Die Raiffeisen hat 2017 eine einzige zentrale Aufgabe: das Riesen-Informatik-Projekt mit Avaloq erfolgreich einführen. 300 Banken müssen auf das neue System umstellen – mit einem Big bang.
Nun werden die Chefs in St. Gallen nervös. Wegen des Absturzes von Avaloq in Deutschland und zuvor in Luxemburg fragen sie sich, ob sie aufs falsche Pferd gesetzt haben.
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Noch geben sie sich entspannt. Alles laufe nach Plan, sagen sie, erste Tests würden zeigen, dass man im Fahrplan mit Umstellung per Ende 2017 sei.
Das mag stimmen. Der Härtetest steht aber noch bevor. Ob die Idee, mit Avaloq ein Operationszentrum zu gründen und sich an der Firma zu beteiligen, aufgeht, bleibt offen.
Mit dem genau gleichen Vorhaben ist Avaloq jedenfalls zwei Mal gescheitert. Und zwar hochkant.
Zunächst in 2014, dort wollte die Avaloq zusammen mit der BIL Bank, eine der führenden Player auf dem Platz Luxemburg, ebenfalls ein Joint venture für die ganze IT und Abwicklung aufbauen.
Im November vor 2 Jahren zogen die Luxemburger dann den Stecker. Das Joint venture mit Avaloq endete in einem Scherbenhaufen. Diesen Sommer konnte Erzrivalin Temenos erben.
Nun zeigt ein Geheimbericht im Nachgang zum BIL-Desaster, wie katastrophal die ganze Übung verlaufen ist.
Die Avaloq-Chefs, allen voran Gründer Francisco Fernandez, beauftragten Skills Connection, eine auf solche Analysen spezialisierte Beratungsfirma, den Gründen des Scheiterns nachzugehen.
Der zuständige Skills-Partner präsentierte dann im Frühling 2015, also rund ein halbes Jahr nach der Grosspleite, seinen Bericht unter dem Namen „Schengen Win/Loss Review“.
Im „Executive Summary“ kommen schwere Mängel und Fehleinschätzungen zum Vorschein. Die „BIL-Anforderungen waren mit 270 Schnittstellen zu breit und komplex für die Kern-Avaloq-Fähigkeiten“, heisst es da.
Als Folge sei viel Anpassungsarbeit auf Kundenseite nötig geworden.
Die Avaloq-Projektleute vor Ort hätten zudem „nicht die richtige Erfahrung für die Grösse des Projekts gehabt, und dieses Thema sei nie hochgekommen“.
„Kulturelle und sprachliche Barrieren“ seien hinzugekommen und hätten „zu einem Mangel an gemeinsamem Verständnis“ der wahren Dimension geführt.
Als die Probleme immer länger ungelöst blieben, sei erst sehr spät die Dringlichkeit zum Handeln bei den Verantwortlichen aufgekommen.
Als die Kosten immer stärker gestiegen wären, hätten die „bank champions“ ganz oben, welche die Kooperation beschlossen hatten und unbedingt zum Erfolg bringen wollten, mehr und mehr „den Support verloren“.
Schliesslich schossen die Kosten durchs Dach, und zwar „ohne garantierte Obergrenze“ seitens der Avaloq. Was das schliesslich für die Kosten im zukünftigen Betrieb bedeutet hätte, sei unklar geblieben („lack of BPO pricing clarity“).
Der ganze Business-Case fiel auseinander. Dieser war „no longer financially attractive“.
Kurz: Avaloq erlitt in Luxemburg eine Grosspleite. Zu wenig Knowhow für das Grossprojekt, kein Verständnis der Kultur im kleinen Herzogtum, keine Kostenkontrolle, keine Projektführung.
Auf mehreren Seiten qualifizierte der Skills-Partner nach dieser ernüchternden Einführung die konkreten Probleme.
Er gab diesen Farben, sprach von einer „Heatmap“, mit orange für gefährlich und rot für sehr heiss.
Und siehe da: „Understanding of Mutual Business Needs“, Alignment of People and Culture“, „Value of Offering & Commercial Proposition“, „Quality of Communications“.
