Die Geschichte eines Schweizer Spitzen-Händlers der UBS, der seit letzter Woche in einem amerikanischen Gefängnis schmort, beginnt auf dem Eis.
Dort hatte Andre Flotron als Jugendlicher seine ersten Triumphe erzielt. 1984, vor über drei Jahrzehnten, führte Flotron seine 3 Kollegen an der Junioren-WM in Übersee auf den 2. Platz.
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Der Vize-Weltmeister-Titel war der Höhepunkt in Flotrons sportlicher Karriere. In der Elite holte er zwar auch noch ein paar Auszeichnungen, konnte aber nicht mehr mit den Spitzen mithalten.
Das war ihm auch nicht mehr so wichtig. Seinen ausgeprägten Ehrgeiz verlegte Flotron nun aufs Trading. Dort wollte er reich und erfolgreich werden.
Ein Master of The Universe. Einer, der es aus der Zürcher Agglo an die Spitze des angelsächsisch dominierten Handels bringen würde.
Flotrons Thema waren Gold und die übrigen Edelmetalle. Er hatte eine KV-Lehre gemacht und stieg dann beim damaligen Bankverein in den Goldhandel ein.
Sein Vater, auch er ein Curler und später ein hoher Manager im Imperium des einstigen Finanz-Überfliegers Martin Ebner, war streng mit seinem Sohn.
Mit seinem Junioren-Vizetitel im Curling und dem Einstieg ins Trading konnte Andre die Ambitionen von Vater Flotron erfüllen. Er war auf der Erfolgsspur.
Zunächst sah alles nach einer klassischen Banker-Karriere mit harmonischem Umfeld aus. Flotron heiratete, das Paar hatte Kinder. Man traf Freunde aus der Curling-Szene, wurde Götti und Gotte.
Das Leben schien gemacht, die Kinder wurden grösser. Da wurde es Andre Flotron langweilig. Er, der immer den Erfolg suchte, im Sport, dann im Beruf: Er lechzte nach mehr.
Die UBS, wo seine alte Arbeitgeberin Bankverein Ende der 1990er Jahre aufgegangen war, bot die ideale Plattform dafür. Flotron konnte aufsteigen und die Schweiz verlassen.
Sein neuer Arbeitsort wurde Amerika. Dort hatte die UBS in Stamford im Norden von New York als aufstrebende Kraft im globalen Investment Banking einen riesigen Handelsraum eröffnet.
Flotron war am Ziel seiner Träume angelangt. Er war ein Trader bei jener Bank, die unter ihrem damaligen Chef Marcel Ospel nur noch einen Weg kannte: nach oben, in den Olymp.
Die UBS wollte die Spargelder ihrer konservativen Privatkundschaft im riskanten Handelsgeschäft einsetzen. Vorbild wurde die US-Investmentbank Goldman Sachs.
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Ein ungeheurer Expansionstrip begann, der vor 10 Jahren zu einem abrupten Ende kam. Mitten drin Andre Flotron, Ex-Curler, aus Zürich-Nord, der nun mit den Grossen mitspielte.
Laut einem Schweizer Freund muss da etwas im Kopf von Flotron passiert sein. Er meldete sich nicht mehr bei seinen alten Kollegen, vernachlässigte die Familie und die Kinder zuhause.
Später zeigte sich der Grund. Er hatte eine neue Beziehung. Offenbar handelte es sich um eine Kollegin von der UBS mit gutem Job.
Flotron brach mit seinem alten Leben in der Schweiz. Er heiratete zum zweiten Mal und wurde mit der neuen Frau erneut Vater. Sie schenkte ihm Söhne – was sich Flotron immer gewünscht hatte.
2008 brach die alte Welt ein. Die UBS musste gerettet werden, die Boni wurden im mittleren Kader zusammengestrichen.
Für Flotron begann eine schwierige Zeit. Die Familie in der alten Heimat musste er weiter finanzieren, daneben hatte er eine neue in Amerika.
Begann er da, auf Abwege zu geraten? Ging die Rechnung mit den hohen privaten Kosten nicht mehr auf?
