Francisco Fernandez ist der Roger Schawinski von Swiss Technology Banking. Der Spanier-Immigrantensohn schuf aus dem Nichts einen Pionier und Marktleader in seiner Branche.
Dann übernahm er sich. Schawinski musste vor 2 Jahrzehnten die CS ins Boot holen, wenig später verdealte er sein Zürcher Radio- und TV-Imperium der übermächtigen Tamedia.
Die erlitt darauf einen Riesenabschreiber.
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Bei Fernandez und seiner Avaloq, die in 3 Jahrzehnten unter der Führung des ehrgeizigen ETH-Ingenieurs von null auf über 100 Bankenpartner und 2’000 Mitarbeiter hochschoss, endet die Geschichte wohl gleich.
Gestern verkaufte Fernandez 35 Prozent seiner Aktien und jene seiner Partner an die US Private Equity-Firma Warburg Pincus.
Die „Heuschrecken“ zahlten dafür rund 300 Millionen Franken und wollen in ein paar Jahren Kasse machen.
Für die heutige NZZ ist Fernandez ein Star. Tatsächlich aber hat der Pionier kapituliert.
Fernandez wollte seine Avaloq aus eigener Kraft an die Börse bringen. Ein Milliarden-IPO schwebte dem IT-Pionier vor.
Dazu drückte er aufs Tempo, wuchs in fremde Gefilde: Statt Software war er plötzlich ein Totalabwickler.
Immer weiter und höher stieg der Ikarus von Swiss Banking: Ganze Kernprozesse des Finanz-Business, mit Krediten und Beratung, wollte er an Land ziehen.
Eine Krake, die sich ausbreitete. Wie oft in solchen Fällen folgten Pfusch und Kosten. In Deutschland, in Luxemburg, in Luzern.
Überflieger Fernandez drohte die Puste auszugehen. Er brauchte dringend Luft.
Geld. Liquidität.
Einen dreistelligen Millionen-Kredit schoss 2015 die CS ein. Die Kredit-Haie vom Paradeplatz nahmen Platz an Fernandez‘ Entscheidungstisch.
Kurz darauf folgte ein hoher Equity-Zuschuss von der Raiffeisen. Freund Vincenz sorgte dafür, dass Fernandez 10 Prozent seiner Aktien der Genossenschaftsbank unterjubeln konnte.
Wofür? Einfach, damit Fernandez wieder etwas Schnauf hatte.
Es nützte alles nichts. Gestern musste der Mann, der den Temporausch mit seinen Ferraris auch im Privaten auslebt, den Schlüssel abgeben.
Ende der Unabhängigkeit, Schluss mit Höhenflug Richtung Sonne.
Wie bei Schawinski, diesem einzigartigen Fernsehpionier.
Gleich wie Schawinski hat auch Fernandez viel erreicht. Der TV-Macher und der Software-Unternehmer veränderten die Landschaft, wurden für Zeitgenossen zum Vorbild, zum Leader.
Bis sie abhoben. Und zu Losern wurden.
Bei Fernandez geschah dies 15 Jahre, nachdem Schawinski um die Jahrtausendwende mit seinem nationalen Fernsehen die Schweiz überrollen wollte.
Beide setzten auf Empire building statt Schuster bleib bei deinen Leisten. Beiden brach dies das Genick.
Dabei hatte Fernandez alles zum nachhaltigen Erfolg. Seine einst geniale Software für die vielen Banken des Schweizer Finanzplatzes gewann in den 1990er Jahren die SNB.
Die Zentralbank wurde zu Fernandez‘ Showcase. Von da an gab es kein Halten mehr. Immer mehr Privat- und Kantonalbanken kauften die Avaloq-“Suite“ des Aufsteigers.
Der entpuppte sich als knallharter Geschäftsmann. Seine Lizenzen waren Knebelverträge, bei denen es jährliche Supergebühren und kein Entrinnen gab.
Fernandez kassierte Geld wie Heu, von Banken, die dank Schwarzgeld genug Flüssiges hatten.
Es kam 2008. Die Finanzwelt war schlagartig eine andere.
Fernandez gelangte an eine Weggabelung: Weiter wie bisher als Software-Marktführerin, oder Flug zu den Sternen als Komplett-Abwicklerin?
Für den schnellen Schnauzträger keine Frage.
Vollgas. So wie immer.