Alles rot. Alles ungenügend. Alles schwach.
Zumindest in der Wahrnehmung des Kunden, also der BIL Bank in Luxemburg.
Im Detail zeigte sich, dass fast nichts klappte.
Vor allem entsteht der Eindruck, dass die Avaloq-Chefs unbedingt den Auftrag an Land ziehen wollten, ohne sich lange über die Realisierbarkeit in der versprochenen Zeit Gedanken zu machen.
„Timeframes cited were wholly unrealistic“, heisst es dazu an einer Stelle, auf der Folie mit der Überschrift „Analysis – The Vision/Reality Gap“.
Es ist das Kernproblem von Avaloq und Francisco Fernandez. Die Firma ist in einem Viertel Jahrhundert von einer Minibude zu einem Too Big To Fail Banken-IT-Anbieter geworden.
In der Manier eines Multis begannen Fernandez und seine Leute das Blaue vom Himmel zu versprechen.
Sie wollten jeden Auftrag – um jeden Preis. Damit stachen sie zwar ihre Konkurrenten aus, sorgten aber auf Kundenseite für Enttäuschung und hohe Kosten.
Nun dürfen die Avaloq-Chefs bei Raiffeisen nicht scheitern. Avaloq wollte sich nicht äussern.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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schon erstaunlich – gibts eine qualitativ richtig gute Software der bekannten Vendors aus der Schweiz ? Finnova, Profidata, Avaloq aber auch Adcubum usw. leiden alle an „legacy software/architecture“, alte Software, alte Architekturen, unflexibel, Fehleranfällig, teuer im Unterhalt.
Dann gibt’s success stories von agilen Transformationen nur dass am Ende eine agile Organisation auf „nicht agile“ Software trifft, die das 2 wöchentliche product increment gar nicht mit macht (……abgesehen davon, dass in allen Fällen die ich bisher gesehen habe der Kunde auch überfordert ist).
Bei Avaloq muss man sagen, schön, dass die wenigstens noch ein paar Arbeitsplätze in der Schweiz haben. Vielleicht ist Avaloq einfach zu schnell gewachsen? Auf jeden Fall wird das Projekt mit Raiffeisen IT unter der Führung der ex UBS Garde nicht einfacher – OLM & Co. lassen sich nicht wirklich auf der Nase rumtanzen. Da nützt’s auch nichts, dass bei Arizon diverse ex UBS Kollegen am Werk sind.
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Eigentlich gibt es auch noch das IBIS3G. Ich denke viele Banken (User) wären froh ein solch bewährtes System zu haben. Seit der grundlegenden Erneuerung konnten die Projekte immer erfolgreich und in der geforderten Zeit sowie Kosten druchgeführt werden. Zudem läuft das System im Betrieb sehr stabil.
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Wiedermal Avaloq, die einzige Systemverbesserung dort wäre ein herhaftes drücken der Delete-Taste (gleich über den Pfeiltasten auf der Tastatur).
Mehr noch hoffe ich, dass wir nicht immer Avaloq-Lückenfüller lesen müssen, wenn nichts passiert.
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Es war einmal ein kleiner Mann, dem lief ein junges Pferd zu. Das Tierlein galloppierte recht flott, und also versuchte der Mann damit sein Glück beim Pferderennen. Lange Zeit bescherte ihm der Hengst ein profitables Dasein – sogar ein paar neue Pferde aus Maranello waren drin.
Doch jeder noch so schnelle Gaul wird irgendwann langsamer. Anstatt aber sein Pferd vom Rennen in die Zucht zu geben, schickte es der Mann weiter auf die Piste. Erst als es schliesslich gar keinen Pokal mehr gewinnen wollte, kam der Mann auf die Idee, es zu verkaufen. Allerdings mochte niemand den Gaul zum Preis eines Rennpferds haben, weil er jetzt nur noch den Wert von Salami hatte.
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witzig. danke für den Lacher
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Achje. Dieses Thema wieder mal. Der einzige Crash der wirklich interessiert, ist diese Schande von motorisiertem Karottenverlängerer von Sammy Davis Jr Fernandez.
