Julius-Bär-Chef Bernhard Hodler steht wegen eines Enforcements durch die Aufsicht und den Waffengeschäften seines Moskau-Manns unter wachsendem Druck.
Nun kommt noch ein E-Banking-Flop hinzu. Die grösste Schweizer Privatbank wollte in einer ersten Phase gegen 70’000 Kunden zu einem Wechsel auf ihre neue Digital-Plattform bewegen, wie eine Quelle sagt.
Das ist misslungen. Und wie.
Laut der Auskunftsperson sollen bisher erst rund 15’000 Kunden das E-Banking der Bär-Bank nutzen. Ein Bruchteil der erwarteten Zahl.
Eine Sprecherin wollte dies nicht dementieren. Sie betonte aber, dass das neue Angebot im Heimmarkt Schweiz von „mehr als 48% unserer Kundinnen und Kunden“ genutzt würde.
Zudem sei das mobile Angebot immer stärker verankert. „70% unserer E-Banking-Kunden tun dies bereits auch über die Mobile-App von Julius Bär“, sagt sie dazu.
Wie gross die Probleme sind und wie verzweifelt die Bär-Spitze agiert, wenn es um eine Ausbreitung des eigenen Digital-Angebots geht, zeigt die jüngste Massnahme.
Dabei geht es um einen Aufruf ans Personal. Tausende Mitarbeiter sollen doch bitte aufs Online-Banking der eigenen Bank wechseln.
Und wenn man schon dabei sei, dann soll man doch bitte auch möglichst viele der eigenen Verwandten auf die Plattform verschieben.
Die Julius Bär sagt dazu, dass dieser Digital-Aufruf „nur“ an die Schweizer Belegschaft ergangen sei.
In ihrem Heimmarkt hat die Bank Bär gut 3’000 Leute beschäftigt. Nochmals knapp so viele arbeiten im Ausland.
Die Julius Bär steckt unter ihrem neuen CEO Hodler mitten in einer Umbruchphase. Sie muss die vielen Compliance-Fälle der Vergangenheit aufarbeiten.
Und sie braucht eine moderne Informatik. Dafür will sie auf ein System von Temenos umsteigen. Über Ostern hat sie dies in Asien gemacht.
Zunächst gab es Stimmen, die von grossen Problemen berichteten. Eine Anfrage bei der Julius Bär an deren Hauptsitz in Zürich führte dann zu folgender offizieller Stellungnahme:
„Wir bestätigen, dass Julius Bär in Asien über Ostern wie geplant auf die neue Plattform migriert ist.“ Zudem wurde angetönt, dass die Operation erfolgreich verlaufen sei.
Ob das zutrifft, muss sich weisen. Unter Boris Collardi, dem Vorgänger von CEO Hodler, verpasste es Julius Bär, konsequent in eine neue Informatik zu investieren.
Zunächst hielten Collardi und seine Leute jahrelang am alten System fest, obwohl dessen Lebensdauer längst überholt war.
Darauf liess sich Collardi viel Zeit mit der Wahl zwischen Avaloq und Temenos, den beiden IT-Anbieterinnen, die um den Bär-Auftrag buhlten.
Schliesslich entschied sich Collardi für das Angebot der Genfer. Er kündigte mit einigem Brimborium eine rasche Ablösung seines alten Kernsystems auf das neue Temenos an.
Danach wurde es immer ruhiger um die Operation Bär-Informatik. Schliesslich ging Collardi im letzten November überraschend von Bord – mit Ziel Pictet in Genf.
Heute nun wird Bärs riesiger Rückstand auf die E-Banking-Marschtabelle bekannt. Die betuchte Kundschaft ist offenbar wenig interessiert am Digital-Angebot von der Bahnhofstrasse.
Lieber wünscht man sich – ganz old fashioned – gute Beratung.
Und weniger Skandale.
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Die beliebtesten Kommentare
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Relativ viele IT / SW Themen hier in letzter Zeit, mir gefällt es und Banken sind ja schon immer IT Shops, oder ? 😉
Interessant für Software Leute wie viel legacy Software sich lange gut am Markt hält. Finnova, Avaloq, Profidata, Expersoft, Allocare
allesamt Systeme mit typischen Schwierigkeiten historisch gewachsener Systeme. Das ist aber auch kein Schweizer Problem Simcorp, SCSS etc. sind nicht besser.Das ist grundsätzlich normal bei schnellem Wachstum und Fokus auf Sales respektive Einführungen/Projekte. Plötzlich ist man mit der time-to-market nicht mehr so fit und fragt sich warum das die Software nicht mehr hergibt. Das heißt, der Payday kommt, einfach viel später als wir Techniker gemeinhin glauben.
