Die GAM ist nicht einfach so zum Takeover-Ziel eines Küsnachter Hedgefonds geworden. Ihre Führung hat jahrelang kassiert wie Weltmeister und geliefert wie Amateure.
Präsident Hans de Gier ist das herausragende Beispiel für eine Finanzstory, die das Malaise von Swiss Banking repräsentiert wie kaum eine andere.
Hans de Gier, Grosswildjäger und Investment Banker, der heute bekanntgibt, dass er die Hintertür nimmt und die GAM, eine börsenkotierte Assetmanagerin, verlässt:
Er hat über seine ganze Zeit von 2009 bis zu seinem Abschied 23 Millionen Franken an Lohn und Boni von den GAM-Aktionären erhalten.
Hinzu kommen geschätzte 75 Millionen an geschenkten Aktien. Macht 100 Millionen für gut 7 Jahre.
Und die Gegenleistung?
Ein Puff.
Das sagt nicht irgendwer, sondern de Giers Chief Executive Officer Alexander Friedman. Und zwar in einem offiziellen Communiqué von heute.
GAM und ihre frühere Besitzerin, die Privatbank Julius Bär, gehen endgültig auseinander. Der Lizenzvertrag für die Nutzung der Marke Julius Bär für GAM-Fonds endet per sofort.
Friedman sagt nun in der Mitteilung der GAM von heute früh bemerkenswerte Worte. Mit der Trennung gehöre die „Verwirrung um unser Produkte-Branding endgültig der Vergangenheit an“.
Hans de Gier hat also in seinen 7 Jahren als GAM-Kapitän und den dafür erhaltenen rund 100 Millionen an privatem Einkommen „Verwirrung“ gestiftet.
Man muss sich das vorstellen. Der Mann, der dank der Freundschaft zu UBS-Eisberg-Crasher Marcel Ospel die GAM faktisch für seinen Privattresor „erhalten“ hatte, generierte nicht Mehrwert.
Sondern „Verwirrung“.
Und nun, zum Abschied, erhält de Gier keinen Korb, sondern die in den letzten Jahren üblich gewordenen, im Verhältnis zu den früheren Exzessen bescheiden anmutenden 1,3 Millionen Franken.
Obendrauf noch ein paar Zerquetsche in Form von Aktien.
Sein Buddy Alexander Friedman, der mit seinem Bekenntnis, dass die Vermischung von GAM- und Bär-Fonds die Kunden verwirrte und ergo schlecht fürs Geschäft war, schaut dem Treiben tatenlos zu.
Statt dagegen zu opponieren, lässt er sich selbst schadlos halten.
Mit einer eigenen Rekordzahlung. Für das letzte Jahr streicht Friedman als CEO der GAM-Gruppe 6,1 Millionen ein.
Das sind 22 Prozent mehr als im Vorjahr.
Und seine Leistung?
Operativer Gewinn vor Steuern: minus 39 Prozent. Konzerngewinn inklusive viel Ausserordentlichem: minus 3 Prozent.
Netto-Gebühreneinnahmen: minus 9 Prozent. Verwaltete Vermögen in der Hauptsparte: minus 11 Milliarden (Abflüsse).
Da boomen die Börsen, und was leistet die GAM als vermeintlicher Hort für die absoluten Anlage-Cracks? Sie schreibt Minus durchs Band.
Selbst CEO Friedman bleibt nichts anderes übrig als einzugestehen, dass die Resultate in mancherlei Hinsicht „enttäuschend“ seien.
Doch bei ihm selbst und seine Kollegen an der Spitze des Assetmanagers gehts stets in die entgegen gesetzte Richtung: nach oben.
Und der Angriff der aufständischen Investoren von aussen? Der soll mal schön versanden.
Die GAM-Spitze gibt heute neben dem Rücktritt von de Gier, der sich nun nicht mehr mit aufmüpfigen Aktionären herumschlagen muss, sondern Elefanten jagen kann, die Zuwahl eines eigenen Manns bekannt.
Alles im Griff, alles in Butter.
Und der Aktienkurs? Who cares.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Der Name – de Gier – ist Programm. Offensichtlicher geht es nicht mehr. Da soll keiner überfehlende Transparenz klagen.
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Nomen est omen
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Warum ist dies nur Bonus? Das ist die unsäglichste Abzockerstory seit langem.
Können die Aktionäre nicht das Geld von de Gier und Friedman zurückbekommen?
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Unglaublich diese Gier. Das die noch in den Spiegel schauen können. Erbärmlich. Und die Fondspapiere in einer 3A Säule weisen minus Performance auf. Aber auch dort geht die Abzocke munter weiter. Wie blöd ist eigentlich der Anleger, der dieses Treiben akzeptiert??? Und wie lange noch???
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Leider – zeigen halt eben die Fondszuflusszahlen (ohne GAM ) – tragisch auf, dass die Anleger immer noch an das Fondsmärchen glauben. Insbesondere bei Hedge-Fonds frage ich mich schon, wie dumm man sein muss um zuerst Eintrittsgebühren, dann Management-Fees, Performance-Beteiligungen etc. ohne Garantie zu zahlen. Und schlussendlich beim Ausstieg ist man auf die „Kulanz“ der Fondsleitung angewiesen, wann (nach wie vielen Monaten) und wie viel (Liquidationserlös minus Spesen und allenfalls grottenschlechte Währungschanges) noch zurückfliesst.
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Dann sollte man doch einmal diese Grosswildjäger (die irgendetwas kompensieren müssen) einmal verantwortlich machen. Unerträglich diese Fatzkes.
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Es wird wirklich langsam Zeit, dass das überbordende Auszahlen der CEO Boni ohne entsprechende Gegenleistung aufhört. Auch die UBS und CS Spitzen verdienen angesichts der miserablen Leistung viel zu viel. Ein bisschen Leute entlassen und viel blablabal. Sonst keine nennenswerten Taten. Meidet die Grossbanken und die Gesellschaften von gierigen CEO’s. Leider sind Alternativen in der Schweiz sehr dünn gesät.
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Und als Abrundung und natürlich zu Lasten der Aktionäre werden fehlenden Ideen periodisch mit teuren Beraterverträgen „angereichert“. Die heutige CEO-Generation benötigt vermutlich 90% ihrer Arbeitszeit, um möglichst lukrative Bezugsrahmen zu zimmern. Passt natürlich auch eins zu eins zu GAM!
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Der Gruender Gilbert de Botton, wuerde sich im Grab umkehren, wenn er koennte.
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Vom Global Asset Management zur Great Asset Misery – ein Trauerspiel.
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Es wäre etwas verfehlt den Gründer ein ehemaliger Rothschild Banker in den Himmel zu loben. Die GAM Fonds wurden Stiefmütterlich im Seefeld administriert.
GAM wurde anno domini von der UBS wieder abgestossen und im Packet mit anderen Privatbanken (Bsp Ferrier Lullin) an Julius Baer verkauft.
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Der Gruender Gilbert de Botton, wuerde sich im Grab umkehren, wenn er koennte.
Es wird wirklich langsam Zeit, dass das überbordende Auszahlen der CEO Boni ohne entsprechende Gegenleistung aufhört. Auch die UBS und…
Es wäre etwas verfehlt den Gründer ein ehemaliger Rothschild Banker in den Himmel zu loben. Die GAM Fonds wurden Stiefmütterlich…