Wird Bernhard Hodler zum letzten CEO der Julius Bär? Die Gefahr, dass die führende Privatbank der Schweiz in fremde Hände fällt, ist nicht klein.
Das hängt mit dem Aktienkurs der Bären zusammen. Dieser sinkt und sinkt. Nachdem die 50-Franken-Barriere im Sturzflug gefallen ist, rückt nun die 40-Franken-Grenze in Sichtweite.
Und das alles wegen Bernie, wie Bernhard Hodler, Chef der Julius Bär, auf dem Finanzplatz von allen genannt wird.
Bernie Hodler hat das Steuer vor einem Jahr übernommen, als sein Vorgänger Boris Collardi Hals über Kopf davongestürmt war. Heute weiss man, warum. Der schlaue Collardi sah die Probleme kommen.
Nun muss Hodler das Ganze ausbaden. Er hat die Finma im Haus, seine Lateinamerika-Banker verraten den US-Ermittlern ihre Geheimnisse, und eben der Aktienkurs.
Für die Bär-Bank ein explosives Gemisch. Die Bank wird mehr und mehr zum Übernahmekandidaten.
Für grosse Geldhäuser wäre sie ein Schnäppchen. Die JP Morgan als grösstes US-Finanzinstitut könnte die Julius Bär mit einem Quartalsgewinn finanzieren. Auch die UBS hätte genug Kraft für einen Kauf.
Was tun? Bär-Chef Hodler macht, was schon seinen Vorgesetzten von einst, Boris Collardi, ausgezeichnet hatte. Er holt enge Vertraute und setzt sie auf wichtige Stühle.
Heute früh hat die Bär-Bank bekannt gemacht, dass sie einen neuen Leiter für das separierte Geschäft mit den externen Vermögensverwaltern bestimmt hat.
Es handelt sich um ein Bär-Eigengewächs. Philipp Rickenbacher heisst der Mann, er ist seit 2004 bei der Bank Bär. Auch dessen Nachfolger ist ein Manager, der seit Jahr und Tag dabei ist.
Rickenbacher gilt als möglicher interner Kandidat für den CEO-Job, wenn die Zeit für eine nächste Wachablösung an der operativen Spitze reif wird.
Mann für Höheres? Philipp Rickenbacher, Executive Board
Im obersten Management gilt Bernhard Hodler nach wie vor als ein CEO, der nicht für die Ewigkeit gedacht ist; wegen seines Alters und wegen seiner Herkunft.
Der 58jährige gehört seit genau zwei Jahrzehnten zum Inventar bei der Julius Bär. Das hilft, weil Hodler alle und alles kennt.
Bernie verkörpert Bär – mit jeder Faser. Kann er sie auch eigenständig über Wasser halten? Hat Bär unter einem CEO Hodler die Kraft, die Kreativität und die Schnelligkeit, sich am Markt wieder in eine Erfolgsstory zu verwandeln?
Für Hodler wird das schwierig. Das ist nicht nur seine Schuld. Als Collardi Anfang 2009 neuer CEO wurde, herrschte Finanzkrise. Die Aktien der Banken waren tief, die Weltaussichten düster.
Collardi stach in diesem Umfeld als forscher Chef mit viel Freude am Risiko hervor. Er kaufte, was ihm angeboten wurde, bis zum globalen Wealth Management der US-Bank Merrill Lynch – ein Coup.
Bremsen liess sich Collardi von keinem, Altlasten und neue Risiken interessierten ihn keine Sekunde. Als der Vorwärtsdrang vom Verwaltungsrat hinterfragt wurde, zog Collardi auf nach Genf.
Aus Collardis Umfeld heisst es, zwischen dem VR von Julius Bär und Collardi als deren CEO hätte bis zuletzt grosses Einvernehmen geherrscht.
Damals sprang Hodler ein. Und bügelt nun aus, was ihm Collardi hinterlassen hat. Beklagen kann sich Hodler nicht. Als oberster Risikochef stand er Collardi während 10 Jahren als braver Lieutenant zur Seite.
Sein Problem ist, dass die Julius Bär mit jedem Tag günstiger wird. Am Freitag zum Börsenschluss kostete die ganze Bank noch 9,5 Milliarden Franken. So hoch war ihr Marktwert.
Noch zu Jahresbeginn, als Collardis Erbe nicht wie eine Zentnerlast wirkte, sondern wie ein Heissluftballon für eine Fortsetzung des Höhenflugs, lag Bärs Marktwert bei über 14 Milliarden.