Temenos kenne ich nicht wirklich, scheint wohl noch das Beste der Systeme zu sein? Kann hier jemand was sagen dazu?
Noch spannender wären mal ein paar Software Aussagen zu SwissQuant, Evolute und Additiv. Bei letzterer bin ich skeptisch, wer sich mit den Leuten schon mal unterhalten hat….. -
Da heißt es dann, Gürtel enger schnallen:
Collardi verdiente 2017 „nur“ noch 1,7 statt 4,8 Millionen.
Berichtet die AZ: https://www.aargauerzeitung.ch/wirtschaft/frueherer-julius-baer-chef-verdiente-2017-rund-17-millionen-franken-132337314
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Die gutbegüterte Witwe von Zürichberg will doch kein Online Banking von der Bank Bär. Man muss seine Kunden und deren Bedürfnisse kennen.
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Liebe IP-Leser. Julius Bär ist auf die Vermögensverwaltung von reichen Leuten spezialisiert. Die Prioritäten dieser Kunden liegen nicht beim E-Banking. Warum mühsam einloggen, wenn man einfach kurz anrufen kann und alles wird für einen erledigt? Ich verstehe echt nicht, warum daraus ein negativer Artikel gebastelt wird. Es spricht ja für die Qualität der Berarter, wenn die Kunden nicht auf E-Banking wechseln wollen.
Nach der Logik von IP / L.H. müsste nun ein negativer Artikel über die UBS folgen. „Mehrere hunderttausend Ebanking-Nutzer weltweit. Das deutet auf mangelnde Beraterqualität hin.“
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Digitalisierung betrifft nicht nur die Kundenseite, E- Banking ist noch das kleinste Problem. Es sind bei fast allen grossen Banken die internen Systeme überholt und / oder zu kompliziert und fehleranfällig weil man die legacy systeme eben nicht los wird. Um die geht es v.a.
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Man steht im Management der JB fuer Digitalisierung, aber lass mal die anderen machen….wir machen auch was, aber nicht wirklich was Grosses….das bedeutet bei der Digitalisierung nicht Fisch, nicht Fleisch und somit gar nichts (darunter leidet CS auch teilweise).
Es liegt definitiv auch daran, dass Collardi mitten im Budgetprozess die Segel gestrichen hat und man groessere, strategische Budgettoepfe zurueckhaelt, da man in der Orientierungsphase re CEO in der Unsicherheit schwebt.
Da kommt es nur passend, dass der Buy-in fuer eine solche Transformation mehr als unterdurchschnittlich verlaeuft und somit gemanaged wird.
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Solange man den Kundenberatern alle Freiheiten für jegliches Geschäft lässt, brauchts auch keine digitale Lösung, die Prozesse vereinheitlichen und kontrollierbar machen würde. Offenbar ist das JB Klientel eher affin für andere Dienstleistungen.
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Es ist nicht nur Naif, aber Verantwortungslos einfach zu denken, dass längerfristig auch ohne “ Digitale Banking“ gut überleben kann!
Es gibt noch Pferde…aber wir fliegen bereits auch Privat…who cares?
Es ist klar, dass somit eine klare “ Trennung/ clustering“ zwischen ohne Digitale oder “ Steinzeitbanken, welche praktisch nur “ dubbiose“ Gelder haben werden und Digitale forerunner, die viele „gute Banking“ anziehen wird: millenials, neue Erbgenerationen, Entreprenrur und weiss – Miliardäre weltweit. Es ist klar, dass nur „digitale“ zu sein genugt nicht, es braucht eine “ gesunde Vision“ und somit werden wir auch viele “ digitale Verlieren “ sehen…c‘ est la vie, vous pouvais choisir…fait votre jeux mensieurs…😁
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Die Technik beherrschen ist das eine. Die Bär ist da wohl mit dabei; eine Frage der Zeit, sie haben ja genug Geld. Aber man darf sich fragen, ob die digitale Affinität der durchschnittlichen JB-Kundschaft überhaupt genügend hoch ist, um eine höhere Nutzungsrate zu erwarten. Wer zu JB geht, hat es gerne nobel, wird umschmeichelt, mit schönem Papier und feinem Kaffee bedient, etc. und bezahlt dafür hohe Gebühren. Da passt eine digitale Welt aus der Retailsparte nicht so richtig.
