Die Credit Suisse ist in diesen Tagen in zwei aufsehenerregende Prozesse involviert. In Genf steht ihr Ex-Berater für Russen-Oligarchen vor dem Richter, in Bellinzona ist sie Privatklägerin im „Tamilen-Prozess“.
In beiden Fällen tauchen gravierende Fragen auf. In Genf verdiente der Oligarchenberater bis 2 Millionen im Jahr, ohne Dokumente abzulegen. Funktioniert die Kontrolle der CS noch?
Am Bundesstrafgericht in Bellinzona steht die Terrororganisation Tamil Tigers vor dem Richter. Das neue Onlinemagazin „Republik“ fragt dazu: „Ist die Bank die wahre Täterin?“
Gemeint ist die Bank-now, eine Kleinkredit-Tochter der grossen CS. Sie hat ihren Sitz im Verwaltungszentrum des Multis in Horgen am linken Zürichseeufer.
Quasi im Hinterhof der CS. Die Mitarbeiter sind dort schlechter bezahlt als am Paradeplatz, ihnen wurden die Menüpreise erhöht, die Arbeitsbedingungen erinnern an Hamsterräder.
Kostensparen geht über alles. Es wurden in den vergangenen Monaten rund 10 Prozent des Bank-now-Personals abgebaut. Das schlägt auf die Stimmung.
Der „Monsterprozess“ rund um die Tamilen-Angeklagten rückt nun die Praxis der Bank-now in den Fokus. Der Tages-Anzeiger berichtet heute, dass die Bank wegen Geldwäscherei-Verdachts angezeigt worden sei.
Man sei Geschädigte, nicht Angeklagte, meinte die Bank-now gegenüber dem Tages-Anzeiger.
Bisher blieb die Bank-now von harten Angriffen verschont. Die Bundesanwaltschaft fokussierte in ihren Ermittlungen auf die Tamilen und lediglich einen Ex-Banker, nicht aber auf die Bank.
Noch besser für die Bank-now: Sie erhielt von den Ermittlern den Status einer Privatklägerin. Damit war sie immer im Bild über die aktuellen Ermittlungen der Bundesanwaltschaft.
Ob die Bank-now nun doch noch in die Bredouille gerät, bleibt abzuwarten. Primär geht es um die Kreditvergabe an die angeklagten Tamil Tiger-Sympathisanten.
Laut den Medienberichten sorgte die Bank mit tief angesetzten Kosten für Miete, Verkehr und weiteres dafür, dass die Tamilen kreditwürdig blieben.
Der Tamilen-Fall ist dabei möglicherweise nur die Spitze des Eisbergs. Laut einem Insider hat die Bank-now Pleitekunden nämlich weiterhin Kredite gewährt.
Macht ein Kunde Konkurs, dann muss die Bank in der Regel den offenen Kredit abschreiben. Das schlägt direkt auf den Gewinn durch.
Das war offenbar nicht im Sinn der Bank-now. Laut der Quelle gingen die Bank-now-Leute auf die Pleitekunden zu und offerierten „Zahlungsvereinbarungen“.
Das heisst: Die Bank offerierte dem Schuldner, seiner Verpflichtung über die Zeit nachzukommen. Die Folge war, dass die Bank-now den gefährdeten Kredit nicht abschreiben musste.
Wenn dann der Kunde ein paar Monate später wieder in Schwierigkeiten geraten sollte, könnte man das Prozedere wiederholen.
Laut der Quelle konnten die Kunden auf diese Art und Weise umklassiert werden. Statt dass ihr Kredit auf einen sogenannten Ausfall-Status gesetzt wurde, galten sie weiterhin als kreditwürdig.
Der grosse Vorteil: Drohende grosse Abschreiber und Verluste blieben begrenzt.
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Die beliebtesten Kommentare
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Wie wirbt doch die CS-Tochter Bank-now so neckisch für ihre Dienste als Konsumkreditschleuder ?
«Es gibt immer eine Lösung: CREDIT now» !
Noch Fragen ? -
Ha Ha solche Sauereien sind doch auf der Tagesordnung fas jeder Bank die Kredite vergibt. Wieso arbeitet man den bei einer Bank, weil ich hier Kredite, Hypos oder Lombardkredite ohne Sicherheit ein Prozent unter dem Marktpreis erhalte. Während dem sich jeder der in der freien Realwirtschaft arbeitet sagen lassen muss, dass er ein unsicherer Kunde sei und deshalb ein halbes Prozent über dem Marktpreis zahlen muss.
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Oder er kriegt noch nicht mal ein leasing obwohl er Mitarbeiter dieses Vereins ist….
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Das ist doch gang und gäbe im RM. So what?
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Das Aushandeln von Restrukturierungsmassnahmen, bspw. Zahlungsvereinbarungen, bei ausfallgefährdeten Kunden macht absolut Sinn. Lieber das Geld später sehen als gar nie. Dies ist im Interesse der Bank, des Kunden und der Aktionäre.
