Bei der Julius Bär herrscht Angst vor dem Bonus. Dessen Auszahlung erfolgt in diesen Tagen. Was danach passiert, weiss niemand. Doch viele rechnen mit einem Aderlass.
„Immer mehr der langjährigen Berater liebäugeln mit einem Wechsel“, so ein Bär-Beobachter. Ein zweiter Insider sagt, die Bär-Spitze habe zahlreiche Berater mit tieferen Boni für 2018 vor den Kopf gestossen.
Dem widerspricht die Bär-Führung vehement. „Julius Bär legt Wert darauf ihre Mitarbeitenden wettbewerbsfähig und marktgerecht zu bezahlen“, teilt ein Sprecher per Email mit.
Und fährt fort: „Die Höhe variablen Kompensation oder des Bonus errechnet sich dabei aus verschiedenen Komponenten wie Unternehmenserfolg, Bereichsabschluss und individueller Leistungsbeurteilung.“
„Während dies individuell auch in diesem Jahr zu Schwankungen führen kann, hat die Bank wie im Jahresabschluss ersichtlich insgesamt die Vergütung gegenüber dem Vorjahr nicht gekürzt.“
Mit der ausführlichen Stellungnahme versucht die Julius Bär, ihre eigenen Leute zu beruhigen und gleichzeitig die Konkurrenz auszubremsen.
Diese macht seit Monaten Jagd auf Bär-Berater. Allen voran die Genfer Pictet, bei der Ex-Bär-Chef Boris Collardi gute Leute für den Markt Schweiz und auch für Auslandgebiete gewinnen will.
Collardi ist bereits ein Coup mit einem grossen Middle-East-Team gelungen. Dieses war vor Jahren zur Bär gestossen, als dort Collardi das Zepter geschwungen hatte. Nun folgt es seinem Ex-Boss zur Pictet.
Laut einem Bär-Berater werden in den nächsten Wochen weitere Kundenberater und Vermögensverwalter dem Ruf von Collardi folgen und zur Pictet wechseln.
Doch auch andere Banken könnten derzeit versuchen, Bär-Berater für sich zu gewinnen und so an neue Kunden und deren Vermögen heranzukommen.
Alle gegen Bär – so das Motto in der Branche. Die führende Privatbank des Finanzplatzes Zürich scheint angeschlagen.
Das hängt mit der Führung zusammen. Collardi-Nachfolger Bernhard Hodler konnte der Bank bisher keinen eigenen Stempel aufdrücken. Er spricht von der rigorosen Ahndung alter Compliance- und Geldwäscherei-Sünden.
Damit hat Hodler aber selbst ein Problem. Er war jahrelang zuständig für die Compliance und das Risk Managment der Bär-Bank. Wie glaubwürdig kann er nun in die andere Richtung marschieren?
Weil das so ist, betont Hodler umso stärker die neue Politik von Zero Tolerance, wie sie vor ihm schon die Chefs von UBS und CS verkündet hatten.
Das wiederum finden die Schlachtrösser unter den Bär-Beratern nicht lustig. Sie sehen sich mit härteren Fragen ihres Compliance-Aufseher bedrängt und überlegen sich, ob sie nicht bei Collardis Pictet oder bei externen Vermögensverwaltern mehr Chancen auf gute Geschäfte haben.
Für Hodler und seine Bär ist die Lage verzwickt. Einerseits müssen sie rigoros mit Altlasten aufräumen, weil sie die Finma im Hause haben und die Amerikaner am Ermitteln sind, so im Fall PDVSA, der Ölfirma von Venezuela.
Es bleibt Hodler und der Bank somit gar nichts anderes übrig, als die Vergangenheit genau zu untersuchen und sich von Beratern und Kunden zu trennen, falls bei denen Fragwürdiges zum Vorschein kommt.
Andererseits macht die Konkurrenz vorwärts und lockt die grossen Bär-Berater mit der Aussicht, gutes Business ohne lästige Compliance machen zu können.
