Bei der Eidgenössischen Steuerverwaltung ESTV spielt sich ein Informatik-Debakel erster Güte ab. Seit Monaten warten Anleger, Sparer und Firmen auf Rückerstattung der Verrechnungssteuer.
Ein Betroffener berichtet von grosser Verzögerung. Er habe Anfang Jahr den Antrag auf Rückerstattung der Verrechnungssteuer gestellt. Bis im Mai habe er nichts von der ESTV gehört.
Die Verrechnungssteuer beträgt 35 Prozent und wird automatisch auf inländische Vermögenserträge abgezogen. Laut ESTV-Webseite soll sie helfen, Steuerhinterziehung einzudämmen.
Ein Sprecher der Bundessteuer-Behörde bestätigt die massiven Verzögerungen. Es sei korrekt, dass es bei der ESTV „aktuell einen grösseren Pendenzenberg“ gebe als sonst.
Grund: die Umstellung auf eine neue Informatik bei der ESTV.
„Um zu verhindern, dass die Fälle inkorrekt ins neue System übertragen werden, konnten während der Umstellung keine Fälle bearbeitet werden“, hält der Sprecher fest.
Und weiter: „Zur Sicherstellung der Qualität hat die ESTV zu Beginn nur kleinere Mengen verarbeitet, und hat so geprüft, ob die Fälle vom System korrekt verarbeitet werden.
Nun laufe die neue Software normal, und man habe begonnen, „die normalen Tagesverarbeitungen mit dem neuen System“ abzuwickeln.
Obwohl die Betroffenen länger als üblich warten müssten, sei die „Schweiz im Vergleich zu anderen Ländern sehr speditiv“.
So würden „Rückerstattungsanträge im Normalfall innerhalb weniger Monate“ erledigt.
Die Software-Probleme blieben bisher das Geheimnis der ESTV mit ihrem Sitz in Bundesbern. Auf der Homepage der Behörde findet sich dazu nichts.
Einzige auf Nachfrage erfahren die Begünstigten von den Schwierigkeiten rund um das neue System und die damit verbundenen monatelangen Wartezeiten.
Der Kontrast sticht ins Auge. Die Schweizer Steuerämter reagieren bei Verzug von Schuldnern stets rasch. Sie verschicken dann kostenpflichtige Mahnungen und verrechnen Verzugszinsen.
Umgekehrt lassen sie nichts von sich hören, wenn sie selbst Steuern schulden. Die Rückerstattung der Verrechnungssteuern ist so ein Fall.
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Die beliebtesten Kommentare
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Wird wieder auf neuer Informatik umgestellt? Es ist schon mehr als 5 Monate seitdem ich meinen Antrag auf Rückerstattung der Verrechnungssteuer gestellt habe. Als ich in August mich erkundigte, bekam ich diese Nachricht: „Die ESTV bearbeitet jedes Jahr eine grosse Anzahl von Anträgen auf Rückerstattung der Verrechnungssteuer. Wir können Ihnen bestätigen, dass der Antrag bei uns eingetroffen und angenommen ist. Die Bearbeitungsdauer beträgt grundsätzlich mehrere Monate. Eine genaue Angabe für die definitive Bearbeitung kann derzeit nicht mitgeteilt werden. Falls alle Dokumente richtig eingereicht wurden, wird der Geldeingang zu gegebener Zeit erfolgen. Sollten sich noch zusätzliche Fragen ergeben, werden wir uns bei Ihnen melden. Für weitere Informationen stehen wir gerne zur Verfügung.“
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Ich warte bereits seit Juni 2019. Keinerlei Antwort. Muss wohl nach der nächsten Dividendenzahlung meine schweizer Aktien verkaufen.
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Ich habe am 11.07.2018 einen Antrag auf Rückerstattung der schweiz. Verrechnungssteuer an die ESTV gestellt und bis heute, also nach rund einem Jahr, keinerlei Antwort erhalten.
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Genauso ergeht es mir. Auf die 2017 gezahlten Quellensteuer auf Dividenden habe ich bislang keine
Ersattung erhalten. Somit dauert es jetzt schon 16 Monate
seit meinem Antrag. Nunmehr läuft auch der Ersattungs-
antrag für in 2018 gezahlte Quellensteuern schon 5 Monate.
Früher ging das immer sehr schnell. -
Ich warte seit über 1 Jahr auf die Erstattung der Verrechnungssteuer. Eine Anfrage nach dem Stand der Bearbeitung blieb unbeantwortet. Was tun ?
