Adrian Künzi zelebriert den Aufschwung. Seit Jahren. Seine Notenstein Privatbank – neu Notenstein La Roche – wolle wachsen und kaufen.
Hinter der noblen Kulisse geht es anders zur Sache. Künzi baut ab. Ohne viel Federlesens.
Im Notenstein-Ableger Basel traf es diesen Sommer als Erstes den Chef. Goran Radin, der vor 2 Jahren grosse Ambitionen für seine Basler Bank anmeldete, musste sein Büro räumen.
Mit ihm war für drei weitere Notenstein-Banker das Aus gekommen. Alle zusammen waren als Kundenberater an der Front im Einsatz.
Ihr Rausschmiss bedeutete die Halbierung des ganzen Beraterteams der Notenstein Basel. Der Kahlschlag erfolgte im Zuge des Zusammenschlusses mit Lokalmatador La Roche.
Die noble Partnerbank aus dem „Daig“ am Rheinknie hatte sich Anfang Jahr an die Sankt-Galler Tochter des roten Raiffeisen-Genossenschaftsriesen verkauft.
Ein cleverer Schritt. Die La-Roche-Partner nutzten ihre mächtige Heimbasis in Basel und machten das Rennen gegen die Notenstein-Crew unter Radin, die noch nicht auf Touren gekommen war.
Basel-Chef Radin und seine Kollegen waren plötzlich weg.
Innerhalb der Notenstein wurde der Abgang offiziell nicht kommuniziert. Nur die „Überlebenden“ des Schulterschlusses wurden später namentlich genannt.
Der geheime Basler Abriss steht nicht allein in der Notenstein-Landschaft da. Die Privatbank mit den ehrgeizigen Wachstumszielen, die bisher Wunschdenken geblieben sind, kürzt auch in der Pampa.
In Locarno und in Chur, zwei bereits bisher kleinen Notenstein-Ablegern, die aus der alten Wegelin-Zeit stammen, griff Chef Künzi zum Zweihänder.
Der Mann der leisen Töne halbierte die Crews vor Ort, je von 6 auf 3 Leute wurde die Belegschaft der Notenstein Locarno und jene in Chur verkleinert.
Die übrig gebliebenen Banker bilden nun noch eigentliche Rumpfteams für die Front. Der ganze Rest, also der Support, kommt aus der Zentrale in Sankt-Gallen.
Die Abwrack-Aktionen von der Nordwest- über die Ost- bis hin zur Südschweiz zeigen: Die Notenstein muss sparen.
Der Grund ist die überdimensionierte Wegelin als Vorgängerbank der Notenstein. Und das ungenügende Wachstum von Assets und Erträgen unter dem Kommando von Adrian Künzi.
Der betont in seinen Medienauftritten, dass er mit seiner Notenstein La Roche, die seit 3 Wochen offiziell zusammen ist, auf Vorwärtskurs sei.
Als Beleg verweist Ex-Goldman-Sachs-Banker Künzi gerne auf die Effizienz seiner Bank. Von einem Kosten-Ertrags-Verhältnis von gegen 95 Prozent sei man auf dem Weg unter 80.
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Damit sei Notenstein bei den Leuten. Für eine Schweizer Privatbank sei im heutigen Zins- und Marktumfeld eine solche Leistung respektabel.
Das stimmt. Nur: Das Problem liegt nicht beim Aufwand. Den kann jeder reduzieren, wenn er muss.
Entscheidend ist der Ertrag. Dort hapert es.
Um genug zu verdienen, müssen Künzi und seine Notenstein wie alle Vermögensverwalter bei den Kundenvermögen zulegen. Sie schaffen dies, wenn sie beim Anlegen und Verwalten überzeugen.
Die Assets der Notenstein sind in den letzten 4 Jahren, also seit es die Bank nach der Notaktion mit Wegelin gibt, unterdurchschnittlich gewachsen.
Sie lagen beim Start bei rund 22 Milliarden, reduzierten sich durch Schwarzgeld-Abflüsse und Umstrukturierungen auf gegen 16 Milliarden, jetzt sind sie dank La Roche wieder am alten Ort.
Organisch, so heisst es aus der Notenstein, habe man leicht zugelegt; was im heutigen Umfeld eine starke Leistung sei.
Wirklich? Eingekaufte Teams– jenes von Silvan Schriber von der UBS, aktuell eines von der Credit Suisse in Bern– erhöhten die Ausgaben; und brachten offenbar noch nicht viel Gewinn.
Umgekehrt gingen gestandene Cracks von Bord.
Martin Schenk, der langjährige Bern- und spätere Schweiz-Chef, fordert heute die Notenstein mit seiner eigenen Zähringer Bank heraus.
Chief Operating Officer und Künzi-Stellvertreter Hanspeter Wohlwend, ein Urgestein der Bank, verliess die Notenstein, weil es ihn nicht mehr brauchte. Das Backoffice liegt heute in der Zentrale.
Der Schweiz-Chefjob blieb lange verwaist. CEO Adrian Künzi wechselte sich während Monaten mit Zürich-Chef Schriber darin ab.
