Zeno Staub leitet seit 4 Jahren als CEO die Zürcher Bank Vontobel. Nun gründete er mit seiner Frau Vera ein Familienunternehmen im Bereich Finanzen und Immobilien.
Kaum war die Meldung im Handelsregister, schrieb die „Schweiz am Sonntag“ darüber. Da bekam Staub, der mit 45 immer noch jugendlich wirkt, kalte Füsse.
Letzten Mittwoch publizierte die noch junge AG namens M&E Immobilien mit 200’000 Kapital bereits eine erste gewichtige Personalmutation. Mitglied Staub trat von seinem Amt zurück.
Auch der Zweck wurde husch-husch angepasst. Nun war nicht mehr die Rede von „Finanz- und Unternehmensberatung“ sowie „Beteiligungen aller Art und Liegenschaften“.
Neu geht es nur noch um „den Kauf, den Verkauf und das Halten von Immobilien in der Schweiz und im Ausland“.
Wie sehr das Ehepaar Staub den Schwanz eingezogen hat, zeigt, dass es sogar den Namen seiner nicht einmal zwei Monate alten Aktiengesellschaft grundlegend angepasst hat.
Statt „Mehrwert Beratungen und Investitionen AG“ firmiert die Gesellschaft nun nur noch als „M&E Immobilien AG“ mit Sitz in Zürich.
Die Zeitungsmeldung zur Firmengründung habe intern zu reden gegeben, meint eine Sprecherin der Bank Vontobel auf Anfrage.
„Um klarzumachen, dass null Interessenkonflikt besteht, hat Herr Staub das Privatunternehmen wieder verlassen“, sagt sie.
Der Artikel in der „Schweiz am Sonntag“ war kurz. Er bestand aus 102 Wörtern, inklusive Titel. Einziger kritischer Punkt war die Frage: „Fährt der Bankchef nun zweigleisig?“
Das brachte die Vontobel-Bank, eine in Zürich an der Börse kotierte Gesellschaft mit beeindruckender Kursperformance, offensichtlich völlig aus dem Gleichgewicht.
Wie im Artikel stand, war der Verwaltungsrat über den Nebenjob des Bank-CEOs vorgängig informiert und damit einverstanden.
Ist es möglich, dass allein aufgrund einer Kurz-Meldung in einer Sonntagszeitung eine Unternehmung von der Grösse und Bedeutung der Vontobel mir-nichts-dir-nichts zurückkrebst?
[simple-google-ads-ad-tag id=“ip_content_middle“]
Hinter dem sofortigen Rückzieher von Staub als Mitglied des Verwaltungsrats seiner privaten Immobiliengesellschaft, an der er und seine Frau je 50 Prozent besitzen, steht vermutlich mehr.
In der Bank mit ihren 1’400 Mitarbeitern rumort es. Seit der gescheiterten Übernahme der deutschen Assetmanagement-Gruppe Meriten ist Feuer im Dach.
Zeno Staub wähnte den Meriten-Deal scheinbar bereits im sicheren Hafen. Dann schnappte ihm die die französische Oddo-Gruppe die Braut vor dem Altar weg.
Vontobel gab sich zerknirscht. Mit einer Kürzest-Mitteilung versuchten die Zürcher, die Pleite öffentlich zu verarbeiten.
Das gelingt nicht so schnell, die Wunden reichen tief. Und sie offenbaren eine grosse Schwäche von Zeno Staub als verantwortlichem CEO.
Ihm gelingt der Aufbruch der Vontobel zu neuer Grösse nicht. Zwar stimmt der Aktienkurs, was eine Folge des ansprechenden Gesamtgewinns der Gruppe ist.
Doch dieser kommt einseitig durch einen Vontobel-Star in deren New Yorker Assetmanagement zustande, garniert mit lange Zeit boomendem Strukturierten-Geschäft in Zürich.
Kein Erfolg hat Vontobel hingegen dort, wo Zeno Staub unbedingt punkten wollte: im Private Banking.
Nobel hielt sich die Gruppe bei Übernahmen zurück. Immer liess man der Konkurrenz den Vortritt. Der Kauf der Schweizer Commerzbank-Tochter im 2009 passt ins Muster: Die erworbenen Mini-Milliarden brachten wenig Schwung.
Statt wie Boris Collardi bei Bär zuzulangen, entschied sich Zeno Staub für den Alleingang. Dafür holte er Georg Schubiger an Bord.
Doch Schubiger entpuppte sich als Bürokrat, als einer, der lieber in Strukturen als Deals denkt.
Als Strategie wählte er den Ausbau aus eigener Kraft. Dafür holte er in alter Manier Einzelfiguren und Teams zur Familienbank, die in dritter Generation steht.