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Ich habe den Antrag auf Rückerstattung der Verrechnungssteuer für 2016 am 19.September 2017 gestellt. Am 11. April 2018 habe ich mich schriftlich bei der Eidgenössischen Steuerverwaltung nach dem Stand der Bearbeitung erkundigt. Weder auf meinen Antrag noch auf mein Schreiben habe ich bis zur Stunde eine Antwort erhalten. Ein solches Verhalten habe ich bis heute bei keiner deutschen Behörde erlebt. Was kann man tun ?
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Dass es bei beim Bund mit der Informatik, wie in diesem Fall, immer wieder hinkt, hat auch mit der Politik zu tun.
Diese wollte, dass sich auch private (externe) Firmen am Bundesgeld laben können. Statt genügend eigenes Personal zu ziehen, muss auf Externe gesetzt werden. Deren vornehme Aufgabe es ist, sich möglichst lang beim Bund zu halten und nicht möglichst effizient zum Ziel zu kommen – vielfach auch aus eigenem Unvermögen.
Ausserdem werden unfähige Personen – dank deren Beziehungen in führende Stellungen bugsiert; basierend auf politischen und geschäftlichen Beziehungen …
Kommt nebst vielfach unfähigen Projektleitern und andern Blendern die meist schwerfällige (unwillige) Zusammenarbeit der diversen Firmen. Hauptziel solcher Übungen: die andern schlecht aussehen zu lassen.
Es läuft eigentlich wie in jeder grösseren Firma, die die Informatik in fremde Hände gibt: die Qualität begibt sich auf den Sinkflug.
Rede übrigens aus eigener Erfahrung in verschiedenen Bundesprojekten. -
Das sind bestimmt die Informatiker und Projektleiter der CS. Diese bringen auch nichts zu Stande.
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Unsere liebe ESTV. Schon wieder.
Man darf sich als steuerzahlender Bürger dieses Landes schon fragen, ob beim Bund eigentlich überhaupt irgendwelche Kontrollinstanzen oder -mechanismen existieren, die dafür sorgen, dass mit den Geldern der Bürger sorgfältig umgegangen wird. Folgende Beispiele lassen heute, Stand 2018, definitiv anderes vermuten:
– Steuersoftware Insieme: ca 150mio in den Sand gesetzt
( https://www.tagesanzeiger.ch/schweiz/standard/Bund-stoppt-Insieme–ueber-100-Millionen-verloren/story/28910726 )– RUAG: Beträge noch offen
( https://www.aargauerzeitung.ch/schweiz/ruag-wie-postauto-hat-der-ruestungskonzern-mit-dem-bund-zu-hohe-profite-gemacht-132645929
oder auch https://www.nzz.ch/wirtschaft/hohe-ansprueche-an-die-ruag-von-allen-seiten-unter-beschuss-ld.147705 )– Post: der Steuerzahler erfährt fast nichts, verantwortliche Mitarbeiter in leitender Position werden frühpensioniert…!
(https://www.tagblatt.ch/schweiz/subventionsmissbrauch-so-kam-es-zum-postauto-skandal-ld.705223 oder auch https://www.srf.ch/news/schweiz/postauto-skandal-so-lief-der-offerten-schwindel )Was sonst unter den Dächern der Verwaltungsstuben zu Bern noch alles unter den Teppich gekehrt wird mit vorzeitigen Pensionierungen fehlbarer Vorgesetzter, Abgangsentschädigungen in Mio-Höhe (https://www.tagblatt.ch/schweiz/bundespersonal-kritik-an-entschaedigungen-ld.705022 / https://www.tagesanzeiger.ch/schweiz/standard/luxusarbeitgeber-bund/story/12443194 / https://www.blick.ch/news/politik/silberne-fallschirme-beim-bund-beamte-kassieren-im-schnitt-ueber-10000-fr-im-monat-id4841882.html), wird der dumme August von der Strasse ja kaum erfahren – lieber empört man sich in den Medien moralisch über Trump, die Sünnelipartei oder „Sozialabbauer“.
In diesem Sinne, verehrter Lukas Hässig, ein grosses Dankeschön an Sie und: bleiben Sie dran!
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Ich warte als Steuerausländer noch immer auf Erstattung der Quellensteuer aus 2016. Warum berechnet die Schweiz nicht wie viele andere Länder nur 15% Quellensteuer? Wahrscheinlich, weil die Bürokratie beschäftigt werden soll und man darauf spekuliert, dass viele Anleger sich nicht die Mühe machen, zuviel gezahlte Steuern zurückzufordern bzw. die Erben nicht interessiert sind. Immerhin bekommt man in der Schweiz eine Dossier-Nr. und braucht nicht fürchten, dass die Sache ganz verloren geht. Aus Österreich habe seit Antrag für 2016 noch überhaupt nichts gehört. Von Südeuropa, einschließlich Frankreich, braucht man gar nicht zu reden.
