Die kleine, traditionsreiche Maerki Baumann musste 24 Millionen für US-Sünden zahlen. Das sind nur 7 Millionen weniger als Gigantin Deutsche Bank.
Wenigstens war Schluss. Oder doch nicht?
Die Frage stellt sich wegen Maerkis CEO. Der heisst Marcus Bühler und könnte zur Altlast für die Zürcher Privatbank werden, die im Besitz der renommierten Zürcher Familie Syz ist.
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Bühler, 53, war jahrelang ein hoher Pictet-Chef. 2009 wechselte er zur Basler Partnerbank Baumann & Cie. Der Auftrag vom Rheinknie lautete: Baumann auf die Zürcher Landkarte setzen.
Bühler machte sich ans Werk. Aber nicht allein. Er nahm sein Pictet-Team mit – und Kunden.
Darunter viele Amerikaner. Und was für welche.
Bühler „introduced the majority of undeclared U.S. clients to (Baumann & Cie) since his employment in 2009“, steht im Deal der Basler Bank vom Dezember mit der amerikanischen Justiz.
Mitte 2008 hatte die Baumann-Privatbank gemäss ihrem Schuldeingständnis erst 33 US-Konten mit gut 75 Millionen Dollar Vermögen.
Mit Marcus Bühler als neuem Zürich-Chef ging’s dann mit den Amerikanern richtig los. In den kommenden Jahren eröffneten die Basler 134 neue US-Konten mit fast 440 Millionen Wert. Zuletzt zahlte Baumann 8 Millionen Busse.
Mehrheitlich waren die US-Kunden also bei der Baumann & Cie in Zürich zuhause. Dort fühlten sie sich sicher.
Gemäss US-Unterlagen, die von der Baumann-Bank als korrekt akzeptiert wurden, gab es im Herbst 2010, als die UBS in Amerika längst aufgeflogen war, eine spezielle Initiative.
Baumann prüfte eine heikle Aufteilung der Wertschriften, welche sie für ihre US-Kunden betreute. Die problemlosen Nicht-US-Papiere wollte die Bank bei sich behalten, die US-Aktien hingegen auslagern.
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Und zwar „through the opening of separate accounts at third-party institutions that would be subject to QI reporting“.
Um diese pflichtgemässe Offenlegung von US-Wertschriften zu umgehen, wollte Baumann diese Kunden mit einem „single accounting record of the clients‘ assets“ versorgen. Das wurde dann aber „nie implementiert“.
Stattdessen baute die Baumann-Bank Strukturen, „which aided and abetted the clients‘ ability to conceal their undeclared accounts from the IRS“.
Sprich: Baumann & Cie half mit, dass ihre US-Kunden systematisch ihre Gelder in der Schweiz vor dem US-Fiskus versteckt halten konnten.
Auch bei dieser Aktion war die Zürich-Filiale der Baumann-Bank unter ihrem damaligen Chef Marcus Bühler besonders aktiv.
Ein grosser Teil der Strukturen – es ging um den Klassiker von Nicht-US-Gesellschaften als wirtschaftlich Berechtigte in Liechtenstein, der Karibik oder in anderen Offshoreparadiesen – lagen beim Zürich-Ableger.
Statt Bühler zu stoppen, rieben sich die Partner in Basel die Hände. Anfang 2010 betonten sie, dass ihr Zürich-Chef „new assets to the tune of 100 to 150 million Swiss francs per year“ anziehe.
Es sei von „grossem Vorteil“, dass Bühler und seine Kollegen die Kunden gemeinsam betreuen würden. Alle seien über sie „informiert“.
Noch Anfang 2012 kam ein Audit durch einen externen Prüfer zum Schluss, dass Baumann in Zürich zwar US-Kunden betreuen würde.
Doch wären diese Kunden „not among the target group of the bank“. Der Audit führte auf, dass rund 75 Prozent der US-Konten in Zürich lägen.
Zu diesem Zeitpunkt hatten die USA ihre zweite Angriffswelle weit ausgerollt. Gegen ein Dutzend von Schweizer Banken standen strafrechtlich im Visier von Uncle Sam.
Im VR-Meeting, wo der Report besprochen worden war, meinte ein Partner zu den Gerüchten, die damals rund um die Bank und deren US-Strategie umgingen, dass „steuerlich“ alles sauber sei.
Im weiteren Jahresverlauf wurden dann rasch verschiedene Massnahmen ergriffen. Zürich-Chef Bühler war da bereits als einer von fünf im erlauchten Partner-Kreis aufgenommen.
Im Sommer 2014 ging dann Bühler überraschend von Bord.
