Goldman Sachs gilt als Ikone von Global Banking. Wenn alle am Boden sind, dann marschieren die Goldmänner weiter vorwärts.
Nun aber passiert das Gegenteil. Goldman Sachs streicht die Segel. In Genf, wo die US-Investmentbank eines ihrer weltweiten Zentren betreibt, stellt sie ihr Assetmanagement ein.
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Dies sagen zwei Quellen. Ein Sprecher von Goldman Sachs in deren Europa-Headquarter in Frankfurt liess mehrere Anrufe seit Freitag Nachmittag unbeantwortet.
Genf war einer von 10 weltweiten Standorten des Goldman-Asstetmanagements. Neben Genf sind das: London, Sao Paulo, New York, Frankfurt, Sydney, Tokio, Singapur, Hongkong und Dubai.
Insgesamt beschäftigt Goldman Sachs in ihrer Division Assetmanagement – die eigentliche Paradedisziplin mit dem Verwalten von Vermögen der Profiinvestoren – 2’000 Leute weltweit.
Es handelt sich um einen wahren Riesen im Geschäft mit Geldern der Pensionskassen, Family Offices, Fonds und weiteren.
Goldman Sachs Assetmanagement verwaltet laut Angaben auf der eigenen Internetseite fast 1’100 Milliarden Dollar Vermögen, davon liegen über 200 Milliarden in Aktien, 500 in Bonds, knapp 300 im Geldmarkt und gut 100 in Alternativ-Anlagen.
Vor einigen Wochen wurde das Assetmanagement von Goldman durch den Abgang eines Schwergewichts erschüttert.
Alain Barthel, der langjährige Goldman-Schweiz-Chef für Institutionelle Kunden, sprang zu Konkurrentin UBS.
Damals dachte noch niemand an eine Krise bei Goldman. Laut einem Zürcher Headhunter habe Barthel die Chance für einen Karrieresprung gepackt.
Nun zeigt sich, dass es um mehr geht. Goldman Sachs muss offensichtlich sparen – so stark, dass die Vorzeigebank sogar den Stecker im Assetmanagement in Genf zieht.
Dabei verspürte die Branche gerade Aufwind. Laut einem Beobachter, der sowohl das Zürcher als auch das Londoner Finanzzentrum aus eigener Aktivität kennt, spricht von grossen Plänen ausländischer Assetmanagement-Anbietern.
Diese würden erstmals im grossen Stil von einheimischen Pensionskassen zu Präsentationen fürs Verwalten der vieler Gelder eingeladen.
Das sei neu. Bisher hätten sich Schweizer Pensionskassen träge verhalten, ihre Mandate seien fast ausschliesslich bei Schweizer Assetmanagern gelandet.
Das habe sich in den letzten Monaten verändert. Angelsächsische und andere Banken und Boutiquen würden zumindest ihre Ideen den helvetischen Institutionellen vorstellen können.
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„Die Ausland-Player sind bullish“, sagt die Quelle. „Sie sehen gute Chancen auf neue Geschäfte mit Schweizer Institutionellen.“
Ist das Aus von Goldman Sachs in Genf somit ein Einzelfall, entgegen einem breiteren Trend?
Goldman ist im Unterschied zu neuen Anbietern schon lange in der Schweiz aktiv. Die Amerikaner leisteten sich auch den Luxus, mit Zürich und Genf zwei Zentren fürs Schweizer Assetmanagement zu unterhalten.
Somit könnte hinter der Schliessung in Genf die Erkenntnis stecken, dass sich der Setup nicht mehr lohnt. Bereits bisher wurden von Zürich aus gewissen Aufgaben zentral auch für den Standort Genf erledigt.
Unabhängig davon, ob die Schliessung eines Einzelbereichs ein Ausrutscher ist oder ob das Hohelied auf einen Aufbruch im Schweizer Management mehr Wunschdenken als Realität ist: Der Fall in Genf kratzt am Lack der ewigen Siegerin.
Goldman Sachs gilt als DIE Adresse im Investmentbanking und im Assetmanagement. Jeder will zu Goldman, denn dort gibt es die höchsten Boni, die professionellsten Leute und die grösste Risikobereitschaft.
Aber auch Goldman Sachs ist nicht von einem anderen Planet. Diese Nacht wurde bekannt, dass die US-Bank über 5 Milliarden Dollar Ablass für Vergehen in der Subprime-Ära zahlen muss.
Lange dachten die Goldman-Sachs-Chefs, sie seien schlauer als der Rest von Wallstreet.
Nun schlagen auch sie hart auf dem Boden auf.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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ziemlich schlechter artikel..
goldman sachs asset management hatte nie einen offiziellen standort in genf sondern primär das wealth management
barthel als superstar zu bezeichnen zeugt zudem auch nicht gerade von guten kenntnissen des asset management marktes schweiz
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So neu ist diese Nachricht nicht, die Zeitung „Le Temps“ hat vor einigen Tagen darüber ausführlich berichtet.