Die US-Häscher werfen Flotron „Spoofing“ vor. Gemäss Bloomberg würde Flotron eine maximale Gefängnisstrafe von 25 Jahren drohen.
Unter Spoofing versteht man eine Art Frontrunning. Die Händler bauen dabei auf Termin grosse Positionen mit dem Geld ihrer Kunden oder ihrer Bank auf, mit denen sie die Preise in eine Richtung bewegen.
Dann machen sie den Deal rückgängig, sie kaufen oder verkaufen also nicht. Die Terminposition wird aufgelöst.
Im Hintergrund haben sie in dieser Zeit eigene Wetten getätigt, mit denen sie vom selbst erzeugten, temporären Preisausschlag profitieren konnten.
Laut einem Ex-Spitzen-Goldhändler sei das eine verbreitete Praxis in den „guten alten Jahren“ gewesen. Es sei auch nichts Verwerfliches dabei gewesen.
Ein anderer Händler auf dem Platz Zürich meinte gestern in einem Gespräch, dass es im Trading „überall solche Verlockungen“ geben würde. Die Frage sei, ob man ihnen erliege.
Gemäss den US-Ermittlern war Flotron einer, der bei den Manipulationen mitgemacht hatte. Und zwar im grossen Stil.
Er soll dabei eine Nachwuchskraft derart eingefuchst haben, dass die beiden zusammen – Flotron von der US-Ostküste aus, der Neue aus Singapur – die Preise im Duo steuern würden.
Die Justiz-Beamten stützen sich bei ihren Vorwürfen gemäss Bloomberg auf einen Ex-Kollegen von Flotron. Dieser könne durch seine Kooperation mit den Amerikanern seine Haut retten.
Dieser Ausweg bleibt Flotron, der inzwischen 54 Jahre alt ist und wieder in einer neuen Beziehung mit einer Amerikanerin lebt, nicht mehr.
Er kann nur noch versuchen, sich gegen die mächtigen Ankläger vom Department of Justice zu verteidigen. Sein Anwalt meinte, man werde gegen die Vorwürfe „antreten“.
Flotron hat bei seinem ersten Auftritt vor dem Richter einen Vorgeschmack auf die nächste Zeit erhalten. Seinen Antrag auf Freilassung auf Kaution lehnte der Richter ab. Es bestehe Fluchtgefahr.
Am Freitag steht der nächste Gerichtstermin an. Für Flotron geht es ums Ganze.
Derweil wäscht sich seine Ex-Arbeitgeberin, die ihn vor 4 Jahren entsorgt hatte, die Hände in Unschuld.
Man habe sich mit den US-Behörden längst geeinigt, sagte ein Sprecher.
Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Ja das sind wirklich immer noch die Schoggijobs schweizweit. Ein bisschen seinen Hobbys nachgehen, dann irgendwann mal im Büro auftauchen und kurz fragen „gibt’s was, ich hätte sonst noch einen Termin“. Sorry aber die Bankbranche ist so verwöhnt, überschätzt und überzahlt, dass ich zweifle ob sie noch in irgend einer Art und Weise zu retten ist. Das funktioniert ja nur mit Schwarzgeld, weil man dann den Kunden in der Hand hat. Kein Depp würde sonst die völlig überhöhten Gebühren der Schweizer Banken zahlen. Mal sehen wie lange das Paradies noch existiert.
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Definition: „E Spoof mache“ für Anfænger: Links blinke / rechts fahre oder umgekehrt… oder: muesch gäh zum Chauffe – oder ebbe muesch chauffe zum gäh…
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Ich verstehe nich ganz was Curling mit Banking zu tun hat und noch weniger warum hier Privatleben publik gemacht wird. Gibt es Zeugen für die ‚Vernachlässigung‘? Und was haben Beziehungen, Affairen hier zu suchen? Just asking… Kann man allenfalls machen, wäre der Protagonist CEO, Nationalrat oder sonst wer von öffentlichem Interesse. Ansonsten heikel.
