Francisco Fernandez ist ein passionierter Liebhaber schneller Italo-Flitzer. Mit denen rast er derzeit besser nicht durchs Tessin, wo seine Avaloq die grösste Betriebsstätte hat.
Denn die Stimmung im Südkanton ist geladen. Mitarbeiter der Avaloq berichten von einer Salamitaktik des Avaloq-Gründers, der kürzlich einen Drittel seiner Bude an Heuschrecken verkaufte.
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Seit Winter würde die Avaloq Monat für Monat eine Handvoll Mitarbeiter auf die Strasse stellen. Damit könne das Unternehmen einen teuren Sozialplan umgehen.
Erst ab einer bestimmten Entlassungszahl – bei grösseren Unternehmen liegt diese oft bei 30 – ist ein solcher Schutz der Betroffenen gesetzlich vorgeschrieben.
Mit seiner gestaffelten Entlassungswelle könnte sich Fernandez also aus der Verantwortung stehlen und hohe „Entsorgungskosten“ für die Mitarbeiter einsparen.
Eine Sprecherin will das nicht bestätigen. Sie sagt aber, dass es tatsächlich zu Entlassungen bei der Tessiner Avaloq käme.
„In der Avaloq Gruppe sind Mitarbeitenden-Feedback-Prozesse üblich, und in diesem Rahmen ist es in der Tat zu vereinzelten Trennungen gekommen“, sagt sie.
Ein „systematischer Abbau“ würde aber nicht stattfinden.
Dann wählt die Avaloq-Frau Worte mit Bedacht. „Diese Trennungen fallen uns nicht leicht, und wir wünschen unseren ehemaligen Kollegen, dass sie schnell wieder eine passende Stelle finden.“
Den Entlassenen dürfte der Zuspruch von oben kaum die Wut nehmen. Sie werfen Fernandez und seinen Avaloq-Kaderleuten vor, bei ihrem Kernauftrag zu versagen.
Statt selber die Zeche zu zahlen, würden sie die Mitarbeiter bluten lassen.
Tatsächlich steht der Abbau im Zusammenhang mit dem Verlust des wichtigsten Kunden im Avaloq-Verarbeitungszentrum bei Lugano.
Die BSI, mit der die Avaloq ursprünglich gemeinsam das Rechenzentrum geführt hatte, sprang kürzlich ab. Im Zuge des Verkaufs der BSI an die Zürcher EFG-Gruppe wird Avaloq ausgemustert.
Damit verliert die Tessiner Avaloq-Fabrik einen grossen Teil ihres Volumens. Die Folge sind massive Überkapazitäten.
Umso wichtiger wären rasch neue Kunden. Doch solche hat die Avaloq-Führung bisher kaum an Land gezogen.
Nur ein paar kleinere und unbekanntere Namen von neuen Banken finden sich bei der Avaloq. Ihre riesige Schweizer Fabrik im Süden des Landes lässt sich mit diesen noch lange nicht auslasten.
Also bleibt der Abbau. Mit Salami und ohne Extras für die Betroffenen.
Besonders zu reden gibt, dass es sich bei den Entlassenen meistens um Leute über 50 und mit vielen Avaloq-Jahren auf dem Buckel handeln soll.
Familienväter mit grosser Treue zur Informatikfirma in einer strukturschwachen Region: Sie müssen nun schauen, wie sie über die Runden kommen.
Derweil kurvt Fernandez mit seinen schnellen Schlitten von Schwyz in die Zürcher Bankenstadt. Und gibt sich an seinem Flügel im ausladenden Chef-Büro harmonischen Klängen hin.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Was mich interessieren würde: Wo sind eigentlich all die ü50 Schweizer Informatiker geblieben? Ich sehe die praktisch nirgends mehr. Nur noch junge, unerfahrene – meist via PFZ – Reingeholte. Wurden diese von der Globalisierung und PFZ skelettiert? Ausgewandert? Wo seid ihr?
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Fernandez fuhr schon Ferrari als die meisten der Neid Kommentatoren in Deutschland noch Harz 4 erhielten und ihre von Mutti gekauften Ferraris kaum über 4cm waren. Unvergessen die Ferrari Parking Szenen von FF im Hinterhof der Bank vE. Muss so 1998 gewesen sein.
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Das Creditating von Avaloq ist miserabel: http://m.moodys.com/research/Moodys-assigns-B2-ratings-to-Avaloq-outlook-stable–PR_367523
Da stehen sehr viele konkrete Informationen, die man sonst nirgends finden kann.
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Sehr interessant.
Das Rating B1 bedeutet „highly speculative“:
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Besser als die meisten anderen SW Anbieter. Steht soweit nichts überraschendes drin.