Das Sagen bei Bär haben grosse US-Investoren, darunter Blackrock. Sie sahen in der Bär-Aktie eine lukrative Finanzanlage. Nun müssen sie schauen, wie sie damit Geld verdienen können. Mit einem Grossdeal?
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Die beliebtesten Kommentare
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Jetzt mal ehrlich: würde jemand Julius Bär vermissen, wenn diese übernommen würde?
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Unlogisch und irritierend ist das Hü und Hott im EAM-Bereich. Vor zwei Jahren, als er Barend Fruithof überraschend vor die Tür setzte, hat Boris Collardi kurzfristig umorganisiert: Gian Rossi beerbte Fruithof als Leiter Schweiz und Yves Robert-Charrue, der damals den EAM-Laden leitete, übernahm die Region Europa. Der EAM-Bereich wurde ersatzlos aufgelöst und auf die einzelnen Regionen aufgeteilt. Zwei Jahre später kehrt man nun zum Alten zurück. Das darf als Eingeständnis verstanden werden, dass Collardi vor zwei Jahren einen Fehlentscheid getroffen hatte. Richtig ist, dass das EAM-Geschäft einheitlich und straff geführt werden muss, da dort beträchtliche Risiken schlummern (u.a. weil die Bank die Kunden der EAMs in der Regel nicht selbst kennt).
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Die Julius Bär ist derzeit kein Übernahme Kandidat. Jeder, der einigermaßen bei Verstand ist , würde warten bis alle die juristischen Probleme geklärt sind.
Zu hohes Risiko, weil man nicht weiß was noch alles an die Öffentlichkeit gelangt.-
Na du lieber Peter, dann kannst du aber noch lange warten. Loool!
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Wie der Fall des in den USA wegen Geldwäsche zu 10 Jahren Gefängnis verurteilten ehemaligen Bär Angestellten zeigt, läuft rechtlich einiges gegen Bär. Nach meiner Einschätzung sind die Katzen noch lange nicht aus dem Sack. Der Aktienkurs sinkt weil gewisse US Investoren mehr wissen als wir und sich vorsorglich verabschieden.
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Und wenn niemand diese Bank will, dann wird sie halt irgendwann gesetzlich sauber abgewickelt. Braucht doch ohne Bankgeheimnis nicht so viele Banken in der Schweiz. Wenn ich mir vorstelle, dass wir Steuerzahler für jedes Konto eines windigen Ausländers mit 100 TCHF haften müssen, dann kann es nicht schaden, wenn diese Finanzatombomben reduziert und verdichtet werden.
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Ja und nein. Was ist die Alternative zum Banken- und Chemiebusiness?
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Uebernahme: das muss wohl ein Witz sein? Wer will denn zum gegenwärtigen Zeitpunkt eine Bank kaufen, welche mit Assetverlusten, Gewinn-Erosion und zig Fällen von gesetzeswidrigen Kundenbeziehungen kämpft ! Im Private Banking geht der veritable „Bär“ um. Bei der Bär 🐻 sind viele 🐻 🐼🐨 aber keine Bullen zu sehen….
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Schlecht recherchiert…. P. Rickenbacher ist seit 2016 im Executive Board von Bär… Hat nur eine Zusatz-Funktion bekommen.
Und: Habe bis jetzt wenige in dieser Branche getroffen, die so kompetent sind wie er … -
Das wäre kein Verlust für die Börse. Collardi hat den Niedergang eingeläutet.
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Hodler ist ein Verwalter – er verwaltet den Niedergang von JB – und das macht er leider recht gut.
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Market Cap von CHF MRD 9 ist ein Schnäppchen – auch das die jetzigen und neuen Schaumschläger bei Baer eliminiert wären – denn seit die „alten“ Baer Inhaber schon lange draussen sind, expandieren die personellen Tumulte bei Baer und auch die seit langem schlechte Stimmung geht ins uferlose.
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Niemand hat Interesse an der Bär.
Einzig der Besenwagen der UBS oder CS wird sie am Ende noch aufwischen.
Schweizer Privatbanken sind praktisch wertlos ohne Bankgeheimnis. Es gibt schlicht kein Grund mehr, sein Geld in die Schweiz zu bringen.
Schlechter Service, null Performance, viel zu hohe Gebühren, für 2018 schlicht lächerliche IT, keine Strategie und etliche Compliance-Bomben.
