Wenn ich die Hände verrühre, weil jemand wieder freiwillig in die zweite Säule einbezahlt, werde ich oft unglaubwürdig angeschaut. „Aber man spart doch Steuern?“, denkt man gutgläubig.
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Das ist leider Augenwischerei, denn wer heute 30% Steuern spart (in meiner Gemeinde ab einem Einkommen von rund 150’000 Franken), der bezahlt im guten Fall 8% und in der teuersten Gemeinde fast 20% Kapitalauszahlungssteuern bei der Auszahlung.
Bei 10% Steuern am Ende der Periode sind 30% (Steuern gespart heute) minus 10% (Steuern bezahlt bei der Pensionierung) stolze 20%. Das ist doch etwas, sagt man sich zuerst einmal.
Die kompetente Analystin erkennt aber schnell: Diese 20% verteilen sich auf die restlichen Jahre bis zur Pensionierung. Nur schon über den Daumen gepeilt sind diese 20% nach 20 Jahren nur noch rund ein Prozent pro Jahr (20% geteilt durch 20 Jahre; der genaue Steuervorteil mit Zinseszins kann mit Excel hier nachgerechnet werden).
1% Rendite pro Jahr erhält man aber nur unter den besten Bedingungen. Dann nämlich, wenn die Steuerbehörden die heutigen Steuern auf Kapitalleistungen im Alter nicht erhöhen. Gerade dieser Albtraum ist aber soeben in England passiert. Pensionierte versteuern ab sofort jede Pensionskassen-Auszahlung über eine Million Pfund mit stolzen 55% Steuern.
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So wird der Steuervorteil zum Steuernachteil, denn 30% Steuern gespart heute und 55% Steuern bezahlt in 20 bis 30 Jahren wären minus 25%. Man hat dann nicht ein 1% pro Jahr gespart, sondern mehr als das pro Jahr an zusätzlichen Steuern bezahlt.
Ist dieses Schreckensszenario für das Steuerparadies Schweiz realistisch? Eigentlich schon, denn die Spatzen pfeifen es von den Dächern, dass die Altersvorsorge im Argen liegt. Und wenn wir das Pensionskassenloch nicht mit Zuwanderung finanzieren können, wie das in der Vergangenheit immer der Fall war und nun mit der aktuellen Einwanderungspolitik immer fragwürdiger wird, dann lässt es sich nur mit Steuern stopfen. Und was ist naheliegender, als das Pensionskassenloch mit Steuern auf den Pensionskassenzahlungen zuzumachen?
Wer heute gierig mit Einzahlung in die zweite oder dritte Säule Steuern spart, könnte bald entdecken, dass das ein freiwilliger Beitrag an die Finanzierung des Staatshaushalts war. Dann ist es aber zu spät, denn das Aussteigen aus den Säulen können nur die wenigsten. 1% Steuervorteil pro Jahr dafür, dass mein Geld in den Säulengefängnissen schmort, ist mir zu wenig Risikoentschädigung. Da spare ich lieber selbst.
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Die Lage ist noch viel schlimmer als in diesem sehr guten Artikel beschrieben. Die Schweiz hat in diesem erweiterten Zusammenhang ein, individuell betrachtet, höchst bedenkliches System, das u.a., die Immo-Finanzierung, steuerliche Abschreibungen und sogar, wiebeschrieben, die Altersversorgung beeinflusst. Die CH-Immo-Besitzer und Bürger werden regelrecht dazu verführt, ihre Immobilien nicht vollständig abzuzahlen bzw., die Grundschuldeintragung aufrechtzuerhalten. Somit, treibt der Staat seine Bürger den Banken als Kunden scharenweise zu. Alle nicht abbezahlten Immobilien bleiben den Banken als Pfand. Der Staat bleibt somit mithilfe seiner systemrelevanten Banken in Position, seine an sich (noch) recht wohlhabenden Bevölkerung viel rigider unter Kontrolle zu halten. Wenn wir alle gemeinsam diese Situation zu Ende denken, erkennen wir schnell, dass Eigentum in diesem Fall nicht automatisch Besitz ist. Der Staat kann jederzeit zugreifen und den bisherigen Eigentümer entrechten. Dank grosszügiger Steuergeschenke beschwert sich bislang darüber kaum jemand. Das System wird gleichwohl nur einseitig gezeigt. Die Vorteile werden hochgelobt, und die Nachteile bleiben unerwähnt! So betrachtet ist das CH-Modell eher ein Negativbeispiel in Bezug auf Transparenz und Nachhaltigkeit. Stichwort: Negativzinsen, Altersreform 2020, wo die PK-Renten um sagenhafte 12% gekürzt werden (lächerliche 3% AHV Erhöhung die bei näherer Betrachtung keine ist) und kaum noch bezahlbarer Wohnraum und Gesundheitskosten für breite Schichten der Bevölkerung werden das System bald vor harte Proben stellen. Fazit: in einem Land, wo in den letzten 15 Jahren 2000 Stiftungen gegründet worden sind, – wo 2% der Bevölkerung 53% des Vermögen hält, wird wohl bald der so sehr geprissene sozialer Frieden eine Erinnerung sein. Wir sollten uns eingestehen, ich als Erster, dass das Volk von den Eliten dieses Landes betrogen worden ist. Die Ausweitung zu einer vollen AHV nach den Gedanken von (a.d Bundesrat Tschudin) wäre die richtige Entscheidung gewesen, stattdessen haben wir es zugelassen, dass Blindwütige,- gierige Gestalten unser Land zu einen Ameisenhaufen verschandeln. Ich habe versucht bei der Eidg. Steuerverwaltung echte Zahlen zu erhalten. Vergeblich! Wem wunderts? Soll die Masse beginnen diese Zusammenhänge zu hinterfragen? Es versteht sich auch das in einem Land wo 25% keine Wahlanspruch haben, Dinge sich politisch viel leichter durchboxen lassen.
