Die Raiffeisen-Schweiz-Führung unter CEO Patrik Gisel hat bald ausgedient. Wenn der neue Präsident Guy Lachappelle am 10. November offiziell inthronisiert ist, folgt die Ablösung der operativen Spitze.
Davon ist auszugehen. Umso wichtiger ist für die alte Crew, dass sie ihr wichtigstes Versprechen doch noch halbwegs einlöst und ihren Nachfolgern ein Problem weniger übergibt.
Gemeint ist die Informatik. Das neue System unter dem Namen Avaloq Core System, kurz ACS, sollte längst auf den 250 Raiffeisen-Banken im Lande eingeführt und am Laufen sein.
Dem ist, wie man weiss, nicht so. Die Operation „Rainbow“, wie die Umstellung von der Eigenentwicklung „Dialba“ auf das neue ACS intern heisst, ist eine Zangengeburt.
Hypo-Zinsen, die nicht stimmten, Bancomaten, die nach der Umstellung spukten, Tagesverarbeitungen, die das System an den Rand des Explodierens brachten.
Kurz: Rainbow riskierte, zum Massengrab zu werden. 600 Millionen für nix.
Das durfte nicht sein. Bei aller Vincenz-Misere: Was für CEO Gisel und seine Mannen (und eine Frau) im Inner-Raiffeisen-Härtetest wirklich zählte war, dass dieses ACS endlich zum Laufen kam.
Also wurde der Turbo eingeschaltet, Beraterin Accenture zu Hilfe gerufen, die preisgekrönten Programmier-Spezialisten der Avaloq aufgeboten – um in einem Kraftakt ACS zu retten.
Der Grosseinsatz der vereinigten Raiffeisen-Kräfte trägt erste Früchte. Übers letzte Wochenende wurden weitere gut 30 einzelne Raiffeisenbanken auf ACS „migriert“, wie die Fachleute unter sich sagen. Profaner: Ihre Daten laufen nun nicht mehr im alten Dialba, sondern im neuen Avaloq.
Ein Sprecher der Raiffeisen Schweiz bestätigt, dass die letzte Datenübernahme erfolgreich verlaufen sei.
„Die Migration der 34 Raiffeisenbanken dieses Wochenende verlief erfolgreich. Mittlerweile laufen 101 Banken vollständig auf ACS.“
Halleluja. Es fehlen noch 145 restliche Banken, die in den kommenden Wochen in mehreren Grossschüben auf Avaloq umstellen sollen.
Klappt der Hosenlupf, dann fällt Gisel und die Kollegen in der Geschäftsleitung – und insbesondere der Ober-IT- und -Operations-Chef Rolf Olmesdahl – ein grosser Stein vom Herzen. Sie hatten versprochen, alle 246 Banken per Ende 2017 auf Avaloq umzustellen. Nun würde es Ende 2018.
Immerhin. Doch wird das neue Ziel geschafft?
Die grösste Hürde überspringen wollen Gisel und Olmesdahl ausgerechnet per 31. Dezember 2018, also dem Jahresultimo, wie man in der Bankensprache sagt. Dann sollen 60 der grössten Raiffeisen-Banken, die dannzumal noch auf der alten IT laufen, auf einen Schlag auf Avaloq umstellen.
Erst wenn diese Gross-Raiffeisen-Banken auch mit dem neuen ACS arbeiten, kann mit Sicherheit beurteilt werden, ob die Luxus-Informatik wirklich das bringt, was man sich erhofft. Oder ob für die gigantischen Kosten kaum viel Mehrwert entstanden ist.
Kommentare
Kommentieren
Die beliebtesten Kommentare
-
Zweckoptimismus – es geht darum, dass Gisel noch den Bonus für dieses Jahr will. Und den kriegt er nur wenn Avaloq „läuft“. Danach heisst es dann nach mir die Sintflut…
-
Drücke der RaiBa die Daumen dass es klappt, die bodenständigen undd netten Mitarbeiter hätten einen Erfolg verdient im Gegensatz zum Abgehobenen Management in St. Gallen.
-
Als Avaloq Mitarbeiter ist es immer sehr amüsant, die lustigen Geschichten all die Verschwörungstheorien über Avaloq zu lesen.
Eigentlich bin ich ja doch sehr stolz: Avaloq hat das geschafft woran früher viel grössere Firmen gescheitert sind.
https://insideparadeplatz.ch/2013/09/17/raiffeisens-debakel-mit-dem-grosscomputer/
Auf jeden Fall freue ich mich auf die Zusammenarbeit und die Herausforderungen mit Raiffeisen (und all den anderen Avaloq Banken). Auch wenn das der Autor des Artikels wahrscheinlich etwas anders sieht.
-
Hey AvaloqMitarbeiter
Geschafft habt ihr es wenn die letzten grossen Banken alle auf ACS laufen und die Performance dann auch stimmt.
Das der Kern von Avaloq nur unbedeutend moderner ist wie DIALBA das erwähnst du bewusst nicht? Und es gäbe da noch weitere Sachen…. -
Was wäre denn die Alternative zu Avaloq um die IT-Kosten langfristig zu senken? Kommt doch mal mit Vorchlägen anstatt ständig zu kritisieren…warte gespannt!
-
Man nehme irgendein IT System, was selbst entwickelt oder über Jahrzehnte hinweg angepasst wurde, gewachsen ist, verschmolzen wurde mit anderen Bereichen, usw.
Und versuche dieses nun zu migrieren. Entweder in eine komplette Neuentwicklung, in eine verbesserte Struktur oder Technologie, oder eine sog. „Standard-Software“. Und zwar mit allen Funktionalitäten, Prozessen und historisch gewachsenen Daten. Und das mit fehlenden oder unvollständigen Dokumentationen, Spezifikationen, Entwicklern, Anwendern.