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Permanent entlassen ohne Sozialplan. Erinnert mich an die Allianz. Trotz hervorragendem Geschäftsgang und riesiger Abzockerei in der Teppichetage werden bevorzugt die älteren MA entlassen. Immerhin sind die Abschlusszeugnisse toll geschrieben.
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Entlassungen helfen gegen den Fachkräftemangel, oder?
Vor lauter „Fachkräftemangel“ sinken sogar die Tagessätze und Projektangebote für Freelancer. Wenn Gold begehrt wird, steig sein Preis. Nur bei Fachkräften „scheint“ dies anders zu sein.
Einige Eltern haben dies gemerkt, und lassen ihre Kinder keine IT-Ausbildung machen. Schon seit einem Jahrzehnt.
2016 ist das Jahr mit den tiefsten IT-Budgets.
Ich glaube, ich wandere aus, selbst wenn ich weniger verdienen werde. Vielleicht Richtung Süden. IT-Arbeit mit Sprachaufenthalt. Ein U50 ging gar nach Südostasien.
Die Schweit zerfällt durch Deinformatisierung und Deindustrialisierung. Das alles vor dem Einwirken von Algorithmen, Roboter, Industrie 4.0.
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Der Neid der Menschen zeigt an,
wie unglücklich sie sich fühlen,
und ihre beständige Aufmerksamkeit
auf fremdes Tun und Lassen,
wie sehr sie sich langweilen.Arthur Schopenhauer
* 22. Februar 1788 † 21. September 1860 -
Mir tut nur die arme Raiffeisen leid. Die kriegen jetzt ein System auf der Basis von 90ziger Jahre (Oracle, PL/SQL,…) und dann wohl noch ein GUI das bei anderen schon an die Wand flog). Und dann muss einer den Laden aufkaufen und Wartung am Leben erhalten. Armes St Gallen…
Das die B-source flachgemacht wird – ergo keine neuen Kunden… keiner lasest Skills gehen wenn er Pipeline hat…
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Aufgrund der gescheiterten Wachstumsstrategie nähert sich Avaloq langsam dem „Swissair moment“.
Das erklärt, warum Fernandez zehn Prozent des Ladens an Raiffeisen sowie einen Drittel an die Amerikaner verkauft hat.
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IT ist wie Investmentbanking, da rechnet niemand mit seiner Penionierungen, vorallem nicht, wenn die Kunden sparen müssen….die Differenz macht da höchstens ein Unternehmer mit sozialer Verantwortung und Mehrheitsbeteiligung am Kapital und Stimmrecht.
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Die „Heuschrecken“ geben der Avaloq einen Wert von 1 Mia., Fernandez hat Kasse gemacht und besitzt aber immer noch einen grossen Anteil. Jetzt gönnt er sich einen dicken Schlitten. Wenn er’s braucht, so what? Die Frage wäre allenfalls, wie sich Francesco motiviert. Wenn es diese Dinge wie Ferrari sind und vorallem der grosse Reibach via IPO, dann sieht es längerfristig für Avaloq nicht gut aus.
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Wenn das Business einbricht, muss man die Kosten anpassen. Natürlich gibt das nicht Anlass zur Freude, aber es ist halt die Physik der Oekonomie. Neue Kunden zieht man auch nicht gleich sofort an Land, da ziehen u.U. Monate oder gar Jahre ins Land bis es klappt. Ein fehlender Sozialplan ist störend – aber seien wir ehrlich: die 30 sind doch willkürlich, als ob es nur ganz kleine und ganz grosse Unternehmungen gäbe.
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Salami-Entlassungen machen doch CS und UBS laufend und das Amt für Wirtschaft des Kt. Zürich schaut zuverlässig weg, die BürgerInnen müssen diese Arbeitsverweigerung noch mit ihren Steuergeldern berappen! Noch zu Francisco. wenn man nicht mit Leistung brilliert muss das halt ein roter Ferrari tun!
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Das Drama heutzutage ist, dass sogenannte Manager bei Schwierigem Geschäftsgang als erstes die Mitarbeiter „wegmanagen“. Unternehmer und die wenigen fähigen Manager suchen nach Lösungen, wie der Geschäftsgang verbessert werden kann.
Aber eben, solange man von Human Resources und nicht von Human Capital spricht, darf man nichts anderes erwarten.Viel Glück allen Betroffenen.
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Ausgezeichnet notiert, meine Hochachtung!
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Fernandez hat doch gross angekündigt, er würde den Wegfall von BSI durch neue Kunden kompensieren.
Wozu dann diese Entlassungen seit dem Winter ?
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Fassen wir zusammen:
1. Der grösste Kunde ist weg
2. Das Produkt wird nicht nachgefragt
3. Der Unternehmer fährt die Maschine langsam herunter und entlässt sequentiell die überschüssigen Mitarbeiter.
Was ist falsch daran? Werden Stellen abgebaut, weil er Ferrari fährt? Soll Avaloc TI durchgefüttert werden, wie die Alitalia? Der Kanton Tessin hat eine Monkultur aufgebaut und dies hat vor- und Nachteile. Grössere Entlassungswellen sind eine Folge der Monokultur.
