Der Highflyer der Schweizer Börse heisst … Vontobel. Unbemerkt von den grossen Titeln legte die Aktie der kleinen Zürcher Familienbank seit dem Tief nach dem Frankenschock um 60 Prozent zu.
Gestern nahm der Vontobel-Valor die 50-Franken-Schallmauer im Flug. Der SMI hat in der gleichen Periode 14 Prozent zugelegt, die UBS, ebenfalls ein Finanz-Aufholtitel, 42 Prozent.
Der Höhenflug der Vontobel kontrastiert mit den Risiken. Diese stammen aus dem Strukturierten-Geschäft und liegen schwer auf der Bilanz der kleinen Bank.
Rund die Hälfte der 18 Milliarden Aktiven betreffen das Business mit Wetten für den Retailkunden. Dieses hat sich im 1. Halbjahr offenbar gut entwickelt, wie am Montag die Zahlen zeigen dürften.
Das grosse Bilanz-Risiko aus dem Struki-Business gab intern stets zu reden. Doch die Kritiker stiessen bei Finanzchef Martin Sieg auf verschlossene Ohren.
Dieser gilt als obrigkeitsgläubig. Was Vontobel-CEO Zeno Staub und der für das Strukti-Geschäft letztendlich zuständige Investmentbank-Chef Roger Studer vorgeben, das setzt Sieg um.
Und vorgeben heisst im Fall des Bilanz-Risikos: weitermachen wie bisher.
Nun gibt ein prominenter Abgang im Risk-Management und der internen Überwachung zu reden. Eine gestandene Risikofrau namens Susanne Brandenberger verlässt Vontobel Richtung EFG, wie vor 3 Wochen bekannt wurde.
Ihr Weggang habe „einzig und allein persönliche Gründe“, meinte Brandenberger auf Anfrage. Das VR-Mandat bei der EFG bedeute für sie „einen nächsten Karriereschritt“.
Einen Zusammenhang mit internen Risiken gebe es nicht, sagte sie in einer E-Mail-Stellungnahme. Man soll „von jeglichen Spekulationen“ Abstand nehmen.
Laut einem Insider sei Brandenberger die erste einer Reihe von Abgängen, die noch folgen würden. Diese würden quer durch die Bank gehen.
Bei den Finanzen und deren Kontrolle geht es für die Vontobel um einen zentralen Bereich. Der Wertzuwachs der Bank an der Börse um 60 Prozent seit Ende Januar hängt entscheidend vom Managen der Risiken ab.
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Das Investmentbanking ist der Treiber hinter der unglaublichen Entwicklung der Aktie. Daneben boomt das Assetmanagement, das aber von einem einzigen Vontobel-Star in New York abhängt.
Das Private Banking unter Georg Schubiger kam hingegen auch im ersten Semester des laufenden Jahres nicht auf Touren. Die Strategie des Aufbaus mit zugekauften Teams scheint gescheitert.
Die Bilanzrisiken hängen mit den speziellen Produkten zusammen, welche die Vontobel ihren Kunden anbietet.
Es geht um Wetten, die aus einem Mix aus Aktien und Zinspapieren bestehen. Ein Investor erhält im guten Fall eine hohe Verzinsung, im schlechten bleiben ihm die Titel eines kotierten Unternehmens.
Aus Sicht der Vontobel geht es um Optionen im Zusammenspiel mit einer Obligation. Diese Obligation gelangt in die eigene Bilanz und muss gemanagt werden.
Finanzchef Martin Sieg muss dafür den Leuten aus dem Business die Stirn bieten. Wenn er zu hohe Risiken befürchtet, dann liegt es an ihm, die Front zu bremsen.
Das mache der oberste Zahlenmensch der Zürcher Familienbank viel zu wenig, meint der Insider. Vielmehr nicke er alles ab, was seine Vorgesetzten an Risikonahme vorschlügen.
Sieg war vor 7 Jahren der Zürcher Kantonalbank zur Vontobel gestossen. Für ihn bedeutet der Job bei der Privatbank die grosse Chance, in einer Spitzenposition im Geschäft zu bleiben.
Siegs Kuschen vor seinen Chefs ist für die Vontobel-Bank eine Gefahr. Statt das unbändige Struki-Wachstum zu bremsen, bereitet der Finanzchef dafür den Boden.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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sieg mag gegenüber dem business allzu opportunistisch agieren, doch die wesentlichen risiken hat er im griff. wer brandenberger kennt weiss um ihre private und berufliche motivation für einen wechsel, die liegt anders als dargelegt. das struki geschäft läuft trotz etwas geringerer implied spreads gut und die risiken sind gering, entsprechend lässt man die pferde traben, denn die vt manager müssen schon was zeigen. schön dass der titel nun steigt. im vergleich zum hochgesüssten leon kaiserschmarren kommt vt wie ein haltbares dinkelbrot daher.
