Die Ambition war klar. „Wir schaffen einen der grössten unabhängigen Vermögensverwalter der Schweiz“, versprach die Zürcher Julius Bär vor dreieinhalb Jahren.
Am Freitag war Schluss. „Bär integriert WMPartners“, hiess es nun. „Ende einer unglücklichen Geschichte“, titelte die NZZ, und schrieb von 5 auf 3,5 Milliarden Assetschwund.
[simple-google-ads-ad-tag id=“ip_content_banner“]
Kundenzerfall bei Boom-Börsen: Wie geht so etwas?
Wenn man auf Insider hört, sieht die ungeschminkte Wahrheit dramatisch aus. Die Bär-Tochter WMPartners habe zuletzt viel weniger Assets verwaltet.
Die Julius Bär dementiert das mit Nachdruck und verweist auf die 3,5 Milliarden, die auf der Homepage ausgewiesen würden.
So oder so handelt es sich um eine der schnellsten Firmenversenkungen in der jüngeren Geschichte des Finanzplatzes.
Wie konnte dies geschehen?
Bei Bär regiert einer der höchstbezahlten Banker. Boris Collardi erhält Jahr für Jahr 6 Millionen Franken; bei 5’500 Mitarbeitern – ein Zehntel der UBS – ist das Rekord.
Wie immer bei eindrücklichen Pleiten gibt es zwei Erklärungen: eine offizielle und eine, welche die Leute hinter den Kulissen berichten.
Laut Julius Bär liegt der Grund für das rasche Aus von Tochter WMPartners bei den Behörden. Die vielen Vorschriften würden allen externen Vermögensverwaltern das Leben schwer machen.
Abgesehen davon sei alles bestens gewesen. „WMPartners wurde erfolgreich umgebaut, 2017 ist profitabel“, sagt eine Sprecherin.
„Durch diese Integration holen wir das Fachwissen von WMPartners in die Bank mit dem Ziel, der wachsenden Nachfrage nach bankübergreifenden Vermögensverwaltung gerecht zu werden.“
180 Grad umgekehrt schildern zwei Ex-Berater der WMPartners die Lage. Seit der Fusion seien die besten Leute abgesprungen, und das Management habe alles falsch gemacht.
„Der Setup war von Beginn weg falsch“, sagt einer. „Früher waren die Seniors auch Partner, hielten Anteile am Vermögensverwalter. Als sie dann zu 100 Prozent Bär-Banker wurden, gingen sie.“
Bekanntestes Beispiel ist Willi Leimer. Der Vertrauens-Banker der Sika-Grossaktionärsfamilie Burkard war von Beginn weg kaum sichtbar bei der WMPartners.
Vor Jahresfrist ging er dann auch offiziell von Bord.
Leimer war einer der grossen Partner von WMPartners. Ihn hätten die Bär-Chefs unbedingt zurückbehalten müssen, um mit der neuen Tochterfirma zu wachsen.
Doch Leimer hatte null Bock daraus.
Wie sein alter Kollege Balthasar Meier, der Bruder von Yellow-Dieter Meier. Auch der zeigte sich kaum mehr im WMPartners-Büro in der City. Lieber kümmerte er sich um seinen Fonds.
Und der ursprüngliche Chef der fusionierten WMPartners, Heiner Grütter, übergab nach nur einem Jahr das operative Steuer bei WMPartners.
Grütter war kein Kundenberater, sondern ein Projektmanager.
2016 waren die entscheidenden Figuren weg – oder dann geistig nicht mehr bei der Sache und fokussiert auf ihre eigenen Vorhaben.
Zurück blieben umstrittene Figuren. Einer, der stark zu reden gibt, ist Markus Gonseth. Gonseth führte eine der Vorgänger-Boutiquen, die Infidar. Sie gehörte zu 70 Prozent der Julius Bär.
„Gonseth riss sich stets möglichst viele der Kundenvermögen unter die eigenen Nägel, wenn ein Berater oder Partner das Unternehmen verliess“, sagt ein Insider.
Kurz darauf flossen die Assets davon.
„Das hat zuletzt ungeahnte Dimensionen angenommen“, sagt die Quelle. „Allein in den letzten 2 Monaten haben Gonseth und ein Kollege 200 Millionen Kundenvermögen verloren.“
Gonseth seien Fehler unterlaufen, die einem gestandenen Vermögensverwalter nicht passieren dürften, sagt der Gesprächspartner.
