Christian Wiesendanger hat ein Herz für die UBS. Genauer: seine UBS, jene in der Schweiz. Damit ist Wiesendanger, ein Physiker und Ex-CS-Manager, eine Ausnahme.
Eine, die es aus Sicht der Amerikaner bei der Nummer 1 des Finanzplatzes aus dem Weg zu räumen gilt.
Auf dem Spiel steht nichts weniger als die interne Vorherrschaft bei der UBS. Und diese entscheidet, wer als Erster an die Bonustöpfe gelangt.
Physiker und Mathematiker Wiesendanger: Bollwerk gegen US-Fraktion
Wiesendangers Gegenspieler heisst Jason Chandler. Chandler ist durch und durch Amerikaner: Er lebt in den Staaten, er hat einen MBA von dort, seine Frau und die drei Kinder sind US-Bürger.
Sheriff aus Connecticut: Kanonenboot im Nadelstreifen
Chandler ist ein hoher operativer Chef der US-Vermögensverwaltung innerhalb der UBS. Als Co-Chef leitet er zusammen mit Wiesendanger das sogenannte IPS („Investment Platforms and Solutions“).
Chandler gegen Wiesendanger, eine Paarung mit Sprengstoff. Die beiden tragen jenen Fight aus, der durch einen Umbau ganz oben in der Bank verhindert werden sollte.
Dort teilen sich der Amerikaner Tom Naratil und der Deutsche Martin Blessing die Führung der gesamten globalen Vermögensverwaltung der UBS.
Blessing und Naratil loben die Anfang 2018 beschlossene interne Fusion von amerikanischem und restlichen Wealth Management in den höchsten Tönen.
„Our next chapter together“, meinten Blessing und Naratil bei der Ankündigung des Schulterschlusses der beiden Bereiche.
Dabei überboten sie sich mit Superlativen. „Important milestone“, „greater synergies“, „natural step in the evolution of our franchise“.
Tatsächlich wird die Kritik immer lauter. Die NZZ machte dies letzte Woche deutlich – in für das Wirtschaftsblatt unverblümter Sprache.
„In der Chefetage der UBS macht sich Nervosität breit“, meinte der Kommentarschreiber der NZZ.
Und sagte gleich warum: „Obwohl die Bank ziemlich alles richtig macht und Quartal für Quartal solide operative Ergebnisse erzielt, bewegt sich der Aktienkurs seit bald einem Jahrzehnt innerhalb eines Preisbandes von 10 bis 20 Fr.“
Beschleunigter Niedergang seit Januar: UBS-Aktie im Niemandsland
Die UBS liegt damit bei der Kursentwicklung sogar hinter der CS, obwohl deren Aktienverlauf ebenfalls nur ein Schatten einstiger Höhenflüge darstellt.
Für die NZZ ist die grosse Intern-Fusion zentral. Der „Zusammenführung der beiden Vermögensverwaltungseinheiten, Wealth Management und Wealth Management Americas“ komme „entscheidende Bedeutung zu“.
Die Fusion bringe nun aber nicht das Erhoffte, moniert der Schreiber von der Zürcher Falkenstrasse. Das Wealth Managements USA und die Vermögensverwaltung in der Schweiz und in Asien könnten operativ nicht richtig verschmolzen werden.
Zu unterschiedlich seien die Geschäftsmodelle, entsprechend hätten beide Teile weiterhin eine eigene Computer-Plattform für ihr Business.
„Es lassen sich höchstens einige zentrale Funktionen zusammenfassen“, resümiert die NZZ. Und zieht als Fazit: „Damit können gewichtige Synergiepotenziale nicht gehoben werden.“
Trotzdem hält die UBS-Spitze am Unding fest. Grund dafür dürfte Machtpolitik ganz oben sein.
UBS-CEO Sergio Ermotti hat die Leitung des mit Abstand wichtigsten Bereichs seiner Bank nach dem Rausschmiss von Jürg Zeltner auf zwei Lieutenants verteilt: auf Naratil und auf Blessing.
Geteilte Macht ist halbierte Macht. Ermotti bleibt der unangefochtene Chef des UBS-Konzerns und kann selbst entscheiden, wann er vom Thron steigen will.
Aktien-Misere hin oder her.
