Die Postfinance ist das Gegenstück zum Paradeplatz. Ein Riese in Bern, ohne Bonusmanie, dafür mit Beamtentum.
Nun steht ein grosser Umbau ins Haus des Gelben Finanzriesen. Kaderleute der Postfinance wurden gestern von der Führung vorab über die Pläne informiert.
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Heute morgen folgt die Bekanntgabe an die Belegschaft. Sogleich ging die Angst um. Die Handelszeitung brachte gestern Abend online eine erste Story.
Bei der Postfinance seien „Hunderte Stellen in Gefahr“, stand auf der Seite.
Ein Sprecher meinte zwar im Artikel, man plane „keinen Stellenabbau“. Doch die Anpassung der Strategie könne „Auswirkungen auf den Personalkörper“ haben.
Hintergrund ist eine Analyse der Postfinance-Spitze in den letzten Monaten. „Über die Erkenntnisse dieser Analyse orientieren wir in diesen Tagen unsere Mitarbeitenden – heute die Kader und morgen die Mitarbeitenden“, hiess es gestern auf Anfrage dieses Mediums.
Wie radikal die Umkehr erfolgt und was das für die Angestellten bedeutet, wird heute zumindest in Bern das beherrschende Thema sein.
Hintergrund ist eine schleichende Verschlechterung der Lage bei der Postfinance.
Die Bank der Schweizer Post, die im Grosskonzern stets den grössten Anteil zum Gruppengewinn beisteuerte, konnte ihre gute Ausgangslage nicht nutzen.
Im 2008, als der UBS und auch der CS massenhaft Kundengelder davonschwammen, stand die Postfinance zusammen mit den grossen Kantonalbanken als Profiteurin da.
Ihr flossen Milliarden an Neugeldern zu. Die Kundenvermögen schossen rasch auf über 100 Milliarden hoch.
Es war wie im Zauberland. Ohne gross zu buhlen, erhielt die Postfinance massenhaft neue Kunden. Diese suchten nur eines: einen sicheren Hafen für ihr Erspartes.
Die Postfinance war die Lösung, hier fühlten sich die Schweizer Bankkunden sicher. Wenn alle untergehen, die Schweiz bleibt, sagten sie sich.
So konnte nichts mehr schiefgehen, dachten viele. Die Postfinance würde zur neuen Macht im Swiss Banking aufsteigen.
Sie sollten sich täuschen. Die Bank, die inzwischen eine Lizenz der Finma hat, aber weiterhin keine Kredite sprechen darf, vergab die historische Chance.
Sie verschoss den Penalty – ins leere Tor.
Was sich nämlich schon bald zeigte: Die Postfinance wusste gar nicht, was sie mit dem vielen frischen Geld anfangen soll.
Sie stand da und staunte über die Abermilliarden. Und ruhte und hirnte.
Es fehlte ihr das, was es in solchen Lagen braucht: Kompetenz im wichtigsten Bereich des Finanzgeschäfts.
Dem Geldanlegen.
Die Postfinance hatte dafür weder Leute noch Knowhow. Noch weniger als die Zürcher Kantonalbank, deren Private Banking ebenfalls nicht genügend dem Geldzustrom gewachsen war.
Die Berner sind stark im Zahlungsverkehr. Das können sie, da sind sie unangefochten die Nummer eins. Und im wahrsten Sinn des Wortes Too Big To Fail.
Aber Private Banking? Investieren? Beraten? Risiken nehmen?
Alles Fremdwörter in den Gassen des Bundeshauptstadt.
Das wäre nicht weiter schlimm gewesen. Doch als dann die Kollegen von der Nationalbank Anfang 2015 noch die Minuszinsen einführten, war es um das Konzept der Postfinance geschehen.
Sie versoff im Geld – und zahlte jeden Monat einen Obolus an die Notenbank.
Da begann sie zu rechnen. Die Zeche zahlten die Kunden – mit Erhöhungen im Trading und dem Streichen von Extrazinsen.
Nun folgt der nächste Streich: die Anpassung des Kleides. Sie wird heute zum lauten Hammerschlag in Bern.
Und ist doch nur ein Echo auf das andauernde Donnergrollen am Paradeplatz.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Ja meine Lieben
Könnte Sie Hypotheken vergeben wäre alles halb so schlimm
X-Relax-
Ja klar, die würden Hypothekdn mit üvermässigen Risiken vergeben und wir müssten sie dann retten! Bravo!
