Ihn hätte man auf keinen Fall verlieren dürfen: Francesco de Ferrari. Der Mann war hoch angesehen, Chef einer Asienregion der Credit Suisse, prädestiniert für Höheres.
Jetzt wechselt er zur australischen Konkurrenz. Und stösst damit seine Ex-Firma in hohe Wellen. Denn nun wird klar: Die CS verliert ihre besten, zumindest nachgefragten Leute.
Francesco de Ferrari galt als erfolgreich und integer. Er wäre gerne weiter nach oben gekommen in der CS. Dafür hätte er an die Strategie seines höchsten Bosses glauben müssen.
Tidjane Thiam. Ihm hätte de Ferrari vertrauen, zutrauen müssen, dass er die CS weiterbringt und zur führenden Adresse macht im Investment-Geschäft mit den Reichen in Asien und weltweit.
Tat de Ferrari nicht. Sein Glaube an Thiam war dahin. Sonst wäre er nicht weg.
Was heisst das? Nun, Thiam steht als nackter Kaiser da. Wie in Andersens Märchen mit den zwei Gauner-Schneidern, die dem Imperator profane Luft für majestätisches Gewand verkaufen. Nur sichtbar für gescheite Leute.
Der Schwindel fliegt beim königlichen Umzug auf. „‚Aber er hat ja nichts an!‘ sagte endlich ein kleines Kind. ‚Herr Gott, hört des Unschuldigen Stimme!‘ sagte der Vater; und der Eine zischelte dem Andern zu, was das Kind gesagt hatte. ‚Aber er hat ja nichts an!‘ rief zuletzt das ganze Volk.“
Thiams „kleines Kind“ ist die Börse, seine Nacktheit zeigt sich im Aktienkurs. Seit 3 Jahren ist er am Werk, in dieser Zeit hat die CS-Aktie 44 Prozent verloren.
Thiam sieht das naturgemäss anders. Er verweist auf seinen Dreijahres-Plan, der noch bis Ende dieses Jahres läuft. Dann könne man Bilanz ziehen – und die würde zu seinen Gunsten ausfallen.
Tatsächlich ist das so, wenn man die Kosten und damit verbunden die Gewinne im operativen Geschäft nimmt. Thiam hat die CS klein gemacht, hat gespart, wo’s nur ging. Um so zu reüssieren.
Doch man kann eine Firma auch zu Tode sparen. Zudem kann jedes „kleine Kind“, um im Bild zu bleiben, die Kosten senken. Es braucht nur die Macht dazu – die hat ein CEO per Definition.
Wie ein Kaiser. Auch ein nackter. Lange kann man als Herrscher seine Welt so darstellen, wie man sie gerne hätte. Aber nicht ewig.
Der Satz dafür stammt von einem Vorgänger von Donald Trump: von Abraham Lincoln. „You can fool all the people some of the time, and some of the people all the time, but you cannot fool all the people all the the time.“
Was Thiams Fähigkeiten und Leistungen angeht, beginnt jetzt offenbar eine Absetzbewegung. Darauf deuten die Abgänge von Francesco de Ferrari und weiteren hin.
Was die abspringenden Top-Manager der Grossbank bemängeln dürften und was in der miserablen Kursentwicklung der CS-Aktie verborgen ist, ist die Tatsache, dass Thiam keinen Plan für die Credit Suisse hat.
Wo soll sie dereinst stehen? Was ist ihre Existenzberechtigung im Markt? Weshalb sollen Kunden sie wählen und nicht ein anderes Institut? Wo ist die CS besser als der Rest?
Kurz: Wie will Thiam die CS vom Schrumpf- in den Wachstumsmodus führen? Darauf hat Thiam offensichtlich keine Antwort. Auch nicht nach 3 Jahren im grossen Chefbüro am Paradeplatz 8.
Es ist diese Ohnmacht, die hinter dem Fokus auf Kosten steht. Hätte Thiam einen Wachstumsplan, dann würde er nicht immer von Sparen und Gesundschrumpfen reden.
Sondern von Aufbruch, Innovationen, Kunden, Aktionären, die nun auf die CS setzen sollten, weil die Bank vor dem Durchstarten stünde.
Man kann argumentieren, dass CS-Präsident Urs Rohner der Verantwortliche ist. Er habe Thiam nicht gesagt, wie marode der Finanzmulti im Innern sei – mit riesigen Altlasten vor allem im Investment Banking.