Relax, diese Situation eröffnet für alle neue Chancen. -
Tessin und Salami, das passt! Aber in den Salami-Wurstereien schaffen sicher nur noch italienische Grenzgänger und der IT-Bedarf ist als bescheiden zu veranschlagen. Scheint’s hat UBS vor „an der Gottthardroute“ ein Backoffice-Center aufzumachen à la Biel und Schaffhausen. Wäre dann ja zumindest Teil der Lösung.
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Wo sind eigentlich die Schweizer alle geblieben?
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Ob der jetzt so einen Ferrari Flitzer fährt oder nicht, ist unbedeutend.
Wirkliche Kerle kaufen sich Lamborghini!
Avaloq fand Einzug in der Bänklerlandschaft, weil er sich bzw. das Produkt neidlos gut verkaufen konnte. Wenn Bänkler Avaloq nicht verstehen und dies nicht zugeben können, dann drücken sie halt lieber auf Buy um sich keine Blösse zu geben…..
Den Salat haben dann diejenigen Angestellten, welche sich mit dem Teil herumschlagen müssen, Punkt.
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Lieber Herr Falkenschweif
Wenn Sie ein Auto möchten, welches sehr teuer ist und sehr schnell geradeaus fahren kann, dann ist Lamborghini zweifellos eine gute Wahl.
Ansonsten gibt’s wohl besseres … sogar für weniger Kohle …
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Das ist natürlich der Fauxpas schlechthin, wenn der böse Chef, der Entlassungen vornimmt ein Auto fährt, das Neid und Mißgunst seiner Umgebung auf sich zieht.
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Sprach der Scheich zum Emir:
„Zahlen wir und dann gehn wir.“
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Na klar doch. Immer die Neidkeule noch hervorziehen.
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böse zungen behaubten, ferrari-fernandez fahre auch eine neureichen-luxuskutsche aus dem hause rolls royce. stimmt das?
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Das ist jetzt schon die 4. Entlassungswelle bei Avaloq in den letzten 6 Jahren. Das ganze jeweils mit „Performance Management“ zu begründen ist schon zynisch.
Kein Wunder, will da keiner mehr hin.
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in dem fall waren Sie auch betroffen, herr ferrari?
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Das nennt man Dynamik und Markt. Willkommen im 2017. Hört endlich auf, euch auf die Blender und Möchtegern-Rockstars der Teppichetage zu verlassen.
Avaloq verschwindet sowieso und kommt nie wieder. Hängt nicht an diesem überflüssigen Unternehmen. Kreiert neue! Wenn nicht jetzt, wann dann? Wenn nicht ihr, wer dann?
Oder ihr leckt weiter eure wunden Hintern und macht alle anderen für eurer Phlegma verantwortlich.
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Die Tessiner Behörden dürfen sich auch langsam bequemen, sich für den Fall zu interessieren ob es nun ’systematisches‘ Salamislicing ist oder nicht. Gerade ein zahlenmässig so herausgeforderter Kanton wie der Tessin.
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Welcome to the brave new world:
[…] So darf Rüegsegger noch ganze 7 Monate länger auf seinem Thron sitzenbleiben, statt dass ihn der Verwaltungsrat per sofort in die Frühpension schicken würde. Damit kann Rüegsegger, ein Ex-Chef der St. Galler Kantonalbank mit damals gutem Ruf, ein weiteres Millionensalär mit sicherlich üppigem Bonusanteil einkassieren […][…] Dann wählt die Avaloq-Frau Worte mit Bedacht. „Diese Trennungen fallen uns nicht leicht, und wir wünschen unseren ehemaligen Kollegen, dass sie schnell wieder eine passende Stelle finden.“ […]
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Muss dann langsam meinen Ferrari verkaufen, wenn ich so sehe und höre, wer sonst noch einen fährt.
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Amazing……..and his mother lives in a small apartment and he nthinks that he is a good son because he gives her 600 Sfr. monthly for the rent.
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gibts nichts spannenderes heute?
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@s.a. Lamy
shut up, lies doch die Glückspost wenn du nichts zu tun hast
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Das Drama heutzutage ist, dass sogenannte Manager bei Schwierigem Geschäftsgang als erstes die Mitarbeiter "wegmanagen". Unternehmer und die wenigen fähigen…
Permanent entlassen ohne Sozialplan. Erinnert mich an die Allianz. Trotz hervorragendem Geschäftsgang und riesiger Abzockerei in der Teppichetage werden bevorzugt…
Salami-Entlassungen machen doch CS und UBS laufend und das Amt für Wirtschaft des Kt. Zürich schaut zuverlässig weg, die BürgerInnen…