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@Fredi-G
Die Immobilienblase wird so oder so irgend wann platzen, dazu braucht es überhaupt kein Mittun der PostFinance.
Ich bin kein Fan von PostFinance, ebenso wenig all der Systembanken, aber dass sich unsere Regierung von den Banken-Lobbyisten hinreissen lässt, der PostFinance nur eine „abgespeckte“ Bankenlizenz auszustellen (Thema: keine Kredit- und Hypothekenvergabe!), finde ich unterste Schublade. Absolut Wettbewerbsverzerrend; da wird nicht mit gleichen Ellen gemessen… -
@Visionär: Marktverzerrend? Marktverzerrend war über die Jahre die Staatsgarantie der Post! Marktverzerrend sind auch die restlichen Kantonalbanken mit Staatsgarantie!
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Das ganze ist auch Clever verpackt…. keine grossen Reaktionen in der Medienwelt…
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Natürlich, am Tag der amerikanischen Wahlen – klug eingefädelt.
Die Postfinance wird sowieso mit Samthandschuhen angefasst. Eine Staatsbank, die letztlich von Zinsspekulation lebt. Das letzte, was die Schweiz braucht.
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Hat wirklich jemand daran geglaubt, die Aufgabe des Bankgehemnisses in einer globalisierten Welt hätte keine Konsequenzen?
Die Kühe und das Gras in Vietnam sind die selben wie in der Schweiz, das Holz für die Möbel ebenso. Warum lebt aber der Schweizer Bauer in einem Landgut mit flatscreen, während der Asiate auf dem Feld schläft? Warum lebt der Schweizer Handwerker in einem Einfamilienaus mit Auto und der Asiate hungert unter seiner Wellblechhütte?
Lieber Papi, wenn du heute vom RAV nach Hause kommst dann erzählst du deinen Kindern, ohne die frühere naive Arroganz, warum wir weitsichtig und mutig Sorge zu Schweizer Unternehmen und Arbeitsplätzen tragen müssen.
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Liebe Sandra, weil Schweizer risikoaverse Roboter waren und sind: Emotional, arbeitspsychologisch, mental etc…. und weil der Rest der Welt jetzt mit Automatisierung und digitalisierung dagegen ankommt. Roboter gegen Roboter quasi. Dies gesagt, hat die Schweiz noch andere Vorzüge: Schutz vor Eigentum von inländischen Gefahrquellen ist sichergestellt. und die Behörden sind wenig korrupt (jedoch nicht effizient, wenn man sich Vetternwirtschaft anschaut).
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Guter Kommentar; legt die Ursache des grundlegenden Problems einfach und klar auf den Tisch. Daumen rauf. Wünsche mir übrigens schon seit Längerem eine solche Funktion bei IP 🙂
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So einen Stuss würde ich nicht mal betrunken schreiben. Frechheit!
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Nicht zu unterschätzen bei POSTFINANCE ist auch das üble Treiben von deren „Complianceabteilung“… da wird beispielsweise einer Kleinfirma, die Büroservice-Dienstleistungen (reines Telefonhandling und Postumleitung, keinerlei Finanztransaktionen!) anbietet, ein Konto verwehrt… und einer vorwiegend im EU-Raum aktiven UK-Gesellschaft das Schweizer Postfinancekonto „geschlossen“, weil deren Aktivitäten (IT-Consulting, keinerlei Finanztransaktionen!) keinen „direkten Bezug zur Schweiz“ hätten… ungeachtet der belegbaren Tatsache, dass die Schweizer Zweigniederlassung ausschliesslich zur Abwicklung eines Beratungsauftrages in einem helvetischen Kernkraftwerk (VOR der Kernschmelze 😎 eingetragen wurde, inkl. Steuer- und Sozialversicherungsnummer!
Who cares…
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@Rene Wetzel. Die Compliance Abteilung von Postfinance ein absoluter Horror. Überheblichkeit, Arroganz und als Sahnehäubchen (gratias notabene) ein Kasernenton welcher es in sich hat. Wie heisst es so treffend Hochmut kommt vor der Fall. Vielleicht wird nun ausgemistet. Die Hoffnung stirbt zuletzt. Cheers!