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Die 2. Säule ist eine einzige Mogelpackung. In der Theorie super, in der Praxis jämmerlich gescheitert. Man hat den Faktor Mensch mit seiner Gier nicht mitberechnet. Alle Macht (Geld) den multinationalen Konzernen und den Reichen. Die Rechnung für diesen Wahnsinn bezahlt die Mittelschicht (Unterschicht = Staat = wieder die Mittelschicht). Wie sureal das Ganze ist geht schon ganz vorne los. Mir hat noch niemand erklären können, wieso es neben den normalen BVG Verträgen (für normale Angestellte) auch noch die Kaderverträge geben muss. Wo die Grossverdiener eh schon die ganz grossen Sieger der 2. Säule sind. Und das ist erst der harmlose Anfang. Es zieht sich genau so durch und wird noch schlimmer. Die PK Gelder verschwinden wirklich, ich bilde mir ein, dass ich das genau so beruflich schon gesehen habe, auf mannigfaltigste Weise. Die PK ist ein Milliardengeschäft. Dabei wurde das Fass, dass ein PK Verwalter i. d. R. als Multimillionär in Pension geht, noch gar nicht geöffnet. Denn das ist nochmals eine andere Geschichte. Die 2. Säule kann man nur abschaffen.
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Zu einfach gerechnet, verehrter Herr Stern!
Auch zusätzliche Einzahlungen in eine PK werden verzinst. In Ihrem Beispiel bleibt bis zum Pensionierungsalter alles statisch…-
Die Renditeannahmen können Sie selbst ändern im Excel des Artikels hier: http://www.obermatt.com/de/über-uns/blog/säule-3a-steuervorteil-gut-für-hausbesitzer-schlecht-für-alle-unter-55.html. Bei 30 Jahren sparen und 1% Verzinsung ist der Steuervorteil rund 1.09% pro Jahr, nicht wesentlich anders als meine Handgelenk-mal-Pi Rechnung hier. Ich habe im Artikel nur ungefähr gerechnet, weil es mir um die bedeutende Einsicht geht, dass sich der Steuervorteil auf die Jahre bis zur Pension verteilt. Das ist vor allem für junge Menschen unter 50 von Bedeutung, denn die Gelder bleiben über Jahrzente in der dritten Säule eingeschlossen, was kosteneffizientes Anlegen verunmöglicht, denn die günstigste Anlage trägt noch immer ein Prozent Verwaltungskosten.
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Sag ich schon lange. Das ganze PK und 3. Säule Getue ist nichts anderes als eine Gebührenmaschine für die PK Verwalter. Und ist ein excellentes Angstmacherinstrument. Mein persönlicher Tip an jeden Bänkler der demnächst die Künigung bekommt: macht euch Selbstständig, lasst euch die PK Gelder auszahlen und investiert in günstigen Wohnraum. Ich wohne praktisch Gratis. Da es für mich klar ist, auch nach der Pensionierung mit meiner kleinen Firma weiterhin tätig zu sein (bis es einfach nicht mehr geht) habe ich auch nicht im Sinn irgendwelche staatlichen Leistungen zu beanspruchen. Mein Einkommen beläuft sich aif 24000 jährlich, selber erwirtschaftet, lebe sorgenfrei, arbeite nur ca 20 h / Monat, die restliche Zeit gehört mir alleine. Weniger Einkommen bedeuted (für mich jetzt) ein gewaltig grosses Mehr an Lebensqualität. Quasi ein Rentnerdasein, selber finanziert. Dank der Auflösung meiner PK. Wer diese PK Gelder jedoch bezieht und einfach sinnlos verpulvert soll meiner Meinung nach im Alter auch bloss von der AHV leben müssen. Selber schuld. Dass meine Lebenseinstellung von der herrschenden Klasse gar nicht gerne gesehen wird ist logisch. Man hat Zeit um über die Wirklichkeit nachzudenken. Und plötzlich sieht vieles ganz anders aus, als zu den Zeiten als geknechteter Angestellter eines Banken BO.
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Sie sprechen mir aus dem Herzen. Ich habe lange auf einer Bank gearbeitet und habe dann leider meine Stelle verloren, dies im Alter von 58 Jahren. Seit dieser Zeit ist mein PK-Guthaben auf einem Freizügigkeitskonto. Es ist zwar kein grosser Betrag, aber wenn ich die Hochrechnung meiner früheren PK bis zur Pension anschaue, dann stehe ich jetzt mit dem Guthaben besser da! Ich kann das Geld selber einteilen. Und ich habe einen Teilzeit Job gefunden, der mir Spass macht, und meine mittlerweile bescheidenen Lebenskosten deckt. Mir geht es gut.
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Nun: da braucht es aber eine sehr gute Budgetierung für 24’000 und/oder keine oder eine sehr sparsame Frau im Haus.
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Sag ich schon lange. Das ganze PK und 3. Säule Getue ist nichts anderes als eine Gebührenmaschine für die PK…
Sie sprechen mir aus dem Herzen. Ich habe lange auf einer Bank gearbeitet und habe dann leider meine Stelle verloren,…
Nun: da braucht es aber eine sehr gute Budgetierung für 24'000 und/oder keine oder eine sehr sparsame Frau im Haus.