In bester US-Manier war der Aufwand gewaltig. Über ein Jahr finanzierte die berüchtigte Open Society-Stiftung von George Soros, der seit 20 Jahren auf den Untergang der EU und des Euros spekuliert, das Washingtoner investigative Büro ICIJ. Drei Viertel des Millionenbudgets brachte der Gross-Spekulant aus Ungarn selber auf. Für den Rest gewann er die Ford Foundation, einen liberalen Think Tank, und die Pew Charitable Foundation, deren Muttergesellschaft einer der bedeutendsten Meinungsmacher in den USA ist.
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Sie schufen mit „big fatty“ eine publizistische Atombombe, die bisher nur Kollateralschäden auslöste: den Rücktritt des isländischen Regierungschefs in einem Land mit weniger Menschen, als sie der Kanton Wallis hat. David Cameron wackelte ein wenig, aber er war nicht gemeint.
Der zehn Tage währende Lärm ausgesuchter Medien verebbte rasch. Das Hauptziel, Wladimir Putin und die ihm Nahestehenden, tat keinen Wank. Die chinesische Regierung zeigte sich desinteressiert. Der Schweizer Finanzminister Ueli Maurer bestätigte: „Kein Grund, die Praxis zu ändern.“ Die EU-Behörden liessen wissen, man werde eine Richtlinie zum Schutz der Geschäftsgeheimnisse vorlegen. In Panama ist wieder Ruhe eingetreten.
Der Public Affairs-Flop der amerikanischen Edelfedern, die alles unter Beschuss nahmen in der grossen Finanzwelt, nur ihr eigenes Land, die USA, nicht, wurde in München von Hans Leyendecker bestätigt. Die Spürnase der „Süddeutschen Zeitung“, die viel zum Niedergang des Finanzplatzes Schweiz und der FIFA beitrug, kommentierte: „Mag der Teufel wissen, was jeder einzelne Journalist von ICIJ hat.“
Die Panama-Bombe war ein Fehlzünder, ausgelöst von den USA, um Wladimir Putin und Westeuropa weiter zu destabilisieren. Die Schweiz, Monaco, Liechtenstein und Luxembourg (LuxLeaks) sind weitgehend unter Kontrolle gebracht. Die grossen Handelsverträge über den Pazifik und den Atlantik hinweg machen aus Sicht der USA zu langsam Fortschritte. Panama, ein Satellitenstaat der USA, bot den besten Ansatz, um die Glaubwürdigkeit der europäischen Finanz- und Polit-Institutionen zu unterminieren.
Diese Public Affairs-Kampagne mit Hilfe vorwiegend politisch links stehender Medien ist auch ein dramatischer Beweis, dass die „soft power“ der USA und die Public Relations im Umfeld der US-Geheimdienste nicht genügend wirksam sind.
Die Parallelen bei uns sind unübersehbar. In Europa erleben wir seit 20 Jahren den Einbruch der Glaubwürdigkeit der EU-Institutionen. Sogar EU-Präsident Jean-Claude Juncker sagte dieser Tage bestürzt: „Wir müssen das europäische Volk wieder gewinnen.“ Das ist eine späte Einsicht, denn die EU in Brüssel wollte nie korrekt kommunizieren, dass sie in Wahrheit ein Instrument der grossen europäischen Konzerne und Banken ist.
Die Botschaft von der Friedensorganisation war längst verbraucht. Was als PR aus Brüssel kam, vom „European“ bis zum Europa-Verlag, war zum Scheitern verurteilt. Reich wurden nur einige EU-Chefbeamte, die sich mit dicken PR-Budgets selbständig machten. In einer Zeit, wo sogar die „Neue Zürcher Zeitung“ den Begriff Public Relations auf die Titelseite stellt, ist die Krise dieser erfolgreichen Dienstleistung unübersehbar.
Der deutsche Volkswagen-Konzern kämpft seit Wochen um die Wiederherstellung seiner Glaubwürdigkeit. Nichts davon wurde erreicht, obwohl eine Reihe von Edelberatern diese Aufgabe übernommen haben. Im Gegenteil: Aufsichtsrat und Vorstand des Konzerns versinken in Boni-Strudeln ganz nach dem Motto „take the money and run“. VW hat bedeutende Absatzverluste, auch in der Schweiz.
Nicht besser die Deutsche Bank, einst ein Institut, das „Corporate Germany“ verkörperte. Von Josef Ackermann bis Anshu Jain verlor die Bank an Bedeutung und taumelt durch Skandale, die nicht aufhören wollen.
Das deutsche Volk, beunruhigt ob der 1,1 Millionen Flüchtlinge aus Asien und Afrika im letzten Jahr, entzieht „Angie“ Merkel laufend mehr Vertrauen. Ganz wie in Frankreich und den Niederlanden auch, wählt das unzufriedene Volk mit nationalen Parteien eine Anti-Regierungs-Opposition. In der Schweiz verhindert die SVP ein weiteres Abrutschen des Volkes nach rechts, indem sie selbst Vorlagen präsentiert, die nicht durchsetzbar sind.