Thiam habe dann notgedrungen das gemacht, was ihm als einzige Option geblieben sei: das Kostenmesser zücken und überall toxisches Fett und Ausgaben abschneiden.
Diese Einschätzung ist nicht völlig an den Haaren herbeigezogen. Rohner überlebt alles – die CS dümpelt weiter. Also müsste dort oben auf der Kapitänsbrücke im VR ein Wechsel vollzogen werden.
Und doch: Als CEO ist Thiam der starke Mann, er hat die Zügel in der Hand. Wenn die CS heute nur noch ein Schatten einstiger Grösse ist, so trägt Thiam eine Mitverantwortung dafür.
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Thiam wird die Bank verlassen, sobald ihm eine nur einigermassen vernünftige Alternative geboten wird. Sein bester Plan für die CS, die Schweizer Einheit an die Börse zu bringen, liess er leider fallen, und die ganze Gruppe ist immer noch in Geiselhaft des volatilen und kapitalintensiven Investment Banking. Mit dem Abgang von Thiam spätestens in zwei Jahren sind dann auch die Tage des amtierenden VR-Präsidenten gezählt.
Kommt es dann zur grossen Fusion mit UBS und zur anschliessenden Abspaltung der Teilbereiche? -
Treuer Kunde, CS wohin??
Bin mit einigem Einverstanden, doch eines sollte ganz klar sein. Seine Vorgänger haben die CS an den Rand des Kollapses geführt inkl. die VRPs und Kollegen.
Der Auftrag zu sanieren ist eine “Arschkarte” sondergleichen. Halte Thiam die Stange, wenn einer gehen muss, dann der VRP, der ist länger dabei. -
Dieser Bank und auch der anderen Grossbank in der Schweiz, fehlt es insbesondere an Menschlichkeit. Dieses Getue ist äusserst abgehoben, eine Art Fremdkörper, mitten in der Schweiz. Irgendwelche Angelsachsen, Elite-Franzosen und arrogante, nachäffende Schweizer, welche wohl sogar ihre Grossmutter für ein Bonusbrot verkaufen würden. Und sind wir ehrlich, diese Grossbanken sind zum Verschwinden verurteilt. Ein bis zwei clevere, global agierende Plattformen, von Peter Thiel oder Jeff Bezos ähnlichen Typen ins Leben gerufen und es ist aus mit Ranzotti und Co.
Wenn das menschliche Element fehlt, was diese Organisationen täglich aufs Neue beweisen, dann kann man ja direkt mit einer anonymen Fintech Platform geschäften.
Diese Leute sind also auf bestem Weg, sich selber abzuschaffen. -
Ich finde es positiv, dass die Kommentare auf Inside zur CS abnehmen. Langsam scheint man endlich zu realisieren, dass man als Schweizer hier überhaupt nichts zu melden oder kommentieren hat.
Die Hauptaktionäre haben über Jahre mit ihren 10%-Anleihen herrlich verdient, das Management Millionen Boni abkassiert und der Schweizer Bankenplatz wurde gegenüber amerikanischen Konkurrenten völlig impotent gemacht.
Resultat nach Plan erfüllt. Bald kann man gehen.
Und der Schweizer Mitarbeiter und Kunde bleibt baff und abgeschröpft zurück.
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Ja – so geht das … und irgendwann mekt’s dann auch Herr & Frau Schweizer …. wenn das Sparkässeli saldiert wird … und mit den Spesen und Gebühren geplündert wurde.
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Wie läuft es der CS eigentlich sonst so in Asien?
Ich habe schon vor zig Jahren gesagt, dass man mit diesem Track Record und fehlende Beziehungen und zu hohen Kosten dort scheitern wird.
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fragt Lukas in seinem „märchenhaften“ Text.
Nun, die CS ist ganz offensichtlich besser als andere Banken bei
– der Finanzierung afrikanischer Konflikte, z.B. «Mosambik»
– der Vergabe ungesicherter Afrika-Kredite, z.B. «Mosambik»
– beim Versenken von USD 1,5 Mia Aktionärsvermögen: «Mosambik»
– der Finanzierung seltsamer Hotel-Tycoons vom Typus «Mini-Trump»: «Dolder/Schwarzenbach»
– der Arbeitsbeschaffung für die amerikanische Justiz: Fall «Weisse Weste»
– der Arbeitsbeschaffung für amerikanische Anwälte: Neil Barofsky & friends
– usw. (finde weitere „lustige Beispiele“)Da fällt mir ein: Wo ist eigentlich der Abschlussbericht von Neil Barofsky? Kommen darin neben unversteuerten US-Geldern auch Stichworte wie «Mosambik», «Katar», „FIFA“ u.a. vor?
