni massiv reduziert hätte und die Höhe stark an ihr jeweiliges Resultat anpassen würde.
Noch wichtiger: Die grösste Schweizer Bank sagt seit Ende 2012, dass sie ihr Investmentbanking in den Dienst der Vermögensverwaltung stellen würde. Entsprechend sollten die Boni in der einstigen Boom- und späteren Bust-Sparte sinken.
Auch die CS machte der Welt jüngst weis, dass ihre Boni schön „in line“ mit der Leistung sich verhalten würden. Die Rede war von 25 Prozent weniger Entgelt für den VR und 20 Prozent weniger Bonus für die Geschäftsleitung im Nachgang zur 2,8-Milliarden-Steuerbusse in den USA.
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Was „in line“ ist, ist einzig der Niedergang im Geschäft.
Die UBS hat im 4. Quartal 2014 M&A-Transaktionen im Wert von 73 Milliarden Pfund begleitet. Bei der CS waren es 86 Milliarden.
Mit diesen beiden Zahlen waren die zwei Schweizer nicht Spitze, sondern … einsame Schlusslichter. Die UBS wurde Zehnte, landete also auf dem letzten Platz in der aufgeführten Rangliste, die CS kam auf Rang 9.
Führend waren die grossen englischen und amerikanischen Adressen. Goldman Sachs vor Bank of America Merrill Lynch und Morgan Stanley.
Beim Bonus für ihre Manager hielt sich Goldman Sachs dann aber spürbar zurück. Dieser lag in absoluten Pfund-Werten deutlich unter jenem für die UBS- und die CS-Kader.
Spitze im Geschäft, gemässigt beim Bonus – zusammen ergab das für Goldman Sachs den Titel des am wenigsten „fairen“ Arbeitgebers unter den grossen Investmentbanken.
Umgekehrt führte der Mix von relativ schwachem Business und relativ stolzen Boni für die UBS und die CS zur Auszeichung als besonders „faire“ Jobadressen.
Damit ist auch klar, was mit „fair“ gemeint ist. Nämlich grosszügig für die Direktorenkaste. Die beiden Schweizer Finanzmultis zahlen im glamourösen M&A-Geschäft am meisten für die bescheidensten Resultate.
Oder anders gesagt: Wer eine ruhige Kugel schieben will, aber trotzdem möglichst abkassieren möchte, ist in London bei der UBS und der CS am richtigen Ort.
Der Widerspruch zu den Aussagen ganz oben könnte kaum grösser sein.
Als UBS-Chef Sergio Ermotti seinen Freund Andrea Orcel der Bank of America Merrill Lynch für 25 Millionen Franken abgeluchst hatte und als neuen Regenmacher des M&A präsentierte, hiess es, dass Topleute ihren Preis hätten.
Nun stellt sich heraus, dass zunächst der Manager selbst – in diesem Fall Andrea Orcel – auf die Rechnung kommt.
Sich gedulden müssen hingegen die Aktionäre als Besitzer der UBS und der CS.
Trotz dem jüngsten Aufschwung, getrieben durch die massiven Stützungsaktionen der weltweiten Zentralbanken, hinkt die Performance von UBS- und CS-Aktie weiter hinter Bluechips-Werten der anderer Industrien hinterher.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Wenn man die Boni in Zürich vergleichen resp. die Boni ausserhalb des IBs vergleichen würde, dann würden die CS und die UBS wahrscheinlich ziemlich weit unten stehen. Ist halt eine Kultur die sich zumindest in der CS durchgesetzt hat: Die Schweizer im Backoffice bluten damit die Angelsachsen im IB genügend Kohle kriegen.
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ist halt kein guter Arbeitgeber.
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auch im feinen swissbanking
gibt es ein arbeitgeber ranking
für die topbanker-chefs ein bonus-lorbeerblatt
die kleinen angestellten werden schon mit weniger satt
finanziell handelt es sich dort eher um ein feigenblatt.die seif Jahren angesagte unten nach oben Verteilung
verspricht rein gesellschaftspolitik noch keine heilung.
die banken sind ziemlich am Ende
wenn ihnen nicht gelingt die moralische wende.auf der einen seite bedrängt von disruptiven Innovatoren
fehlen ihnen geeignete geldgeneratoren.
auf der anderen seite bleiben die zinsen dauerhaft niedrig
so bleibt das Anleihengeschäft dauerhaft widrig.
das trading business ist auch nicht mehr wie man von früher erzählt
hätte man doch eine andere strategie gewählt.
die aufsichtsbehörden stellen unangenehme fragen
denn auf diese weise lässt sich viel geld rausschlagen.jetzt soll es das Asiengeschäft ausgleichen
doch dort lassen sich kaum die nötigen margen erreichen.auf glaubwürdigkeit und integrität wurde verzichtet
bei der jagd nach dem bonus wurden die werte anders gewichtet.
das vertrauensverhältnis zu den kunden wurde schon zerüttet
und eine wichtige einnahmequelle damit zugeschüttet. -
letzte Nachwehen einer untergehenden Welt.