Nun geht Fernandez. Nicht sofort. Warburg Pincus, die neuen Befehlshaber, lassen dem Gründer den Sitz als Präsident des Verwaltungsrates bei der Avaloq.
Ein Frühstücks-Direktor. Zu sagen hat Fernandez nicht mehr viel.
Die Amerikaner haben übernommen.
Fernandez hält zwar noch 28 Prozent, seine Kollegen weitere 27. Macht 55 Prozent für die Avaloq-Gründer, 35 für die Heuschrecken und 10 für Raiffeisen.
Aber Raiffeisen will Geld machen, aussteigen. Sie stimmt tendenziell mit den Exit-getriebenen Amerikaner.
So heisst es in Realität 55 gegen 45 Prozent.
Die 27 Prozent der Aktionäre, die Avaloq-Kollegen von Fernandez sind, könnten rasch mit Geld geködert werden, wenn die Lage schwierig wird.
Also ist Fernandez auf sich selbst zurückgeworfen. Er hat noch 28 Prozent, eine Minderheitsfigur in der eigenen Hütte.
Das Ende des Flugs zur Sonne ist profan. Fernandez schwimmt im Geld, doch der König der Banken-Informatik hat sein Werk aus den Händen gegeben.
Wie damals Schawinski.
Der ist heute mit seinem kleinen, feinen Radio 1 zurück am Anfang.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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FF wird wohl nicht mehr lange CEO bleiben, sondern sich auf den Chairman-Posten zurückziehen müssen. Das ist auch besser so.
Private Equity-Firmen wollen normalerweise den CEO stellen. Warburg ist jetzt der grösste Aktionär und hat zusammen mit Raiffeisen 45 %. Auf die Mitarbeiter ist nicht Verlass, da „der Franz“ Avaloq-intern überhaupt nicht unumstritten ist.
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Stimmt. Die Amerikaner könnten jederzeit den Agendapunkt „CEO Change“ im Board traktandieren lassen. Oder damit drohen.
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Wenn es so gut läuft, wieso verkauft Fernandez dann einen Drittel seines Ladens ?
Ich würde da nicht investieren…
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Zu den Kommentaren unten: schiebt die PR Abteilung von Avaloq etwa Überstunden?
FF hatte doch mit Avaloq ganz andere Pläne und zu dem Stand der Projekte gab es ja zahlreiche detaillierte Presseberichte… -
Lukas Haessig hat einmahl mehr einfach so was von keine Ahnung und neidisch…regelmaessig schreibt er Schrott ueber Avaloq! zum Glueck gibt es fuer Facts noch die Konkurrenz Finews, dort ist heute ein sehr gutes Interview mit Francisco Fernandez erschienen…
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„…. für Facts Finews….“ – hahahahahahahahaaaaa
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Facts und Finews, der Witz ist super! Ich hab auch einen: Die Pravda ist bekannt für kritische Berichterstattung. Und gerade Nordkorea ist ein Beispiel für eine lebendige Presselandschaft!
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Wenn er dann noch 28% sein eigen nennen darf. Seit ehe hat er 50.01% mit Ronald Strässler in der Firma Alocat AG geteilt. Die jüngste interne Bewertung der Aktie war unter CHF 10,000.
Clever oder nicht von FF, auf jeden Fall sehr opportunistisch und sehr pragmatisch. Absolut legitim.
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Für welche AG gilt die jüngte Bewertung ?
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Etwas vom schwächsten, was LH bisher produziert hat.
Die Trx macht von aussen Sinn und Warburg Pincus sind keine Hasardeure. Welche Firma hat denn eine lupenreine Weste bei Projekten und strategischen Weichenstellungen? Fernandez hat viel richtig gemacht. Die Firma ist 1 Mia. wert. Die Trx jetzt ist alles andere als eine Kapitulation, sondern zeigt grossen Sinn für Pragmatismus bei einem klaren Ziel.
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Der abwertende Begriff „Heuschrecken“ für Wagniskapitalfirmen wie Warburg Pincus in New York wurde vom D-Spitzenpolitiker Müntefering geprägt. WP kauft Firmen (deren Aktionäre dem Verkauf zustimmen) und verkauft sie später mit Gewinn an andere Firmen (die kaufen wollen). WP ist also so etwas wie eine Handelsplattform für Firmen. Dazwischen wird das Verkaufsobjekt oft noch optimiert, um so Mehrwert zu schaffen. Mit „Heuschrecken“ hat das wenig zu tun. Eher mit einer ökonomisch sinnvollen Funktion so wie Handel auch sinnvoll ist.