Krisen in den USA, Krisen in der Schweiz. Der Fall Sika bringt mehr die Medien als die Öffentlichkeit zum Kochen. Firmenerbe Urs Burkard, 2,8 Milliarden Verkaufserlös fest im Blick, klammert sich an Saint-Gobain, wobei jeder weiss, dass Franzosen nicht kommunizieren, sondern nur – von oben nach unten – befehlen können. Die PR-Industrie hat versagt und niemand weiss, ob Verwaltungsrat und Generaldirektion von Sika, die einen gewaltigen PR-Aufwand verantworten, zuletzt die Sieger sein werden. Derweil läuten die Alarmglocken bei der CS Group, der zweitgrössten Schweizer Bank, wo VR-Präsident und CEO sich öffentlich widersprechen.
Kommunikation kann zum Angriff dienen, wie die Panama Papers beweisen. Kommunikation kann als Schlauchboot dienen, wenn das Firmenschiff unterzugehen droht. Kommunikation kann eine Firma uneinholbar an die Spitze tragen, wie Ernst Tanners Lindt und Sprüngli AG und Magdalena Martullo-Blochers Ems-Gruppe es seit Jahren beweisen.
Die PR-Industrie, der ich jetzt seit 45 Jahren angehöre, hat in den letzten Jahren ein Wachstum hingelegt, welches das der Werbeindustrie bei weitem übertrifft. Die Werber wollen nun mit „Content“, Inhalten, den Vorsprung wieder einholen. Das ist eine Technik, die schon „Fänsch“ Farner vor fünfzig Jahren erfolgreich in die Praxis umsetzte.
Die Panama Papers sind eine mit grossem Aufwand produzierte Erzählung, deren Fundament wenig stabil ist. Politik und Wirtschaft brauchen grosse Erzählungen, wie Wilhelm Tell und der „Schweizer Igel“ gegen Deutschland es einst waren. Dr. Egon Zehnder erzählte während zwanzig Jahren, die Schweizer Manager seien die besten der Welt, und schuf daraus ein Dienstleistungs-Imperium.
Jetzt braucht das Volk neue Erzählungen, weshalb ein stotternder Johann Schneider-Ammann als Bundespräsident nur wenig dafür geeignet ist; ebenso ein Heinz Karrer, dem als Präsident von Economiesuisse die Aufgabe übertragen wurde, trotz Niederlagen im Geschäftsleben die Fackel der Zuversicht weiter zu tragen. Haben wir Schweizer die besseren Erzählungen als die EU-Europäer und die US-Amerikaner? Davon hängt viel ab.
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Die beliebtesten Kommentare
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Herr Stöhlker. Grossen Respekt für ihre Meinung die ich im Wesentlichen teile. Aber trotz allem, alsAngestellter und Normalbüger mit Steuerausweis zahle ich diese Steuerflucht. Grausam in welchem Ton Steuerbehörden mir schon bei kleinsten Abweichungen die Auswidungswerkzeuge darlegen. Es lebe die neue Adelskultur der Banker und Beamten.
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Eine andere Sicht auf Putin.
Putins hybrider Krieg und die Schweiz
http://www.tagesanzeiger.ch/ausland/europa/pPutins-hybrider-Krieg-und-die-Schweizp/story/12232334 -
In Briefkastenfirmen weltweit liegen viele Milliarden an unversteuertem Geld. Wenn man das wissen will, dann kann man das auch wissen. Bisher wollte man es einfach nicht wissen, weil es die Eliten dieser Welt so wollten. Glaubt jemand, dass ganz reiche Amerikaner all ihr Geld immer versteuern ? Amerika dürfte inzwischen das grösste Paradies für unversteuerte Gelder auf dieser Erde sein. Amerika macht bisher auch absolut keine anstalten dies zu ändern. Warum sollten sie auch ? Es ist doch sehr gutes business mit hohen Gewinnen und schönen Steuern daraus. Hat schon jemand gesehen, dass irgendein Land auf Amerika Druck gemacht hätte wegen der unversteuerten Gelder dort ? Die Schweiz wurde unter grossem USA Druck trockengelegt damit der Sumpf beim Druckausübenden dafür noch grösser wird. Erpressung, Imperialismus, Realpolitik ? Jeder kann sich ja aussuchen wie er es nennen will. Aber ob die USA wirklich ein befreundetet Staat sind ? Zweifel bestehen.
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Bitte wo ist die Schweiz trocken gelegt sie ploderi. Gemessen am Risiko das wir Schweizer Bürger für die Banken tragen und zahlen müssen sind doch die Amis absolute Anfänger.