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Der Postfinance den schwarzen Peter zuzuschieben ist billig. Die anderen Banken mit der Finma haben erfolgreich verhindert, dass die PF zur Konkurrenz wird. Wenn eine Bank keine Kredite vergeben kann, dann ist sie nur eine halbe Bank. Aber auch diese Ränkespiele verhindern nicht, dass die Leute den Grossbanken nicht mehr vertrauen und ihr Geld bei kleineren Banken und PF parkieren.
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Und am meisten stinkt es in Bern, dort haben sich Vetterliwirtschaften eingeschlichen und die verdienen einen fürstlichen Lohn.
Jetzt warten wir 6-9 Monate auf weitere Informationen, bis wir wissen, ob wir unsere Jobs noch haben. -
während in der finanzbranache ausgemistet wird, wie noch nie, darf die landwirtschaft für noch mehr geld gemütlich weiterwursteln.
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Renzo, du bist wohl nicht der Richtige (ex Mister CH aus dem Lugnez), da du ja selber von der Landwirtschaftspolitik profitierst, auch wenn du kaum selber Hand anlegst, gäll.
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Wenn es lange regnet, werden alle nass. Auch bei Postfinance. Nur ganz oben scheint die Sonne immer.
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Also ich bin froh, dass die Postfinance nicht die notwendigen sogenannten „Finanzfachleute“ hat. Denn diese „Finanzfachleute“ sind genau diejenige, welche das Bankenwesen ruiniert haben.
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Genau. Darum stecken genies wie du das geld auch lieber unter die mattratze, gell?
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Nein, mein Lieber, es gibt andere Möglichkeiten. Die Dir zu erklären ist für Dein Geist wohl zu hoch. Kleingeistigkeit und Dummheit ist hier im Forum sehr weit verbreitet, gäll, Hansli.
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Sorry Hans
Zuerst mit dem Baseballschläger alle Banker erschlagen und wenn dann Argumente gefragt sind, nur noch persönlich werden! So einfach und billig und mindestens ebenso geistlos! -
Hans: Vor professionellen Vermögensvernichtern ist das „Mattratten“-Geld eben sicher. Das haben die gar nicht gern, weil sie sich nicht mehr bedienen können, gell Hanslimein?
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Ja und nein, lieber Gross-Hans,
Somm in Roger gegen Hans redete zurecht von 23-jährigen Lölis, die den PK’s (und Anlagekunden) erzählen wollen, was zu tun sei. Stimmt, das ist eine abstruse Vorstellung der Banken.
Ich bin Ex-Bankangestellter. Jahrelang hörten wir von Kunden die Leier, dass sie dann bald mal ihre Gelder an Postfinance überweisen werden, wenn sich die Grossbanken nicht bessern. Selber hatten sie keine Ahnung… Das Wichtigste war das bisschen Habenzins bei der Post…
Meine erste Reaktion heute ist: wusste ich es doch. Woher wollte denn die Postbank die ausgebildeten Bankmitarbeiter herhaben? Dasselbe gilt im selben Ausmass auch für Raiffeisen …
Andererseits bringt es nichts, über Ungenügen von andern Instituten zu lächeln. Wir sitzen immer im selben Boot und müssen zusammen flott bleiben. -
@Finanzfachleute? Finanzfachleute!: Bei Raiffeisen arbeiten heute rund 800 Vermögensberater, welche top ausgebildet sind (Finanzplaner mit eidg. FA, MAS Financial Consultant etc.), zusätzlich werden diese mittels Certificate of Advanced Studies Hochschule Luzern/FHZ in Vermögensberatung zertifiziert –> glaube kaum, dass irgend eine (Privat-)Bank die besseren Anlagekundenberater hat.
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Das Risiko liegt in den Krediten, Junge…
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Renzo, du bist wohl nicht der Richtige (ex Mister CH aus dem Lugnez), da du ja selber von der Landwirtschaftspolitik…
Also ich bin froh, dass die Postfinance nicht die notwendigen sogenannten "Finanzfachleute" hat. Denn diese "Finanzfachleute" sind genau diejenige, welche…
Wenn es lange regnet, werden alle nass. Auch bei Postfinance. Nur ganz oben scheint die Sonne immer.