Carlos Ghosn ist so tief gefallen wie nur wenige vor ihm. Dominique Strauss-Kahn vielleicht, der IWF-Chef und Möchtegern-Präsident von Frankreich. Oder Pierin Vincenz hierzulande.
Ghosn, Super-Autochef von Renault-Nissan, sitzt seit Montag in Tokio im Gefängnis. Er soll viel mehr Millionen vom japanischen Nissan-Autokonzern erhalten haben als deklariert. Zudem soll er Gelder heimlich in Sicherheit gebracht haben.
Wo? In der Schweiz, Stupid.
Tatsächlich hat Ghosn eine enge und jahrelange Bankbeziehung. In Zürich. An der Bahnhofstrasse. Bei der Julius Bär.
Dort war Ghosn hoch willkommen. Ein Superkunde, eine Mega-Manager, ein Star. Ex-Bär-CEO Boris Collardi empfing Ghosn, ein gebürtiger Libanese, persönlich und herzlich.
Man speiste zusammen, man trat gleichzeitig am Weltwirtschafts-Forum in Davos auf. Collardi und Ghosn, das war mehr als nur eine Kunden-Bankchef-Beziehung. Zwei Napoleone, die sich blind verstanden.
Nun ist Ghosn bei der Julius Bär zum Risiko geworden. Die Bank sitzt auf Konten mit mehreren Millionen und weiss nicht, ob das Geld legal oder illegal ist.
Was tun? Die Zürcher stehen wegen Affären aus Collardis Zeit unter massivem Druck. Korrupte Fussball-Funktionäre, bestechliche Südamerika-Öl-Beamte, verfolgte Schweizer Ex-Banker, Valser Turmbauer mit Steuerverfahren – und jetzt noch Carlos im Sträflingsanzug?
Genug ist genug. Die Bären reagierten. Sie blockierten sofort, nachdem die Verhaftung von Ghosn am Montag Abend bekannt geworden war, alle Konten ihres einstigen Vorzeigekunden.
Als Nächstes könnte eine sogenannte MROS-Meldung erfolgen. Gemeint ist, dass die Julius Bär-Chefs ihren Kunden Carlos Ghosn bei der zuständigen Geldwäscherei-Behörde in Bern anzeigen.
Offiziell hält sich die Julius Bär bedeckt. „No comment zum spezifischen Fall und zu möglichen Kundenbeziehungen“, sagte ein Sprecher gestern auf Anfrage.
Um dann die Tür doch einen Spaltbreit aufzustossen. „Sie können davon ausgehen, dass Julius Bär sämtlichen rechtlichen Anforderungen und Meldepflichten, die für die Bank bestehen, nach kommt.“
Ein Bär-Insider sagt, man könne im Unterschied zu anderen Geldwäscherei-Skandalen, in welche die Zürcher Privatbank geraten sei, der Julius Bär im Fall von Renault-Chef Ghosn keinen Vorwurf machen.
„Bis Montag galt Carlos Ghosn als absolut sauber“, sagt der Gesprächspartner. „Wer hätte erwartet, dass er im Gefängnis landet?“
Einige Beobachter vermuten einen Fight zwischen Nissan und Renault hinter den Vorwürfen gegen den Franzosen. Nissan wehre sich gegen eine engere Umklammerung ihres Hauptinvestors Renault, vermuten sie.
Ghosn war als Präsident beider Autofirmen die absolute Herrscherfigur des französisch-japanischen Gespanns. Er bezog sowohl für die Aufgabe bei Nissan als auch für jene bei Renault stolze Saläre und Honorare, die schon früher zu reden gaben.
Trifft der Vorwurf zu, dass er bewusst Millionen-Einnahmen auf Seiten von Nissan verschwiegen und das Geld heimlich zur Seite gelegt hat, dann droht Ghosn ein Prozess. Dabei dürften die japanischen Behörden vom Ausland Rechtshilfe beantragen. Die Schweiz müsste sich überlegen, Ghosns Bankkonten bei der Bär und eventuell weiteren Finanzhäusern offenzulegen.