Ich habe ihn inzwischen länger nicht mehr gesehen, doch an Peinlichkeit war er zuletzt kaum mehr zu überbieten.
Wo bleibt denn dieser Artikel? Ist sein Schnauz echt oder handelt es sich um ein Stück rasierten Pavian?
Marcel Du Pont – Multimilliardär, will noch mär, bei den Ladies bekannt als Kuschelbär.
PS: Bin zur Zeit ein bisschen arg absorbiert. Seit der Trump Wahl bin ich diverse sehr dringende Figürchen auf dem Spielbrett am verschieben. Trump ist ein kleiner Fehler untergelaufen (im Zusammenhang zu seiner Karriere als Immobilienbesitzer) und ich werde das Maximum rausholen. In 2-3 Wochen lest Ihr vielleicht davon – offiziell in einer Zeitung, off oder online.
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Du bist so ein Dummschwätzer. Was aber noch schlimmer ist: Du langweilst hier mit Deinen immer gleichen Platitüden. Get lost.
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@ LH: bitte die kommentare von mdp kuschelbär schwuchtel nicht mehr veröffentlichen, danke.
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Das Avaloq Debakel bei der Luzerner KB sollte genügen um von solch kundenunfreuntlichen Systemen Abstand zu nehmen. Digitalisierung OK, aber bitte zuerst die Kunden fragen welche damit arbeiten müssen, sonst werden sie sich Alternativen suchen.
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Seit wann arbeiten Kunden mit Avaloq!?
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Endkunden arbeiten mit Avaloq seit es e-banking gibt.
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Eine Prophezeiung: in 1,5 Jahren wird Raiffeisen einen ähnlichen Bericht schreiben (lassen) wie die BIL.
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Interessant, wie viele Schreiberlinge es hier besser wissen als „das Management“ der verschiedenen Banken. Wobei „viel“ ja relativ ist, 10 Leute die hier Ihren Kommentar abgeben sind ja nicht wirklich repräsentativ.
P.S. Ich kann nicht beurteilen, ob Avaloq gut oder schlecht ist, ich kenne es schlichtweg nicht.
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Schweigen ist in Deinem Fall Gold, Du selbstdeklarierter Ebendochnichbesserwisser.
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Avaloq ist doch nicht too big to fail. Wenn man sich den Laden von Francisco Fernandez anschaut, könnte man eher auf too small to succeed kommen.
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Temenos und Finnova scheinen davonzuziehen – Survival of the Fittest…
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Avaloq ist ein derart träges Core-Banking-System, dass es für die meisten Banken, vor allem im Privatbankenumfeld nicht zu gebrauchen ist. Für kleine Banken mit tiefer AuM, Retailbanken und Kantonalbanken bis 1200 MA eignet sich Finnova am besten. Für die grossen Players ist ganz klar Temenos der Königsweg. Das Portfolio Management Tool, im Avaloq Jargon PFM Desk genannt, ist eines der grössten Flops aus dem Hause Fernandez. In der heutigen Zeit, wo man mit mix komplexen Restriktionen arbeitet, bietet das PFM Desk einfach nicht die geeigneten Lösungen.
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IP, sponsored by T?
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Leider voll daneben. Infosys Finacle und TCS BanCs sind die groesseren hier. Und auch die diversen FIS Produkte sind definitiv hierher platziert. Und wenn jemand ein Büschen modern will geht er zu Nymbus (so als USA Credit Union 🙂 ).
Avaloq Software hat sicherlich die gesunde Basis wieder mal was zu werden aber wenn das Geld halt in Outsourcing und schwierige Kundenprojekte versenkt wird kann die software nicht mithalten.
Finnova ist nun wirklich kein Thema… der Vergleich ist vorbei. Leider.
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Wo ist eigentlich Marcel Du Pont? Im Beluga Aquarium ertrunken?
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Seine Mutter hat das WLAN-Passwort geändert…
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…weil la Mamma ihn erwischt hat, als er die Waschmaschinenzwänzgerli für die von Rückbaurer erbetene Bürgschaft für IP „zweckentfremden“ wollte. Vielleicht sitzt er ja schon beim Notar und wartet .-))
comment vom 11.11.2016
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Es geht ihm gut, er ist gesund und gfrässig; habe mit MdP heute Mittag eine feine Bratwurst mit Senf im berühmten Biergarten in Kreis 4 gegessen. Da er keine Zigarren mehr dabei hatte habe ich ihm danach eine geschenkt..