Er habe es unterlassen, bei verdächtigen Zahlungsaufträgen zurückzurufen, um sicherzustellen, dass keine Betrüger am Werk seien. Die Folge: Es kam zu Verlusten durch Betrug.
Doch der Totengräber von WMPartners sei ein anderer, sagt der Insider. Daniel Aegerter.
Aegerter wurde von Boris Collardi auf den Chefstuhl gehievt. Dort habe er ein Regime aufgezogen, das auch noch die letzten der alten Berater in die Flucht getrieben habe.
„Statt die guten Leute mit Kunden und Beziehungen zu fördern, schüchterte Aegerter sie ein“, sagt die Quelle.
Ersetzt habe er sie mit teuren Leuten von der CS und anderen Banken, die nach dem Wechsel kaum Kunden zur WMPartners gebracht hätten.
Die Assets der Kunden schmolzen immer stärker. „Eine Perle“, so der Gesprächspartner, sei „zerstört“ worden.
Der Niedergang zeichnete sich letzten Herbst ab. Die guten Berater waren fast alle weg, die Kunden flohen, die Kosten stiegen, die Erträge sanken.
Aegerter hatte den Niedergang nicht aufgehalten, sondern diesen erst recht beschleunigt.
Wer trägt die Verantwortung? Wer muss hinstehen und sagen: Ich habe Mist gebaut?
Keiner. Boris Collardi versteckt sich hinter seinem zuständigen Bär-Manager. Der redet die Niederlage in einem Interview schön.
Die beiden operativen Verantwortlichen Daniel Aegerter und Markus Gonseth dürfen auf der Payroll bleiben. Sie leiten die nächsten Monate die Integration von WMPartners in die Bär.
Die grossen Verlierer sind die gegen 50 Mitarbeiter der WMPartners; die kleinen und unbekannten Arbeitsbienen im Hintergrund.
Sie dürften ihren Job bald verlieren. Denn eines dürfte sich als Wunschtraum herausstellen; dass nämlich die Kunden bei der Bär-Bank bleiben.
Diese wollten zu einem echten unabhängigen Vermögensverwalter. Als sie diesen nicht mehr vorfanden, verliessen sie die WMPartners.
Nun dürften sie erst recht fliehen.
Kommentare
Kommentieren
Die beliebtesten Kommentare
-
isch ja wieder klar das sönnigi payasä wie de ägerter chönnd blibe! de het nu es kv und redet mieses englisch. super merci
-
Mit Aegerter und Taddei zwei typen die keine Ahnung haben hahahah kein wunder!
-
Ich kannte Hans J. Bär gut. Auch er war nicht fehlerfrei, aber dennoch ein erfolgreicher Unternehmer und Patron alter Schule, dem in erster Linie das Unternehmen wichtig war. Da waren die Chefs eben auch noch Eigentümer. Ganz im Gegensatz zu den heutigen angestellten Managerlis, die sich selbst nur im Vergrösserungsspiegel sehen und nur das Eine im Sinne haben: persönlich reich zu werden. HJB dreht sich im Grabe um. Und das wohl täglich.
-
Ich habe immer ein Problem damit wenn man die alte Garde als raffiniert darstellt. Seien wir doch mal ehrlich, das Bankgeheimnis und attraktive Zinsen garantierten ein Weltklasse Geschaeftsmodell. Dazu kam ein 20+ Jahre Bond Bull Market und nicht viel konnte schief gehen. Bis vor kurzem natuerlich und abgesehen von einigen Ausrutschern im IB der grossen Player. Die gleichen ‚Cracks‘ von damals (90er, 2000er) haetten heute die gleichen Probleme. Ich kenne keinen davon der heute noch erfolgreich in der Bankbranche was anstellt. Entweder sind sie laengst pensioniert oder agieren ohne viel Erfolg irgendwo im Finanzwesen rum, inkl. Banken, wir kennen da ja einige Gestalten.
Frueher war alles besser. Nirgendwo trifft dies mehr zu als bei Banken.
