Geht mehr Insidertum? Zwei hohe Kaderleute der Six-Börsenfirma, einer davon weiterhin in ungekündigter Stellung, gründen privat ein Digital-Startup mit dem Modewort Blockchain.
Und wer gibt Geld für die nächste Wachstumsphase? Die Six.
So geschehen mit PassOn. Gestern meldete die Börsefirma, dass sie sich am Unternehmen für „digitale Erbschaft und Nachlassplanung“ beteiligt. Laut einem Insider erhält die Six für 70’000 Franken einen Anteil von 7 Prozent.
Hinter PassOn steht ein Mann namens Raeto von Sprecher. Und wer ist dieser von Sprecher? Niemand anders als der oberste Treasurer der Six.
Da sitzt also ein Manager hoch oben in der Finanzabteilung der Six und entwickelt neben seinem hochbezahlten 100-Prozent-Job ein privates Startup.
Um dann von dieser 100-Prozent-Arbeitgeberin 70’000 Franken für eine kleine Minderheit seines Firmen-Babys zu erhalten.
Wie geht das? Den Entscheid für das Investment müsste eigentlich in der Finanzabteilung der Six vorbereitet worden sein. Also dort, wo der Six-Insider und Ex-Berater von Ernst&Young selbst seit gut 3 Jahren weit oben beschäftigt ist.
Von Sprecher ist somit dort in hoher Kaderposition, wo die grosse Six ihr eigenes Portemonnaie hat. Er sitzt neben jenen Kollegen, die entscheiden, in welche Startups die Six ihr Geld investiert.
Lohn von Arbeitgeberin Six, Faszination von Ich-Startup (Quelle: Handelsregister)
Es kommt noch besser: Von Sprechers Kollege, mit dem er das Startup namens PassOn entwickelte, arbeitete bis vor kurzem ebenfalls in der Six.
Er heisst Stephan Wippermann und war bei der Six gemäss seinem eigenen LinkedIn-Profil „Head Development & Projects Six Repo Ltd“.
Wippermann schied erst diesen Frühling aus der Six aus. Er war in der Aufbauphase seiner Privatfirma auf der Payroll der Six.
Zwei ultimative Insider, die ihr eigenes Firmenabenteuer mit Geld der eigenen Arbeitgeberin finanzieren. Bei von Sprecher trifft das voll zu, bei Wippermann war die Six bis vor wenigen Monaten die Brötchengeberin.
Für die Six ist das alle null Problem. „Die beiden Herren haben ihr Engagement vor einem Jahr transparent auf den Tisch gelegt, alle waren im Bild und einverstanden damit“, sagt ein Sprecher.
„Die Six ist dann im Zuge der Arbeiten der beiden Manager aufmerksam auf deren Privatprojekt geworden und hat daran Gefallen gefunden“, fährt er fort.
Deshalb habe die Börsenfirma entschieden, sich am Startup zu beteiligen.
Für die beiden Six-Insider geht die Rechnung bereits goldig auf. Ihre Minifirma PassOn weist ein Kapital von 100’000 Franken aus.
Für 70’000 Franken müsste die Six dementsprechend 70 Prozent erhalten. Da die grosse Börse aber nur 7 Prozent bekommt, heisst das, dass die Six sich bereits teuer einkaufen muss.
Sie zahlt kurz mal den zehnfachen Preis. Für eine Firma, die wieviel Umsatz erzielt?
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Die beliebtesten Kommentare
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ja und viele firmen erhöhen Löhne nur die Six mal wieder nicht…. saftladen
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If SIX got 7 percent for 70k then it’s a good investment at low risk in an emerging technology. I should think the shareholders are happy with such a decision. It also seems the materiality level of what counts as a scandal has dropped a bit at insider. Soon we will have people written up because someone took someone else’s sandwich from the company fridge.
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Well done. Erfahrene, langjährige Mitarbeiter werden durch Kollegen aus dem Norden ersetzt, die uns abzocken.
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Romeo Lacher? Was sagen Sie denn zu diesem Fall? Riecht doch ein bisschen sehr streng, oder?
Hat nicht der VR eine gewisse Aufsichtspflicht? Wären da nicht ein paar Fragen fällig?