Diejenigen, die sich mit IT auskennen oder auch privat nur ihre Benzin-Verbrauchs-Reparatur-Vergleichstabellen selbst gebaut haben, in die nun bitte auch noch das eBike und Solar-Panel rein sollen, wissen dann nämlich, dass am Anfang die Welt & die Anbieter & die Kunden sehr rosig aussehen.
Daher Glückwunsch, Hr. AvaloqMitarbeiter und allen anderen Mitwirkenden, wenn es final vollbracht ist. Und mit Sicherheit wird es Unzufriedenheiten und auch unentdeckte oder Folgefehler geben. Auch das ist Realität.
-
-
Eine grössere Migration gerade vor dem Jahresabschluss!? Man höre und staune. Vermutlich kommt der Jahresabschuss für diese Banken noch aus Dialba.
-
Genau und das ist auch gut so! Wir werden auch Ende 18 im „Slot 7“ migriert – einen besseren Termin gibt es nicht (ausgeklammert mal die Frage, ob das System dann Anfang 2019 wirklich läuft und den hochgelobten Nutzen für uns Banken draussen bringt…)
-
-
Es muss ein trauriges Leben sein, wenn man alles aber auch wirklich alles negativ sieht.
Eine echte Stimmungskanone sind Sie Herr Hässig.
Egal, die Mitarbeiter die hier unermüdlich mitgearbeitet haben, die freuen sich über den Erfolg.
-
-
Und welcher Teil war jetzt SOOO negativ. Für mich hat es vorsichtig optimistisch getönt. Aber natürlich hätte man auch eine Lobhudelei anstimmen können.
-
Was soll hier negativ sein? Tatsache ist doch, dass die Migration (auch wenn nicht alles klappt) durchgeboxt werden muss und als Erfolg verkauft werden muss. Das Negative wird aber erst noch kommen! Die Frage ist: Was kommt danach? Der Verkauf von Arizon an Avaloq und eine neue Entlassungswelle?
-
-
die Umstellung dauert nur so lange weil das neue System erst die AMS(AustriaMicro) Leichen in den Depots sortieren muss 🙂
reverse convertibles bergen halt doch Risiken, aber da fehlt ein CEO und Finanzanalysten Die solche Zusammenhänge beurteilen können!
PS weitere Kursverluste drohen auch bei anderen „reverse“
PS2 für Anfragen als neuer CEO stehe ich gerne zur Verfügung-
Ich habe mit Paul zusammengearbeitet. Der versteht IT und auch die Märkte wie kein Anderer.
Absoluter TOP Mann !
-
Logo, und am Kollaps von Lehman war natürlich auch Raiffeisen schuld.
-
Bist Du womöglich selbst ein frustierter AMS-Investor???
Einfach mal zusammenhanglos irgendwelche Früste vom Stapel lassen, welche keinen Bezug zum Thema haben 🙁
NB Kenne ich konkret Fälle, in welchen Avaloq fristgerecht und ohne wirkliche Komplikationen migriert wurde (wie das lh so schön und profihaft niederschreibt).
-
-
Ich habe noch in keinem IT-Projekt mitgearbeitet (und es waren viele), das termingetreu abgeschlossen wurde. Somit nichts besonderes bei Raiffeisen. Ich frage mich mehr, ob das Avaloq-Gebastel langfristig stabil funktioniert. Und es wundert mich, warum man Avaloq für Raiffeisen ausgewählt hat, denn Kredite sind absolut nicht die Kernkompetenz dieses für Investment-Banken entwickelten Systems…zumindest die notwendigen teuren externen IT-Berater resp. „Parametrierer“ freuts, weil sie mit Raiffeisen reich wurden…
-
In der Zeit der Globalisierung und des weltweiten Lohndumping in der Informatik, wird man in dieser Branche nicht reich.
Mindestens nicht so reich, wie die meistens ahnungslosen Manager, die nutzlose PowerPoint erstellen.
-
-
Wenn man genügend Geld ausgibt kriegt am Ende auch der unfähigste Projektleiter das schlechteste System zum laufen.
Wichtig ist, das nach der Migration endlich die Vincenz-Geschäftsleitung vollständig ausgetauscht wird.
Vorher ist ein Neuanfang nicht möglich. Hier nochmals die Kurzfassung:
Auer – Enger Freund von Gisel, hat die Drecksarbeit im Personal für Vincenz gemacht
Poerschke: Mr. Zahlenkünstler, undurchsichtige Rolle
Ohlmensdahl: IT verpfuscht
Burn: Konkurrenziert Raiffeisenbanken
Brügger: Dort sind die Leonteq-Deals gelaufen
(…)
Alle raus!-
Das stimmt leider nicht. Beispiele: Winterthur Versicherung, Eidgenössische Finanzverwaltung, Swiss Life haben hunderte Millionen für IT-Projekte ausgegeben, welche am Schluss vollumfänglich in der Tonne landeten.
-
-
Raiffeisen schafft es einmal mehr – die sind einfach spitze!!!!!
-
Das war einmal…
-
Es muss ein trauriges Leben sein, wenn man alles aber auch wirklich alles negativ sieht. Eine echte Stimmungskanone sind Sie…
Wenn man genügend Geld ausgibt kriegt am Ende auch der unfähigste Projektleiter das schlechteste System zum laufen. Wichtig ist, das…
Ich habe noch in keinem IT-Projekt mitgearbeitet (und es waren viele), das termingetreu abgeschlossen wurde. Somit nichts besonderes bei Raiffeisen.…