Die UBS-Spitze plant Schritt für Schritt die Entsorgung der Alten. Wenn nicht physisch, dann als Kostenfaktor.
Gestern propagierten die Ökonomen jener Grossbank, die im letzten Jahrzehnt vom Bürger gerettet werden musste, flächendeckende Lohnkürzungen für 50-Jährige und älter.
„Grober Denkfehler der UBS“, kommentiert der Tages-Anzeiger, und argumentiert mit dem „Fachkräftemangel“.
Der Tagi hat recht. Die UBS-Jobplattform förderte heute früh 467 freie Jobs bei der Bank allein in der Schweiz zutage. Weltweit sind es gar 2’600. Erfahrene Leute sind gefragt, ergo mehr Lohn.
Doch hinter dem Lohnabbau steckt noch anderes. Der Plan der Nummer 1 des Finanzplatzes lautet, ihren grössten Kostenfaktor – die Löhne machen bis drei Viertel aller Aufwände aus – zu zerschlagen.
Operation „Haudrauf“ nahm langsam und über die letzten Jahre Gestalt an. Die UBS-Manager gingen systematisch vor – wie es sich für eine Bank mit Militärvergangenheit, Obristen-Schwemme und Wolfsberg-Akademie ziemt.
Zuerst: das Ziel formulieren. Dann: die Strategie festlegen. Nachher: die Umsetzung planen. Schliesslich: auf den Knopf drücken.
Execution.
Weit in die nächste und übernächste Geländekammer schauen, heisst das im Schweizer Offiziersjargon. Die UBS-Manager sind Weltmeister darin.
Sie begannen mit der Auslagerung nach Polen und Indien. Der Hype der Nullerjahre mit den „Centers of Excellence“ von Krakau über Pune bis Nashville ist Ernüchterung gewichen.
Die Bürokratie schoss durchs Dach, die Qualität sank in den Keller. Egal, den Investoren konnte stets ein gigantischer Kostenabbau vorgegaukelt werden.
Teil 1 von Plan „Haudrauf“ lief auf einen ersten Abbau in der Schweiz hinaus, ohne dass darüber gross berichtet wurde.
In Teil 2 ging es dann direkt im teuren Heimmarkt zur Sache. Nun machten sich die UBS-Oberen an die Zerschlagung ihrer Schweizer Belegschaft.
Flächendeckend wurden ältere Mitarbeiter und Kaderleute entlassen, verschoben oder in die Frühpensionierung geschickt.
Wie die NZZ heute richtig bemerkt, fällt die UBS durch einen besonders hohen Anteil an Frühpensionierungen im Verhältnis zur Gesamtzahl aller Pensionierungen auf.
Mehr als 50 Prozent. Sprich: Nicht einmal mehr jede 2. Pensionierung bei der UBS ist eine ordentliche.
Der Trend zu Frühpensionierungen hat vor Jahren eingesetzt und beschleunigte sich mit jedem neuen Sparprogramm. Für die älteren UBS-Mitarbeiter war es die letzte Zufluchtsstätte.
Sie wurden zu Flüchtlingen im eigenen Unternehmen. Last exit, bevor Schlimmeres – die Kündigung mit 50 oder älter – drohte.
Dieser für viele Worstcase zeichnete sich spätestens im letzten Jahr ab, als die Grossbank in der Schweiz eine Aufsehen erregende Vertragsänderung für ihre mittleren und oberen Manager durchsetzte.
Deren Kündigungsfrist wurde von 6 auf 3 Monate halbiert. Wer dies nicht akzeptieren wollte, dem drohte die Entlassung.
Offiziell begründete die UBS ihren Schritt mit weltweiter Harmonisierung der Arbeitsverträge. Tatsächlich, so vermuteten viele Betroffene, ging es allein um die Möglichkeit, rascher und günstiger die „teuren“ Kaderleute zu entsorgen.
Der nächste Schritt war von grosser symbolischer Bedeutung und führte zum Eindruck, die Mitarbeiter seien für die UBS nur noch graue und abstrakte Jongliermasse.
Die Bank hatte massive Sparmassnahmen bei den Dienstjubiläen beschlossen. Wer 10, 20 oder noch mehr Jahre seines Berufslebens für die UBS investiert hatte, musste sich verraten vorkommen.
Wertschätzung? Nur in schönen Broschüren. Wenns ums Geld ging, dann war davon immer weniger zu spüren; selbst die Yucca-Pflanze im Büro wurde aus Kostengründen entsorgt.
Bereits steht der nächste Coup vor der Tür: die Verlagerung Tausender von Büroleuten aus Zürich in die Grenzregionen im Norden, Westen und Süden.
Unten in der Futterkette verfestigte sich durch all diese Einschnitte der Eindruck einer 2-Klassen-Gesellschaft. Nicht von ungefähr, gings doch oben munter weiter wie bisher.
Lukas Gähwiler wurde zum Chairman für die UBS Schweiz befördert und durfte ein paar lukrative VR-Mandate annehmen.
Zürich-Chef Thomas Ulrich wechselt nach Bern ins Lobbying und dürfte ähnlich viel verdienen wie bisher, vermutlich mehr als eine Million im Jahr.
Und nun also wollen die UBS-Oberen die Löhne ihrer älteren Angestellten zerschlagen. In der Hoffnung, mit Sparen im Maschinenraum noch ein paar Bonirunden für sich selbst zu sichern.
Hoffentlich müssen bald die teuren Ü50 Manager, Ermotti, Gähwiler, Verwaltungsrat und Co. jüngeren und hoffentlich viel billigeren Fachkräften weichen! Wieviele…
Herrlich geschrieben, auch die Titelwahl ist frech. Nur das Lachen bleibt mir im Hals stecken, denn ich bin Ü50 und…
Studie der UBS: Die Mär vom Wachstum und des Fachkräftemangels kann ich nicht mehr hören. Der grösste Teil des Wachstums…