PS: Weitere „Kaiser ohne Kleider“ wären auch in anderen Banken zu lokalisieren, sollte ein Kind ein paar Fragen stellen, deren Beantwortung die Bundesanwaltschaft durchsetzt.
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– weltbekannten Filmfestivals wie dem ZFF
– Afrika-Wohltätern wie RFFragt sich, ob PK-Manager mit dem Kauf von (Gross)Bankaktien dem Tatbestand der ungetreuen Geschäftsführung bedenklich nahe kommen, weil seit Jahren bekannt ist, dass (Gross)banken-GLs mit dem Segen ihres VR jegliche „Ueberrendite“ geschickt in Bonuszahlungen verwandeln, teilweise mit abenteuerlichen Begründungen.
Die Kursverläufe der CS- wie der UBS-Aktie scheinen dieser Ueberlegung jedenfalls nicht zu widersprechen.
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Rohner und Thiam müssen beide raus. In Deutschland, England oder USA wären beide schon längst im hohen Bogen rausgeflogen.
Eine Farce, dass die sich gegenseitig kontrollieren und ihre Boni absegnen, reines Filzprinzip. Die einzige Wahrheit ist immer der (katasrophale) Aktienkurs. Gibt keine Alternative, Rohner und Thiam müssen raus und ein Vollprofi wie Lloyd Blankfein muss an die CS Spitze. Sonst schmier der CS Kurs noch total ab.-
Reines Filzprinzip. Ja. Aber das ist nicht nur bei der Credit Suisse so, sondern in unserem gesamten Wirtschaftssystem.
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Ganz genau. Gut gesagt Benny !!!!
Hätte ja schon lange passieren müssen.
VRP Cowboy und ein Politiker als CEO. Zum lachen.
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Diversity – ausser wenn man älter wird (und nicht dem Top Management angehört). Dann ist man plötzlich trotz hervorragendem Leistungsausweis zu teuer. Und die Kunden, die die Erfahrung und den souveränen Umgang ihres (gleichaltrigen) Beraters sehr schätzen gehen halt dann auch. Wer Mitarbeitende – inkl. die erfahrenen – nicht schätzt und angemessen bezahlt, sondern immer wieder neue junge Generationen verheizt, externe Mitarbeitende mit 3 Tagen Kündigungsfrist auf die Strasse stellt, obwohl sie schon fast 2 Jahre hervorragende Arbeit geleistet haben mit immer wieder neuen befristeten Temporärverträgen kurz vor Weihnachten, damit der Jahresabschluss stimmt, verliert die notwendige Führungsmacht. Die jüngere Generation kann oft weder ein Kundengespräch mit anspruchsvollen Kunden noch ein Referat bewältigen, weil sie keine Mentoren mehr haben. So wird kein Unternehmen erfolgreich sein. Und was soll die jüngere Generation denken, wenn sie sehen, dass sie in 10 Jahren dann auch ersetzt werden – egal wie gut sie sind? Mit Ü50 entlassen und dann temporär wieder eingestellt? Sie gehen halt vorher und fühlen sich keiner Loyalität verpflichtet, weil es ihr Unternehmen auch nicht ist. Schade, wenn man die Zeit der CS noch kennt, als Mitarbeitende allen Alters geschätzt waren, niemand mit Boni zu kurzfristigem Denken verführt wurde und das oberste Kader langfristig dachte.
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Es ist schon etwas übertrieben und an den Haaren herbeigezogen, wenn man versucht, die Wirtschaft und Unternehmensgeschäfte (mal von der Unterhaltungsbranche abgesehen) anhand von Kindermärchen zu erklären oder sie damit zu vergleichen.
Aber zugegebenermassen trägt es zur Belustigung bei. Oder, Lukas der Lokomotivführer?-
@Hansgeørg: Der dänischen, aber auch der internationalen Andersen-Forschung, insbesondere in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, ist zu entnehmen, dass sich die Märchen des Dänen von anderen, darunter auch skandinavischen Märchen, durch ihre gezielte, manchmal raffinierte, bewusst ästhetisch konstruierte Simplizität der Sprache und konsequente Wiederholbarkeit der stilistisch einfachen Erzählstrukturen abhebt.