Bär ist damit in einer Ecke gelandet. Den Befreiungsschlag erhofft sich die Bank vom neuen Präsidenten. Doch Romeo Lacher, wie dieser heisst, übernimmt das oberste Kommando erst in ein paar Wochen.
Und danach braucht er wohl weitere Zeit, bis er sich für eine allfällige neue operative Führung entscheidet. Es dürfte somit Ende 2019 werden, bis die Julius Bär mit einem nächsten CEO den Angriffen der Widersacher Paroli bieten kann.
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Die beliebtesten Kommentare
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Jeder RM der ein bisschen Verstand hat sucht das Weite bei JB. Der Laden ist am versinken. Ein Verkauf ist die einzige Rettung.
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Wieso dementiert Bär die Kürzung der Bonus? Mensch, die lernen auch nie dazu!
Kürzt die Bonus, macht klar, dass ein solches Entlöhungsmodel nicht mehr zeitgemäss ist! Die Kunden“berater“ sind Angestellte der Bank und haben eine super Performance hinzulegen. Punkt. Aus. Da braucht es nicht auch noch horrende „Bonuszahlungen“ oben drauf!
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Wieso abspringen? Einfach auf die Übernahme warten….
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Keine Angst, die Klicke um Colardi werden ihre Pension von Pic-that geniessen, da ihre Rente im Konkursfall bestens abgesichert ist (und immer weniger Beitragsnehmer ihren Honigkuchen vergrössern).
Als PK-Mitglied sollten die kleinen langsam nervös werden… aber nix schlimm, die haben ja eh nix zu sagen, denkt sich Collardi höflich. -
einfach nur noch söldner, die für geld alles machen!
als kunde fragt man sich schon, ob dies das grosse
plus sein soll im private banking. -
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Es überrascht nicht. Nach den 7 fetten Jahren kommen nun die 7 mageren Jahre. Die guten Leute sind bereits gegangen, werden noch gehen oder schaffen es knapp über die (Pensionierungs-)Ziellinie. Der Rest wird die Zeche bezahlen.
Die Schuldzuweisung nur bei BC zu suchen wäre falsch. Auch im alten Rom war es auch nicht anders, die Gelage der Oberschicht war dazumal schon dekadent.
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Welche fetten Jahre? Seit 10 Jahren ist der Bonus mager.
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@Fette Jahre: Die fetten Jahre war der Bezug auf das Gelage der Oberschicht. Die Zeche bezahlt der Rest nun…
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@ Fette Jahre: Magerer Bonus? Schau mal bei der Industrie!!!
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Empirische Untersuchungen haben bewiesen, dass ein Bonus nicht zu mehr Leistung führt. Im Gegenteil, während ein paar Wenige gross absahnen, wirkt sich dies auf alle anderen demotivierend aus. So fördert man Einzelkämpfer und würgt den heute immer wichtigeren Teamgeist ab.
Wer in der Bankenszene wagt den ersten Schritt und schafft diese kontraproduktiven Boni ab? Leute, die nur dem grossen Geld hinterherjagen sollen besser gehen. Die tragen nichts zu einer guten Unternehmenskultur bei!
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das bonisystem in dieser form sollte abgeschafft werden. es ist zu unfair, tragen doch ALLE mitarbeitenden zum erfolg eines unternehmens bei!
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Die Migros Bank hat den Schritt gewagt und ist die beste Alternative im Banking in der Schweiz! Auch im Bereich der Anlage-probiert es aus und vereinbart einen Termin! Ihr werdet positif überrascht sein 😊👍
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Genau, hört mal endlich auf mit diesem „Bonus“ Zeugs!
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Soll sich das illoyale Pack doch zu Pictet verpissen – wir werden ihnen keine Träne nachweinen, zumal besagte Kolleginnen und Kollegen a) masslos überschätzt werden und b) schon lange keine wirklich attraktiven Erträge mehr erwirtschaften, dafür aber das Personalbudget überstrapazieren. Gute Reise!