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alles neider. spoofing ist ein ganz normaler vorgang und z.b. in devisenhandel nicht verboten. kann mir nicht vorstellen, dass das im goldtrading ebenfalls verboten ist. die amis sollen doch besser mal vor der eigenen tür wischen und gleich mal beim präsidenten anfangen.
und was curling damit zu tun hat ist mir schleierhaft. und so machen sehr erfolgreicher zeitgenose kam aus der aglo…bill gates, steve jobs……neidisch weil man es als städter nicht geschaft hat-
An einem „Exchange“ wie CME gelten andere Regeln als im OTC wie EBS und Reuters u CME trades werden zum Strick werden.
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Was tut es eigentlich zum Thema, ob jemand in seiner Freizeit Curling, Golf oder Fussball spielt, Velo fährt oder Briefmarken sammelt? Spielt das in diesem Zusammenhang irgend eine Rolle?
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Yes it does.
Shows the competitive character that is willing to do anything for a “win”!!
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Noch schlimmer als keine Zukunft zu bauen, ist nicht sich von Vergangenheit zu befreien… noch 10 Jahre nach total Debakel, zeigt sich diese Bank immer wieder, was Sie gross gemacht hat und zwar…
Amen. -
Seit 2000 musste die UBS deutlich über 10 Milliarden Bussen bezahlen wegen Manipulationen von Investment-Bankern in den USA und GB. Diese betrogen skrupellos Kundenberater und ihre Kunden.
Google: „..so viele Bussen zahlte die UBS..“
Die Liste ist unvollständig, weil Bussen vor 2006 nicht mitgezählt wurden.-
..und jedesmal wussten die Obrigen selbstverständlich nichts von dem was an der Front passierte. So eine Scheinheiligkeit, an erster Stelle M.O.
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@Staatsanwalt
Apropos „scheinheilige Obrige“:
Die wissen angeblich bis in die jüngere Vergangenheit nichts von den „Frontaktivitäten“, siehe Sergios „geili Sieche“, die spielend den maximalen Bonus verdienten. Aber oben fragte keiner nach, wie das möglich ist im effizienten Devisenmarkt …. und auch die Finma nimmt natürlich gerne an, dass mit Devisen alles möglich ist:
– Ipco-Marketing-Märchen während Jahren toleriert
– Münchner Märchen wunschgemäss durchgewunken („tapfer weggeschaut“)
– etc.Wär ja blöd, wenn Mark, der Liborfachmann, alten Kumpeln auf die Füsse treten müsste ….
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M wusste nicht sehr viel ….
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@Staatsanwalt: Wäre dies nicht an Ihnen (oder Ihren Kollegen), abzuklären, ob strafbare Handlungen vorliegen?
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Spoofing wird im Artikel falsch erklärt. Bei Spoofing handelt sich in einfachen Worten um folgendes: Will ein Händler in Tat und Wahrheit am Markt als Käufer auftreten ‚gekault‘ er vor, grössere Mengen Verkaufen zu wollen. Dies löst in der Regel Verkaufsorders von anderen Marktteilnehmern aus. Die vom Spoofer zuvor eingestellten grössseren Verkaufsorders werden nur ganz kurz plaziert und vor deren Ausführung wieder annuliert. Vice versa bei Verkaufsabsicht des Spoofers.
Was im ganzen Kontext auch noch interessant ist: Beim ehemaligen Bankverein waren Andre Flotron, Martin Senn und Martin Schlegel während Jahren alle im selben Team Goldhandel tätig.
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Die Namensliste kann jederzeit noch um Dutzend SBV-Personen erweitert werden, die zu dieser Zeit aktiv im FX/PM und auch auf der Zinslipickerseite aktiv war.. nicht nur bei SBV.. leuchtet doch mal den damaligen Bär NY durch…
Da gibts Gschichten um noch heute x Leute zu hinterfragen..
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Auch für Herrn Flotron gilt erst einmal die Unschuldsvermutung. Wenn man in den USA als Banker verhaftet wird, heisst das im Normalfall, dass man unschuldig ist.