Es handelt sich um eine absolut gängige Praxis, welche jede Kantonalbank tausendfach praktiziert.
Was soll daran verwerflich sein?-
Nicht das Aushandeln neuer Konditionen mit dem Schuldner ist verwerflich, sondern der Umstand, dass auf solchen Positionen offenbar in der Bilanz der Bank-now keine Wertberichtigungen vorgenommen wurden. Ganz klar geht das allerdings aus dem Artikel auch nicht hervor.
Ist dies der Fall und wurde mit System gemacht, wäre das strafrechtlich relevant (vorsätzliche Bilanzfälschung / ungetreue Geschäftsbesorgung).
Und ja, ich würde mich auch etwas über die Revisoren wundern, welche diese Praxis offenbar über Jahre nicht bemerkt haben wollen. Oder falls doch, diese nicht konsequent angeprangert haben (Einschränkung/Rückweisung der Jahresrechnung/Meldung an die FINMA).
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Sorry, Konsumkredite für Private gehören sowieso verboten. Sie führen nur Leute ins Elend, welche psychisch angeschlagen sind und aufgrund des gesellschaftlichen Drucks über ihre Verhältnisse leben.
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Nö. Lassen Sie sich mal Scheiden, haben einen selbstversuldeten Autounfall oder Ihr Kind stribt, dann reden wir nochmals
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@ Opa Hinze
Meiner Ansicht nach hast du weder das Prinzip des Geldes noch das Prinzip eines Kredites verstanden. Ein Kredit ist nicht nur da um Personen einen Schaden zuzurichten, ein Kredit ist dafür da, dass man sich Existenzbedürfnisse und auch Luxusgüter leisten kann. Sehr viele der Kreditnehmer können Ihre Arztkosten nicht tragen und nehmen deshalb einen Kredit auf. Personen welche in Elend fallen, fallen ins Elend weil Sie eine schlechte Selbstkompetenz oder Minderwertigkeitsgefühle haben. Psychische Probleme entstehen durch das Innere einer Person und nicht durch die Aufnahme eines Kredites.
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Kleinkredite verbieten? Anstatt die Menschen zu bevormunden sollte man ihre Selbstverantwortung fördern. Wer einen Kleinkredit für unnötigen Konsum missbraucht, der bezahlt später die Zeche und lernt hoffentlich etwas dabei. Wer aber in eine Notsituation gerät und kurzfristig Geld braucht, das er später auch zurückbezahlen kann soll doch den Kreditmarkt beanspruchen können, wenn er/sie die (tieferen) Bonitätskriterien eines Kleinkreditinstituts erfüllt. Freiheit anstatt Bevormundung!
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Ich sehe das Problem jetzt nicht ganz. Macht doch die Steuerverwaltung genau gleich. Stundung, kleinere Raten etc.
Denn was bringt ein Betreiben auf Konkurs bei Privaten? Nichts. Die Schulden werden ja nicht kleiner und bleiben bestehen.
Anders ist es sicher dann, wenn die Rahmenbedingungen frisiert werden. Tiefere Miete, höhere Löhne etc.
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Keine Sorgen um CS – der Barofsky richtet das schon!
Viel Sorgen um die FINMA – was soll die noch?
Toller Turn-Around der CS in den letzten 2 Jahren unter Thiam. -
wenn das mit der „abschreibungspraxis“ stimmt und das im grossen stiel gemach wurde, frage ich was die auditors genau machen….
diese praxis geht natuerlich ueberhaupt nicht, ausser man ist ueberzeugt dass der kunde wieder zu geld kommt….
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Hallo beat burri
Schon mal was vom Bedeutungsunterschied zwischen ’stiel‘ und ’stil‘ gehört?
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Das ist doch Peanuts im Vergleich zur Mosambik-Sauerei des Bank-now Mütterchens.
Es wäre an der Zeit, dass sich (zusätzlich zum FBI) auch die BA mit jenem Fall befasst, wo neben der Credit Suisse (einmal mehr) auch die VTB drinsteckt.
Aber eben, man will der FINMA natürlich nicht zu nahe treten.
Und Rohner soll ja noch ein paar Mal das ZFF fördern dürfen ….. -
Sind halt amerikanische Methoden von einer amerikanischen Bank, so wtf?
Sorry, Konsumkredite für Private gehören sowieso verboten. Sie führen nur Leute ins Elend, welche psychisch angeschlagen sind und aufgrund des…
Das ist doch Peanuts im Vergleich zur Mosambik-Sauerei des Bank-now Mütterchens. Es wäre an der Zeit, dass sich (zusätzlich zum…
Ich sehe das Problem jetzt nicht ganz. Macht doch die Steuerverwaltung genau gleich. Stundung, kleinere Raten etc. Denn was bringt…