-
-
An der bisher gründlich misslungen „Strategie“ des Zukaufs von Vermögensverwaltern sieht man schnell, dass Boris das Business nicht à fond beherrscht. Man fühlt sich entfernt an die unselige Hunter-Strategie der Swissair erinnert. Collardi will ja DIE Private Bank in der Schweiz sein – die (Zitat) „Patek Philippe des Private Bankings“! Ziemlich grossmäulig, denn die Uhrmacher in Genf sind wirklich Weltklasse, wogegen Klein-Boris‘ Gurkentruppe häufig im Trüben fischt (Petrobras, FIFA etc.). Und mit dem teuren Zukauf von externen Vermögensverwaltern kann man vielleicht ein paar Konkurrenten neutralisieren, aber bestimmt nicht nachhaltig wachsen. Dazu wären wirkliche Fähigkeiten gefragt wie z.B. strategisches Denken, Integrität, Fleiss und Anstand.
-
Warum hat sich Wergen & Partner so kurzfristig noch verkaufen lassen. Da hatte jemand keine gute Nase …nun geht alles schön zurück zur alten JB … der Kreis schließt sich..
-
-
Ein typischer Tag im Swiss Bänking halt!
-
Das eine solche Kundenaufteilung überhaupt erlaubt wird? (Alle Kunden immer an wenige). Da sieht man den Zustand der Firma und das sagt etwas über die Chefs aus.
Hoffentlich bleiben die WMP Verantwortlichen nicht lange bei JB.
-
Groteske Situation: Die Branche der unabhängigen Vermögensverwalter mit Blick auf die zukünftigen Anlage- und Finanzierungsformen und der internationalen Anpassungsfähigkeit ist durch deren unternehmerisches Handeln die Zukunft des Privat Bankings in Europa.
Erstaunlich, dass man hier eine Bank einen üVVaus regulatorischer Sicht integriert. Sind üVV zur Schikane stärker reguliert als Banken? -
Wahnsinn wie schnell man doch einen Schweizer Finanzplatz mit so einer Aktion schädigen kann und sich dann wundert warum Anleger das Geld woanders hinbringen.
-
Habe Daniel Aegerter gesehen und erlebt im Job.
Von meiner Meinung bringt mich niemand ab.
Ziemliche Nullnummer-
Das stimmt so nicht! Im Speichellecken und Wassertragen ist Dani Aegerter top!
-
-
Inzucht auf der Teppichetage ist das Kernproblem der
Bankerbranche. Gepusht durch Mandats-Nascherei seitens der Executive Searchers. Jeder kennt jeden von „irgendwo“ oder aus gemeinsamen Zeiten bei einer Grossbank – dies unabhängig ob mal performt oder nitt, aber hauptsächlich „quetscht er mir nicht die Eier…“
Auf dem ewig drehenden Personal-Karussell sind das dann die „hochkarätigen Top-Shots“ (finews-sprech) bei deren medialen Vorstellung. Losgelöst ob Nuller Ex-BSI / Ex-Notenstein / Ex-what ever und ganz NEU Ex-CLERC.
Also tutto claro!-
Liebe Frau Britsch
Dem ist nichts hinzuzufügen. Zwischen „Kennen“ und „Können“ scheinen die Grenzen fliessend zu sein – wenn auch nur in eine Richtung.
Eine 0 kennt die nächste 0. Zusammen also eine 00. Das past auch ganz gut, dann kann gemeinsam gleich doppelt Sch….. „abgeliefert“ werden…
-
-
Schlimm, schlimm schlimm:
Niemand trägt Verantwortung.
Weder Collardi noch Rossi noch Gonseth noch Aegerter
Niemand.
Alle vollmundig gescheitert.Welcome to Julius Baer & Co.,
Diese Feigheit den Mitarbeitern die Wahrheit verschweigen das im 2018 die meisten entlassen werden. Ich finde es einfach eine echte Katastrophe
-
Mich wundert das ganze nicht, dass der Dani die WMP an die Wand gefahren hat. Bei Bär hat er auch immer auf Studies gesetzt und ist wie ein aufgeblasener Gockel hin und her spaziert. Anstatt mal richtig zu arbeiten, sind diese Herren lieber im Leone gesessen.
-
Trauerspiel Infidar: Zuerst durch Fedier heruntergewirtschaftet – jetzt durch Aegerter. Wie geht es weiter?
-
„Laut Julius Bär liegt der Grund für das rasche Aus von Tochter WMPartners bei den Behörden. Die vielen Vorschriften würden allen externen Vermögensverwaltern das Leben schwer machen“
Gelten die Vorschriften nicht weitgehendst auch für alle externen Vermögensverwalter? Dann müssten die ja sofort ihre Pforten schliessen oder wollte Bär einfach nur Geld verdienen und nichts arbeiten???