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GS Asset Management hat in Genf nie Geld verwaltet, sondern hatte bloss ein paar Verkäufer. Von Asset Management kann also keine Rede sein.
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Barthel’s Abgang war im Markt im Dezember 2015 publik.
Schliessung von Genf wurde in Finews am 21. März 2016 kommuniziert: http://www.finews.ch/news/banken/22377-goldman-sachs-zürich-genf-konsolidierung-effizienzsteigerung
Und am 12. April fasst LH diese Meldungen noch zusammen und fügt ein bisschen selbsgestrickte Verschwörungstheorie hinzu. Ist das die ganze journalistische Leistung?
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Zücke meinen Hut vor Mr. Toni’s investigativer und informativer einmal pro Schaltjahr Meisterleistung. Dagegen verblassen natürlich L.H.’s täglichen und in grossen Teilen relevanten Berichte zu einer geradezu läppischen Postille.
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Wenn das vom Goldman Sachs Assetmanagement verwaltete Vermögen von fast 1’100 Milliarden Dollar mit über 200 Milliarden in Aktien und gut 100 Milliarden in Alternativ-Anlagen investiert ist, werden sich nur damit (ca. 27%) nennenswerte Erträge erzielen lassen.
Die 500 Milliarden in Bonds und knapp 300 Milliarden im Geldmarkt werden nur ertragsneutral als Größen- und Leistungsausweis mitgeschleppt.
Willkommen im Asset-Management zu Zeiten des Nullzinses.
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Vielleicht überlegen Sie noch einmal die einzelnen Ertragsflüsse im AM-Geschäft, setzen diese in einen grössen Betriebskontext und trennen dabei buchhalterisch auch noch die verschiedenen involvierten Parteien. Wenn Sie dann auf eine halbwegs präsentierbare Antwort mit Hinblick auf die Rentabilität je Partei gekommen sind, können Sie Ihre Antwort dem breiteren Publikum ja wieder zugänglich machen. Bis dahin: Das mit dem Prozentrechnen funktioniert schon ganz ordentlich… Well done!
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@ Adam und Eva
1% Vermögensverwaltungsgebühr aus 1’100 Milliarden Dollar = 11 Milliarden Dollar p. a. würde niemand verschenken, wenn es sie denn noch wie einst gäbe.
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@ Bruno the Trashman: Sehr gut. Sie haben herausgefunden, woher ungefähr 80% der Erträge kommen. In Ermangelung der notwendigen Kenntnisse ist das dem lieben AM Monsters doch glatt durch die Lappen gegangen. Allerdings sind 1% Vermögensverwaltungsgebühren in einem kompetitiven Umfeld illusorisch. Die effektiven Ansätze dürften eher in der Region von 40 Basispunkten liegen.
@ AM Monsters: Jetzt fehlt Ihnen noch ein Element, und dann können Sie den Nettoertrag ausrechnen. Davon ziehen Sie dann die operativen Kosten ab, und schon landen Sie beim Vorsteuergewinn. Wenn Sie noch ein ganz Gewiefter sind, addieren Sie noch die sekundären Vorsteuergewinn resultierend aus dieser Aktivität, aber verbucht in anderen Geschäftssparten, dazu… Egal ob Sie’s tun, oder nicht: Bleibt dann unter dem Strich mindestens 1.365 Milliarden Vorsteuergewinn für’s Jahr 2015. Willkommen im Asset-Management zu Zeiten des Nullzinses und von 40 Basispunkten effektiver Beratungsansätze…
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Na, es scheint sich mittlerweile wohl herumgesprochen zu haben, dass Goldman Sachs Kunden eigentlich nur ausgenommen werden. Goldman Sachs zuerst, dann später vielleicht einmal der Kunde! Im M&A-Geschäft haben sie sich mehrfach gar als regelrechte Tölpel erwiesen, die ihre Kunden am Ende Milliarden an nicht realisierten Werten gekostet haben (war selbst dabei). Die Kunden haben interessanterweise bloss die Faust im Sack gemacht…
Na, es scheint sich mittlerweile wohl herumgesprochen zu haben, dass Goldman Sachs Kunden eigentlich nur ausgenommen werden. Goldman Sachs zuerst,…
Wenn das vom Goldman Sachs Assetmanagement verwaltete Vermögen von fast 1’100 Milliarden Dollar mit über 200 Milliarden in Aktien und…
Barthel's Abgang war im Markt im Dezember 2015 publik. Schliessung von Genf wurde in Finews am 21. März 2016 kommuniziert:…