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Vontobel ist sowieso bald History. Who cares?
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Der CFO hat ja bei der ZKB selbst als Leiter Investment & Private Banking das Struki-Geschäft geführt und davon proftiert. Kein Wunder macht er alles was diese Guys wünschen. Im Vergleich zu den meisten Plauderis bei Vontobel versteht er dieses Geschäft zumindest…
Man sollte eher seine Rolle als ZKB-PB-Leiter hinterfragen oder warum reist er seit Jahren nicht mehr in die USA? -
Vielleicht sollte die Finma halt mal etwas kritischer nachfragen, wenn das Bondportfolio zur Sprache kommt. An den Bilanzpräsenationen wirken die Erklärungsversuche des Finanzchefs auf jeden Fall immer sehr bemüht.
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Finanzchef Sieg glänzt in erster Linie durch fragwürdige Personalentscheide in den eigenen Reihen und durch eine devote Haltung seiner GL-Kollegen gegenüber. Halt ein toller Hecht…
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Sieg (CFO) und Staub (CEO) sind sich in vielerlei Hinsicht sehr ähnlich: intelligent zwar, aber auch konfliktscheu, opportunistisch, zuweilen etwas abgehoben und ausgestattet mit einer Heidenangst vor starken und smarten Kaderfrauen. Der Weggang von Frau Brandenberger ist auch als Indiz für eine frauenfeindliche Haltung der Vontobel-Spitze zu werten. Eine moderne und zeitgemässe Unternehmenskultur präsentiert sich anders. Aber damit sind sowohl der CEO als auch der CFO hoffnungslos überfordert. Vontobel ist eben ein klassisches Auslaufmodell.
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Mal sehen, was der Highflyer in Punkto PB-NNA zum Halbjahr vermeldet. Ich vermute mal, Rajiv Jain aus dem Asset Management wird es einmal mehr richten. Das Private Banking von Vontobel ist und bleibt ein Sanierungsfall.
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Vontobel-CFO Sieg spielt nur eine untergeordnete Rolle und beschäftigt sich in erster Linie mit sich selbst. Zu melden hat er gar nichts. Aber das ist auch gut so.
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Das Private Banking von Vontobel ist gut, leider aber werden PB-Chef Schubiger die Mittel für eine Akquisition verweigert. Stattdessen setzt CEO Staub lieber aufs Asset Management, kommt dabei aber auch nicht vom Fleck. Die PB-Kollegen werden ausgeblutet. Die einzige verlässliche Konstante ist das Struki-Geschäft. Insofern ist die Zurückhaltung von CFO Sieg verständlich, aber eben auch symptomatisch.
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Das ist leider richtig. Wir reissen uns im PB den A. auf und machen einen guten Job und unser CEO lässt und hängen. Danke Zeno.
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Hat man sich schon Gedanken gemacht, was wohl passiert, wenn Hans Vontobel, Ehrenpräsident und schon fast 99-jährig, das Zeitliche segnet?
Die Bank wird zum Übernahmekandidat Nummer 1.
Das Private Banking kann gut irgendwo anders integriert werden und hat viel Potenzial (das jetzt leider nicht genutzt wird). Und die Struki-Platform könnte für einige Player im Markt von Interesse sein.
Dr. Hans Vontobel hält alleine über 18% der Stimmrechte. Diese sind zwar pool-gebunden, sind im Falle einer Pool-Auflösung aber frei verfügbar. Die meisten Pool-Aktionäre haben keine Ahnung von Banking und sind auch dementsprechend desinteressiert und würden sich über den Geldsegen sicherlich freuen.
Eine nette Nebenerscheinung wäre sicher, dass Herbert Scheidt (ein notorischer Fehlentscheidungsmacher), mit Sicherheit ein neues Jöbli suchen müsste. -
„Es geht um Wetten, die aus einem Mix aus Aktien und Zinspapieren bestehen. Ein Investor erhält im guten Fall eine hohe Verzinsung, im schlechten bleiben ihm die Titel eines kotierten Unternehmens.“
Jä so etwas habe ich ja noch nie gehört, dass es heutzutage solche Sachen gibt, neiaberau!!!
"Es geht um Wetten, die aus einem Mix aus Aktien und Zinspapieren bestehen. Ein Investor erhält im guten Fall eine…
Hat man sich schon Gedanken gemacht, was wohl passiert, wenn Hans Vontobel, Ehrenpräsident und schon fast 99-jährig, das Zeitliche segnet?…
Das Private Banking von Vontobel ist gut, leider aber werden PB-Chef Schubiger die Mittel für eine Akquisition verweigert. Stattdessen setzt…