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Kommentare
Die beliebtesten Kommentare
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Ein Poster hat einen guten Beitrag geschrieben: @büetzer – „De Heiri hät es Chalb verchauft, de Heiri wot das öppis lauft. Hüt mues es sii, s’Gäld uf de Lade…Juhui jetzt hau – ich’s fort mid Schade!!“
Das Video finde ich zwar auf Youtube aber die Lyrics / den Songtext kann ich nirgends finden.
Hätte mir wohl jemand die Lyrics oder ein Link dazu. Ich finde den Text supertreffend zur Situation von Goshn aber auch zu Raiffeisen & anderen Unternehmen. Ist etwa wie mit dem Narrenschiff. (Nur, dort habe ich die Lyrics.)
Vielen Dank.
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Für einen auch nur halbwegs normalen Menschen ist es nicht nachvollziehbar, was dieser C. Ghosn sich da erlaubt hat. Verdient x Millionen jedes Jahr und sieht sich trotzdem veranlasst, seinen Arbeitgeber zu bestehlen. Krankhafte Gier, Amoral, Anstandslosigkeit, alles nur noch peinlich. Und so jemand zählt zur „Elite“ !
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Ghosn gerade entlassen von Nissan. Bär kann wieder am Ball.
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So ein Unsinn, ich bin der heisseste Kunde! Ich bin Zollchef in Uganda und verdiene mir ein Zubrot, indem ich 2.5% „Zusatzobolus“ auf jeder die Landesgrenze überschreitenden Ware kassiere (meine Underlinge kriegen auch ein paar Brosamen ab). Nächste Woche reise ich fürs Weihnachtsshopping nach London, Paris, Genf und Zuffenhausen, muss ja mich und meine laute Alte wieder mit den neusten Klamotten sowie mit Uhren und Schmuck ausrüsten, und zwei neue Cayenne Turbo sind auch wieder fällig. Meine nervige Alte mit dem grossen Hi…. (nein, nicht Hirn) möchte auch ein schönes Appartement in Paris zu Weihnachten. Die Hotels und Geschäfte (und ein paar Escorts) freuen sich schon auf uns. Wir werden auch immer allerbestens bedient. Über Neujahr gehen wir diesmal wohl nach Megève, dort hat es die Sternerestaurants, die wir mögen. – Alle sind so happy, das wir wieder kommen, schliesslich werden damit Löhne, horrende Geschäftsmieten von Immogeiern, Kreditkartenkommissionen („red hot“, as always), Gewinne und hier gar Steuern bezahlt. Alles super oder? Und kein Ar…. fragt danach, woher meine viele Kohle kommt.
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Bei Ghosn ging’s nun in die Hosen.
Übrigens, die gaaaaanz grossen Diebe auf der CEO-Ebene, die Milliarden (ja, richtig, eine Zahl mit 9 Nullen vor dem Komma) unterschlagen, laufen meist frei herum.
Na ja, Carlos Ghosn war in Tat und Wahrheit wohl näher beim Schwachkopf als beim Genie, und jetzt hat ein Kind eben gerufen „der König hat ja gar keine Kleider“ und so war es.Kommentar melden
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mit brasilianischer Staatsbürgerschaft eigentlich keine grosse Überraschung. Unglaublich, wenn sich die Vorwürfe bestätigen, dass er das nötig hatte….
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Es is moralisch nicht akzeptabel, einen Freund in der Bredouille zu vergessen. Also, Boris, lass ihm doch ein paar Süssigkeiten, via Japan Airlines, von Zürich nach Tokyo, zukommen.
KikiKommentar melden -
Heisst das jetzt, das die Bank Baer Geld gewaschen hat? Der Ghosn „galt als sauber“, also kontrollierte niemand die Herkunft des Geldes. Solange niemand nachsieht sind doch alle sauber…
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Doch, klar kontrolliert einer die Gelder. Aber der ist auf beiden Augen halbblind und winkt alles durch! Gell Pädde!?
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Im Artikel steht:
—
Ex-Bär-CEO Boris Collardi empfing Ghosn, ein gebürtiger Libanese, persönlich und herzlich.
—Müsste wohl heissen:
Ex-Bär-CEO Boris Collardi empfing Ghosn, einEN gebürtigeN LibaneseN, persönlich und herzlich.[Subjekt] empfängt [Objekt] persönlich und herzlich. Das Objekt muss im Akkusativ stehen … Auch als Wen-Fall bekannt …
|=~ > /dev/null
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sind wir hier in einem Deutschkurs?