Wenig später tauchte er bei der Zürcher Konkurrentin Maerki Baumann als neuer CEO auf. Schon damals gabs Hinweise auf toxische US-Kunden.
Baumann-Chef Matthias Preiswerk, der seine Bank neu aufstellen will, sieht im Rückblick kein eigenes Versagen.
„In Bezug von Marcus Bühler haben wir Entscheidungen gefällt, wie sie in einem Unternehmen immer wieder zu fällen sind“, meinte er auf Anfrage.
Der Präsident der Zürcher Maerki Baumann, Hans Syz, der sich stark für Zürichs Kultur wie die Tonhalle engagiert, wollte keine Stellung zum US-Fall seines CEOs nehmen.
Aus Finanzplatz-Kreisen ist zu hören, dass Bühlers Stuhl wackle. Die Maerki-Baumann-Bank würde die Vorwürfe in den US-Gerichtsunterlagen in diesen Tagen unter die Lupe nehmen.
Dann würde über den Kopf von Bühler entschieden.
Falls Bühler fällt, dann hätte Maerki Baumann erneut ein Führungsproblem. Frühere Versuche mit CEOs von aussen waren jeweils von kurzer Dauer.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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No, I know.
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Ich muss immer wieder über die Lächerlichkeiten dieser „Gross“-Banken schmunzeln! Die kleine Banque CIC, DAS ist noch eine Bank die auch ohne schlechte Schlagzeilen auskommt! Da könnte hier so mancher etwas lernen! Nur nimmt man nicht jeden Zürcher Cervelat-Banker beim CIAL!
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Vielleicht hätte man statt einen Ausbau in Asien im heimischen Markt mit „inside-märtplatz“ eine Diversifizierung anstreben sollen.
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Und wie war es mit Schwarzgeld aus Deutschland ?
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Marcus Bühler ist wohl gerade das Gegenteil von einem Cervelat-Banker… Aber eben, wenn man ihn nicht kennt, kann man leicht einen Stein werfen. Nur trifft er nicht.
Ach, wie hiess diese Bank? Cial? Give me a break…
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Wie es allerdings der Deutschen Bank in der Schweiz gelang, eine US-Busse von absolut tiefen USD 31 Mio für 7.50 MILLIARDEN ! und 1’070 US Kunden zu bezahlen ist das ganz grosse Fragezeichen auf dem Bankenplatz Schweiz. Im Schnitt bezahlten die bisherigen Banken rund 2.50 % der Assets als Busse. Das wären im Fall der Deutschen Bank Schweiz also rund 200 Mio USD Busse. Die kommen aber mit nur USD 31 Mio weg. Nicht die Bussen der anderen Banken fallen auf. Nein die sehr tiefe Busse der DBS fällt auf. Hat jemand eine mögliche Antwort darauf ?
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die Antwort ist EINFACH: die USA pluendern die „reiche“ Schweiz seit Jahrzehnten, es geht darum, den hiesigen Finanzplatz total zu erschlagen.
KEINE Bank in Singapur, Hong Kong, Dubai, Taipei, TelAviv etc. hat auch nur einen Dollar an „Busse“ bezahlt, sei es fuer „Holocaust“ Konten noch zu US-Beneficiary Konten. Ja, selbst US-Banken betreiben „Schwarzgeldkonten“ fuer US-Buerger offshore. Aber unsere ex-Bundesraetin verhandelte und machte Zugestaendnisse wenn es gar nichts zu verhandeln gab! DAS BEANTWORTET doch sehr vieles!
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Kenne Marcus aus meinen Jahren bei Pictet, und eines kann ich festhalten: He’s a really good guy. Wenn er Kunden zu Baumann gebracht hat, dann nur im Einvernehmen mit der Rennleitung in Basel. Ihn jetzt als „Sünder“ zu stempeln ist sehr, sehr einfach und verlogen.
Die Sache war ganz klar: Die Basler waren etwas zu gierig, und Marcus konnte liefern – mit der vorbehaltlosen Rückendeckung aus Basel. Und nun soll Marcus das Problem sein? Give me a break! Bitte zuerst vor der Türe in Basel wischen…
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das sehe ich ganz genau so: die Basler haben damals die Neugelder gerne (und gierig) genommen – und waren lange unheimlich stolz drauf, wie das Geschäft läuft. Und die Basler Teilhaber wussten genau, was das für Kunden sind – bei jedem einzelnen. Jetzt einfach den schwarzen Peter an Bühler weiterzureichen und ihn als Sündenbock zu stempeln ist ganz billig und unterste Schublade.
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Dem kann ich mich nur anschliessen. MAB hat doch ein grosses KnowHow etc.