Herr Schmucki? Was ist denn Ihre Stellungnahme? -
Die Besitzer der SIX – die Banken – verweigern nach wie vor die Eröffnung von Bankkonten für Blockchain Unternehmen generell, aber insbesondere für Firmen mit ICOs. Jetzt investiert SIX in ein Ministartup mit einem geplanten 100 Mio. (sic) ICO als wäre nichts dabei. Wie geht das bitte zusammen??? Und der Treasuer der SIX ist noch Gründungsmitglied. Hello #corporategovernance
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Der Treasurer himself. Die Light Version von Raiffeisen PV.
Auch hier: Legal & Compiance und das interne Audit versagen vollends oder . . . . .
Mit der externen Revision wird’s wieder mit einem bezahlten Gutachten geregelt.
Und die FINma bietet weiter Gewähr . . . .für diesen und weitere Selbstbedienungsboutiquen.
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Himmel noch einmal, lernen wir denn wirklich nichts mehr in der Schweiz? Würde solcher Mist im Süden des Gotthards geschehen, es wäre von Vetterliwirtschaft die Rede.
Aber in der schönen Schweiz wo es vor lautere Rules und Regulations nur so wimmelt, da kommen zwei SIX Kader und finanzieren Amt ihres Kadersamtes eine schönen Financement.
Und das wohlgemerkt in der SIX, einem deFacto-Monopolisten, wo schon viele nicht schön lief.
Ich bin entsetzt. Es gibt auf dem Finanzplatz CH wirklich keinen anständigen Banquier, welcher selber Eier und Anstand hat, seine Geschäfte im Rahmen der Corporate Governance abzuwickeln.
Stattdessen haben ri immer mehr Bank$ters, wo jeder meint noch mehr aus seinen Kunden und Stake Holders herauszuholen. Damit es denn für die nächstgrössere Jacht reicht.
Diese Schweiz hat keinen Stil und keinen Anstand. Widerlichst. -
Klüngeleien und Vetternwirtschaft zählt in der Schweiz mittlerweile oft mehr als ehrliche Qualitätsarbeit!
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Ex-Lenoteq-Filz pur: Roncone, Wippermann, Stieger, Jethwa, die hatten alle gute Lehrmeister (Jan Schoch, Lukas Ruflin und Pierin Vincenz).
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So‘nen Quatsch. Wer bist Du denn, der das beurteilen kann.
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Ist das nun das in einer libertären Gesellschaft immer so hochgehaltene Prinzip der Meritokratie? Wohl kaum.
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Allein schon die Tatsache, dass Mitarbeiter während der – wohl mindestens angemessen entschädigten – Arbeitszeit „nebenbei“ noch ein Start-up entwickeln können, wirft zumindest die Frage auf, ob die denn nichts anderes zu tun haben. Über die Art und Weise, wie solche leute geführt werden, wollen wir hier gar nicht sprechen. Sieht den der Arbeitsvertrag der SIX nicht vor, dass im Betrieb entwickelte Produkte automatisch im Eigentum des Arbeitgebers bleiben? Dass sich der Arbeitgeber dann noch an der zumindeste teilweise auf seine Kosten entwickelten Unternehmung finanziell beteiligt – auch wenn der Betrag nicht von Belang ist – lässt dann schon auf eine eigenwillige Corporate Governance schliessen. Wir warten auf Korrekturen.
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Wunderbar, die Six hat „Gefallen gefunden“. Wäre toll, wenn mein ehemaliger Arbeitgeber mich weiterfinanzieren würde. Vetternwirtschaft.
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Grundsätzlich ist es wünschenswert, wenn sich Firmen in der Schweiz an Gründungen ihrer ex Mitarbeiter beteiligen.
Die Firma wurde im Juni in das Handelsregister eingetragen und es liegt inzwischen ein Whitepaper für ein ICO bis 100 mn vor, also ist die Unterstellung des Artikels, dass der faire Kaufpreis das Gründungskapital von 100‘000 CHF sei, eine unfaire Annahme.
Eine andere Frage ist, wer die Bewertung des Startups auf der Seite von SIX vorgenommen hat (sicher nicht wie bei der Investnet), wieviel Zeit das Führungspersonal von SIX (eine Firma, die zuletzt leider keine Bäume ausgerissen hat) für Nebentätigkeiten (hier Präsident VR) hat und ob die grundsätzlich interessante Idee zu einem erfolgreichen ICO für eine Neugründung führt.
SIX sollte mehr über das Portfolio ihrer Investitionen informieren, um solche Fragen erst gar nicht aufkommen zu lassen.
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Riesen Sauerei: man sollte diesen sofort den Laden dicht machen. Kassieren Geld von der SIX und engagieren sich privat!!