Insgesamt sollte dies einem einfachen Gemüt wie Ihnen entgegenkommen, aber trotzdem scheinen Sie es nicht zu „checken“.
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Der letzte Satz im vorzüglichen Artikel von LH sagt alles und diejenigen die es immer noch nicht wahr haben wollen sollten sich die Entwicklung bzw. Nicht-Entwicklung des CS-Aktienkurses anschauen. Wenn man Andersens Märchen wieder einmal liest und an die heutige oberste „Bagage“ am CS-Hauptsitz in „Tsüri am Paradeplatz“ denkt, so könnten sich frappierende Bezüge ergeben. Es gibt dort am Paradeplatz auch „Märchenerzähler“, ich denke an Rohner, Thiam & Consorten. Wenn die nur endlich ihre Plätze räumen würden !
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Der war schon vorher ohne Kleider, dafür mit einer schön gestrickten Heldenlegende ausstaffiert. Und Diversity ist ja sowieso hip. „Vorwärts, alle mir voraus! – Halt, moment, habe ich jetzt meine Pianisten-Fingernägel zuvor manikürt und lackiert?“
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CS und UBS lassen gute Leute gehen und machen auf normale Fluktuation. Die Rechnung ging noch nie auf. Mir tun die Aktionäre leid. Es ist Zeit für SE und TT zu gehen. Da es ja schon lange keine CH Banken mehr sind, verhallt dieser Ruf aus der Schweiz einmal mehr.
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Was genau ist denn Ihre Definition einer „schweizer“ Bank?
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Gemäss gemachter Aussage von Thomas Braun von Asset Manager Braun von Wyss Müller beträgt der innere Wert der Credit Suisse bei CHF 25.- …………
Sein einst erfolgreicher Classic Global Equity Fund mit Value-Ansatz kommt nicht vom Fleck, weil diese seit mehreren Jahren stark in Credit Suisse investiert sind.
Eine Performance von minus 44% seit Beginn der Era Thiam lässt keine Zweifel offen, dass diese Baustelle mittlerweilen ein Lazarett für Chronischkranke geworden ist.
Erschreckend, dass es immer noch Träumer gibt, die diesem Geschäftsmodell gutgläubig die Stange halten mit Fantastenprognosen.
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Sturheit kann sich manchmal auszahlen……….insbesondere im Value-Ansatz.
Thomas Braun und sein Team hatten einst grossen Erfolg mit ihrem sehr sorgfältigen Value-Philosophie. Ihr Respekt war ihnen in weiten Kreisen gewiss. Ihre Finanzinvestitionen im banking allerdings meistens mies. Ihre Position in die kalifornische Hypothekenbank IndyMac Bank war in den Wirren von 2008 ein Totalabschreiber, weil diese Bankrott ging. Banca Monte dei Paschi di Siena war ganz nahe auf dem Sterbebett (sehr miese Investition). Der Titel EFG hat auch nichts gebracht.
Das anhaltende „Lazarett“ Credit Suisse wird offenbar dort durchgeseucht unter dem Motto „Warten auf Godot“……….
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Wenn man den Betrieb einstenkt sinken die Kosten auf 0. Hoffentlich sagt ihm das keiner!
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…und die „weisse Weste Rohner“ würde vermutlich nicht mal diese Rechnung verstehen.
Die einzig zielführende Weg:
Thiam müsste mit ihm Seite an Seite dem Sunset entgegenreiten um der CS zumindest so einen Sunrise zu ermöglichen. Anständig wär dann zuguterletzt, wenn sie keine Abgangs-Bonis mitnähmen… -
@weisse Weste:
Stimmt grundsätzlich, nur wären auch weniger leidensfähige Investoren als der Langfrist-CS-Aktionär wohl sogar mit einem Bonus für TT und Örs einverstanden, wenn denn dann endlich eine wirkliche Veränderung eintreten könnte…!
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Gemäss gemachter Aussage von Thomas Braun von Asset Manager Braun von Wyss Müller beträgt der innere Wert der Credit Suisse…
Rohner und Thiam müssen beide raus. In Deutschland, England oder USA wären beide schon längst im hohen Bogen rausgeflogen. Eine…
CS und UBS lassen gute Leute gehen und machen auf normale Fluktuation. Die Rechnung ging noch nie auf. Mir tun…