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Die Panama-Bombe ist kein Fehlzünder sondern ein Warnschuss vor den Bug.
Steuerbehörden fahren nun weltweit schweres Geschütz auf.-
… schweres Geschütz auf“
… und für Herrn Stöhlkers Kunden (Urs E. Schwarzenbach, Sepp Blatter u.a.) und für deren Kunden/Geschäftspartner (z.B. Politiker) wird es enger – hoffentlich@K. Stöhlker: Wie ist denn Ihr Kunde Urs E. Schwarzenbach eigentlich zu seinem (angeblichen) Vermögen von rund CHF 1,5 Mia gekommen?
http://www.stoehlker.ch/weblog/2005/07/25/ist-urs-schwarzenbach-besser-als-george-soros/
Das müssten Sie ja mittlerweile wissen, um diesen mittlerweise „akquirierten“ Kunden richtig beraten zu können.
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Herr Stöhlker:
Ihr Artikel ist Fehlzunder:1. Putin erscheint in der ICIJ OFFSHORE LEAKS DATABASE (siehe Russland) kein einziges Mal.
2. dagegen erscheint „Zollikerstrasse“ unter listed addresses
3. und unter USA – im Gegensatz zu Ihrer Verschwörungsidee – viele Panama offshore entities.https://offshoreleaks.icij.org/search?country=US&q=&ppl=on&ent=on&adr=on
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Jetzt aber oho, Klaus Stöhlker geht richtig ans Eingemachte, mit dem Ueberblick und der Erfahrung eines Senioren. Natürlich ist es immer schön, die eigene Meinung bestätigt zu wissen, nur, es gibt immer wieder neue Aspekte, welche zu eigenen Korrekturen führen.
Ich bin nicht ein Fan von Verschwörungstheorien, aber ich werde den Verdacht nicht los, dass der Hegemon USA, die dortige Finanzindustrie, ob dort „links“ oder „rechts“, das alles steuert. und zwar sehr smart. Wollen die USA die einzige Steueroase (also der einzige Schurkenstaat) der Welt werden? AIA, FATCA, TTIP, alles Einbahnstrassen? Hat Robert Holzach das alles geahnt, auch wenn vielleicht auf einem Nebengleis, aber doch in richtiger Richtung? -
Mit Stölker geht’s bergab! Herr Stöhlker hat recht, wenn sagt, dass der Laserstrahl der Untersuchung auf Herrn Putin zielt. Herr Stöhlker irrt, wenn er meint, dass er das mit einem Satz abtun kann. Herr Putins Zeit als Vizebürgermeister und vor allem die Wahl zum Präsidenten mit den vom FSB provozierten Bombenreigen (3000 Tote) mit dem Ziel wiederum den zweiten Tschetschenkrieg zu provozieren, dank dem Putin -mit den obligaten Stimmenfälschungen – schliesslich zum Präsidenten gewählt wurde harren der medialen Aufarbeitung.
Herr Stölker, Sie sollten weniger Schreiben und mehr Lesen. – Ihr Narrativ schwächelt….
Karen Dawisha, Putin’s Kleptocray: Who owns Russia, Sept 2015 -
Der Guru altert doch. Denn wer könnte bezweifeln, dass es die NEUEN Machthaber waren, die in China 500 Mio. Menschen über die Armutsschwelle gehoben haben. Nothing to do mit dem massenmordenden – was ist da Tiananmen dagegen – alten Lüstling!
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Wer in diesem Land seine Steuern noch ganz normal bezahlt, wird selbst vom neuen Finanzminister Ueli Maurer „für dumm“ verkauft. Maurer verteidigt auch die Offshore-Finanzplätze und ruft offen zur Steuerflucht auf.
B-Schweizer als staatstragende Säule – ade! -
SUPER ANALYSE!!
Herr Gili – lesen sie das in und laden Sie den Autor endlich wieder in den SONNTALK ein!!! -
Die Menschen sind so einfältig und hängen so sehr vom Eindrucke des Augenblickes ab, daß einer, der sie täuschen will, stets jemanden findet, der sich täuschen läßt.
Niccolò Machiavelli
1469 – 1527 -
Skandale, die von – gescheiterten – Advocaten betrieben werden und im wesentlichen in der Presse stattfinden!
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Fantastische Erzählung, Klaus, Kompliment! James Douglas Ueli Kohli
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Sie haben vergessen, sich selber auch noch zu erwähnen, Herr Klaus J. Stöhlker………….
Sie haben vergessen, sich selber auch noch zu erwähnen, Herr Klaus J. Stöhlker.............
Fantastische Erzählung, Klaus, Kompliment! James Douglas Ueli Kohli
Skandale, die von - gescheiterten - Advocaten betrieben werden und im wesentlichen in der Presse stattfinden!