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Ikarus ist Thomas Wellauer. Wuessten Sie das *wirklich* nicht, Herr Hässig?
Herzliche Grüsse, Zeus -
Das sehe ich anders – sowohl Schawinski wie auch Fernandez haben Geld verdient, Arbeitsplätze geschaffen und eine Branche transformiert. Fernandez noch eine Nummer grösser als Schawinski – wer zum Geier hat sonst in der Schweiz von der Pike auf eine internationale Firma mit einer Bewertung von rund einer Mia aufgebaut? In den letzten Jahren gibt’s da nicht allzuviele Beispiele.
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Dieses Artikel ist unterste Schublade.
Herr Hässig, ich würde ihnen empfehlen, in Zukunft sauberer zu recherchieren anstatt einfach nur stumpfe Phrasen zu dreschen.
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Ja. Jaja. Ja.
Und selbst nur einfache Kritik 🙁 Geben Sie doch dem einfachen Luki Tipps wie er seine Sichtweise anpassen muss! (Dieser Herr ist in einigen Bereichen lernbewusst.)
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Das kommt mir vor wie das Klaeffen eines kleinen Koeters, wenn ihm ein grosser Hund gegenueber steht …. was kuemmert es den Mond, wenn der Hund ihn anbellt ….
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Naja, lieber Herr Hässig. Immerhin hat er nun ca. Fr. 250 Mio. in Bar in der Tasche, und ist anch wie vor CEO einer Firma, die irgendetwas nützliches herstellt und hunderten Arbeit und Einkommen gibt.
Es kann sein, dass aktuell nicht alles ganz rund läuft, aber ich sehe nicht was Hr. Fernandez so ganz falsch gemacht hätte.
Auf jeden Fall hat dieser von Ihnen abschätzig als „Immigranten-Sohn“ ein x-faches Ihres Leistungsausweises erbracht.
Ich schätze das Inside zwar auch ab und zu wegen dem Unterhaltungswert, den einige Artikel haben, aber ab und zu muss man auch mal sehen, was andere geleistet haben und nicht nur, was eventuell ein wenig schief ging.
In Ihrer „Karriere“ ist ja auch nich alles so fandengerade gelaufen, oder?
CU Fritz Sammler -
Luki jetzt lass mal den Franzl in Ruhe und berichte lieber über Basel’s neuste CLERanlage!
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Davon hat Hässig aber keine Ahnung, kein sogenanntes Insider- Wissen.
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„Freund Vincenz sorgte dafür, dass Fernandez 10 Prozent seiner Aktien der Genossenschaftsbank unterjubeln konnte.“
–> so können die Genossenschafter Ihren Buchverlust von Leonteq wieder rausholen. -
Wenn Herr Fernandez (53) geduldig auf die nächste Wirtschaftskrise wartet, hat er ein paar Jahre danach die Milliarde voll.
Viel einfacher und sicherer als nur mit dem von ihm gegründeten Unternehmen selbst. Siehe Leonteq.
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‚My way of joking is to tell the truth.
It’s the funniest joke in the world.‘George Bernard Shaw
* 26. Juli 1856 † 2. November 1950
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fernandez bleibt ceo heisst es doch? eine milliarden-evaluierung eines ch unternehmens hat man sicher nicht jeden tag. weiss nicht, was lh gegen die firma hat. schecks zu klein?
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eigentlich ein übliches vorgehen, gut für avalok und die schweiz. wann geht eigentlich der unternehmer hässig an die börse?
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warburg ist sicher keine heuschrecke, sondern eine allerfeinste adresse. ist herr hässig wieder bisschen neidisch? smarter move vom franz!
warburg ist sicher keine heuschrecke, sondern eine allerfeinste adresse. ist herr hässig wieder bisschen neidisch? smarter move vom franz!
Naja, lieber Herr Hässig. Immerhin hat er nun ca. Fr. 250 Mio. in Bar in der Tasche, und ist anch…
Das sehe ich anders - sowohl Schawinski wie auch Fernandez haben Geld verdient, Arbeitsplätze geschaffen und eine Branche transformiert. Fernandez…