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Avaloq Software ist ein Fass ohne Boden und kaum zu gebrauchen!!!!
Tüpisch schweizerisch zu viele Module die einzeln zu teuer sind und nicht die nötige stabiliät haben. Es gibt bessere und kostengünstiger Applikationen auf dem Weltmarkt.Cheers, Prost
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Aber wenn ein Schweizer Kreuz drauf ist, bedeutet das doch hierzulande schon die halbe Miete? Schlimmer als amerikanische Software wird es schon nicht sein.
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Schrott bleibt Schrott!
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ist halt ein komplexes system mit vielen kleinen Zahnräder.. und beim end-user liegt das grosse Problem. Nicht zu Ende gedenkte Spezifikationen lassen eben vieles crashen. So 80/20 fertige Projekte enden meist in viel Nachkorrekturen, Notfallübungen und anderen Problemen (nach go-lives) – ach ja: getestet wird an der Front nur oberflächlich.. kein Wunder…. wer hat schon Zeit.. und die Projektleiter wollen ja schnell die Ampel auf ihren Präsis auf grün sehen.
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Fast jeder IT-Profi weiss, dass Avaloq schlecht ist. Die Manager, die auf Avaloq setzen leider nicht, denn ihre Kollegen haben ja auch auf Avaloq gesetzt und keiner würde zugeben, dass Avaloq vor allem Schrott ist. Es gibt sogar ein paar Avaloq Parametrierer (nur Grundschulausbildung und Avaloq-Kurs nötig) die Avaloq toll finden. Eigentlich sehr schade für alle, dass es Avaloq gibt.
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so nach dem Motto: ich kaufe was die Anderen haben; wenn’s nicht funktioniert dann haben wir alle den gleichen Schrott.
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Geschichte wiederholt sich, auffallend oft bei Avaloq: Verzug Einführung dazumal auch bei der Luzerner Kantonalbank (LUKB), so manche Avaloq Kantonalbanken mussten ihre Produkte und Prozesse der Modellbank anpassen, ansonsten drohte ebenfalls Verzug. Nun sind viele Jahre vergangen, Kantonalbanken wie LUKB, BLKB, AKB arbeiten prozessual noch immer wie bei der Einführungen. Anpassungen, Neuerungen, Erweiterungen wohl eher Fehlanzeige. Stattdessen erhalten die Banken laufend aufwendige Release ohne Mehrwert. Auch das neue Frontend von Avaloq: mehr technisch getrieben als effektive Prozessverbesserungen.
Nun, Karrieretypen haben bei Kantonalbanken dazumals ihre Chefs über den Tisch gezogen. Jetzt ist eine starke Abhängigkeit vorhanden, auch ein Zurück gibt es nicht mehr: jede Bank bzw. Steuerzahler und Kunde bezahlten für den Systemwechsel im Schnitt 65 Millionen Franken.
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Die Geschichte wiederholt sich auch bei Raiffeisen: scheitern bei IT Projekten hat Tradition- zu viele Köpfe und zu wenig Kompetenz bei der Basis
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Wir werden es in ziemlich genau 1 Jahr wissen. Das Crowdtesting läuft auf jeden Fall seit einiger Zeit, Schulungstermine für die Mitarbeiter stehen – sieht nicht schlecht aus bis jetzt!
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Ich dachte der PR-Büttel ist in Rente?
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Lieber Schorsch, ich muss die Freizeit auch irgendwie totschlagen! 🙂
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Schweigen ist in Deinem Fall Gold, Du selbstdeklarierter Ebendochnichbesserwisser.
schon erstaunlich - gibts eine qualitativ richtig gute Software der bekannten Vendors aus der Schweiz ? Finnova, Profidata, Avaloq aber…
Wir werden es in ziemlich genau 1 Jahr wissen. Das Crowdtesting läuft auf jeden Fall seit einiger Zeit, Schulungstermine für…