Bitte verliert nicht den Respekt vor dem Menschen selbst. -
Aus meiner Sicht hat auch Lukas Hässig eine Aufgabe / Verpflichtung, solche kritischen Fragen zu stellen – das wäre guter Journalismus. Sonst sieht es verdammt nach einer persönlichen Abrechnung von Lukas Hässig mit Marcus Bühler aus, da (bewusst???) relevante Hintergrundfakten (-> Complianceverantwortgun lag in Basel, NICHT in Zürich!) ausgeblendet werden. Lukas, bleib fair, und recherchiere etwas besser. Für persönliche Abrechnungen mit einzelnen Banker (auch wenn Du sie nicht magst) sollte kein Platz sein.
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Sorry: Aber jeder, der ab 2009 mit derartigen US-Kunden Geschäfte machte, ist per Definition ein Sündenbock! Wer die damaligen Zeichen (und die waren schon vor 2009 überdeutlich) nicht zu deuten wusste (damit ist in obigem Falle M.B., sein Team und die Rennleitung in Basel gemeint), ist selber Schuld und muss die Verantwortung mit allen Konsequenzen selbst übernehmen. Kassiert haben damals alle Akteure nicht zu knapp.
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observer hat vollkommen recht, das Bundesgericht sieht das genau gleich: http://www.tagesanzeiger.ch/wirtschaft/unternehmen-und-konjunktur/keiner-schuld-bewusst/story/22185202
Ist schon wahnsinn, wie eine komplette Generation von Bonusbankern sich keiner Schuld bewusst ist und die FInma pennt in Bern mal wieder vor sich hin.
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Ich habe schon meine Mühe mit diesen populistischen Aussagen wie „Bonusbanker“, „Rennleitung“ und „schwarzen Peter“, welche hier auf Insider Paradeplatz immer wieder auftauchen. Es würde einigen gut tun, sich mit dem Thema besser auseinanderzusetzen.
Diie Schweizer Banken haben in der Vergangenheit die aktive Beihilfe zum Steuerbetrug bewusst gefördert . Dies haben die Bankangestellten selbst, wie auch das Kader gewusst und praktiziert.
Die Wende kam 2009 dank dem Whistleblower Birkenfeld und hat eine beispiellose Intervention der Amerikaner auf dem Finanzplatz Schweiz ausgelöst. Spätestend zu diesem Zeitpunkt hätte jeder rechtschaffende Schweizer Bankangestellte begreifen müssen, dass es keinen anderen Weg mehr gibt.
Leider ist die Profitgier und das Ego in dieser Gilde so gross, dass die Zeichen der Zeit nicht erkannt und die aktive Beihilfe zum Steuerbetrug weiter unterstützt wurden. Dies auf Kosten der Aktionäre und der einfachen Mitarbeiter.
Es gibt aber Hoffnung, die FINMA schläft nicht und das Bundesgericht stützt sie sogar dabei.
@CR: Hätten Sie richtig recherchiert, hätten Sie auch den richtigen LInk gefunden: http://www.handelszeitung.ch/unternehmen/gericht-stuetzt-zwangspause-fuer-ex-chef-der-bank-frey-809619
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Einfach immer wieder unglaublich, wieviele ungehemmt der Gier der Bonusmaximierung frönten und weiterhin frönen.
Hoffentlich ersetzt 2020 Roboadvice-IT 50% dieser Söldner!
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@M.Higgs
Wenn’s doch nur so einfach wäre mit den Roboadvisern…
Wer konzipiert und programmiert denn diese Software? Welche Intentionen sollen denn in solchen Systemen abgebildet werden? Das Ausloten von Grauzonen wird von den Menschen einfach in die Systeme verschoben. Solange sich die dahinterliegenden Interessenkonflikte, Anreize und Geschäftsmodelle nicht ändern.
Die IT Software ist übrigens ein noch besserer und willigerer „Söldner“ als dies die Menschen je sein werden. Darüber hinaus skaliert der Einsatz von IT im Gegensatz zum Einsatz von menschlicher Arbeit.
Das dürfte der ganzen Branche genügend Stoff zum Nachdenken geben….
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Einfach immer wieder unglaublich, wieviele ungehemmt der Gier der Bonusmaximierung frönten und weiterhin frönen. Hoffentlich ersetzt 2020 Roboadvice-IT 50% dieser…
@M.Higgs Wenn's doch nur so einfach wäre mit den Roboadvisern... Wer konzipiert und programmiert denn diese Software? Welche Intentionen sollen…
Kenne Marcus aus meinen Jahren bei Pictet, und eines kann ich festhalten: He's a really good guy. Wenn er Kunden…