Carsten Kengeter kam nach Abstürzen immer wieder an die Spitze zurück. Jetzt wird’s eng. Deutsche Strafbehörden ermitteln gegen den heutigen Chef der Deutschen Börse wegen Insider.
Der Fall wirft ein grelles Licht auf die „Masters of the Universe“. Kengeter gehörte zur Kaste der Überflieger im Investmentbanking: Goldman Sachs, UBS-Tradingchef, heute CEO Deutsche Börse.
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Nun könnte Kengeter tief fallen. Er soll Deutsche-Börse-Aktien über Millionen erworben haben, kurz bevor er mit der englischen Börse Fusionsverhandlungen aufnahm. Da explodierte die Aktie.
Der Insidervorwurf gegen Kengeter wiegt schwer. Er könnte politische Hintergründe haben. Die deutsche Politik will die Fusion mit den Engländern verhindern.
Kengeter wusste um die Risiken in der Politik. Trotzdem wagte er die Fusion mit der London Stock Exchange. Zwei seiner Vorgänger waren damit auf die Nase gefallen.
Ich schaffe das. So Kengeter. Die Attitüde prägt das Bild eines Ego-Typs, der nicht auf Berater hört, sich um interne Fairness foutiert und Millionen kassiert – bevor dann sein Laden kollabiert.
Kengeter stiess Ende 2008 von Goldman Sachs zur UBS, als die Bank soeben vor dem Untergang gerettet wurde. Nach wenigen Monaten machte ihn CEO Oswald Grübel zum Co-Chef des ganzen Tradings.
Kengeter war Grübels Hoffnungsträger. Wenn es nach dem deutschen Schlachtross gegangen wäre, hätte Kengeter seine Nachfolge angetreten.
Entsprechend schoss Kengeter in der Hierarchie hoch. Nicht nur funktional. Sondern auch monetär.
Der Deutsche aus der Welt des Zinsengeschäfts, wo auch Grübel herkommt, verdiente in den Jahren 2009 und 2010 am meisten aller UBS-Manager.
2009 waren es 13,2 Millionen Franken. Ein Irrsinnseinkommen für eine Bank, die vom Steuerzahler ein Jahr zuvor mit 70 Milliarden Franken gestützt worden war.
Begründet wurde die gigantische Vergütung mit Verantwortung und Leistung.
Sie „reflektiert Kengeters Fähigkeiten, seine grosse Erfahrung sowie die Verpflichtungen, die bei seiner Anstellung im Dezember 2008 eingegangen wurden, und die Leistungen, die er 2009 erzielt hat“, schrieb die UBS im Geschäftsbericht.
2010 folgten rund 9 Millionen für Kengeter. Erneut schwang der Investmentbanker in der internen Salär-Hackordnung obenaus.
Bis dahin hatte Kengeter längst den Jackpot geknackt. 9 Millionen im 2010, 13 Millionen im 2009, und für die kurze Zeit im 2008 dürfte es auch noch eine Million oder so gegeben haben.
Total jedenfalls deutlich über 20 Millionen.
Kengeter war der Superstar. Es stieg auf zum alleinigen Leiter der Sparte Investment Banking – und drückte voll aufs Gas.
Grübels Auftrag an Kengeter lautete: Mach die UBS im Zinsengeschäft wieder zu einer führenden Bank.
Dort, wo die Schweizer wenige Jahre zuvor über 50 Milliarden Dollar mit undurchsichtigen US-Wertpapieren in den Sand gesetzt hatten und sich zurückziehen mussten, sollte dank Kengeter die UBS das Comeback schaffen.
Kengeter war Grübels Mann für dessen Plan, als ganz grosser Held in die Geschichte des Schweizer Finanzplatzes einzugehen. Mit Milliarden im Investmentbanking wollte Grübel 15 Milliarden Vorsteuergewinn erzielen.
Heute sind es 4 Milliarden. Passiert ist nämlich 2011.
Der Crash. Mit Kweku Adoboli, einem Junior-Trader in London.
Nach dem Totalabsturz der UBS im 2008 in den USA verlor sie drei Jahre später unter Carsten Kengeters Führung in England ihren Ruf.
Endgültig. Es waren zwar „nur“ 2 Milliarden, welche die Bank sich ans Bein streichen musste. Doch es hätte ein Vielfaches davon sein können, wenn die hektischen Deals vor Bekanntgabe des Desasters nicht gelungen wären.
Grübel nahm den Hut, Kengeter musste den Schaden aufräumen. Doch selbst im Jahr des grossen Absturzes erhielt der Deutsche sein Basisgehalt von rund 1,5 Millionen.
Seine Leistung war nun offensichtlich nicht mehr beeindruckend. Doch die UBS schmiss Kengeter nicht raus. Er durfte 2011 und 2012 nochmals ein Millionensalär einstreichen.
Erst 2013 verliess er die UBS, um gut zwei Jahre später bei der Deutschen Börse anzuheuern.
With a little helf from my friends. Sein Vorgänger Reto Francioni, ein Busenfreund von UBS-Präsident Axel Weber, übergab das Steuer dem gefallenen UBS-Trader.
Der hatte in einer internen Taxispesen-Affäre beide Augen verschlossen. Kengeters Stabschefin zählte Taxifahrten zusammen, so dass sie über die 50 Franken kam, die sie selbst hätte tragen müssen.
Dafür erhielt sie 2’000 Franken Pauschalspesen.