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Frage: Aus welchen Grund kann bei Bär der Kunde-in entscheiden, ob sie auf die neue Plattform wechseln will oder nicht? Wenn die neue Plattform benutzerfreundlich ist, sollte dem eigentlich nichts entgegen stehen. Oder ist die Herangehensweise nicht optimal? Gibt es ein Video von alt auf neu wechseln? Vielleicht müsste mit einem Wettbewerb nachgeholfen werden?
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Collardi war ein disziplinloser Boss, der nur an seiner Karriere arbeitete. Kam zu Sitzungen laufend zu spät oder verschob sie auf andere Tage. IT war und ist unwichtig. Die Ebankings der Schweiz sind absolut unsicher, wie ein Test bei der CS zeigte. Es betrifft aber auch kleinere Banken wie die Lienhardt, die für Cyberangriffe prädestiniert wäre. Die haben eine Lücke, die via neue Website missbraucht werden kann und der Chef der Bank vertraut blind auf seine IT-Mitarbeiter. Die Lücke ist heute noch offen und der CTO hat keine Ahnung davon.
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Es gibt ja schon viele, funktionierende Alternativen in der Schweiz.
Die Neuste von cornercard, mit einer professionellen Oberfläche und kompetitiven Gebühren.
Ich sehe aus dem Blickwinkel online-banking schwarz für die Grossbanken. -
niemals wird bär schweiz temenos einführen- das projekt in asien war ein trauerspiel. avaloq waere evtl schon eine variante- bei pictet läufts.
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Bei Raiffeisen läuft’s aber nicht.
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einmal mehr, super Marketingspezialisten der Bank plaudern das so lange schön, bis es alles glauben. Ist bei BLKB und andern Banken aber auch bei andern Branchen so. Marketing so lange blau reden dass rot auch blau wird. Bei Postfinance und Twint dasselbe.
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Da man nicht Avaloq gewählt hat, macht man nicht den gleichen Fehler wie die LUKB oder gar Raiffeisen.
Gott/Allah sei Dank steht man nicht gleich dumm da.
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Sie kennen ja Temenos, Avaloq und Finnova aus dem Effeff. You dreamer, Du!
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Bank Bär halt.
Erstaunlich, daß bei dem seit Jahrzehnten immer schlechter werdenden Ruf dieser Bank überhaupt noch freiwillig jemand sich damit identifiziert.
Man könnte sich ja auch gleich ein Schild umhängen: „Ich bin nicht ganz sauber….“
So für Steuerfahndung und so, nicht nur der alten Zeiten wegen:
Supino läßt grüßen via Wikileaks…
Wie auf Wikileaks nachzulesen ist, war Supino als damaliger Bär & Karrer-Anwalt (mit der Bank verbundene Kanzlei) im Zusammenhang mit einem Moonstone-Trust in Finanztransaktionen verwickelt:
„Apart from a letter from Dr. Supino stating that on October 21st DEM (this is USD so OK) 832,500 was paid into the account we have no details of the activities of the account or if there have been any further additions.“
Mal bei Wikileaks blättern… Wobei Supino ja nur Spitze des Eisbergs ist wenn man weiterliest, was sich Bank Bär da so alles geleistet hat…
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Es wäre interessant die Altersstruktur jener zu erfahren, die ihre Bankgeschäfte nun digital abwickeln und derer, die das nicht tun.
Es wäre interessant die Altersstruktur jener zu erfahren, die ihre Bankgeschäfte nun digital abwickeln und derer, die das nicht tun.
Collardi war ein disziplinloser Boss, der nur an seiner Karriere arbeitete. Kam zu Sitzungen laufend zu spät oder verschob sie…
Bank Bär halt. Erstaunlich, daß bei dem seit Jahrzehnten immer schlechter werdenden Ruf dieser Bank überhaupt noch freiwillig jemand sich…