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E&Y von gestern ist SIX von heute……………
Wegen solcher coziness am Arbeitsplatz braucht’s „Inside Paradeplatz“ als unbequemer Meldeläufer.
Filz macht vieles möglich.
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Bulls-Eye, LH!
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Nach all den „Bereicherungskonzepten“ in der Finanzbranche welche von IP aufgezeigt wurden, kommt nun ein weiteres dazu.
Es wird Zeit für eine neue Bezeichnung für dieses Verhalten. Finanz Anarchie!
Offenbar gibt es keine richtigen Kontrollen mehr. Auch dass ein ehemaliger Mitarbeiter von Ernst&Young dabei sei, sagt doch einiges über die moralische Einstellung aus. Wie kommt man dazu noch auf eine Firmenbewertung bei Neugründung von 1 Mio. CHF und das gem. Artikel ohne Umsatz (next bubble) ??? Wie kann so ein Investment abgesegnet werden? Gibt es ausser überzertifizierten Leuten in der Finanzbranche auch noch welche mit Verstand? -
Tja. Wenn man’s nicht drauf hat, muss man solche Wege wählen.
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Juli 2018: SIX lanciert die (eigene) SIX Digital Exchange (SDX). Es ist sicher nicht im Unternehmensinteresse, wenn sich dann ihr Chef Treasury in diesem Gebiet PRIVAT beteiligt. Bei vernünftiger Governance müsste der VR einschreiten.
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Die haben das bei Vinzenz abgeschaut.
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Raeto von Sprecher, nach Vincenz, Engler und Taisch ein weiterer Abkassierer aus der Bananenrepublik Alt Fry Rätien
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1 Million Bewertung für ein Firma mit Null Umsatz, wie es scheint.
Ja, bei der SIX hat man es ja. Die hätten das Geld für die Payment-Division besser an die Aktionäre ausgeschüttet.-
Der einzige Skandal hier ist die schwache Beweisführung des Artikels
Mitarbeiter bei der Gründung eines Startups zu unterstützen ist nichts ungewöhnliches, wenn dabei ein gutes Stück vom Kuchen abfällt. Das Geld ist ja nicht geschenkt, sondern die Gründer geben Anteile an ihrem Unternehmen ab. Axel Springer Plug & Play in Berlin nimmt 5% für 25k EUR, d.h. 500k Unternehmensbewertung zu einem Zeitpunkt, indem das Startup nichts vorzuweisen hat. Hier ist die Bewertung bei CHF 1 mio. also nicht aus dem Rahmen. Dazu kann man positiv bemerken, dass die Entscheider die Gründer seit langem kennen, es weniger Informationsasymmetrien gibt und man die Qualität der Gründer und des Konzeptes besser einschätzen kann und an die Mitarbeiter und das Unternehmen geglaubt wird.
Also? Wo ist hier der Skandal? Was ist wirklich falsch gelaufen? Solange das nicht klar ist, ist die Argumentation wirklich schwach.
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@Insider
Der Skandal liegt darin, dass SIX gleichzeitig eine Plattform für Digitale Assets basierend auf Blockchain aufbaut und es offenbar nicht auf die Reihe kriegt die eigenen Interessen zu Schützen. Stattdessen finanziert man diesen Herrn, wohlgemerkt jemanden, der bei SIX für Finanzen zuständig ist.
SIX hatte auch schon in der Vergangenheit immerwieder ausgesprochene Mühe Arbeitsrechtsfragen korrekt zu beurteilen und musste auch schon des öfteren beim SECO vortraben.
Ich gebe ihnen aber recht, bei der Erfolgsrate von Projekten in der SIX ist es wahrscheinlich tatsächlich besser in ein externes Startup zu investieren, anstatt sich auf die internen Fähigkeiten und den „SIX Spirit“ zu verlassen.
https://www.konkurrenzverbot.ch/
https://www.arbeits-recht.ch/recht-am-arbeitsergebnis-geistiges-eigentum
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E&Y von gestern ist SIX von heute............... Wegen solcher coziness am Arbeitsplatz braucht's "Inside Paradeplatz" als unbequemer Meldeläufer. Filz macht…
Nach all den "Bereicherungskonzepten" in der Finanzbranche welche von IP aufgezeigt wurden, kommt nun ein weiteres dazu. Es wird Zeit…
Allein schon die Tatsache, dass Mitarbeiter während der - wohl mindestens angemessen entschädigten - Arbeitszeit "nebenbei" noch ein Start-up entwickeln…