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Nur die allergrössten Kälber
wählen Ihren Metzger selber.
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Ist es wirklich so schlimm, wenn Mitarbeiter, die sich nur für den Bonus einsetzen und Collardi hinterherrennen, die Bank verlassen? Nein! Aber diese „Alteingesessenen“ (kommt von sitzen) hocken auf dem Hintern und warten auf Godo! warten auf den neuen Präsidenten (der hat schon in der SIX nix bewegt!), warten auf einen neuen CEO, warten, warten! Wie wäre es, zur Abwechslung mal selber etwas zu verändern und zu verbessern? Es gibt unendliche Möglichkeiten. Aber das ist halt nicht so bequem!
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«Die FINMA im Haus zu haben» bedeutet heutzutage, dass dies wegen externem Druck (z.B. USA, F, Presse o.ä.) – also wegen «unglücklicher externer Umstände» – nicht mehr anders ging. Es bedeutet aber keinesfalls, dass die FINMA diesen Schritt aufgrund eigener Analyse ZEITNAH einleitete.
Es wäre höchste Zeit, die FINMA-Gurken-Truppe von (Gross)Banken-Marionetten auf dem (mitzuverantwortenden) Müllhaufen der CH-Finanzskandale (Raiffeisen, Fifa, 1MDB, Venezuela, Vontobel-Weisswürste, Mosambik, Brasilien usw.) zu entsorgen und durch eine schlagkräftige Truppe mit sauberem Leiter und neuer Unterstellung zu ersetzen.
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Rat zu geben ist das dümmste Handwerk,
das einer treiben kann.Rate sich jeder selbst und tue,
was er nicht lassen kann.Johann Wolfgang von Goethe
* 28. August 1749 † 22. März 1832 -
Sorry guys, auch der Romeo wird Euren Karren sicher nicht aus dem Dreck ziehen können. Der Boris lacht sich ins Fäustchen und träumt schon schon von der Passerelle über die St.Peterstrasse. Eine Übernahme durch Pictet wäre «best case» für die alten Bären. Headhunter haben schon seit Monaten zum Halali geblasen. Ab Auszahlung der Boni Ende Februar gilt: «fertig lustig». Selbst N-1 Mänätscher sind auf dem Markt… guess who? Wer jetzt noch bleibt, dem ist nicht mehr zu helfen.
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YRC?
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@NdS: Einige sachdienliche Hinweise für echte Insider: Er ist oft auf Golfplatz sowie Skipiste anzutreffen, wäre viel lieber in Osteuropa, und ist bislang nicht durch gute Zahlen aufgefallen (s. NNM).
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@NDS: Seine Initialen entsprechen jenen seines Heimatkantons.
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Betrifft das den n-1 mänätscher mit dem geeigneten nachfolger in Zurich, der handverlesenen und kompetenten stabseinheit, den generell guten DUs mit den besten RMs, wobei der eine grosse RM eigentlich in eine andere region gehört…?
Da muss sich keiner sorgen. Der laden wird wie geschmiert weiterlaufen!
Happy golfing & bis bald. -
@Maria: Ich hoffe, Sie meinen mit „geeignetem Nachfolger“ hoffentlich nicht Dünnbrettbohrer à la Leiter Zurich.
Senior RMs brauchen keine Durchlauferhitzer (THs und MHs), die nur kosten und *zero* value-add bringen.
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Soll sich das illoyale Pack doch zu Pictet verpissen – wir werden ihnen keine Träne nachweinen, zumal besagte Kolleginnen und…
einfach nur noch söldner, die für geld alles machen! als kunde fragt man sich schon, ob dies das grosse plus…
Empirische Untersuchungen haben bewiesen, dass ein Bonus nicht zu mehr Leistung führt. Im Gegenteil, während ein paar Wenige gross absahnen,…