Die USA sind im Umgang mit Bankangestellten nicht besser als jedes verdammte Drittweltland. Die wirklich kriminellen Banker laufen alle frei herum und freuen sich an ihrem Reichtum. -
Sitzt der arne im US Gefängnis, weil er eine andere ehelichte? Oh Gott, dann kann das ja jedem passieren!
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Immer wieder verlockend das grosse Geld. Und die internen Kontrollmechanismen? Diese waren offenbar nicht vorhanden, oder aber ausgeschaltet.
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Flotron – who cares?
Viel interessanter wäre doch ein anderer ehemaliger Bankverein-Stift bzw. -Händler, dessen Anwalt Appartments mit dem Potus handelt und der wohl ganz ähnliche russische Freunde pflegt wie der Ami.
https://www.tagesanzeiger.ch/zuerich/stadt/ich-stelle-mich-in-die-feuerlinie/story/12724505
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Wohl auch ein Opfer von Geldgier und Mgmt-Gelüsten.
Und!: Erstaunlich wie weit man mit einer KV-Ausbildung kommen kann.
@LH: Auf zerohedge.com war diese News schon vor 5d inkl. FOTO und mehr Facts!
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Ermotti, Wäd(l)i, Grübel, der ZKB-CEO (Name entfallen) etc. kamen mit einer Lehre noch weiter…, andere hatten zuerst (bis zum Schnellbleich-Executive-Management-Wochenend-Kürsli bei vollem Gehalt gesponsert (finanziell und mit Empfehlung) vom Arbeitgeber an einer renommierten Uni) überhaupt keine abgeschlossene Ausbildung (z.B. Collardi)… Der bequeme Weg kann manchmal auch der erfolgreichste sein! Dies als Message an all diejenigen, die sich abmühen, um an Spitzenunis angenommen zu werden und dort nochmals unbezahlt (ja gar gegen teures Geld) sich ein paar Jahre abrackern, um dann später irgendwo den Wasserträger spielen zu dürfen.
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@Wahrheit: Sie sind sicher keiner der älteren Generation sonst würden Sie nicht so abschätzig über eine KV-Ausbildung schreiben. Vor Jahrzehnten, d.h. zu meiner Zeit, gab es sehr viel weniger Möglichkeiten sich weiter zu bilden oder in spezialisierte Schulen zu gehen. Damals war der Weg: hartnäckige, ehrliche Arbeit; Auslanderfahrungen und Sprachen lernen; je nach (beschränkten) Möglichkeiten sich spezialisieren.
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Leider korreliert die Zahl immer „edlerer“ universitärer Bankausbildungen mit dem ansteigenden Variantenreichtum an spektakulären Bankzusammenbrüchen …..
Soviel zum Thema „KV vs. Uni“.
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Es ist immer wieder verwunderlich, wie wenig jene, die von Berufs wegen täglich mit Finanz- und Rohstoffmärkten zu tun haben die Chancen nutzen, die sich aus Krisen aller Art ergeben.
Zumal der Zugang zu ggf. dafür benötigten Krediten über den Arbeitgeber ein leichterer ist als für jeden anderen.
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Lieber für einen kleinen, sicheren Profit kriminell anstatt an den großen Chancen teilzuhaben, die für alle offen stehen:
2003 – 2009 – 2011 – 2015
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Und wovon träumst Du nachts? Wer als Trader bei seinem Arbeitgeber um einen Kredit nachfragt, um damit auf einen Crash zu spekulieren wird wohl gleich von der Security zum Ausgang gebracht.
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Seit 2000 musste die UBS deutlich über 10 Milliarden Bussen bezahlen wegen Manipulationen von Investment-Bankern in den USA und GB.…
Flotron - who cares? Viel interessanter wäre doch ein anderer ehemaliger Bankverein-Stift bzw. -Händler, dessen Anwalt Appartments mit dem Potus…
..und jedesmal wussten die Obrigen selbstverständlich nichts von dem was an der Front passierte. So eine Scheinheiligkeit, an erster Stelle…