Google, Facebook und Co. haben löngst eine Banklizenz in Europa. In den nöchsten 10 Jahren brechen den Banken geschätzte 30 % des Geschäftes weg.
Während anderswo ganz neue Geschäftsmodelle und Industrien entstehen, schleichen erstere – wie immer man sie nennen mag- um potentielle Kunden und Geldgeber herum und versuchen, diese zu illegalen Geschäften zu überreden. Jetzt fällts mir wieder ein: Langeweiler, Zeitverschwender, Nichtsnutze. -
ich finde den Artikel in Ordnung. Man hätte vielleicht besser herausarbeitrn können, dass die beiden schweizer Grossbanken, die nun wirklich nicht von der Profitabilität her gesehen mit den amerikanischen (Investmentbanken-) Banken mithalten können und sich trotzdem diese exorbitanten Saläre und Boni genehmigen, von der Konkurrenz als naiv betrachtet werden, das man dort rwas holen kann, ohne wesentlich mehr als mittelmässige Leistung zu bieten. Also dort wo man hingeht, wenn man es zuhause nicht geschafft hat aber trotzdem einen grossen Humpen aus den Bonustopf schlürfen möchte.
Zum Auslachen. -
Besten Dank Herr LH für diesen, wie immer, exzellent recherchierten Artikel.
Leider fehlen aber ein paar Informationen, damit sich der geneigte Leser ein vollständiges Bild machen kann. Wie viele Revenues erarbeiten die jeweiligen Banken mit Ihren M&A Teams? Wie viele Leute arbeiten in diesen Teams? Wie viele Deals wickeln Sie ab? Was für Deals wickeln Sie ab? Wo wickeln Sie diese ab? Was ist die Profitabilität aus der Summe dieser Faktoren? Was wird von dieser Profitabilität in Form von Boni prozentual weitergezahlt? Und wie verhält sich das Ganze über die Zeit?
Ferner: Die Betrachtung eines einzigen Quartals scheint keine objektive Aussage zuzulassen. Im übrigen scheint es mir objektiv auch falsch, von überdurchschnittlichen Abkassierern zu reden, wenn sich die CS auf Rang 3 und UBS auf Rang 6 befinden im Bezug auf die absoluten Durchschnittsboni per Q4 2014. Dabei tut es überhaupt Nichts zur Sache, wie gross der globale M&A Marktanteil der beiden Schweizer Banken ist. Es geht ja um Durchschnittswerte. LH: Sie werden ja nicht argumentieren wollen, dass eine Kassiererin bei Volg im Urchschnitt weniger verdienen soll als bei Migros, nur weil Migros einen grösseren Marktanteil hat…
Und bevor es nun zu Missverständnissen kommt: Nein, ich befürworte nicht per se die überdurchschnittlich hohen Lohnbezüge (fix und variabel) der gesamten Finanzindustrie (nicht nur, wie hier suggeriert, des Investmentbankings). Eine Diskussion dieses Themas bedingt jedoch etwas mehr Substanz… Wie im Übrigen auch die Diskussion um Integration oder Abgrenzung einzelner Aktivitäten (die unter dem Sammelsurium „Investmentbanking“ subsumiert sind) von der zitierten Aussage im Hinblick auf eine nähere Anbindung besagten Investmentbankings an das Vermögensverwaltungsgeschäft. Offensichtlich haben Sie, Herr LH, den Kern dieser Aussage nämlich nicht begriffen…
Ohne in die Tiefe zu gehen, schliessen Sie aus zwei publizierten Faktoren für einen Dreimonatszeitraum automatisch a) Niedergang eines Geschäfts (wo ist der Zeitreihenvergleich), b) Bescheidenheit des Geschäfts (wo ist die Profitabilitätsrechnung), c) Abkassiererei, d) „Ruhige Kugel“ Arbeitssituationen bei CS und UBS London, e) irgendeinen diffusen Kommentar zu Herrn Orcel, f) und abschliessend einen noch diffuseren Kommentar zur Kursentwicklung der Aktien…