Der neue Schweiz-Chef, der erst diesen Frühling begann, kommt von der Bank Schroder in Zürich und ist ein unbeschriebenes Blatt.
Ein Mann von aussen, ohne emotionale Bindungen zu den „Alten“.
Das macht allfällige weitere Streichkonzerte einfacher.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Ich hoffe nur dass keine weiteren kleinen Privatbanken (Gutzi, 3Fus, Baumann etc) von Basel sich in die Hände von NotensteinRaiffeisen verkaufen wollen oder müssen…
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Warum nicht? Ich würde diesen Schritt begrüssen, ist mir lieber als zu einer Julius Bär, Kantonalbank oder Grossbank.
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auf tagesanzeiger.ch erscheint momentan zuoberst auf dem Bildschirm eine Werbetafel der Notenstein La Roche Privatbank. Das abgebildete steinige Gebirge wird von aufsteigendem Dampf umnebelt. Da hat sich die Werbeabteilung wohl einen Scherz erlaubt.
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Es ist Nebel. Und Nebel hat – seit jeher und gerade in bergigen und waldigen Gefielden etwas «Mystisches». Mystik im Sinne von Sagenumwoben. Und Berge sind das. Und das Knowhow, das in dieser Bank steckt ist das auch. Und im Zusammenschluss von Notenstein (ehemals Wegelin) und La Roche definitiv – man zähle die Jahrhunderte Tradition, die sich hier vereinen.
Dass das nicht jeder sensationssuchende Leser versteht, überrascht nicht.
PS: Ich bin weder Kunde bei der Bank, noch arbeite ich da.
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@ Oskar Tobler
Schön geschwurbelt, aber trotzdem daneben. Wikipedia hilft bei der Unterscheidung von Mystik und Mythos. Und wenn von „Jahrhunderte Tradition“ die Rede ist, geht es definitiv um Mythos … es sei denn, sie meinen die leichtgläubigen Kunden.
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„roten Raiffeisen-Genossenschaftsriesen“: es ist eine katholische Bank!
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Herr Hässig vergass, dass damals bei den 22 Milliarden auch das Institutionelle Geschäft dabei war, welches heute bei Vescore liegt, welche rund 15 Milliarden verwaltet –> somit Gesamt-Assets bei rund 37 Milliarden –> beachtlicher Anstieg oder?
Sie lagen beim Start bei rund 22 Milliarden, reduzierten sich durch Schwarzgeld-Abflüsse und Umstrukturierungen gegen 16 Milliarden, jetzt sind sie dank dem La-Roche-Kauf wieder am alten Ort.
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@Yvonne
LH hat schon recht. Beim Start der Notenstein waren es rund 22 Mia Assets, darin enthalten waren die instl. Gelder der 1741 Asset Management (ehemals Wegelin Asset Management) von rund 2,3 Mia. Macht also rund 20 Mia Kundenvermögen. Die Uebernahme der La Roche brachte rund 10 Mia Kundengelder. So müsste die Notenstein La Roche heute rund 30 Mia Kundengelder verwalten, hat aber nur 25 Mia respektive 21 Mia AuM (siehe Factsheet Notenstein!)Bezüglich Asset Management
Bei den aktuellen AUM der Vescore von 15 Mia wäre zu beachten, woher diese gekommen sind. Rund 5 Mia kamen von der TCMG, weitere 5 Mia von der Uebernahme der Vescore und weitere rund 1,6 Mia von der CEAMS. Die 1741 Asset Mangement (ehemals Wegelin AM) hatte rund 2,1 Mia AuM. Macht summa summarum CHF 13,7 Mia ggü heute CHF 15 Mia. Also nicht viel Wachstum im Asset Management und im Private Banking wie oben beschrieben.That’s the fact!
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@Walter Meier: Sie können die Zahlen noch so drehen und wenden wie Sie möchten –> Private Banking und Insti. Geschäft haben heute rund 37 Milliarden, vorher waren es gut 21 Milliarden!
Wachstum durch Akquisitionen zählt ebenfalls, wie jedes andere Wachstum auch. Sonst müssten wir aufhören… Julius Bär, CS, UBS, KB’s etc.
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@pepe
Muss nichts drehen. Meine Antwort auf @Yvonne war nur, dass LH recht hat mit der Aussage, dass Notenstein im Kerngeschäft Private Banking nicht auf einen grünen Zweig gekommen ist. Lesen Sie doch nur den Halbjahresbericht per 30.06.2015 oder den Jahresbericht 2014! So wurde 2014 die LBBW mit ca. CHF 1 Mia AuM in die Notenstein integriert, trotzdem war der NNA-Zufluss 2014 nur CHF 140 Mio. Dass das ganze Konstrukt (inkl. Asset Management) heute mehr Assets hat, ist durch die Zukäufe plausibel erklärt.
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Herr Hässig vergass, dass damals bei den 22 Milliarden auch das Institutionelle Geschäft dabei war, welches heute bei Vescore liegt,…
@Yvonne LH hat schon recht. Beim Start der Notenstein waren es rund 22 Mia Assets, darin enthalten waren die instl.…
"roten Raiffeisen-Genossenschaftsriesen": es ist eine katholische Bank!