Aus Sicht der Schweizer Mitarbeiter in der UBS-Vermögensverwaltung ist das Machtgerangel und die aufoktroyierte interne Verschmelzung ein tägliches Ärgernis.
„Sie bringt nichts und führt zur Lähmung des ganzen Apparats“, sagt eine Quelle.
Chef Wiesendanger, der bei den UBS-Vermögensverwaltern als forscher, polternder Machertyp gilt, sei seit der Ankündigung der Fusion praktisch nicht mehr zu sehen; zu stark absorbiere ihn der Machtkampf.
Die Doppelstruktur unter der Co-Leitung ganz oben wird unten weiter geführt. Für fast jeden wichtigen Job gibt es Co-Chefs.
Ein bürokratischer Irrsinn.
Oder wie es der Gesprächspartner auf den Punkt bringt: Die Verschmelzung von US- und Rest-Vermögensverwaltung sei „absoluter Nonsense“.
Kommentare
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Scheint als glaubt der Markt den UBS Zahlen überhaupt nicht. Möglicherweise, durch die vielen Doppelrollen, zählen sie bei der UBS auch die Gewinne doppelt zusammen. Und da es ja immer ein Kampf ist, wer der bessere ist, sind die Zahlen allesamt gepimpt. Summa summarum: Der Markt dividiert Sergios Zahlensalat durch 3 und sagt ‚das kommt dann etwa hin‘. So gerechnet wäre Sergios Total Comp gut 80 % tiefer anzusetzen, also etwa 3 Mio. Immernoch sehr sehr viel Geld für ein Ergebnis, das tatsächlich etwa gleich hoch ist wie von der Schweizer Post.
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Nur ein Ergänzung weil es bei Herr Chandler so betont wurde: auch Herr Wiesendanger hat, neben einem Doktor in Theoretischer Physik, einen MBA (Insead).
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Da sollten sich die Mitarbeiter absichern indem sie im Team gemeinsam ihre Funktionen, Aufgaben und erbrachten Dienstleistungen selbst beschreiben. Das geht auch ohne Chef. Diese Informationen kann man dann an den neuen Chef schicken.
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Gratulation, dass auch CHW mal unter Druck kommt. Sonst kann der Sonnenkönig das immer nur ganz gut bei seinen Mitarbeitern platzieren. Bestes Beispiel für ‚buckeln nach oben und treten nach unten‘. Christian hat kein Herz für die UBS – er hat ein Herz für sich.
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Sieht so richtig wie ein Pludderi aus. Soll mal echt etwas arbeiten, dann geht der Wackelbauch auch zurück.
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Im Titel steht „UBS-Chef Wiesendanger“. Ich dachte er heisst Ermotti, oder ? Hat es geändert, hä ?
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Tja, tja… zuerst sich in die Knie zwingen und dann das Geschäft billig an der USa weitergeben, das Kerngeschäft, das einzige Kernstuck der Schweizer Banken? Geht es noch?
Ich habe gerade wieder ein bisschen über die alte verwandten Römer beschäftigt und wieder gelernt, wie, z. B. , Nerone durch Geschichte falsch verstanden und interpretiert war… er war nicht so Böse, wie man meinte. Er war eigentlich sehr Schlau, Stratege und Voraussehen. Il Principe von Machiavelli. Was in Moment bei viele westliche Ländern als Leader und bei Grossunternehmer heute fehlt…
Wenn Wiesendanger nichts gewinnt, hat das schweizer PB verloren…ganz einfach. Finanzplatz CH total verloren nach dem Debakle RB und “ Freunden“…. so was bleibt? Von alten Römische Geschichte, wie auch Egiptische kann man viel lernen… die Schweizer sind doch Lernmeister oder? Aber ohne Leaders, auch die beste Mannschaft geht runter… seien wir bewüsst! Cogito, ergo sum! Ergo, bibamus! 🤣😉 -
„Obwohl die Bank ziemlich alles richtig macht und Quartal für Quartal solide operative Ergebnisse erzielt, bewegt sich der Aktienkurs seit bald einem Jahrzehnt innerhalb eines Preisbandes von 10 bis 20 Fr.“
NZZ ist keine ernstzunehmende Zeitung mehr. Das Redaktorenteam ist grösstenteils dumm, naiv und politisch motiviert. Warum ist die Aktie so eine lahme Ente verglichen mit den globalen Marktführern? Weil sie eben ein lausiger Underperformer in ihrem Business ist. Wie schlimm die Situation ist, sieht man gut im Vergleich zum Ticker XLF, welcher alle grossen US-Finanztitel umfasst und am All Time High kratzt.-
@ mazzetta
Für ein mal bin ich mit Ihnen ( sogar) vollig einverstanden.
