Bei der Aktienauswahl dürfen Sie die Frage, ob Sie das Produkt mögen, nicht mit der Frage verwechseln, ob Sie die Aktie kaufen sollten. Denn das sind zwei verschiedene Sachen.
Natürlich ist die Frage, ob Ihnen die Firma oder die Produkte gefallen, durchaus hilfreich. Aber letzten Endes geht es um die Entscheidung, die Aktie zu kaufen (und nicht das Produkt), und da spielt auch der Preis für die Aktie eine Rolle.
Wir verwenden den Value-Rang zur Bestimmung der Angemessenheit des Preises einer Aktie. Je höher der Value-Rang, desto günstiger ist die Aktie im Vergleich zur Grösse des Unternehmens.
Um diese Feinheiten unterscheiden zu können, müssen Sie einen Lernprozess durchlaufen. Geben Sie sich dafür ein paar Jahre Zeit. Investieren Sie regelmässig kleinere Beträge in Aktien, schauen Sie, was passiert, und lernen Sie daraus.
Nach einigen Jahren können Sie zwischen Firmenwert und Produkten unterscheiden, und Sie fühlen sich immer sicherer mit Ihrer Aktienauswahl.
Trotzdem muss Ihnen klar sein, dass Sie mit einer Viertel- oder halben Stunde Aktienanalyse niemals eine unglaubliche Aktienrendite erwirtschaften werden. Aber das ist auch nicht entscheidend.
Viel wichtiger für Sie ist, dass Sie die Marktrendite ohne die Kosten der Vermögensverwaltung erhalten, denn dann haben Sie am Schluss meist mehr, als wenn Sie Ihr Geld fremd verwalten lassen.
Zunächst mal ist ein gutes Produkt keine schlechte Sache – auch für eine Aktie. Wenn natürlich alle schon das gute Produkt erkannt haben, sollte man davon ausgehen, dass diese Erkenntnis schon im Aktienkurs steckt. Dann stellt sich die Frage der Nachhaltigkeit dieses Produktes, und ob die Firma noch weitere gute Produkte schaffen kann. Die Nachhaltigkeit wird gerade bei Technologie-Produkten fast immer überschätzt, so dass es letztlich bei solchen Firmen immer um die Fähigkeit, sich neu zu erfinden, geht. Das zu erkennen hat mehr mit Sachkenntnis als mit Aktien-Analyse zu tun. Überhaupt nichts mit professioneller Aktien-Analyse zu tun hat die Fähigkeit, gute Produkte frühzeitig zu erkennen – vor der breiten Masse. Das ist die eigentliche Kunst, wirklich reich zu werden.
Ein gutes Beispiel ist Apple und das Iphone. Am Anfang von vielen verlacht, lacht man heute nur noch über die damaligen Lacher, allen voran den damaligen Microsoft CEO „Monkey Boy“ Steve Ballmer. Wer damals die Qualität des Iphones erkannt hat, hat eine Menge Geld gemacht. Microsoft und Nokia sind im Gegensatz zu Google viel zu spät und falsch auf den Zug aufgesprungen und haben bitter dafür büßen müssen. Beide sind gute Beispiele für die Fragilität von Technolgie-Firmen, wobei Microsoft heute zumindest vom Aktienkurs wieder gut dasteht.
Wie geht es nun weiter mit Apple? Es fällt auf, dass Apple seit Jahren kein neues Produkt mehr auf dem Markt durchsetzen kann. Man hebt stattdessen die Iphone-Preise immer weiter an und stranguliert Zulieferer wie Qualcomm, um die eigene Profitabilität zu erhöhen. Das ist kein gutes Zeichen für ein Technologie-Unternehmen: Apple kann sich nicht mehr neu erfinden. Das zentrale und einzige Produkt ist einfach zu groß, um durch ein anderes noch ersetzt werden zu können. Auf der anderen Seite funktioniert die Strategie „Output-Preise rauf, Input-Kosten runter“ für ein Technologie-Produkt erstaunlich gut, nicht zuletzt weil die alten Iphone-Kunden überdurchschnittlich wohlhabend und zu faul sind, sich auf die Billig-Konkurrenz umzustellen. „Einmal Iphone, immer Iphone“ heißt die Devise und steigende Service-Einnahmen mit dem App Store und anderen sind das Sahnehäubchen auf dem süßen Kuchen. Apple wird also in absehbarer Zukunft nicht ins Bodenlose fallen, aber mangelhafte Innovationsfähigkeit und sinkender Marktanteil im Kernmarkt, disqualifizieren Apple als ein Zukunfsinvestment. In den Kursen ist das alles drinnen. Die Aktie ist für einen Technolgie-Wert extrem billig, insbesondere wenn man die Aktie um die riesigen Bargeld-Mittel bereingt. Mit Apple kann man auf kurze und mittlere Sicht traden aber nicht mehr investieren – diese Zeit ist vorbei.
Selbst eine Aktie wie Apple hatte temporäre Schwächephasen wie in 2008, 2012 und 2015, die man mit regelmäßiger – beispielsweise monatlicher – Kontrolle der 200 – Tage – Linie vermeiden konnte:
https://www.boerse.de/aktien/Apple-Aktie/US0378331005
Anstatt sich allerhand Belangloses durchzulesen ist die regelmäßige Arbeit mit der 200 – Tage – Linie erfolgreicher, vergleichbar, wie ein Mieter monatlich die Mieteingänge kontrolliert.
Weiterer hilfreicher Indikator sind Richtung und Steigerungsrate der monatlich veröffentlichten amerikanischen Wertpapierkredite (Nyse Margin Debt):
https://www.advisorperspectives.com/dshort/updates/2017/12/27/a-look-at-nyse-margin-debt-and-the-market
http://www.nyxdata.com/nysedata/asp/factbook/viewer_edition.asp?mode=table&key=3153&category=8