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„De Heiri hät es Chalb verchauft, de Heiri wot das öppis lauft. Hüt mues es sii, s’Gäld uf de Lade…Juhui jetzt hau – ich’s fort mid Schade!!“
Hans Rudolf Häfeli selig aka Ruedi Walter in ‚Der Kleinen Niederdorf Oper‘.
Schon er sang damals dass, was (leider) auch heute noch die Welt regiert, Geld – Macht – Misswirtschaft – Korruption. Nicht das erste Mal, das es ein dickes Fragezeichen hinter den Neo-Kapitalismus zu setzen gilt.
Wiiterschaffe – jetzt!
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Ghosn with the wind.
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Hallo Benzino Napaloni,
I prefer „The seven samurai“.
きき(my name in Japanese)Kommentar melden -
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Ghosn? Gähn!
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Bär hat alle Glaubwürdigkeit verloren. Wo für diese Pseudo Promi Kunden kein KYC galt müssen treue Kunden immer noch die kleinsten persönlichen Details anliefern.
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Boris Collardi – Wolf of Bahnhofstrasse. Jeden vollg… Nachtopf hat er schön garniert angerichtet und seinen VR nach Regel der Kunst über den Tisch gezogen. Beinahe ausnahmslos alle Swiss Bank-Skandale wurden von Eigenössischen HSG Bankers verursacht und ein inkompetenter VR (eben nur Verwaltung der Pfründe) hat zugeschaut und noch alles abgenickt… frei nach „einmal durch die ganze Schweiz mit den Taschen voller Geld…“
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Collardi wusste eines: Nur risikoreiche Kunden zahlen gute Margen. Und um seinen Bonus besorgt, ist er volles Risiko gefahren. Es hat sich für ihn ja ausbezahlt und die Suppe bei Julius Bär dürfen jetzt andere auslöffeln.
Und wohl geht die ganze Geschichte bei Pictet von Vorne los.
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B. Meier? ja, so einen gibt es auch in der Bärli Komplianze! Oder so ähnlich.
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Beste Werbung für C! Alle Stars sind immer willkommen.
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Das würde ich jetzt glatt bestreiten, dass Mr Ghosns der heisseste Kunde der Bären ist. Sicher ist er der bekannteste Kunde dieser Gruppe nun, aber da gibt es noch viel heissere als Mr. Ghosns. Gut, die Sache ist nun 10 Jahre her, der GUARDIAN UK zeigte jedoch schon das Format von Bärenkunden auf
https://www.theguardian.com/business/2009/feb/13/tax-gap-cayman-islands
https://www.theguardian.com/business/2009/feb/13/tax-gap-carlyle-group und weitere werden mit meinen Memoraren folgen. Jedoch im Moment schützen diese meine Familie und mich noch!Kommentar melden-
Elmer? Dann muss ich die Verschwörungslinks gar nicht anclicken…
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mich erstaunt nichts mehr bei Collardi.
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Deine Story ist schon sooooo alt….
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Hallo V. Erräter,
So, so, das wird langsam eine Mode in der Schweiz! Wir schaffen das.
KikiKommentar melden -
Elmer ist längst nicht mehr up to date
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Bärs heissester Kunde? Dachte, der sitzt im Kreml.
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Könnte es sein, dass Denken nicht gerade Ihre Stärke ist?
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„Man spiess zusammen…“. Ist das eine asiatische Kampfsportart?
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laufen eigentlich Boris und sein Götti, der Casanova-im-Betrieb, frei rum?
Nachtwandler sollten grundsätzlich vor sich selbst geschützt werden.
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Mach’s nicht so spannend, schreib doch den zweiten Namen, oder zumindest die Initialen? Tx
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Bärs heissester Kunde? Dachte, der sitzt im Kreml.
laufen eigentlich Boris und sein Götti, der Casanova-im-Betrieb, frei rum? Nachtwandler sollten grundsätzlich vor sich selbst geschützt werden.
„Man spiess zusammen...“. Ist das eine asiatische Kampfsportart? ;-)