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Mit 15% wäre die Steuer zu wenig abgegolten, wenn man die Einkünfte nicht deklarieren würde. Grenzsteuersatz…(?)
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Beruhigt Euch, Ihr frustrierten Kläffer.
Bezahlt Eure Steuern und seid zufrieden. Im Gegensatz zu andern Ländern kriegen wir in der CH einen Gegenwert für’s Geld. Anständige Schulen, Verkehrsinfrastruktur, Spitäler, die diesen Namen verdienen usw.
Aus Euren Kommentaren spricht Kleingeist und Frust. Ich nehme an, Eure Rückerstattungen sind anyway peanuts 😉-
Wenn das mit den anständigen Schulen, der Verkehrsinfrastruktur und den Spitälern stimmen würde, dann könnte man ihren Kommentar noch als Party-Idiotikum abtun. Die Realität ist aber ganz anders!
Wer sein Geld anständig verdient, hat auch ein Anrecht auf anständigen Service! Die Beamtokratie hat in der Schweiz ein Ausmass angenommen, das nicht mehr toleriert werden darf. Wenn wir nicht Zustände wie in den USA haben wollen, müssen wir den Kampf aufnehmen, bevor die Dummschwätzer (Trump, AfD, etc.) die Macht übernehmen.Die nächste Krise steht vor der Haustüre und wir müssen uns jetzt entscheiden, dass wir das Heft nicht den Schwachköpfen überlassen wollen.
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ein salzloser peanut
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Aber hallo! Beim Ein- und Nachkassieren sind die ESTV und alle Steuerämter sehr schnell. Und man wird genötigt, innerhalb einer kurzen Frist zu zahlen. Bei den Rückerstattungen lassen sich die Ämter aber jede Zeit. Da gibt es nichts zu beruhigen, peanuts.
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Vielen Dank, Herr Hässig, dass Sie auch mal in Bundesbern genauer hin schauen.
Dort herrschen nämlich wohl noch schlimmere Verhältnisse als in St.Gallen oder am Paradeplatz.
Vielleicht sollten Sie auch mal beim Postauto-Skandal recherchieren. Der Blick bringt ja nicht mehr gehaltvolles dazu – vermutlich gab es da ein Schreibverbot von oben! -
Ausstände der Eidgenössischen Steuerverwaltung müssten auf dem Betreibungsweg eingefordert werden. Aufgrund des Anstellungsverhältnis sind die hiesigen Betreibungsämter befangen. Folglich sollten schweizfremde Gruppierungen/Personen wie Barofsky, die EU oder Avenir Suisse aktiv werden.
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Die Ausreden und Lügen der Kommunikationsabteilung sind in der Verwaltung nicht anders als bei den Banken. Immer die gleiche peinliche Chose.
„Pendenzenberg“: was, wenn ich auch einfach mal meine Steuererklärung nicht mehr einreiche und keine Steuern mehr bezahle wegen meinem „Pendenzenberg“?
Die Bande in Bern muss radikal dezimiert werden. Dann wird auch wieder gearbeitet.-
Johann Schneider Amman fliegt im Heli und bezieht noch Lohn.
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Schon interessant, da werden beim Bund in allen Departementen hunderte von Millionen in EDV Informatik und Software investiert (Steuern, Zoll, Armee usw.). NIX klappt, alles geht den Bach runter und niemand zieht hier Verantwortliche zur Rechenschaft!
Es ist unser Steuergeld, was da verpulfert wird. Ich fordere die Steuerverwaltung dazu auf, wieder auf Papier umzustellen. das hat geklappt. Back to the Future. Es wäre eh besser, den Informatik- und Techniknerds hier mal eine Bremse einzubauen.-
Leider passt das Papier nicht in die Chip -Zukunft ! Wenn gleich jeder nach der Geburt seinen Chip erhält, der IHN finanziell durch das vom Staat vorgegebene Leben führt ,ist ausser Toilettenpapier kein Papier mehr angesagt.
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Meine letzte Rückerstattung von Verrechnungssteuer 2016 dauerte 2017 etwas mehr als einen Monat.
Meine letzte elektronisch abgegebene deutsche Einkommensteuererklärung 2017 dauert etwas mehr als drei Monate.
Vielen Dank, Herr Hässig, dass Sie auch mal in Bundesbern genauer hin schauen. Dort herrschen nämlich wohl noch schlimmere Verhältnisse…
Die Ausreden und Lügen der Kommunikationsabteilung sind in der Verwaltung nicht anders als bei den Banken. Immer die gleiche peinliche…
Beruhigt Euch, Ihr frustrierten Kläffer. Bezahlt Eure Steuern und seid zufrieden. Im Gegensatz zu andern Ländern kriegen wir in der…