Mittlerweile hat weltweit auch der Hinterletzte verstanden, dass sich auf dem sinkenden Schiff nur noch selbstbereichernde Opportunisten oder Verzweifelte Mitarbeiter befinden.
Nicht mal die Chinesen werden die Bär für dieses Butterbrot übernehmen. Nicht mal geschenkt würden sie sie nehmen. Die Brasilianer mit BSI, die Araber mit Falcon und der CS, Singapur mit UBS…alles abschreckende Beispiele. Auch die anderen Auslandsbanken werden mit der Zeit ihr Geschäft hier noch abstossen.
Danke für die Info, dass die Bär auch von US Aktionären kontrolliert wird. Bei der UBS wusste ich es, bei der Bär habe ich mich nie darum getan.
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Danke der Politik für die Aufgabe des Bankgeheimnisses. Jetzt geht es mir der Schweiz rasant bergab! Was nun?
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Für einmal kommt den Bären die veraltete IT zu Gute. Kein potentieller Käufer möchte eine Erneuerungsübung à la Raiffeisen durchführen.
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Und wieder die alten untauglichen Rezepte. Ein Versager holt weitere Versager auf Spitzenpositionen. Das ist „Swiss Banking“-. Loooolllll…. Ist nicht schade, wenn die Bank Bär ebenfalls von der Bildfläche verschwindet.
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Im Fachjargon nennen wir das Flaschenzug-Prinzip.
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Bei einer Uebernahme von Bär durch die CS oder UBS würde ein Grossteil der Anlageberater und Kunden zu Pictet abspringen.
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Nein, um Gottes Willen nicht! Pictet ist schein-seriös, entwickelt zwar teilweise auch recht gute Produkte! Dies muss man ihnen lassen!
Sonst aber nur viel professionell inszenierte Show und Image-Pflege. Edles Getue für eine Klientel, welche sich von einer aristokratisch wirkenden Fassade bezaubern lässt.
Pictet verbratet Millionen, um in der Glamour- und Finanzpresse stets präsent zu sein. Wöchentlich gibts ganzseitige Annoncen wie für Harry Winston Juwelen. Dies funktioniert hier offensichtlich ebenso gut wie bei Versace Fashion, Chopard Uhren oder Prada Taschen. Die Welt von heute liebt den Schein!
Also, liebe Bär Klienten! Aufgepasst bei einem Banken Wechsel!
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Buddirs holen, auf wichtige Posten setzen: Ein Unding. Warum schauen GL und VR offenbar zu? Die Gefahr ist gross, dass noch einige Schmarotzer vor dem Untergang richtig abkassieren.
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Warum offeriert nicht eine Schweizer Bank für Bär?
Man kann sich vorstellen, dass könnte entweder Pictet sein, die mit ca. 500 Mia. AUM durchaus die 250 Mia. von Bär brauchen könnte und einen erheblichen Synergie-Effekt bei den Anlagefonds hätte, damit käme sie in die Nähe der Credit Suisse mit ca. 1370 Mia. AUM und weniger weltweiter Verzettelung.
Vorstellbar wäre auch die Kantonalbanken würden sich zusammenraufen und die Bär übernehmen als gemeinsame Institution für Vermögensverwaltung und Anlagefonds. Aber so etwas wird nicht geschehen, wir Schweizer lieben nicht nur im politischen, sondern auch im kommerziellen den Kantönligeist.-
Warum nicht? Weil die Schweizer Banken nicht auf diese Idee kommen. Keine Strategie, keine Ideen, keine Zukunkft…
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sozusagen Swisscanto 2.0
finde ich gut – und später geht es mit Discount an die ZKB
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@Zach: so eine Schnappsidee mit den Kantonalbanken. Was sollen die mit JB? Schuster bleibt bei deinen Leisten. JB verdirbt nur die Kultur.
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Niemand hat Interesse an der Bär. Einzig der Besenwagen der UBS oder CS wird sie am Ende noch aufwischen. Schweizer…
Und wieder die alten untauglichen Rezepte. Ein Versager holt weitere Versager auf Spitzenpositionen. Das ist "Swiss Banking"-. Loooolllll.... Ist nicht…
Für einmal kommt den Bären die veraltete IT zu Gute. Kein potentieller Käufer möchte eine Erneuerungsübung à la Raiffeisen durchführen.