Herr Hässig: Ich finde, Sie schneiden in Ihren Artikeln viele wichtige und daher richtige Themen an. Deren Diskussion ist in gerechtfertigtem öffentlichen Interesse. Vieles ist geschehen, was so nie hätte geschehen dürfen. Und wir müssen gemeinsam Rahmenbedingungen schaffen, damit die Banken der Allgemeinheit Nutzen stiften… Ich glaube, soweit sind sich die meisten einig. Ich würde mir von Ihnen wünschen, dass Sie daran teilhaben und mit Ihrer spitzen Feder auf dasselbe Ziel hinarbeiten. im Moment lese ich hier aber nur Posse, welche die öffentliche Meinung auf’s Spiel setzt…
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Ich kann nicht beurteilen, ob die präsentierten Zahlen eine stetige Konstellation darstellen oder jedes Jahr die Tabelle durcheinandergewirbelt wird. Sei’s drum: UBS und mittlerweile wohl auch CS sind nicht mehr die Tophäuser im IB; da muss man die Leute etwas besser bezahlen. Finde ich logisch. Das ist nicht nur in London und im IB so; ich habe den Eindruck, dass auch in der Schweiz sehr viele Leute „gekauft“ sind, d.h. Löhne erhalten, die sie sonst nirgendwo bekommen würden. Wäre der Markt anders, bin ich sicher, dass mehr Menschen sich von diesen Firmen trennen würden. Man darf aber auch nicht verkennen, dass es in kleineren Banken nicht unbedingt besser zu und her geht. Ist ja bei den Kunden nicht anders: weil die Konkurrenz auch nicht besser ist, bleiben viele Kunden bei der CS, selbst wenn die Firma unsymphatisch geworden ist.
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Sehe ich auch so und als logische Konsequenz werde ich in den nächsten Jahren einen Grossteil des PK-Guthabens vorbeziehen.
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Würde uns die Obrigkeit nicht zwingen unsere Moneten in die Hände von Pensionkassen-Manager zu legen, so wüsste ich beim besten Willen nicht, welcher Idiot noch Aktien von Grossbanken kaufen könnte..
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Eine wirre Erzählung, was soll hier die Kernbotschaft sein ? Neid ist gut ? Gibt es noch was Neues über Boris ?
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ja gibt es der Tat. Wird aber nicht verraten. Du musst nur etwas geduldiger sein.
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Tja, Sie scheinen eben nicht zur erwähnten Kaste zu gehören, tough shit…
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das die Bonusbezüge bei den beiden schweizer Grossbanken sich von der Realität zu weit entferrnt haben, ist nur gut bekannt.
Das Problem ist, dass in diesen beiden Firmen nicht mehr richtig gearbeitet wird, da die meisten Chefs nur noch daran interessiert sind, abzusahnen. Deswegen gibts keine Kontinuität sondern nur Hauruckaktionen mit immer neuen, vermeintlichen Topshots. Problem, das wie eine tiefe Meeresströmung langsam aber sicher alle Hierachieebenen erfasst, und immer mehr Mitarbeiter verwandeln sich wie die Nashörner in Camus Roman „die Nashörner“ und schielen auf den sofortigen monetären Gewinn. Die Chefs machen es vor, und die Mitarbeiter – wie sollte es anders sein – machen es nach.Schlecht gelaufen Jungs, aber ihr steckt wohl noch länger in der Misere von schlechtem Arbeitsklima und mangelnden Erfolg fest.
Nachdenken hilft. -
Ruhige Kugel schieben in London? Kenne das aus erster Hand. 2 Wochen dort und Sie haetten ein Burnout lieber Herr Haessig.
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Sie sind zu schwach, lieber Herr Meier. Sie müssen stärker werden. Fisherman’s Friend hilft!
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Ruhige Kugel schieben in London? Kenne das aus erster Hand. 2 Wochen dort und Sie haetten ein Burnout lieber Herr…
das die Bonusbezüge bei den beiden schweizer Grossbanken sich von der Realität zu weit entferrnt haben, ist nur gut bekannt.…
Tja, Sie scheinen eben nicht zur erwähnten Kaste zu gehören, tough shit...