Doch das war ihr nicht genug. Sie wollte auch noch die Taxispesen und übrigen Kleinkosten extra zurückerstattet haben.
Kengeter war im Bild über das Gebaren. Er schritt nicht ein.
Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Jonny geht zu Firma. Jonny glaubt an seine Faehigkeit als Chef dort. Jonny kauft Aktien dieser Firma. Alignment of interests und so hat man ihm gesagt. Jonny unternimmt was er kann um die Bewertung der Firma zu steigern. Jonny erreicht dies. Ist Jonny nun ein Insider-Trader?
@Adoboli: Man wuerde meinen Head IB ist auch fuer die equity Seite verantwortlich *eyeroll
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? Hat irgendjemand was anderes behauptet?
Kweku wurde als Zinstrader bezeichnet, scheint jetzt korrigiert zu sein.
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Kweku war Aktienhändler.
Aber passt halt nicht in die Story. Wahr, unwahr, nicht so wichtig.
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Falls die Vorwuerfe stimmen:
Freistellung, Verurteilung – Boni zurückzahlen.
Falls nicht:
Bleibt ein schaler Nachgeschmack – Adoboli ist ja auch schon wieder frei…
Ein Buch schreiben…
Mit solchen Menschen wird der einst gute Ruf der Branche auch nicht wiederhergestellt. -
Naja das meiste mag ja stimmen, aber Kengeter noch vorzuwerfen dass er sich nicht um die 50.- Taxispesen einer Tippse gekümmert habe, ist ja wohl lächerlich.
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Entlassen wurde die ehrliche (Mitarbeiterin) Whistleblowerin und nicht die Managing Direktorin (ihre Tippse!) die betrügerisch gehandelt hatte …
Und das Lob an die Mitarbeiterin war sogar im UBS-Intranet ausgiebig zu lesen. Wer sich mit einem mächtigen MD anlegt, muss sich warm anziehen. Klar die Leistung/Arbeit der Whistleblowerin war was für ein Wunder „plötzlich grotten schlecht“ und das heisst für normale UBS-Mitarbeiter „raus ohne wenn und aber“.
Frauen in den oberen Rängen sind noch immer rar. Der direkte Vorgesetzte Kengeter hat das jahrelange Betrügen toleriert und diese MD Dame nicht entlassen. Auch die unlautere Kündigung wurde durchgewunken (unbekannt war die Mitarbeiterin ja nicht mehr).
Hier kannst du es lesen:
https://insideparadeplatz.ch/2015/07/30/ubs-chefs-schuetzen-hochrangige-betruegerin/
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Eine schöne Geschichte!
Leider zeigt die Praxis, dass ein Insiderhandel sehr schwer aufzudecken ist, ausser der/die Beteiligte/n machen gravierende Fehler. Wenn dann noch die oberste Schicht des Managements beteiligt ist, umso schwieriger.
Sicher wären auch noch andere enge Verbündete an diesen Käufen beteiligt. Ein Fressen für die Rechtsanwälte. -
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Der Gottes Werk verrichtet: Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.
Er lässt mich lagern auf grünen Auen / und führt mich zum Ruheplatz am Wasser. Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser.
Er stillt mein Verlangen; / er leitet mich auf rechten Pfaden, treu seinem Namen. Er erquicket meine Seele und führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen.
Muss ich auch wandern im finstern Tal, ich fürchte kein Unheil; denn du bist bei mir, dein Stock und dein Stab geben mir Zuversicht. Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich. -
Ja, dem C.K. ist nun wirklich alles, ALLES, zuzutrauen!
You can shine your shoes and wear a suit
You can comb your hair and look quite cute
You can hide your face behind a smile
One thing you can’t hide
Is when you’re crippled inside -
Scheint, da konnte jemand nicht genug bekommen. Für wen gelten die Regularien und Gesetze?
Gier frisst Gehirn. -
Grrrr! Schon wieder so ein Wurgs von einem Typen, der den Hals nicht voll genug kriegt. Hoffentlich kommt der für ein paar Jahre hinter schwedische Gardinen!
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Nur weil es hier in IP steht, muss das noch lange nicht heissen dass alles stimmt. Ist wie mit den 70 Mia für die UBS auch das ist wissentlich massiv übertrieben. Den Herren IP ist das bekannt. Man(n) kann sagen, dass auch hier mit alternativen Fakten gehandelt wird. Eigentlich schade.
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@ Senn siehe Google:
Razzia bei der Deutschen Börse – Verdacht auf Insiderhandel
(Artikel mit Video in WELT.de)
Zudem: Der Schaden bei UBS ist noch viel grösser als 70 Mrd
Aktienkurs von einst 75 minus 88%
Börsenwert minus 182 Mrd -
Lieber Herr Senn (oder Frl. Senn?). Es macht mir den starken Eindruck, als ob Sie es mit der Wahrheit nicht so genau nehmen wollten. Klar ist, dass die Fakten auf dem Tisch liegen. Warum soll man mit solchen White Collar Bankers also noch den Hof machen?
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Grrrr! Schon wieder so ein Wurgs von einem Typen, der den Hals nicht voll genug kriegt. Hoffentlich kommt der für…
Scheint, da konnte jemand nicht genug bekommen. Für wen gelten die Regularien und Gesetze? Gier frisst Gehirn.
Ja, dem C.K. ist nun wirklich alles, ALLES, zuzutrauen! You can shine your shoes and wear a suit You can…