-
Dani A ist grundsätzlich als Mensch ok, aber nicht jeder ist zum CEO geboren. Schuster bleib bei deinem Leisten. Wirklich verantwortlich sind Leute, die CEOs einsetzen, die nicht geeignet sind. Bleibt zu hoffen dass DA anständig entlöhnt wurde und was auf der Seite hat, wenn es bei Bär mal fertig sein sollte..
-
Habe Kollegen), welche schon vor Jahren bei WMP gekündigt haben, weil dort nur noch junge „Bluffer“ angestellt wurden, welche „an der UNI ein paar Mester gestiert“ haben, aber keine Ahnung von Tuten und Blasen einer Vermögensverwaltung gehabt haben. Auf gut Deutsch: Vermögensverwalter wurden durch Theoretiker- „Pumpen“ ersetzt, welche auf die Vermögen der Kunden „keinen guten“ Einfluss hatten – Konsequenz und Bestätigung dieser Entwicklung schön und „schonend“ beschrieben im Artikel.
-
Eine Frage hätt‘ ich, Rooney: Was ist Tuten?
-
Cristiano Ronaldo. Wie ich aus deiner Frage herauszulesen gedenke, scheinst du wenigstens zu wissen, was mit Blasen gemeint ist. Freut mich für dich!
-
-
Man wird wieder die üblichen Worthülsen lesen, wie: „Fokussierung, Synergien, Starkes Bedürfnis der Kundschaft, Vereinfachung der Schnittstellen, Kosteneinsparungen….usw usw.“
-
Ein weiteres Skelett im Keller; Aufgehübscht durch Storyteller!
-
Bienen gehören nicht ins Büro, sondern in den Bienenstock. Bienenkotze gibt dort Honig. – Bei Bär kommt Bienen zwar auch das Kotzen, aber Honig fliesst dann dabei nicht.
-
…doch doch: schliesslich muss die GL mit anständigen Boni bedient werden! 😉
-
-
Herr Daniel Aergerter hat die WMP zerstört.
Er trägt die volle Verantwortung.-
Kennen Sie ihm ? Aber warum tragen nicht diejenigen die Verantwortung, wo ihm ernannt hat ?
-
@Thomas: und wer trägt die Verantwortung für ihr miserables Deutsch?
-
Klares Fall: Ck-dt kann der Akkusativ nicht! (Wen-Fall für Ihnen.)
-
-
Ich verstehe bis heute noch nicht, warum ausgerechnet Collardi nach dem traurigen Ableben von Alex Widmer als CEO bei Bär eingesetzt wurde.
Zeit seines Lebens hat er bewiesen, dass er nicht viel mehr ist als ein raffinierter Speichellecker der sich vor allem dadurch profiliert hat, dass er die Drecksarbeit seines früheren Vorgesetzten umsetzte, sprich fortwährende cost-cuts oder ähnlich geartete Massnahmen. Durch Innovationen, Spürsinn für lohnende Investitionen, Weitsicht oder geschweige denn Geschäftsethik hat er jedenfalls noch nie brilliert.
Er und Seinesgleichen sind für mich das beste Beispiel dafür, warum und woran es in der Bankenbranche krankt.
-
Und woher stammt Collardi? Natürlich aus der CS…….
-
…aha, dann hat er wenigstens auch eine „weisse Weste“?
-
Ich behaupte, ohne Collardi gäbe es die JB heute längst nicht mehr.
Immerhin wurden die Anzahl Stellen verfünffacht. -
Das ist das größte Problem von Bär. Es wimmelt nur so von ex-CS Leuten. Bei der CS nicht erfolgreich, aber jetzt mit neuer Visitenkarte soll es mal klappen? Wenn nur die Ideen auch neu wären. Leider wird das Erfolglose aus der CS-Zeit 1:1 übernommen. Aber das Schiff ist viel zu groß um unterzugehen, das wird noch Jahre dauern. Bis es soweit ist, hat ja man noch genügend Zeit mit der CS zu „mergen“……
-
@Yvan: Genau, es zählt (nur) die Quantität!
-
Ich verstehe bis heute noch nicht, warum ausgerechnet Collardi nach dem traurigen Ableben von Alex Widmer als CEO bei Bär…
Und woher stammt Collardi? Natürlich aus der CS.......
Habe Kollegen), welche schon vor Jahren bei WMP gekündigt haben, weil dort nur noch junge "Bluffer" angestellt wurden, welche "an…