Wie andere vor ihm musste auch Schubiger nach anderthalb Jahren erkennen, dass sein Vorhaben gescheitert war. Die vermeintlichen Stars kosteten viel und brachten wenig.
Inzwischen ist der Zug abgefahren. Neben Bär haben auch die Basler Safra Sarasin, die Genfer UBP und die Liechtensteiner LGT ihre Chips gesetzt und Konkurrenten geschnappt, denen der Schnauf ausging.
Selbst die Erzrivalin machte es besser.
Die Notenstein Privatbank der grossen Raiffeisen-Gruppe, wegen deren eigener Private-Banking-Ambition die beiden Banken sich in die Haare gerieten, hat mit dem Kauf der Basler La Roche mehr erreicht als das Zürcher Traditionshaus.
Nun muss Zeno Staub die Niederlage im Private Banking einräumen. Das setzt ihn ganz oben unter Druck.
Präsident Herbert Scheidt soll Staub stark zusetzen, sagt ein Insider.
Staubs Privatfirma kam da genau zum falschen Zeitpunkt.
Kommentare
Kommentieren
Die beliebtesten Kommentare
-
Staub ist nicht besser oder schlechter als andere Banken-CEOs. Allen gemeinsam ist die Gier nach Geld und noch mehr Geld. Dass der Vobtobel-CEO mit dieser Firmengründung wenig Sensibilität an den Tag legt, erstaunt auch nicht weiter. Ein Technokrat ohne Bauchgefühl eben…
-
Schlicht und einfach, nur lächerlich- so ein dummes, kurz geistiges Statement schon lange nicht mehr gelesen!
“Um klarzumachen, dass null Interessenkonflikt besteht, hat Herr Staub das Privatunternehmen wieder verlassen”, sagt sie.
Oje, noch eine Immobilienbude mehr in der Schweiz, die in Immobiolien rumm macht……
-
Wenn Null Interessenkonflikt besteht, verstehe ich den hastigen Rücktritt und das defensive Dementi nicht. Scheint wohl doch was faul an der Sache.
-
-
Vontobel hätte eigentlich wirklich gute Chancen gehabt im Private Banking. Man hätte daraus ein „Modernes Privatebankinghaus“ machen können, auch in Abgrenzung zu den altmodischen Playern, die das Geschäft dominieren.
Aber irgendwie war man dazu wohl nie mutig genug. Unterdessen ist der Zug aber leider vermutlich langsam abgefahren… -
Soll er sich doch absetzen, der Gute. Es wird ihm niemand eine Träne nachweinen, dafür agiert der Vontobel-CEO einfach zu unglücklich und zeigt sich ’seinem‘ Unternehmen gegenüber wenig loyal. Das hat sich auch intern inzwischen herumgesprochen. Staub geniesst keinen Rückhalt mehr und isoliert sich zunehmend. Time to go.
-
Diese Firmengründung finde ich aus zwei Gründen problematisch. Erstens kann sie innerhalb der Bank als langfristige Exit-Strategie verstanden werden. Zweitens ist sie ein Zeichen, dass der Chef den Hals nicht voll kriegt. Beides wirft ein schlechtes Licht auf ihn. Lustigerweise sind die Patrons, die sich wirklich für ihre Firma einsetzen und eben nicht zweigleisig fahren, meistens auch die, die einen vernünftigen Jahreslohn verdienen. Wer aber eine, zwei Millionen pro Jahr bekommt, scheint nur an der dritten und vierten Kiste herumzustudieren.
-
-
Gleich Verrat an der Bank? Das Vorgehen der Eheleute erscheint etwas ungeschickt, doch dürfte es sich bei der Firma um eine reine Familienangelegenheit handeln, d.h. Vorsorgeplanung und dergleichen, also das Fachgebiet der Ehefrau. Und M&E sind doch die Anfangsbuchstaben ihrer beiden Kinder. Fazit: Wo andere mit intransparenten Offshore-Vehikeln operieren, haben Staub-Kuppers offensichtlich nichts zu verbergen.
-
Da staunt der Laie, wenn unter Vera Kupper googelt!
Wieviel mal hat Zeno Staub wohl schon das Bankgeheimins verletzt? Und nun noch eine Firmengründung! Unglaublich.
http://www.oak-bv.admin.ch/fileadmin/dateien/oak-bv/kommission/de/Kupper_Staub_Vera.pdf
Da staunt der Laie, wenn unter Vera Kupper googelt! Wieviel mal hat Zeno Staub wohl schon das Bankgeheimins verletzt? Und…
Gleich Verrat an der Bank? Das Vorgehen der Eheleute erscheint etwas ungeschickt, doch dürfte es sich bei der Firma um…
Diese Firmengründung finde ich aus zwei Gründen problematisch. Erstens kann sie innerhalb der Bank als langfristige Exit-Strategie verstanden werden. Zweitens…