Es ist so, dass NZZ ein seriös und gut geschriebene BLatt ist, die niemanden unrecht machen willl…
Alles in allem: wir haben schon gesehen und auch gesagt vor mehr als 3 Jahre, dass die Kernstrategie des WM nicht mehr adequat ist. Man muss etwas Fundamentales ändern… diese Strategie ist konzipiert und so implementiert mehr als 15 Jahren….that’s all folk!
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Wie im Januar vorhergesagt, geht es jetzt wie alle Jahre wieder bei einer Fusion bei UBS wieder um: Machkampf. Wie sagt Sergio immer noch? Collaboration! Mehr wohl killing fields. Profitabilität: Solange das Cost-Income Ratio im US Geschäft der UBS bei weiterhin 82-85%, da kann TN auch noch soviel unproduktive Brokers entlassen. Die haben ja nie Geld verdient und wenig gekostet (low production – low pay out). Wie hat ein Branch Manager mal gesagt: only 1% of the guys make it! Fazit: verkauft endlich das US Geschäft der UBS, dann geht es mit dem Share Price endlich hoch. Endlich wieder Swiss Private Banking und keine Ami Broker die das gerne wären. Ich weiss guys, es gibt auch eine handvoll Private Banker in de USA bei UBS, aber auch die sind überbezahlt und an lange Verträge gebunden, ansonsten wären die schon lange weg um bei der nächsten Bank für noch mehr Geld anzuheuern. Was hat die neue Europa Chefin der UBS beim Kaffee Meeting vor ein paar Wochen gesagt: Wir bei UBS müssen die Leute nicht Top bezahlen, die arbeiten hier weil sie stolz sind bei UBS zu arbeiten. Da weiss wieder einmal die linke Hand was die rechte Hand tun, solange die eingeschüchterten Mitarbeiter sich das Vorwärts Marsch aus Deutschland noch antun wollen.
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Ich muss Ihnen leider widersprechen. Sie begreifen das US-Geschäft der UBS nicht richtig und vor allem dieses nicht von der Vermögensverwaltung. Die UBS hat nämlich in den USA eine zentrale Verpflichtung. Sie ist das Heim für abgehalfterte US-Manager, die Goldman, Sachs, JP Morgan Chase und Morgan Stanley nicht mehr brauchen können. Die haben in der UBS noch durchaus eine Zukunft, sie können diesen Schweizer zeigen, wie Selbstbewusstsein ohne Leistung funktioniert. Eine Zahl wie Cost-Income Ratio, die dort drüben schon bei 90 bis 95 % war, hat nichts zu bedeuten. Die lächeln über das Schweizer Geschäft, das noch vor 20 Jahren bei 50 % war. So etwas zu erreichen grenzt an Stumpfsinn. Im Ellenbogen mit Harke und im Status ist die Leistung und nicht solch dämlichen Kennzahlen.
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Lieber Luki, es scheint als ob eine einzige Quelle, die wahrscheinlich wegen der Fusion etwas verloren hat, sich bei Dir ausheulen darf. Und die Person weiss noch nicht einmal, dass Wiesendanger schon lange nicht mehr Chef der Vermögensverwaltung in der Schweiz ist. Wie peinlich … 🙂
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Er wäre es wohl auch besser geblieben, aber dann kam und siegte ja der Blessing. Keine einfache Zeit für die letzten guten Mitarbeiter bei UBS. Haupsache jung und billig oder noch besser einfach ein Frau sein.
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Wie im Januar vorhergesagt, geht es jetzt wie alle Jahre wieder bei einer Fusion bei UBS wieder um: Machkampf. Wie…
Er wäre es wohl auch besser geblieben, aber dann kam und siegte ja der Blessing. Keine einfache Zeit für die…
Gratulation, dass auch CHW mal unter Druck kommt. Sonst kann der Sonnenkönig das immer nur ganz gut bei seinen Mitarbeitern…